Liebe Knusperl,
ich kann völlig verstehen, wie es dir gerade geht. Denn mir geht es gerade nicht anders.
Ich bin auch in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und bin derzeit so unglücklich. Ich blicke auf fast 18 Jahren Beziehung zurück und kann nicht glauben, was gerade abgeht. Ja und es ist auch meine erste gleichgeschlechtliche Beziehung mit einer Frau. Ich hatte vorher auch nur Beziehungen mit Männern. Es hat lange gehalten, und wir haben uns gemeinsam viel aufgebaut, Haus etc. - einfach ein gemeinsames Leben und wir waren glücklich. Zumindest sagte sie mir das ständig.
Es hatte mich eigentlich nie zu Frauen hingezogen, aber bei ihr war es anders. Warum?
Wahrscheinlich einfach nur weil man sich in den Menschen verliebt und nicht in das Geschlecht.
Was viele nicht wissen ist, das man nicht nur seine Beziehung verliert sondern irgendwie auch seine beste Freundin. Das fühlt sich bei einer Beziehung mit einem Mann einfach anders an.
Es ist nun leider auch so, dass sie mir vor einem 3/4 Jahr gestanden hat, sich in eine andere Frau verliebt zu haben.
Eine Frau die sich überhaupt nicht kennt, sondern nur aus gesundheitlichen Gründen mit ihr zu tun hatte. Angeblich ist eben diese Frau auch gleichgeschlechtlich orientiert, aber sie vermutet es nur. Was soll ich dazu noch sagen?
Ausserdem war bei uns ja auch schon ein Knick drin, so sagt sie. Ja und wirklich verliebt war sie ja sowieso nicht in mich.
Dafür sind 18 Jahre Beziehung und Glücksein schon komisch.
Wie kann man sowas nach so einer langer Zeit sagen?
Von einem Knick habe ich nichts bemerkt, vorallem nicht, wenn man mir ständig sagt, wie sehr sie mich liebt und das ihr ein und alles bin und sie glücklich ist. Aber nun sagt ihr eine innere Stimme, dass sie einen anderen Weg einschlagen muss.
Aber dennoch möchte sie mich nicht aufgeben - wer soll das verstehen?
Wir haben beide einen stressigen Job und ich habe noch zusätzliche Verpflichtungen. Und dennoch haben wir uns immer die Zeit füreinander genommen, für die Zweisamkeit die uns so wichtig war. Natürlich hatten wir Höhen und Tiefen, wie in jeder normalen Beziehung. DAS ist nun mal das Leben, kein Mensch hat bisher behauptet es wäre leicht.
Nun ist sie vor drei Tagen ausgezogen und lässt mich mit dem Haus zurück. Mit einfach allem. Sie sagt zwar, dass sie nur Abstand will um zu wissen, wo sie eigentlich hingehört. Aber sie will aber auch zu der Anderen um abzuchecken wie sie fühlt.
Aber sie weiß auch nicht, ob sie sich traut der Anderen ihre Gefühle zu offenbaren. Ich weiß nicht, ob es nur eine Midlife Krise ist - wir sind beide schon über 40.
Es ist so, dass sie durch ihren stressigen Job und Studium schon einen Burnout hatte und auch jetzt war sie schon wegen dieser anderen Frau bei einem Therapeuten. Aber mich will sie auch nicht verlieren - ganz ehrlich, ich weiß so langsam nicht mehr was ich noch glauben soll.
Sie hat auch klammheimlich eine Wohnung gesucht, aber nur für 5 Monate, dann will sie zurück kommen. Das habe ich durch Umwege erst erfahren und sie drauf angesprochen. Das war so dermaßen unsensibel und einfach nur schäbig von ihr.
Abstand für 5 Monate? Das ist in meinen Augen eigentlich ein Art Abgewöhnen. Sie streitet es komplett ab.
Ich sehe das einfach anders, ich sehe es so, dass sie frei sein will für die Andere. Und ihren Ballast loswerden will.
Ich kann das alles für mich nicht mehr anders einordnen, und schwanke mit meinen Gefühlen hin und her. Vor zwei Tagen hat sie mir noch gesagt, dass sie mich liebt und das sie unser altes Leben zurück haben möchte und saß vor mir und weinte.
Aber dennoch muss sie diesen Weg gehen. Ja und es ist nur weges des Abstandes und nicht wegen der Anderen.
Tja, wer´s glaubt. Wir wissen beide, dass ihre Entscheidung was unsere Beziehung angeht, mit den Gefühlen der anderen Frau steht und fällt.
Die letzten Monate waren so hart für uns beide, so dass es teilweise unerträglich war, diese Nähe zueinander. Aber andererseits wollten wir beide diese Nähe nicht aufgeben und waren eigentlich sehr eng miteinander. Aber dennoch gab es sehr viel Streit und sie hat soviele Dinge gesagt und getan, die mich so sehr verletzt haben. Teilweise waren so viele Lügen dabei und dann wieder diese gnadenlose Ehrlichkeit und dann hat sie bei jeder Gelegenheit meine Nähe gesucht.
