Hallo zusammen,
einige Zeit ist vergangen und es ist soviel passiert. Mir geht es grad nicht gut und ich hoffe, dass es okay ist, wenn ich euch hier wieder zutexte und das, was in meinem Kopf ist, loswerde.
Ich hatte vor einiger Zeit dummerweise in einem neuen Beitrag geschrieben, dass ich ihm einen Brief geschrieben habe, um für mich abzuschließen. Es war ein langer und ehrlicher Brief. Es war für mich ein Weg den Abschluss zu finden, weil ich immer noch nicht wusste, ob er vielleicht wirklich Krebs hat oder nicht. Er hat damals mit einer emotionalen Nachricht, die mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat, reagiert. Ich habe darauf ebenfalls nochmal reagiert und so ergab es sich, dass wir plötzlich wieder sehr lockeren befreiten Kontakt hatten.
Wir vereinbarten ein Wiedersehen und einige Dinge, die wir immer schonmal zusammen unternehmen wollten. Wir trafen uns ca. 1 x pro Woche und es war wie ein neues Kennenlernen. Es war so schön und aufregend. Es war wie früher. Wir lachten viel, wir sprachen viel und man merkte deutlich, dass wir einander guttun. WIr verbrachten sogar eine Nacht zusammen, Abende auf dem Sofa, aber weder küssten wir uns noch sonst etwas. Er sagte mir, dass er mich vermisst hat und noch Gefühle hätte, aber zuviel Schiss vor dem was passieren könnte, wenn sich tatsächlich herausstellt, dass das in seinem Knochen böse ist und eine Chemotherapie erfolgen müsse. Trotzdem machten einige Dinge die er sagte für mich weiterhin keinen Sinn. Ich sagte ihm bei einem Abendessen ganz offen, dass ich zurück will. Dass ich noch Gefühle habe und ihn vermisse. Er sagte, ihm ginge es auch so, aber seine Angst steht ihm im Weg und er kann es nicht.
Das half mir seltsamerweise für mich nochmal klar zu bekommen, es gibt kein Zurück. Aber gleichzeitig schaffte ich es nicht, den Kontakt abzubrechen, weil die Zeit mit ihm trotz klarem Nein gut tat. Aber ich schaffte es tatsächlich, mich extrem auf mein Leben zu konzentrieren und meine Gefühle im Griff zu behalten. Auch wenn es irrsinnig klingt, aber mir ging es tatsächlich gut in dieser Situation. Er war irgendwie zurück in meinem Leben, ließ mich an seiner krankheit teilhaben und meine Sorgen und Ängste um ihn wurden dadurch geringer, weil ich wusste was er macht / wie es ihm geht und wir schenkten uns gute Zeiten gegenseitig. Ich hatte das Gefühl, als wenn es mir leichter fiel, ihn als Mann loszulassen, wenn er noch da ist. Ich kam tatsächlich klar mit dieser Situation. Ich weiß nicht, ob es sein Ego war oder ob er tatsächlich plötzlich anders dachte, aber vor ca. 1 Monat kam er zu mir und küsste mich. Er sagte, dass sein Kopf inzwischen deutlich sagen würde, ja. Dass er zurück nach Hause will (das waren zuvor auch meine Worte), dass er nun vom Kopf her weiß, dass wir das gemeinsam schaffen können. Dass ich stärker bin als er gedacht hätte. Dass er weiß, dass ich dem Braten nicht trauen kann, dass er mein Vertrauen zerstört hat und er am Zuge ist, mir zu beweisen, dass er es ernst meint. Ich war völlig verunsichert. Ich habe ihm gesagt, dass ich den Weg mit ihm als Mensch weitergehe, aber nicht weiß, ob eine Partnerschaft noch möglich ist. Ich habe es tatsächlich so gemeint. Wir haben Zeit. Er wird mir zeigen, dass er bleiben will. Ich solle auf den Tisch hauen, wenn er Angst bekommt usw... er sagte mir, dass er in ein paar Wochen vielleicht meine Hilfe braucht, wenn es ihm schlecht geht (dann sollte die ausschlaggebende Untersuchung erfolgen). Ich sagte ihm, dass er meine Hilfe haben kann, aber dass wir bis dahin mir helfen müssten, weil ich auch Angst habe auch wenn es eine andere ist. Meine Angst war die, dass er plötzlich wieder weg ist. Diese Angst ließ es mir auch nicht zu, mich emotional wirklich drauf einzulassen. Er konnte das verstehen und sagte immer nur, dass die Zeit das für uns regeln wird und er mir zeigen wird dass er mich will und da bleibt. es folgten 2 schöne Wochen, auch wenn wir uns nicht oft sahen, versuchte er zumindest mit Worten mir ein gutes Gefühl zu geben.
