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Es ist ganz frisch

EmmaPee
Ich möchte so gern etwas schreiben. Ich fange an, dann lösche ich es wieder. Es hat doch keinen Sinn, weil niemand helfen kann. Alles ist so unwirklich und der Schmerz, dieser Schmerz ist kaum auszuhalten.

Vor zwei Tagen hat er Schluss gemacht. Eigentlich will er es nicht, will ich es nicht. Aber es gibt keine Basis mehr, keine Lösung. Es ist alles so komplex. Freunde können einem zuhören, aber sie können nicht helfen. Ich verkrieche mich, möchte nur, dass dieser Schmerz aufhört. Ich kann nicht mal Einkaufen gehen, weil ich so furchtbar aussehe, weil ich denke, dass jeder mir ansieht, dass ich versagt habe.

14.08.2018 17:01 • x 3 #1


C
Hallo, ja das stimmt, helfen kann niemand aber es tut gut darüber zu schreiben und die Erfahrungen anderer zu lesen, was man davon annimmt muss man selber entscheiden.

Ja, es ist schwer aber auch wenn man es nicht glauben und akzeptieren will es wird besser, ich wollte es auch nicht glauben.

Nimm den Schmerz und alle negativen Gefühle an, auch die wollen gesehen und akzeptiert werden und vorallem verarbeitet werden, unterdrück sie nicht, sie kommen früher oder später sonst wieder hoch.

Nach Regen kommt immer die Sonne.

14.08.2018 17:04 • #2


A


Es ist ganz frisch

x 3


Läufer71
Hallo EmmaPee, erst einmal drücke ich Dich ganz feste! Die ersten Tage nach einer Trennung sind immer besonders schlimm und traurig! Alles schmerzt und tut nur weh, man hat keine Hoffnung, möchte alles nicht wahr haben und fragt sich ständig WARUM NUR?
Es wird zwar noch Zeit brauchen, aber es es wird besser, auch wenn Du Dir das noch nicht vorstellen kannst.....!

Wichtig ist aber eins vor allem: Du musst Dich um Dich kümmern! Geh bitte einkaufen, versorge Dich gut (Essen, Trinken und Ruhe)! Es ist Dir nicht damit geholfen das Du Dich vernachlässigst! Und versuche Dich ein bisschen abzulenken, mach Spaziergänge, treibe Sport, triff Dich mit Freunden und Familie und rede viel darüber und lass Deinen Tränen freien Lauf - das reinigt und hilft! Das Forum ist bei Dir!

14.08.2018 17:58 • x 1 #3


Femira
Magst du erzählen?

14.08.2018 18:17 • #4


EmmaPee
Irgendwie möchte ich erzählen, irgendwie nicht. Ich weiß ja schon, was ihr sagen werdet. Vom es wird besser bis zum nimm' die Beine in die Hand und laufe weit weg.

Er hat mich betrogen, schon wenige Monate, nachdem wir zusammen gekommen sind. Und es blieb nicht bei einem, zwei, drei oder vier Malen. 20 Jahre habe ich mitgemacht, immer wieder gehofft, dass es nicht wieder vorkommt. Die letzten 5 Jahre war nichts.

Dass er es gemacht hat, ist erklärbar. Bitte nicht falsch verstehen, es ist nicht zu entschuldigen, aber jetzt endlich erklärbar. Seit er zur Therapie geht und er mir nach knapp 19 Jahren endlich erzählte, was ihm Schreckliches in der Kindheit widerfahren ist. Und seit einigen Wochen werden dort genau die Dinge aufgearbeitet, die ihn zu dem Menschen machten, der er heute ist. Diese Aufarbeitung ist schlimm für ihn, das kann ich ihm ansehen. Und seitdem verändert er sich.