Irgendwie Zuckerbrot und Peitsche, wenn du verstehst was ich meine.
Ich weiß nicht, ob ich ihr jemals wieder vertrauen kann und dabei sie war DER Mensch den ich am meisten vertraut habe.
Es ist so hart, alleine zu sein nach so einer langen Zeit. Mich erinnert hier in diesem Haus einfach alles an sie. Aber leider hat sie mir nicht die Wahl gelassen, und dabei hätte ich so gerne die Wahl gehabt. Ich wäre lieber diejenige gewesen die auszieht, weil man vielleicht in anderen 4 Wänden den Abstand leichter verkraftet hätte. Wir haben soviel Liebe, Zeit und Energie in das Haus und unsere gemeinsames Leben gesteckt und dachten uns würde nie was auseinander bringen.
Nach allem was sie gesagt hat, hinterfrage ich nun 18 Jahre Beziehung. Ich frage mich, ob es nur eine Seifenblase war und habe täglich Kopfkino. Ich frage mich, ob überhaupt irgendwas echt war in der ganzen Zeit und das ist so krass. Ich habe die Jahre Revue passieren lassen und mich gefragt wie man so schauspielern kann.
Ich habe immer hinter ihr gestanden und ihr geholfen beruflich den Weg zu ebnen. Sie konnte sich immer auf mich verlassen. Auch wenn ich mit allem ziemlich überladen war, also der Alltag war schon sehr stressig, habe ich das aus purer Liebe zu ihr getan.
Ich habe in den letzten Monaten so um unsere Beziehung gekämpft und das hat so an mir gezerrt und das ging einfach nur an die Substanz.
Ich weiß nicht, warum Menschen so sein müssen, jemanden nach so langer Zeit so einen Mist zu erzählen und ihm das Gefühl zu geben 18 Jahre verarscht worden zu sein. Ich weiß ausserdem auch nicht, wieso sich bei den Menschen das Ego so puschen kann, wenn der andere um die Beziehung kämpft. Irgendwie gibt es ihnen anscheinend ein gutes Gefühl wenn da eine ist, die einem hinterher läuft. Und dabei ist es leider so, dass der Mensch der um die Beziehung kämpft, seine Würde und seinen Stolz für diesen einen Menschen aufgibt. Das ist nicht fair und auch nicht richtig.
Ich weiß einfach auch nicht mehr weiter, denn trotzallem liebe ich sie, das ist ja das Schlimme.
Ich wünschte es wäre nicht so! Auch ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen und weiß nicht, ob ich jemals wieder glücklich sein kann/werde. Es ist einfach nur so fies.
Keine Ahnung wie es weiter gehen soll. Aktuell denke ich auch, ich könnte ihr das alles verzeihen, aber
das beste ist wahrscheinlich eine Kontaktsperre und schauen was passiert. Aber eben das ist so schwer.
Ich weiß auch nicht, aber ich habe derzeit das Gefühl ich habe es nicht mehr mit dem Menschen zu tun den ich so liebe, sondern mit einem Menschen der sehr ausgeprägt Egoistisch, fast schon narzisstisch veranlagt, ist.
Und dabei ist sie eigentlich alles andere als das, eigentlich ist sie der liebste Mensch auf Erden. So habe ich sie kennengelernt und lieben gelernt.
Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, aber wir haben uns schon immer sehr zueinander hingezogen gefühlt und waren seitdem eigentlich unser halbes Leben zusammen. Und das was wir hatten, war eigentlich mehr als Verliebsein, es war eine tiefe Liebe zueinander. Hört sich alles alles sehr schmalzig an, aber es ist leider so.
Auch das waren vor Kurzem noch ihre Worte.
Heute zum Beispiel hatten wir uns geschrieben, und sie war wieder eiskalt. Somit habe ich beschlossen eine absolute Kontaktsperre zu halten.
Und es ist so hart. Ich hoffe ich halte durch. Denn irgendwann muss man in sich gehen und sich fragen, ob all das noch einen Sinn macht. Sie ständig verletzten zu lassen und sich vorkommen wie Ballast. Ich weiß, dass diese 5 Montate innerlich was mit mir machen werden. Und ich hoffe, dass ich sie vergessen und neu anfangen kann. Denn eigentlich will ich nicht mehr mit ihr zusammen sein.
Ich muss nur noch meine Würde und meinen Stolz wiederfinden, die sind mir wie gesagt, irgendwie abhanden gekommen.
Keine Ahnung was passieren wird, ich bin einfach auf alles gefasst.
Schön, dass es dieses Forum gibt. Ich hatte lange überlegt, ob ich meine Gedanken hier niederschreibe, aber ich merke gerade dass es mir hilft.
Liebe Grüße