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Er will Abstand und ist ausgezogen

A
Hallo ihr Lieben,

seit etwa zwei Wochen lese ich hier mit und es tut wirklich gut zu merken, dass man nicht alleine in einer Krise steckt. ja, wir stecken in einer echten Krise und ich bin kurz davor durchzudrehen, habe das Gefühl es nicht mehr aushalten zu können. Aber das kennen die meisten von Euch sicher.

Wir (beide Anfang 40) sind seit 20 Jahren zusammen, mit Höhen und Tiefen. Haben eine Tochter (8).
Wir drehen uns schon länger im Kreis und ich fühlte mich schon länger einsam in der Beziehung. Ich hab das meinem Mann auch immer wieder gesagt was mir fehlt, es waren eher die kleinen Zeichen der Verbundenheit (ein spontaner Kuss/Umarmung, ein Lächeln, ein liebes Wort. ). Ich glaub es fing an, als er vor ein paar Jahren (unsere Tochter war schon auf der Welt) mal Gefühle für eine andere hatte (keine Affäre). Ich hab es durch Zufall herausgefunden und bin komplett ausgeflippt. Unsere Tochter war noch klein und ich hatte regelrechte Panik alleine klar kommen zu müssen. Ich war so sehr verletzt (empfand den Alltag mit Job/Kind damals sehr anstrengend und war eigentlich froh, dass wir doch alles so gut schaffen und dann das. ). Seit dem hatte ich irgendwie ständig das Bedürfnis, dass er mir in besonderem Maße zeigen muss, dass er mich liebt und ich bin in eine regelrechte Erwartungshaltung gegangen (so sehe ich das heute). Ich denke diese Erwartungen haben ihn irgendwo erdrückt. Außerdem hat er mir gesagt, dass er einen gewissen Frust in sich spüre, weil ich immer alles bestimmt hätte. Damit meint er die großen Dinge wie Umzüge, Heirat, Auto etc. Ja, er hat Recht, ich hab das immer gepuscht, aber da gehören ja auch zwei dazu und er ist ein intelligenter erwachsener Mann. Es scheint, da hat sich was zwischen uns eingeschlichen und wir stecken in einem Teufelskreislauf. Ich muss dazu sagen, wir hatten auch viele schöne Momente und wir haben auch nicht wie Bruder und Schwester gelebt ; ). Trotzdem war immer was in der Luft. Vor ein paar Monaten war ich so frustriert, dass ich dachte, ich muss loslassen, das ist die einzige Chance. Leider viel mir nichts besseres ein, als mich abzulenken und habe mit einem anderen Mann gechattet. Mein Mann hats rausgefunden und war sehr wütend und verletzt (es waren zwei Wochen Chat, sonst nix, kein Treffen, kein Kontakt mehr). Danach hatten wir ein paar richtig schöne Wochen, sind dann aber wieder in die alten Muster verfallen. Was dann wieder in endlosen Monologen meinerseits endete, weil ich von ihm wissen wollte, warum er mir im Alltag so wenig Zuneigung zeigt. Leider ist mein Mann nicht der größte Kommunikator wenn es um Gefühle geht. Sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich schrecklich eifersüchtig bin.

Irgendwann meinte er, er hat sich Rat bei einem Paarberater geholt. Wir befänden uns in einer Sackgasse und Abstand wäre ganz gut, vielleicht um dann mit einer Paartherapie wieder zueinander zu finden. Und jetzt ist er vor zwei Wochen ausgezogen (in ein möbl. Zimmer, das ist keine Dauerlösung, wohnen in einer Wohnung, Abstand geht hier nicht). Es gab kein Streit, kein böses Wort aber viele Tränen. Er ist selbstverständlich weiter für unsere Tochter da. Ganz ehrlich, ich bin am Boden. Ich möchte ihm bestimmt kein Heiligenschein aufsetzen und es gehören immer zwei dazu. Aber mir sind meine Verhaltensweisen sowas von bewusst geworden, dass es kein Wunder ist wie es kam. Auch ist mir bewusst geworden, dass er mir seine Zuneigung auf andere Art und Weise gezeigt hat, ich war nur blind vor lauter Groll. Ich vermisse ihn und wünsche mir so sehr, dass wir wieder zueinander finden. Nur hab ich keine Ahnung wie. Wir haben derzeit nur Kontakt per Whats app und auch nur in Bezug auf unsere Tochter. Wollten Anfang nächster Woche mal reden, haben aber nichts konkretes ausgemacht. Diese Ungewissheit und Schuldgefühle fressen mich auf und wenn ich dran denke, dass wir drei keine Familie mehr sein sollen wird mir schlecht.

Puh, so viel Text. Ich hoffe ich hab den Kern getroffen. Jetzt sitze ich hier in unserer Wohnung, die sich so verdammt leer anfühlt. Und ich hab keine Ahnung, wie ich ihm begegnen soll. Bin jeden Tag kurz davor ihn anzurufen, damit er wieder nach Hause kommt. aber das wär wohl keine gute Idee.