Er hat mir immer wieder gesagt, dass er unglücklich ist. Ich habe ihn zurückgewiesen, S. und körperlich. Ich wusste nie, warum aber ja, natürlich habe ich es auch gemerkt. Aber ich habe es verdrängt, nicht daran gearbeitet. Als gegeben hingenommen, darauf vertraut, dass es sich irgendwann ändert und wir es bis dahin aushalten. Dass ich null Vertrauen zu ihm habe, wenn er mal irgendwo allein ist, war schon normal. Deswegen ging er nicht mehr allein weg oder nur mit ganz langer Vorbereitung. Aber eigentlich war er immer am liebsten zuhause. Du und ich in unserem Nest, mehr brauche ich nicht...

Die letzten zwei Wochen - ja, jetzt erst - war ich und habe mich gezwungen, mir Gedanken zu machen. Ich bin kein Psychotherapeut, kann es mir nur so erklären, dass ich mich in allen Belangen so weit zurück gezogen habe, dass mir möglichst nichts und niemand weh tun kann. Tja, das habe ich nun davon.

Er ist ein liebenswerter Mann, der mich immer auf Händen getragen hat, immer hinter mir stand, alles mitgemacht hat. Es wäre perfekt gewesen, hätte er mich nicht betrogen und ich nicht so reagiert.

Ich weiß, in welcher Phase des Schmerzes, der Trennung ich mich jetzt befinde. Das ist immer noch, immer wieder Hoffnung. Denn er will sich nicht trennen und ich auch nicht. Aber einer von uns ist immer unglücklich. Und selbst wenn wir das fast menschenunmögliche schaffen würden, um die Beziehung zu retten... Gestern sagte er: Ich will nicht mehr lügen, betrügen. Und deswegen sage ich Dir jetzt, dass ich es nicht garantieren kann, dass ich dich nicht wieder betrüge. Ich will es nicht, ich plane es nicht und ich bin so stolz, dass ich es die letzten 5 Jahre unter Kontrolle hatte. Aber ich kann es einfach nicht garantieren und das will ich Dir nicht nochmal antun.

Das war praktisch der Genickschuss für uns

Es tut mir weh, zu sehen, wie sehr es ihm weh tut. Das Unmögliche, das so unmöglich war, wie eine Audienz mit dem Papst auf dem Mond, ist Wirklichkeit geworden: wir sind am Ende.

Morgen hat er wieder Therapie. Er hofft so sehr, dass seine Therapeutin eine Lösung oder Idee hat. Aber wir wissen eigentlich beide, dass es keine Lösung gibt. Oder?

14.08.2018 21:55 • x 1 #5


Femira
Zitat:
Morgen hat er wieder Therapie. Er hofft so sehr, dass seine Therapeutin eine Lösung oder Idee hat. Aber wir wissen eigentlich beide, dass es keine Lösung gibt. Oder?

Ich mag mich da gar nicht positionieren. Man weiß nie, wie solche Geschichten ausgehen. Wichtig finde ich, dass sowohl du als auch er gemerkt habt, dass sich grundlegend etwas ändern muss, damit ihr glücklich werden könnt und dass sich in eurer Beziehung Muster eingeschlichen haben, die ihr nicht IN der Beziehung erkennen und lösen könnt, sondern erstmal Distanz erforderlich ist, um wachsen zu können.
Es ist schlimm und schmerzhaft in die Distanz zu gehen und sich einzugestehen, dass es so nicht weitergeht und der Liebeskummer bricht über einen herein, aber ich bin fest davon überzeugt, dass man durch die Trauer am meisten über sich und die Exbeziehung lernen kann. Welche Schlüsse wer wann zieht, wird sich zeigen.

Ich wünsche dir Kraft!

15.08.2018 06:05 • x 1 #6


EmmaPee
Ich lese hier schon seit einigen Tagen, gestern sehr intensiv. Und dann merkte ich, dass ich auf einmal ganz ruhig wurde. So ruhig, dass es sich komisch, nicht normal anfühlte. Als hätte ich die Gefühle abgestellt.

