Erster Liebeskummer mit 27 - und es tut so weh

W
27 Jahre vergingen, bis ich zum ersten Mal verliebt war – und gleich das erste Mal war ein Reinfall. Es war wie im Song Ich liebe Dich von Clowns und Helden: Fast kommt es mir wie eine Krankheit vor
Wir haben vor einigen Monaten eine neue Arbeitskollegin bekommen – ein paar Jahre jünger als ich, und eher ein Mädchen als eine Frau. Zunächst habe ich bemerkt bzw. bemerken wollen, dass sie mich immer lächelnd angeschaut hat und im Gegensatz zu den anderen Kollegen hat sie mir auch keine gehässigen Kommentare reingedrückt. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie meine Nähe suchte.
Zunächst habe ich sie belächelt. Sie war eher ein Mädchen als eine Frau, sie hatte eine piepsige Stimme und – das sollte nicht despektierlich sein –wenn sie angesprochen wurde, schaute sie wie ein Hündchen nach oben. Aber wie es dann so kommt: Hinter ihrer Mädchenart verbarg sich nur eine Schüchternheit. Sie entwickelte sich zu einer Frau, ihre Stimme wurde tiefer und s.ier. Und ich begann, Gefühle für sie zu entwickeln.
Im Nachhinein weiß ich nicht, ob es wahre Gefühle für sie waren oder ich einfach von der Aussicht übermannt wurde, dass eine Frau – zudem ungebunden – sich für mich interessieren würde. Bis dahin waren die Frauen, an der ich Gefallen gefunden hatte, entweder unerreichbar oder gebunden.
Und dann begann das Unheil: Nachdem ich festgestellt habe, dass ich mich in sie verliebt habe, sahen wir uns eine Woche nicht. Dann wollte ich sie nach der Arbeit abpassen, um sie um ein Date zu bitten. Wie ein liebestoller Kerl bin ich ihr vergeblich hintergerannt – ohne Erfolg. Dann schrieb ich sie per Facebook an, mit der Bitte um ein Date, nachdem sie schon auf eine Freundschaftsanfrage bei Facebook nicht reagiert hat. Wieder keine Reaktion. Am Tag darauf sahen wir uns wieder in der Arbeit. Sie ging spürbar auf Distanz zu mir. Ich dachte: Sie will nichts von mir.
Am Abend dann die Wendung: Sie hat meine Freundschaftsanfrage auf Facebook bestätigt. Danach kam noch ein Wochenende dazwischen. Und am Montag suchte sie den Kontakt zu mir, fragte mich, was ich am Valentinstag betrieben habe usw. Ich konnte das Wochenende über an nichts anderes als an sie denken. Liebeskummer leidend lag ich die Tage im Bett, obwohl ich gut die Zeit für was Sinnvolles benötigt hätte. Am Sonntagabend habe ich in handschriftlicher Form einen Liebesbrief verfasst (statt von verliebt habe ich von verguckt geschrieben und sie um ein Date gebeten), auf dem PC abgetippt und am Montag per Facebook abgeschickt. Wieder keine Reaktion.
Am Mittwoch nahm ich den letzten Mut zusammen – vielleicht hat sie ja so viele Facebook-Nachrichten, dass sie diese nicht liest – und schrieb ihr auf der Arbeit eine E-Mail mit der Frage, ob sie nicht was gerne mit mir unternehmen würde. Die Antwort lautete: Ist ja lieb von Dir. Aber habe im Moment so viel zu tun und bin ständig unterwegs. Vielleicht nächsten Moment irgendwann mal. Mit klarem Kopf hätte ich es nächsten Monat noch einmal probiert oder es sein lassen. Denn ich wusste, dass sie da relativ viel Zeit hatte, da in der Uni Semesterferien hatte und in ihrem Sport Pause. Aber irgendwie ging sie mir nicht aus dem Kopf. Und in der Woche darauf hatte ich einen Kurzurlaub, auf den ich mich wahnsinnig gefreut habe, aber ich wusste nicht, dass ich auch dort nur an sie denken würde.
Deswegen habe ich sie nochmal per Facebook angeschrieben: Tut mir leid, wenn ich Dich mit meiner Anfrage überfahren habe. Es wäre okay, wenn Du nicht mit mir was unternehmen würdest. Und dann kam eine Antwort: Du hast Dich da in was verrannt. Ich habe keine Interesse. Es tut mir leid.
Danach hat sie mich erst einmal normal behandelt, normal gegrüßt und sich normal unterhalten. Dann auf einmal ging sie in voller Distanz zu mir. Wenn ich sie was frage, antwortet sie kurz und knapp, aber man sieht ihr an, dass ihr das unangenehm ist. Sie grüßt mich nicht, sie beachtet mich nicht.
Ich habe vor einigen Tagen versucht, wieder den Kontakt zumindest auf kollegialer Basis herzustellen. Ich habe ihr per Facebook zum Geburtstag gratuliert und mich für die Unannehmlichkeiten der letzten Wochen entschuldigt. Aber wieder keine Reaktion.
Die Situation geht mir spürbar auf die Nieren. Ich stehe nachts schweißgebadet auf. Und einen weiteren Schlag in den Magen bekam ich, als ich heute morgen bei Tinder unterwegs war und ihr Profil entdeckt habe.
Ich weiß, das ist krankhaft, obwohl es schon anderthalb Monate her ist. Und sie ist es nicht wert. Wir hätten sowieso nicht zusammengepasst. Aber ich würde gerne die Situation noch einmal reflektieren, um sie zu verarbeiten.