Ich möchte gern eine Paartherapie machen, jeder müsste was ändern und ich glaub es ist gar nicht viel. Möchte ihn aber auch nicht drängen, damit ich nicht schon wieder das Tempo vorgebe. Was meint ihr? Ich fühle mich lebendig begraben und funktioniere nur noch : ( Und habe solche Angst, dass mein Mann schon den Entschluss zur endgültigen Trennung gefasst hat oder dieser ungewisse Zustand noch ewig anhält. Ach man.

Verzweifelte Grüße

05.02.2021 01:08 • #1


Wirdschon
Guten Morgen @Annika79

Lass dich mal fest in den Arm nehmen

Ich lese aus Deiner Geschichte ein Paar, dass sich aus den Augen verloren hat. Das ist wohl traurig, aber muss nicht die endgültige Trennung bedeuten

Nimm dir die Zeit und lass diese ihm auch, um den Kopf und das Herz zu sortieren
Wenn Euer Beziehungsfundament ein stabiles ist, werdet ihr das zusammen meistern

Und nun denk erstmal nicht soviel an was wäre wenn, sondern geh in dich, nutze die Zeit um dir selber klar zu werden, was Du willst, wo deine Anteile sind und was Du ändern kannst, ohne Dich zu verbiegen

Bitte ihn , das selbe zu tun und wenn ihr euch dann austauscht, unterlasst Schuldzuweisung und versucht erstmal sachlich zu klären, wer wo steht.

Ist und wird nicht einfach, ich weiß das.

Wünsch dir alles Gute
LG Wirdschon

05.02.2021 09:12 • x 2 #2


A


Er will Abstand und ist ausgezogen

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Kummerkasten007
Zitat von Annika79:
Ich möchte gern eine Paartherapie machen


Weiß er das?

Falls nein, würde ich es ihm mitteilen. Aber ohne Termin oder so.

Du solltest ihm Zeit geben nun.

Schreibe doch mal für Dich auf, was falsch gelaufen ist und was Du an Dir ändern möchtest; auch was Du Dir von einem Partner erhoffst und was Du bekommen hast.

Was habt ihr Eurem Kind gesagt?

05.02.2021 09:13 • #3


A
Hey, danke für eure Worte ,

ja, er weiß das mit der Paartherapie. Und ich würde am liebsten sofort einen Termin ausmachen...und ihn damit wahrscheinlich schon wieder erdrücken...es zerreißt mich fast, dass ich nicht weiß wo er steht!

Unserer Tochter haben wir gesagt, dass Papa vorerst auszieht weil wir uns gerade nicht so gut verstehen (hat sie auch teilweise mitbekommen, aber es sind jetzt nicht die Fetzen geflogen oder so). Sie geht davon aus, dass er bald zurückkommt...ich hab ihr geantwortet, dass ich mir das wünsche. Dass es aber offen ist habe ich nicht geschafft auszusprechen.

Ich habe mir schon notiert, was ich nicht gut fand (auch um mir jetzt nicht alles schön zu reden) und auch was von meiner Seite nicht gut lief. Aber dieses Gedankenkarusell dreht sich immer weiter. Habe ständig Flashbacks von schönen Momenten und einfach eine schei., dass es zu spät ist. Das zieht mich so runter. Ach man... ich schaffe es nicht im hier und jetzt zu bleiben. Meditieren, yoga, Gedankenstopp - meine Gedanken wollen einfach nicht weg. Ich versuche mir auch klar zu machen, dass es viel schlimmere Schicksalsschläge gibt. Hilft auch nicht wirklich.

Und jetzt dieses unendlich lange Wochenende! Naja, heute erstmal arbeiten, wenigstens nicht zu hause sein...aber im Büro kreisen meine Gedanken trotzdem

05.02.2021 11:04 • #4


B
An seiner Stelle würde ich mir veräppelt vorkommen.Er soll nach einem kleinen Fehler jetzt jahrelang deine übersteigerte Erwartungen erfüllen und dann machst du selbst soetwas.Da wäre ich wirklich wütend.
Er sollte definitiv auch so eine Liste machen, was ihm nicht gefällt, da käme bestimmt auch so einiges zusammenkommen.
Wird jetzt mal Zeit,dass du auf ihn und seine Bedürfnisse schaust,ihm Abstand lässt und ihm dann eine Paartherapie vorschlägst.Hat sich ja dann offensichtlich sehr um dich und deine Erwartungen gedreht.

