Hallo GuteNachtEngel,
das ist ja eine schreckliche Geschichte, und schwierig, wie man dir helfen und dich trösten könnte
Für mich klingt das nach einer typischen Ambivalenz, einer inneren Zerrissenheit, von der ich mir als Nicht-Muslima nur vorstellen kann, dass es die Gefühle eines Menschen spaltet, eben ein guter Muslim sein zu wollen (wo ja kein/e Freundin/Freund und kein vorehelicher S. erlaubt ist) und seine Eltern und Familie zufrieden zu stellen, versus der natürlichen Entwicklung von Zuneigung, Liebe und freiem Willen.
Du erwähntest seine Bemerkung, er müsse sich zwischen seinen Eltern und dir entscheiden, von daher wäre klar, woher seine plötzliche Heirat kam - aus dem Wunsch nach Frieden mit seiner Familie und in seinem Inneren. Dass diese Rechnung in seinem Fall zu einfach gedacht war und ihm reichlich emotionale (und bestimmt auch psychische) Probleme macht, und somit nicht aufging, ist ja nicht weiter überraschend (Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach, wie die Christen sagen - und bestimmt auch eine entsprechende Textstelle im Islam darauf hinweist ).
Da du wohl bezüglich gute Muslima auch mit dir zu kämpfen hattest und dabei zu seinen Gunsten Kompromisse eingegangen bist und dich darauf bedingungslos eingelassen hattest, ist sein Herumeiern für dich wahrscheinlich besonders schmerzhaft. Du bekommst dadurch das Gefühl, dass du ihn mehr geliebt hast, als er dich. Allerdings würde ich das nicht zwangsläufig so sehen, denn seine Motive bzw. seine Beziehung/Abhängigkeit zu seiner Familie ist vielleicht mehr in Stein gemeiselt, als bei dir und deiner Familie. Deine Familie ist vielleicht von Natur aus toleranter und hat andere Lebensinhalte.
Seine Familie ist offensichtlich lebensbestimmender für ihn, als deine für dich. Und das kriegt man nicht geändert. Ich fürchte, damit musst du dich abfinden
Letztlich darfst du dich aber von seiner Ambivalenz nicht mehr beeinflussen und kaputt machen lassen! Du weißt mittlerweile genug über ihn - gemessen an seinen bisherigen Taten! - um Abstand von ihm zu nehmen und ihn mit seiner inneren Zerrissenheit alleine zu lassen. Mache nicht den Fehler zu glauben, dass er dich plötzlich so liebt und braucht, wie du es dir wünschst, wenn du ihm nur genügend Zeit und Verständnis gibst. Das wird bei einem so eingefleischten inneren (und religiösen/familienpolitischen) Konflikt niemals eintreten. Eure Ehe wäre davon gekennzeichnet.
Mach' dich frei von ihm und glaube daran, dass es einen liberalen muslimischen Mann geben wird, mit dem du glücklich sein kannst. Im Christentum heißt es Gott ist Liebe, und Liebe ist Gott. Und ich bin überzeugt, dass auch Allah haargenau so beschrieben wird - als der Inbegriff der Liebe (ich persönlich glaube: Ein Gott - tausend Namen, aber das tut nichts zur Sache).
Ich wünsche dir von Herzen eine gute Erholung!
20.10.2015 15:39 •
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