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Ex trinkt zu viel und hat mich gewürgt

M
Hallo in die Runde, ich habe dieses Forum gefunden und hoffe auf Eure ehrlichen Meinungen und Tipps. Nach einer destruktiven Scheidung vor 7 Jahren habe ich (43) es endlich gewagt, mich auf eine neue Beziehung einzulassen. Das war letztes Jahr im August. Ich habe meinen jetzigen Exfreund (50) in einem Restaurant kennen gelernt. Er sprach mich an, ich war erst sehr reserviert, da ich eigentlich keine neuen Bekanntschaften wollte. Er war aber so charmant und zuvorkommend, dass ich mich auf weitere Treffen eingelassen habe. Schnell haben wir festgestellt, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben. Er hat regelrecht um meine Gunst gekämpft, das tat mir sehr gut. Wir haben uns sehr oft gesehen, tolle Dinge unternommen - in den ersten Monaten. Irgendwann sagte mir mein Bauchgefühl aber, mit ihm stimmt was nicht. Er wurde immer müder, hat Treffen abgesagt, angeblich wegen seiner Tochter (15), die Hilfe brauche. In den letzten Wochen hat er immer, wenn er zu mir kam, ein Sixpack B. mitgebracht und getrunken. Ich hatte auch bemerkt, dass er da bereits nach Alk. roch. Ich schaute mir das 2 Wochen an. Bis er sich hat so volllaufen lassen, dass er auf der Toilette eingeschlafen ist. Am nächsten Morgen sagte ich ihm, dass ich denke, er hätte ein Problem. Ich bat ihn, mit der Suchthilfe zu sprechen. Er sagte, er würde dies tun. Er liebe mich wie noch nie jemanden und tue mir den Gefallen. Eine Woche ging das gut (aber ich roch trotzdem Alk. bei ihm). Dann ging das Spiel von vorne los.

Es eskalierte diesen Samstag. Er kam völlig betrunken bei mir an (AUTO!) mit einer Kiste B. und begann zu trinken. Ich konfrontierte ihn noch einmal damit, dass ich denke, er sei Alk.. Da ist er völlig ausgerastet und hat mich gewürgt. Ich habe mich erfolgreich gewehrt und die Polizei gerufen.

Am nächsten Tag rief er mich an, um mir zu sagen, dass er mich nicht liebt (2 Tage vorher wollte er noch alt mit mir werden) und dass er Schluß macht. Ein paar Stunden später telefonierten wir noch einmal (er war dann wieder etwas nüchterner). Ich fragte ihn, was nun sei mit ihm. Er gestand mir, dass er schon seit 10 Jahren nasser Alk. ist, mich nie geliebt hat, aber die Hoffnung hatte am Anfang, einen neuen Weg gehen zu können. Dass er weiß, dass er sich sukzessive in den Tod säuft und dass er mich angelogen hat. Dass er nichts fühlt, dass er das nicht kann, dass er dazu noch Antidepressiva nimmt. Es war ein sehr schlimmes Telefonat. Ich sagte, er soll zu seinem Arzt gehen und sich sofort einweisen lassen, was er mit ich habe noch berufliche Termine, ich funktioniere beantwortet hat.

Warum ich hier schreibe? Es tut so weh! Ich bin einerseits froh, dass ich das so schnell bemerkt habe. Aber warum konnte ich mich so täuschen? Und warum vermisse ich seine Nähe (seine nüchterne liebe Nähe, nicht die aggressive betrunkene)?
Habt Ihr Erfahrung mit solchen Beziehungen?

Was kann ich tun, um diesen Schmerz und die Enttäuschung los zu werden? Was gegen das Einsamkeitsgefühl am Abend? Ich stehe voll neben mir, weil ich denke, ich hätte es erkennen müssen. Er war so in meinen Freundeskreis integriert. So in mein Leben. Nach kurzer Zeit. Ich habe ihn wirklich geliebt.

Ich hoffe auf Tipps und Meinungen - und danke Euch im Voraus. Ach so, ich trinke kaum Alk.. Ganz selten.

