Zitat von Steeeef: und ich hab so viele selbstzweifel
Selbstzweifel sind generell nichts Schlechtes, denn damit überprüfst Du Dich praktisch auch selbst. Du bist nicht nur Opfer dieser Frau, sondern hast es ihr auch ermöglicht, so mit Dir umzugehen. Aber keine Sorge, dem Nächsten geht es ebenso. Erst der Himmel voller Geigen und dann ist von partnerschaftlichen Verhalten auf einmal nicht mehr viel übrig.
Nur sollten Selbstzweifel nicht dazu führen, dass Du Deine Person generell in Frage stellst. Du hast Fehler gemacht, aber das nimmt Dir Deinen Wert nicht. Nenne es lieber Rückschau statt Selbstzweifel, denn das hört sich schon weniger negativ an. Jeder lebt in einer Beziehung seine Muster und es lohnt sich durchaus sich dahingehend zu überprüfen. Denn schließlich soll ja auch eine Weiterentwicklung stattfinden und das geht nur über eine Überprüfung des eigenen Handelns.
Mir ging es nach einer Trennung die schon viele Jahre zurückliegt, ziemlich schlecht. Er fehlte mir so entsetzlich, aber das geht ja Jedem so. Ich war aber der festen Überzeugung dass er mich einfach abserviert hat, als ich ihm langweilig geworden war und dass ich das unschuldige Opferlamm war. Er der Täter, ich das arme Opfer, das gutgläubig und voller Illusionen an der Beziehung festhielt, die schon längst nichts mehr war und auf wackligen Beinen stand.
Er war ein Bindungsphobiker und ich das passende Gegenstück - die nachsichtige Dulderin, die die Schuld für die verfahrene Lage bei sich suchte. Wenn ich anders wäre, dann ...
Einige Zeit nach der Trennung wurde mir irgendwann bewusst, dass ich mein Verhalten in Beziehungen von meiner Mutter übernommen habe. So was geschieht ganz unbewusst und setzt sich fest. Und ich kam immer wieder in Beziehungen, die rasch in eine Schieflage gerieten. Er oben und ich unten. Das kam nach der ersten Zeit des blauen Himmels mit den Geigen ganz automatisch. Ängste kamen durch, dass ich nicht genügen könnte, dass er abdriften könnte. Und meine Strategie war: Anpassung, Verständnis für ihn (aber nicht für mich), kein Aufbegehren, Feigheit, Angst vor einem Aufstehen und vor Konflikten.
Das merkt ein Partner natürlich und das macht eine Beziehung auch recht schnell langweilig. Er machte was er wollte und ich schaute zu und schob Ängste. Kommt Dir sicher bekannt vor. Das Ende war, dass ich genau das erlebte, wovor ich die größte Angst hatte. Ich wurde verlassen. Das schlimmste, was passieren konnte, war wieder Mal eingetreten.
Irgendwann wurde mir klar, dass da ein gesetzmäßiges Handeln dahinter steht, weil immer ich die Verlassene war und mich selbst in Frage stellte.
Die Erhellung kam nach einem Besuch bei einem Therapeuten, der mir sagte, dass wir genau das nachleben, was wir vorgelebt bekommen. Und wenn man merkt, dass man in einer Art Serie lebt, so muss man das Muster dahinter genauer ansehen.
Ich hatte einfach ein viel zu kleine Selbstwertgefühl und anstatt selbstbewusst aufzutreten, zog ich lieber den Schw anz ein. Mein Partner demolierte dann noch die Reste des Selbstwerts und ich fühlte mich mies, klein und unbedeutend und einfach nicht genügend. Ich war eine Versagerin.
Schrittweise erkannte ich, dass mir viel von dem was ich von mir dachte, schon anerzogen wurde, vor allem von meiner Mutter. Und ich versuchte immer wieder, mir ein gutes Selbstgefühl durch einen Partner zu verschaffen. Er sollte das für mich erledigen, dass ich mich gut und glücklich und angenommen fühlte. Er sollte mich lieben, damit ich glauben konnte, liebenswert zu sein. Er sollte mich achten, damit er meine mangelnde Selbstachtung kompensierte.
Er sollte mich glücklich machen, weil ich das ja aus mir selbst nicht sein konnte. Ich war des Glückes nicht wert.
Und da merkte ich dann, dass ich ihn benützt hatte, auch wenn das ganz unbewusst geschah. Er sollte mir das geben, was ich mir selbst nicht zugestehen konnte und damit war auch ich eine Täterin und nicht nur ein unschuldiges Opfer. Andere sollen das erledigen, was wir selbst nicht tun können.
Ab da wurde schrittweise vieles besser und wenn mal wieder einer der bösen Kobolde mir einflüstern will, dass ich doch nur eine Versagerin bin, schicke ich ihn weg.
Was Du von Dir hälst und denkst, ist von Dir gesteuert, auch wenn andere den Keim dazu gelegt haben. Du kannst das aber ändern durch Bewusstwerdung.