@Ilse80 Habe ich das richtig gelesen? 27 Jahre? Das ist eine sehr lange Zeit. Je länger die Beziehung, um so länger braucht es Zeit darüber hinweg zu kommen, sagte mir mal jemand.
Bei mir waren es 20 Jahre. Mein Ex wechselte warm, wie man das so schön nennt. Ich sah mich plötzlich verlassen mit meinem damals knapp 11jährigen Sohn. Ich war am Boden zerstört. Mir war, als würde ich sterben. Ich habe ganz schlimm gelitten. Seinetwegen zog ich am Anfang unserer Beziehung in eine von meiner Familie weit entfernte Großstadt und hatte hier dann niemanden aus der Familie an meiner Seite. Nur eine Freundin, mit der ich immer wieder telefonierte. Mein Sohn war damals in den Ferien weit weg bei den Schwiegereltern. Das war auch gut so, denn ich war so neben mir. Ich tigerte in der Wohnung auf und ab, konnte tagelang nichts essen, wechselte zwischen unfassbarer Trauer, Verzweiflung, Panik, aber auch immer wieder unbändiger Wut auf den Ex und die Neue. Mein Arzt schrieb mich zum Glück krank und riet mir, wenn möglich, nicht alleine in der Wohnung zu bleiben, sondern am besten für ein paar Tage in die Heimat zu fahren. Das war wirklich ein guter Rat. Meine Familie war für mich da und hörte mir zu. Als ich alleine in meiner Heimatstadt unterwegs war, rief ich spontan eine frühere Kollegin und Freundin an. Sie lud mich nach Hause ein. Dort war ein bisschen Trubel, aber ich konnte mit ihr und ihrem Mann gut reden und beim Erzählen brachte ich es sogar fertig, teilweise über einiges zu lachen und Witze zu machen. Mein Ex ist ja gegen Katzen, Gräser.... allergisch. Meine Freundin hatte zwei Langhaarkatzen. Als ich die Katzenbürsten mit den Haarbüscheln sah, konnte ich z B schon scherzhaft fragen, ob ich die haben kann, um sie dem Ex in seine Klamotten zu streuen. Ich weiß, daß ist böse. Aber mir tat die Vorstellung in dem Moment gut. Habe es natürlich nicht wirklich getan. Insgesamt hat es trotzdem sehr lange bei mir gedauert, bis ich das alles verarbeiten konnte. Aber den Humor nicht zu verlieren und das wirklich Lächerliche gerade bei seinem Abgang mir bewusst zu machen, auszusprechen und auch mal darüber zu lachen, hat mir immer wieder geholfen, mich nicht ganz so klein, wehrlos, ohnmächtig und wertlos zu fühlen. Jahre später musste ich mit dem Ex wegen eines Kontos für den Sohn gemeinsam zur Bank. Als der Termin endlich vorbei war, war ich froh und erleichtert, als ich mich verabschieden konnte und er in die eine Richtung ging und ich in eine andere. Ich fand ihn einfach nur noch schwer erträglich und überhaupt nicht mehr begehrenswert. Da wusste ich, dass ich über ihn wirklich hinweg bin.
27.02.2024 18:45 •
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