Viele Grüße
Maja

17.01.2018 16:01 • #1


T
Da kann man nur wenig zu sagen.
Sei froh, dass du das so schnell mitbekommen hast und es aus ist bevor du in eine Co-Abhängigkeit gerutscht bist. Egal ob unter Alk. oder nicht - körperliche Auseinandersetzungen sind absolut respektlos in einer Partnerschaft und Respekt ist der Grundbaustein einer jeden Partnerschaft in meinen Augen.
Versuch das eben als Erfahrung zu verbuchen und sei glücklich, dass du nicht in den Sucht-Sog reingezogen wurdest.

Du kannst da nicht helfen, das kann nur er, der absolut und vollkommen für sich selbst verantwortlich ist.

17.01.2018 16:22 • x 1 #2


A


Ex trinkt zu viel und hat mich gewürgt

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K
Es tut mir leid, dass Du diese schlimmen Erfahrungen machen musstest. Ich habe auch erst langsam begriffen, dass ich mit jemandem zusammen war, der ohne Alk. nicht sein konnte; zumindest aber nicht mochte. Er war absolut friedlich, so lange wir zusammen waren.

Es ist gut, dass Du schnell und konsequent gehandelt hast.

Mir fallen aber andere Dinge auf, denen Du Dich vielleicht zuwenden solltest, denn die haben mit Dir zu tun.

Du schreibst, Du warst nicht bereit und hast Dich dann doch eingelassen. Warum?

Ihr ward ungefähr fünf Monate zusammen, Du wolltest Dich eigentlich nicht einlassen und dennoch ist er nach 5 Monaten voll in Deinen Freundeskreis integriert. Warum hast Du ihn so schnell so weit in Dein Leben gelassen, obwohl Du ja eigentlich nicht wolltest?

Du sprichst nach so kurzer Zeit von Liebe. Warum? Du gibst da viel zu schnell viel zu viel. Wir sind ja keine Teenager mehr.

Ich kann Dein Gefühl verstehen, denn als ich meinen Ex kennenlernte, wusste ich nach zwei Stunden, dass ich ab sofort nicht mehr ohne ihn sein wollte. Aber eher hätte ich mir auf die Zunge gebissen, als das L-Wort so früh in den Mund zu nehmen und uns damit keinerlei Raum mehr dafür zu lassen, der Steigerung unserer Gefühle Ausdruck verleihen zu können. Verstehst Du, was ich meine?

Wenn ich heute jemandem sage, dass ich ihn liebe, dann kann da zwar noch eine schöne Zeit kommen, aber was kann ich ihm mehr an verbaler Zuneigungsbekundung geben/sagen? Nichts. Und damit ist so viel vorweg genommen.

Was den Schmerz angeht: lass ihn zu, ohne zu lange darin zu versenken. Gib Dir Zeit traurig zu sein, aber sieh dabei auch nach vorn. Tu Dir etwas Gutes, lass Dich von Freundinnen trösten und bestätigen.

Ich wünsche Dir, dass Du schnell wieder zurück findest in die Zeit vor ihm. Du hast da leider einen Schauspieler geliebt.

17.01.2018 16:27 • x 1 #3


M
Das ist eine gute Frage, warum ich ihn so schnell integriert habe. Ich fand ihn am Anfang wirklich toll. Wir hatten gute Gespräche, voll auf Augenhöhe. Das L-Wort hat er zuerst gesagt. Nach einigen Tagen habe ich dies auch getan - ich war sehr beeindruckt von seinen Worten und damals auch noch Taten.

Ich war zu der Zeit wohl auch noch etwas angeschlagen, denn im Mai ist mein Bruder (52) an einem plötzlichen Herztod gestorben. Ich war glücklich, jemanden zu finden, der das verstehen kann, mit dem ich reden kann, der meine Trauer auch akzeptiert. Ich denke, das hat meinen Gefühlshaushalt auch durcheinander gebracht. Normalerweise stehe ich viel alleine durch (und wegen meines Bruders habe ich eine gute psychologische Betreuung). Es hat mich beeindruckt, wie er mit mir umgegangen ist. Ich bin eine unabhängige und selbständige Frau - da habe ich Halt und Zuneigung gesucht.

Ich verstehe aber, was Du meinst.

Danke Euch!