1.) Habe ich sie vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt? Hätte ich lieber warten sollen, dann wäre es auch aus einem Date etwas geworden?
2.) Sind die Nicht-Reaktionen bei Facebook und ihre Ausrede eigentlich Anzeichen dafür, dass sie nie was von mir wollte?
3.) Wieso ignoriert sie mich so eiskalt und ist ihr meine Gegenwart plötzlich so unangenehm? Es müsste ja eigentlich nur ich leiden. Und sie könnte das mit Gleichgültigkeit hinnehmen, wenn sie nichts für mich empfindet.
4.) Auch wenn mein Kopf sagt, dass die Abweisung besser ist, ist in meinem Herzen immer noch einen Funken Hoffnung. Ich zergrübele mir den Kopf, wie ich sie doch für mich gewinnen könnte?
5.) Vielleicht stehe ich nur unter Zugzwang, weil ich mit 27 immer noch keine Beziehung habe?

Wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr meine Geschichte – ein modernes Leiden des jungen Werthers, nur ohne dramatischen Abschluss – durchlesen, und Tipps und Kritik geben.

31.03.2016 20:17 • #1


Urmel_
Männer verführen, Frauen binden.

Du hast jedoch die Bindungs-Atombombe abgeworfen.

Da ist weder Leichtigkeit im Spiel, noch gegenseitiges Umkreisen, noch Selbstsicherheit von Deiner Seite.

31.03.2016 22:05 • #2


A


Erster Liebeskummer mit 27 - und es tut so weh

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W
Ja, Du hast Recht. Glaubst Du, ich hätte Chance bei ihr gehabt, wenn ich es ruhiger angegangen wäre?

Das Problem war: Ich wollte mich eigentlich nicht verlieben. Das waren keine Schmetterlingsgefühle, sondern wirklich wie eine Krankheit.

Ich wollte eigentlich nur so schnell wie möglich die Phase der Unsicherheit überwinden. Und nach ihrer Absage fühlte ich mich zunächst auch erleichert. Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich es immer noch weh tun würde.

Aber Lehren habe ich daraus gezogen: Ich würde es langsamer angehen. Und ich würde auch nicht auf der Arbeit die Liebesinitiative ergreifen. Ich glaub, es wäre besser zu verarbeiten, wenn ich sie nicht ständig sehen würde.

31.03.2016 22:38 • #3


Urmel_
Zitat:
Ja, Du hast Recht. Glaubst Du, ich hätte Chance bei ihr gehabt, wenn ich es ruhiger angegangen wäre?
Denke schon, die anfänglichen Signale waren schon positiv.

Zitat:
Das Problem war: Ich wollte mich eigentlich nicht verlieben. Das waren keine Schmetterlingsgefühle, sondern wirklich wie eine Krankheit.
Vorsicht, mit dem Glaubenssatz vermeidest Du unterbewusst Verantwortung. Als Mann kommst DU damit nicht weiter. Keine Chance.

Zitat:
Ich wollte eigentlich nur so schnell wie möglich die Phase der Unsicherheit überwinden.
Dir fehlen zahllose Körbe, die es Dir ermöglicht hätten, die Angst vor diesen zu überwinden. Körbe sind für Männer normal und nur mit der Erfahrung lernst Du, diese nicht als Bewertung Deines Wertes zu sehen. Du musst schnell akzeptieren, dass Du nur durch die Körbe lernen kannst!

Zitat:
Und nach ihrer Absage fühlte ich mich zunächst auch erleichert. Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich es immer noch weh tun würde.
Erleichtert, weil Du wieder zurück in das Hoffen konntest. Ablehnung ist Alltag für Männer.

Zitat:
Aber Lehren habe ich daraus gezogen: Ich würde es langsamer angehen. Und ich würde auch nicht auf der Arbeit die Liebesinitiative ergreifen. Ich glaub, es wäre besser zu verarbeiten, wenn ich sie nicht ständig sehen würde.
Eine gute Idee. Gesteh Dir selbst ein, zu scheitern. Immer und immer wieder. Das ist nichts schlimmes, das ist ein Lernprozess. Versteck Dich nicht vor der Welt und hab keine Angst. Du als Mensch kannst die Ablehnung verkraften. Du bauschst die Angst davor nur in Deinem Kopf immer so lange auf, dass Du lieber nichts machst.