Mir werden immer mehr Dinge bewusst. Alles, was er, ich, wir falsch gemacht haben. Was bei mir nicht rund läuft. Mir wird jetzt erst klar, wie sehr ich mich abgekapselt habe. Dieses Verhalten war ja nicht auf einmal da, es wuchs langsam und fühlte sich somit normal an. Und ich kotze mich selbst gerade so sehr an.

Er hat es immer wieder angesprochen und ich bin einfach drüber hinweg gegangen. Habe (wollte?) es nicht gesehen. Dass es Gründe für mein Verhalten gibt, weiß ich. 2014 wurde bei mir eine reaktive Major Depression diagnostiziert, nachdem meine beiden Eltern, beide Großeltern, mein Bruder und 3 Freunde innerhalb von 2 Jahren (alle unabhängig voneinander und teilweise nur mit einem Abstand von wenigen Wochen) starben. Und nur durch sein ständiges Antreiben, habe ich eine zeitlich begrenzte Therapie gemacht. Dort ging es erstmal nur um Auffangen, bewusst werden, Verhalten ändern. Und es wurde dringend geraten, danach eine 'richtige' Therapie zu machen. Aber nee, mir ging es ja gut, oder? Nach zwei Jahren setzte ich das Antidepressivum ab und es funktionierte. Dachte ich, bis jetzt.. Ich habe offenbar gar nichts gelernt.

Jetzt stehe ich vor dem Scherbenhaufen und weiß? ganz tief im Inneren, dass zu viel kaputt gegangen ist. Dass es 'nie wieder' was mit uns werden wird, weiß ich nicht. Rede mir wohl nur ein, es zu nicht zu wissen. Da ist das Bauchgefühl, diese Ahnung. Es mir selbst gegenüber aussprechen, kann ich nicht. Immer wieder denke ich, dass wenn er nachhause kommt, irgendein Wunder passiert ist, und er sagt, dass alles wieder gut wird. Er sagt, dass er genau das hofft, den ganzen Tag an nichts anderes denken kann, wie man eine Lösung finden kann. Sagt, dass er immer wieder drauf und dran ist, mich in den Arm zu nehmen, zu sagen, alles ist wieder gut. Er aber weiß, dass das nicht die Lösung ist.

Wir wohnen noch zusammen, schlafen im selben Bett. In unserer Wohnung, für die wir hart und lange kämpften, aus der wir nie wieder ausziehen wollten. Unser Nest, wie er immer sagte. So schnell findet sich keine neue Wohnung, war der Stand gestern. Aber heute hat er noch mal gesucht und schaut sich vielleicht am WE eine Wohnung an.

Ich vermisse ihn schrecklich, wenn ich aufstehe und ihn nicht sehe. Wenn er nachhause kommt, reden wir, drehen uns dabei im Kreis, finden keine Lösung. Er sieht die Trennung als Lösung, weil er meint, dass einer von uns beiden immer unglücklich sein würde. Er sagt, er fühlt nichts, außer Schmerz. Weil er mich liebt und das eigentlich nicht will und sich ein Leben ohne mich auch nicht vorstellen kann. Nicht weiß, ob es die richtige Lösung ist. Natürlich nährt das bei mir immer wieder die Hoffnung, dass er sich noch umentscheidet. Dabei vergesse ich dann das, was für mich eigentlich das Schlimmste sein müsste: Ich kann Dir einfach nicht garantieren, dass ich Dich nicht wieder betrügen werde. Ich vergesse das einfach?!

Er will mir fast alles hier lassen. Wir haben zwar das meiste zusammen bezahlt, aber er sagt, dass irgendwie alles meins sei. Aber das stimmt nicht, wir haben doch alles gemeinsam ausgesucht. Und es tat irgendwie weh, dass er das gesagt hat. Ich habe vor ein paar Jahren geerbt und ja, so ein paar teurere Sachen hier in der Wohnung habe ich bezahlt. Aber ausgesucht haben WIR es. Er hat dann auch geerbt und auch viel bezahlt. Hauptsächlich Elektronik, das Auto. Diese Sachen nimmt er mit, ich behalte den Rest.