05.02.2021 11:22 • x 1 #5


A
Hallo Bones,

du hast nicht ganz unrecht. Und mir ist auch einiges klar geworden. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich seine Bedürfnisse komplett ignoriert habe. Ich hatte auch nicht den Anspruch oder das Bedürfnis, dass wir wie zwei Kletten zusammen hängen. Er macht zum Beispiel viel Sport, was auch richtig viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich habe ihm da immer seine Freiheiten gelassen, was auch ok für mich war. Neben Job, Kind, Hobbys blieb nicht viel "Paar-Zeit". Ich habe gedacht, es ist besser es anzusprechen, dass ich mich einsam/ungesehen fühle als es in mich reinzufressen. Habe es wohl übertrieben.

05.02.2021 11:46 • #6


Ayaka
Zitat von Annika79:
Sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich schrecklich eifersüchtig bin.


das ist etwas, dass man nicht nur am Rande erwähnen wollte - Eifersucht zerstört an sich gute Beziehungen und treibt liebende Partner in die Verzweiflung bis sie nicht mehr können/wollen.

ich denke auch, dass du ihm mal Zeit geben sollst, sag ihm klar, dass du dir eine Paartherapie wünschst und daran arbeiten möchtest.

Das Thema Eifersucht/Selbstbewusstsein kannst und musst du ohnehin für dich selbst angehen - da kann er dir nur wenig helfen - wenn du dich nicht selbst genug liebst wirst du auch nie verstehen können wieso dich jemand anderer liebt und immer wieder Bestätigung suchen. Also wieso nicht mal hier ansetzen bis er so weit ist. Denke es ist auch ein gutes Signal in seine Richtung, dass du an dir selbst und deinen Anteilen der Sackgasse zu arbeiten beginnst.

Drück dich ganz lieb und wünsche euch echt noch mal zueinander zu finden

05.02.2021 13:53 • x 1 #7


A
Ayaka, ich stimme dir zu. Eifersucht/Verlustangst ist mein Thema und würde bei einem anderen Mann genauso hochkommen. Ich möchte da unbedingt dran arbeiten, ich merke ja wie es mich belastet...und zu was es geführt hat. Leider schaffe ich es in meinem jetzigen Zustand nicht das Thema Selbstbewusstsein/Selbstliebe anzugehen und die Zeit quasi sinnvoll zu nutzen. Die Gedanken an das, was alles auf dem Spiel steht ziehen mich zu weit nach unten. Ich hoffe sehr, dass mein Mann zu einer Paartherapie bereit ist. Und habe wahnsinnige Angst vor seiner Antwort Meint ihr, es ist zu viel, wenn ich ihn frage, wo er gerade steht?

Liebe Grüße

05.02.2021 16:12 • #8


tina1955
Hallo @Annika79 merkst Du eigentlich bei Deinen Antworten, dass es nur immer um Dich, Deine Erwartungen und Deine Ängste geht?
Fragst Du Dich nicht, wie es Deinem Mann geht, der ausgezogen ist, weil er von Dir all die Jahre so klein gemacht wurde?
Er musste nach seinem Ausrutscher funktionieren und hat nach Deiner Regie getanzt.
Dass er einen Gesprächstermin hatte, wird ihn wohl bekräftigt haben, dass er ausziehen sollte.
Du teilst Deine Gedanken wochenlang einem fremden Mann mit und denkst überhaupt nicht daran, wie sehr Du Deinen Mann damit verletzt hast? Und Du suchst immer noch anklagen dafür die Schuld bei ihm.
Schön, Du gibst auch zu, Fehler gemacht zu haben, aber auch nur, weil Du es jetzt merkst, wo es eventuell zu spät ist.
Was wäre denn gewesen, wenn Deine Tipperei mit dem anderen Mann nicht aufgeflogen wäre?
Wie weit wärst Du gegangen?

Ich finde, Du siehst diese Trennung immer noch zu egoistisch und möchtest schon wieder, dass auch Dein Mann lieber gestern als heute an einer Paartherapie teilnimmt.

Bedenke aber auch, dass eine Paartherapie in die Tiefe gehen kann und vielleicht auch dazu führen kann, dass einem der Partner bewusst wird, sich entgültig zu trennen.

05.02.2021 16:33 • #9


A
Hallo tina1955,
danke für deine ehrlichen Worte.
Doch natürlich frage ich mich wie es meinem Mann geht und natürlich ist mir klar, dass ich ihn verletzt habe, das weiß er auch. Ich habe mich lange Zeit einsam und selbst verletzt gefühlt. Und ja, dass das vielleicht nicht gerechtfertigt war und ich den Blick für die guten Dinge verloren habe, ist mir erst jetzt klar geworden. Ich gebe ihm keine Schuld, im Gegenteil. Es war mir immer sehr wichtig wie esmeinem Mann geht. Deshalb habe ich ja auch endlose Diskussion geführt, um zu wissen wo er steht, was er möchte.

Mir ist natürlich klar, dass eine Paartherapie keine Garantie ist....

Lg

05.02.2021 18:04 • #10


A


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