Wir hatten tagsüber nicht mehr so viel Kontakt wie damals und es war auch leicht krampfiger als noch in den neuen Kennenlernwochen zuvor. Ich merkte, dass ich immer darüber nachdachte, wann kann ich mich wie melde und das zeigte mir meine deutliche Unsicherheit.
Er sprach sogar scherzhaft über ein Zusammenziehen. Über Pläne für den Sommer. Über seine Träume und Vorstellungen. Wir lachten, wir hatten wieder tollen S.. Er erwähnte immer, dass er will, dass ich wieder die Frau an seiner Seite sein soll. Er will das Komplettprogramm usw..
Ich wartete dauernd auf ein Zeichen. Auf eine Tat. Das hätten Kleinigkeiten sein können, wie zB dass ich seinen Sohn oder einen Freund wiedergesehen hätte. Irgendetwas, dass mir geholfen hätte, zu glauben, dass er es ernst meint. So lief es für mein Gefühl immer distanziert und heimlich ab.
In der 3. Woche gab es eine Situation wo ich einen wirklich schweren Termin hatte und wusste, dass es mir abends einfach mal nicht gutgehen würde und ich einfach gerne bei ihm wäre. Ich bat ihn Montagsfrüh darum und er sagte, klar er ist da und ich soll abends kommen. Als wir abends Kontakt hatten wegen Uhrzeit teilte er mir mit, dass er aber jetzt erstmal zum Sport müsse. Ich hoffte, dass er danach zu mir kommt, weil es bei mir um die Ecke ist. Das tat er nicht. Er fuhr nach Hause und rief mich gutgelaunt an um mir zu erzählen, wie toll sein Arm heute mitgemacht hat. Ich konnte es nicht herunterschlucken und sagte ihm ruhig und friedlich, dass es mich verletzt, dass alles andere wichtiger ist und ich die letzten Wochen wirklich stark und für ihn da war und dass ich nicht einmal auch einfach seine Schulter haben kann. Dass es keine Rolle spielt. Da war er ganz irritiert und hat es nicht verstanden und reagierte direkt gereizt, nach dem Motto, ich würde ihm seinen Sport verbieten. Das ist totaler Quatsch. Ich habe meinen Freund gebeten einfach da zu sein, er hat nicht mal gefragt, wie es mir geht und mir nur von seinem Sport erzählt. Das hat mich verletzt und das war kein Zeichen, dass ich in dieser Zeit gebraucht hätte.
Am nächsten Tag fuhr ich zu ihm um mit ihm zu reden. Ich erklärte ihm nochmal, wie ich das empfunden hatte und er sagte, er hätte das anders gesehen und wir hatten ja keine feste Zeit abgemacht etc. Ich sagte ihm, dass es vielleicht doch zu früh für ein zurück its und wir es doch erst noch oberflächlicher und platonischer lassen sollten, weil ich es so nicht schaffen werde, mich richtig drauf einzulassen. Er sagte wieder, dass er das nicht will. Er will ganz oder garnicht. Er will Zweisamkeit mit mir. Er will das alles. Er hat Angst, aber er will es. Wenn er irgendwann Chemo machen müsse und dann fies und ungerecht wird, dann soll ich auf den Tisch hauen und ihn wieder runterholen. Ich soll einfordern, was ich von ihm brauche. Aufmerksamkeit, Zeit, Emotionen. Ich soll ihm sagen, was ich brauche und will, weil er selbst merkt, dass er immer noch nicht wieder er selbst ist usw... es waren alles Dinge, wo mein Kopf mir deutlich sagte, er braucht dich als Stütze. Das ist kein ich will Dich als Partnerin. Wir lachten bei dem Treffen auch und sprachen ganz locker am Ende miteinander und verabredeten am Samstag was schönes zu unternehmen.
Es folgten noch 2 Tage belanglose Whatsapp-Nachrichten und Donnerstags schickte er mir noch ein Bild in dem Oberteil, was er mir immer zum schlafen gegeben hat. Immer wenn ich es sehe, muss ich an dich denken.