Dann stehe ich hier, sehe mich um. Das ist hier ist wir, nicht ich oder er. Wir haben uns unser Nest gebaut, alles ist miteinander verwoben, irgendwie gar nicht auszusortieren. Würde ich alles wegpacken, was mich an ihn, an uns erinnert, würde ich in einer komplett leeren Wohnung sitzen.

Und dann gibt es etwas, was mir so sehr zu schaffen macht, dass ich es am liebsten sofort so weit weg befördern möchte, dass ich nie wieder daran denken muss. Nach dem Tod meiner Mutter haben wir ihre Katzen aufgenommen, zusätzlich zu unseren. Eine davon wurde per Hand aufgezogen und ist komplett auf Menschen fixiert. Wenn es nach ihr ginge, würde sie auf dem Menschen leben. Das kann recht stressig sein, aber er liebt sie dafür. Sagt, sie ist sein Ein und Alles.
Nun ist er superfair zu mir, lässt mir die Wohnung, fast die gesamte Einrichtung. Und ich? Ich kriege mich nicht dazu, sie ihm mitzugeben. Wenn ich nur daran denke, fühlt es sich an, als würde Säure durch meinen Körper laufen. Ich bin da schon in mich gegangen, habe mich gefragt, ob ich hoffe, dass er deswegen nicht geht oder wiederkommt. Aber das ist es nicht, ganz sicher. Vielmehr macht sich eine Angst, nein schon Panik in mir breit, die mir den Magen von innen nach außen kehrt, die ich überhaupt nicht deuten kann. Alles in mir schreit: NEIN! Schon während ich das hier schreibe, muss ich immer wieder aufhören, kurz die Fäuste ballen und tief durchatmen.
Meine Mutter war und ich bin extrem tierlieb und die Katzen sind mit das Wichtigste auf der Welt für mich und waren es auch für sie. Ihr Mann sagte mal zu mir: auch wenn die Katze manchmal nervig ist - genieße sie, das ist das letzte was Du von Deiner Mutter hast und das wird nie wiederkommen.
Wenn er weg ist, ist sie die Einzige von allen, die ich tatsächlich auf, in die Arme nehmen kann und die auch dort bleibt. Aber er braucht das doch auch und er liebt sie so sehr.

16.08.2018 03:38 • x 1 #7


Femira
Zitat von EmmaPee:
Und dann merkte ich, dass ich auf einmal ganz ruhig wurde. So ruhig, dass es sich komisch, nicht normal anfühlte.

Das kenne ich und ich glaube, dass das unsere Intuition ist, der Teil von uns, der nicht von Gefühlen überrannt ist und dort liegen die wirklich wichtigen und immer richtigen Antworten.
Zitat von EmmaPee:
Was bei mir nicht rund läuft. [...]. Und es wurde dringend geraten, danach eine 'richtige' Therapie zu machen. Aber nee, mir ging es ja gut, oder? [...]Dachte ich, bis jetzt.. Ich habe offenbar gar nichts gelernt.

Prima, dann weißt du jetzt auch, was du tun musst. Suche dir einen Therapieplatz. Gerade jetzt in der Zeit, die da auf dich zukommt, kann das sehr stabilisieren.
Zitat von EmmaPee:
Meine Mutter war und ich bin extrem tierlieb und die Katzen sind mit das Wichtigste auf der Welt für mich und waren es auch für sie. Ihr Mann sagte mal zu mir: auch wenn die Katze manchmal nervig ist - genieße sie, das ist das letzte was Du von Deiner Mutter hast und das wird nie wiederkommen.


Das Hickhack mit den Katzen kenn ich. Ich empfehle dir, die Kleine zu behalten, vor allem im Sinne der Kleinen. Orts-und sozialer Wechsel sind für Katzen Gift. Tu ihr das nicht an, nur damit er jemanden zum Lieben hat.

16.08.2018 10:09 • #8




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