Leben heißt Fehler machen. Genieße sie. Sieh Fehler als Deine Freunde, die Dich im Laufe der Zeit besser machen.

Du hast zu dieser Sichtweise keine Alternative! Fang mal an zu leben, Bro! =)

31.03.2016 22:45 • #4


W
Dankesehr für die aufmunternden Worte.

Du hast Recht. Das war auch mein erster Versuch, an eine Frau heranzutreten. Deswegen wusste ich auch nicht, wie ich das angehe.

Trotz dieser Erfahrung würde ich, wenn ich verliebt wäre, auch einen Korb in Kauf zu nehmen. Lieber eine Ablehnung als sich ständig zu fragen, was wäre wenn.

Lieber diesmal diese negative Erfahrung machen als bei der richtigen.

31.03.2016 23:04 • #5


Urmel_
Zitat:
Trotz dieser Erfahrung würde ich, wenn ich verliebt wäre, auch einen Korb in Kauf zu nehmen. Lieber eine Ablehnung als sich ständig zu fragen, was wäre wenn.


Wenn Du gerade eh durchstartest, dann versuche so gut wie möglich, die ganze Sache sportlich zu sehen.

Du siehst es sehr analytisch, sehr 0 und 1 lastig. Nimm mal die Schwere raus, die Endgültigkeit.

Wenn Dir das gelingt, dann wirst Du nicht überrascht sein, wenn die Dame in einige Monaten zarte Signale sendet, weil echtes Interesse da ist. Dann kannst Du Dich so verkaufen, als wenn Du Dich über Dich und Dein frühes Verhalten selbst amüsierst.

Aber der Zauber funktioniert nur, wenn die Leichtigkeit echt ist. Wenn Du Dich selbst nicht genötigt siehst, Dinge (ihr gegenüber) erklären zu wollen.

Denkst Du, Du bekommst es hin, mit einer einzigen Geste Deinen Übereifer als ja, Männer sind manchmal echt Deppen abzutun? Ohne Worte?

So würdest Du sie doch bekommen.

Kannst Du mir folgen?

31.03.2016 23:10 • #6


W
Ich kann Dir folgen.

Ich bin in der Tat ein rationaler Kopfmensch. Am liebsten würde ich auch die Liebe argumentativ begründen wollen.

Das Gute ist, dass wir uns die nächsten beiden Monate nicht sehen. Morgen ist der vorerst letzte gemeinsame Arbeitstag bis Juni. Vielleicht heilt die Zeit die Wunden und hilft auch, auf den Reset-Button zu drücken.

31.03.2016 23:22 • #7


Urmel_
Zitat:
Ich bin in der Tat ein rationaler Kopfmensch. Am liebsten würde ich auch die Liebe argumentativ begründen wollen.
War ich auch mal. Löst die Probleme aber nicht. Ich sage ja nicht, dass die Grundaufstellung falsch wäre, aber Dir fehlen noch zu viele Basics, um mit dem Ansatz dennoch ans Ziel zu kommen. Wie gut ist Dein Englisch?

Zitat:
Das Gute ist, dass wir uns die nächsten beiden Monate nicht sehen. Morgen ist der vorerst letzte gemeinsame Arbeitstag bis Juni. Vielleicht heilt die Zeit die Wunden und hilft auch, auf den Reset-Button zu drücken.
Und dann? Mit den bisherigen Presets wieder die gleichen Fehler machen? Ohne viel Arbeit an Dir selbst kommst Du nicht weiter.

31.03.2016 23:25 • #8


W
Mein Englisch ist in Ordnung. Ich kann englische Texte problemlos lesen und mich verständigen.

An mir arbeiten würde ich sehr gerne. Die Frage ist, was ich machen soll.

Im Verhältnis mit meiner Angebetenen würde ich erst mal die Sache zukommen lassen. Einfach unverkrampft, notfalls auch die Ignoranz ihrerseits akzeptieren.

31.03.2016 23:31 • #9


Urmel_
Zitat:
Im Verhältnis mit meiner Angebetenen würde ich erst mal die Sache zukommen lassen. Einfach unverkrampft, notfalls auch die Ignoranz ihrerseits akzeptieren.
Halte da erstmal die Füße still, bis Du innerlich weiter bist. Funkstille macht nichts kaputt, auch über Monate hinweg nicht. Vertrau mir. Aber wenn Du Dir da noch mehr Fehlschläge erlaubst, geht die Sache komplett gen Süden.

Zitat:
Mein Englisch ist in Ordnung. Ich kann englische Texte problemlos lesen und mich verständigen.
Subba. Ich bin fast so gut wie IM, aber der Kollege hat in Sachen Komprimierung noch die Nase vorn. (Google - illimitablemen). Am besten ziehst Du Dir alles von IM rein.

31.03.2016 23:36 • #10


W
Vielen Dank. Werde das beherzigen.

31.03.2016 23:40 • #11


A


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