Ein weiteres Zeichen für mich, war in dieser Woche auch, dass ich ihm von einem unschönen Arzttermin bei mir erzählte und dass ich hier etwas Sorge vor hätte. Er sagte nur das wird schon und fragte auch nie, was der Arzt denn nun gesagt habe. Seine Worte in dieser Zeit taten gut, seinen Taten zeigten mir, dass die Worte nichts wert waren.
Ich wagte mich Donnerstagabend etwas vor und schickte ihm eine Sprachnachricht in der ich ihm am Ende sagte,dass ich ihn vermisse. Hierauf hörte ich nichts mehr.
Freitags hörte ich nichts mehr.
Samstagfrüh bekam ich eine Nachricht, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden. Dass er mir das was ich brauche und erwarte nicht mehr bieten kann. Er zieht wieder den *beep* ein, weil er mir und sich nicht gut tut. Er ist sicher, dass ich das auch so sehe, dass es nie mehr wird wie zuvor.
Die Nachrichte endete mit Ich mag dich sehr. Leb wohl.
Ich reagierte locker drauf und schrieb, dass ich das ja auch so sehe. Es war eine sofortige Reaktion, ich stand noch neben mir. Es folgten noch ca. 2 Nachrichten beidseits. Er schrieb, er würde mir bescheid sagen, wenn er ein Ergebnis hat aber auch machs gut. Ich wünschte ihm auch alles gute.
Das war vor 2,5 Wochen. Seitdem ist absolute Funkstille. Ich habe sämtliche Nachrichten und auch seine Nummer gelöscht (obwohl ich die noch irgendwo in meinen Anruflisten habe).
Es ist etwas leichter zu ertragen, weil ich nun nicht mehr diese Traummann-vorstellung, wie er damals am Anfang war im Kopf habe, bei dem Neuversuch waren es wie gesagt nur Worte, damals wirkliche Taten die mein Herz berührten.
Aber mir geht es nicht gut. Ich bin unfassbar erschöpft und habe weiterhin Schwankungen, von Wut über Trauer bis hin zu extrem Vermissen.
Ich bin wütend auf ihn. Ich bin wütend, weil er zurückwollte, obwohl ich schon so stark war, diese zeit ohne Beziehung zu schaffen und in seinem Leben zu bleiben. Ich bin stark geblieben und habe meine Gefühle unterdrückt, weil ich dachte, der Mann hat Krebs (ich weiß weiterhin nicht, was stimmt und was nicht, aber das Wort Knochenkrebs hat er irgendwann auch plötzlich anders umschrieben).
Ich habe meine ganze Kraft in den letzten Wochen investiert, um meinen Herzschmerz, den Schock über diese gruselige Trennung und die Tatsache, dass ich für ihn da sein will, weil es ihm nicht gutgehen könnte irgendwie hinzubekommen. Ich habe das geschafft. Und dann macht er es erneut. Er bekommt Angst und haut ab oder aber ich war doch zu anstrengend. Habe ich zuviel erwartet weil ich 1x! gebeten habe, schwach sein zu dürfen?
Es gibt auch Momente, da mache ich mir diese Vorwürfe. Da denke ich mir, der arme Mann hat doch so eine Angst krank zu sein und scheinbar auch Angst vor Beziehung und dann forderst du Aufmerksamkeit. Aber es kann doch kein Mensch ohne ein Zeichen, eine Tat wieder versuchen zu vertrauen oder?
Er saß nicht wie ein Häufchen Elend zuhause und hatte Schmerzen oder Angst. Er war andauernd unterwegs mit seiner Musik (DJ) und hat mir dauernd von seinen neuen Events, neuen Flyern usw. erzählt. Das ging alles. Nur mir etwas entgegenzukommen ging nicht.
Er hat mich wieder zurückgelassen und mir geht es nicht gut. Diese Stille ist das, was ich nicht gut ertrage. Das war immer das Schlimmste. Deshalb war die Zeit mit Kontakt aber ohne Beziehung erträglicher.
Ich bin so unfassbar erschöpft. Die letzten Wochen waren so anstrengend.
Ich fühle mich benutzt und leer. Und dann wieder schuldig.
Ich bin durcheinander.
Und es tut weh. Und ich verstehe nicht, warum es mich so extrem mitnimmt.
Es tut mir leid, dass es soviel geworden ist.
Danke fürs Zuhören.
10.05.2016 09:06 •
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