17.01.2018 16:36 • x 1 #4


K
Verstehe das bitte keinesfalls als Vorwurf (steht mir ja auch nicht zu); eher als Anregung. Denn die Erfahrung zeigt, dass wir in diesen Situationen viel über unsere Bedürfnisse und auch Bedürftigkeit lernen können. Daran wachsen wir.

17.01.2018 17:00 • x 2 #5


M
Das stimmt. Das verstehe ich auch nicht so.

17.01.2018 17:04 • #6


Sousa
ich denke auch, lass dir Zeit. Wenn es auch eine kurze Beziehung war, zeichnet dich aus, welche starke Verbundenheit du zu ihm hattest. Wenn man eine neue Partnerschaft möchte, sollte man auch mit ganzem Herzen dabei sein. Das warst du, das macht dich zu einem tollen und besonderen Menschen. Leider ist die Folge, dass es bei einer Trennung sehr lange weh tun wird. So ähnlich kenne ich das auch, dennoch war es richtig. Lass dir und deinen Gefühlen genug Zeit zum heilen......wird wieder.

Sei froh das es so gekommen ist, was da passiert ist geht gar nicht und auch wenn es klare Anzeichen einem Suchtverhalten zeigt. Ist durch nichts zu entschuldigen. Nehme die Aussagen von dem Idioten nicht ernst, das fehlt noch sich von so einem Typen runterziehen zu lassen. Kopf hoch, es gibt nicht nur solche Idioten auf der Welt........du hast alles richtig gemacht und bleibe so wie du bist

18.01.2018 07:53 • x 1 #7


M
Hallo Ihr Lieben,

das Forum hier gibt mir so viel Mut. Danke dafür.

Mir geht es heute ein wenig besser. Es ist irrsinnig, so einem Menschen nachzutrauern. Aber ich fühle mich immer noch so ausgenutzt und vergackeiert. Kaum zu glauben, was er mir alles gesagt hat... Und dann war das alles heiße Luft. Da frage ich mich, ob Alk. lieben können. Ich denke, primär nur die Flasche. Es ist nicht leicht zu verstehen.

Ein schönes Wochenende!

19.01.2018 16:51 • #8


Scarlett2016
Es ist doch nicht irrsinnig, traurig über eine Trennung zu sein.

Diese Beziehung hat Dir anfänglich Halt gegeben und Deine etwaigen Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft sind dahin. Sei ruhig traurig, das gehört zur Verarbeitung.

Ich finde es total klasse von Dir, dass Du Deinen Ex auf den Alk. angesprochen hast. Auch, dass Du die Polizei gerufen hast. Ich hätte ihn auch angezeigt, weil er mit Alk. Auto gefahren ist. Das ist unentschuldbar!

Letztendlich kannst Du nur froh sein, dass Du Dich getrennt hast. Denn mit Alk. Menschen eine Beziehung zu führen ist sehr schwierig und führt auch meist in die Coabhängigkeit.

Alles richtig gemacht!

19.01.2018 18:20 • x 3 #9


M
Ja deswegen habe ich ihn auch noch angezeigt. Die Polizei hat mich ja gefragt, seit wann er da ist. . Er mußte es zugeben.

19.01.2018 18:22 • #10


Scarlett2016
Zitat von Maja1974:
Ja deswegen habe ich ihn auch angezeigt. Die Polizei hat mich ja gefragt, seit wann er da ist...... Er mußte es zugeben....


Sehr gut!

Versuche nicht mehr darüber nachzudenken, ob und was er gefühlt hat, wo er ehrlich war oder nicht. Es ist vorüber.

Ich wünsche Dir auch, dass Du den Tod Deines Bruders gut verarbeiten kannst. Mein tiefes Mitgefühl zu Deinem Verlust.

19.01.2018 18:26 • x 1 #11


M
Vielen Dank dafür.

19.01.2018 18:27 • #12


Vicky76
Was für eine, wirklich, traurige Geschichte! Du hast mein vollstes Mitgefühl.
Ich habe immer Angst, an so einen Mann zu geraten,ganz ehrlich.
Hoffentlich verarbeitest Du den Schmerz schnell........

19.01.2018 18:31 • x 1 #13


fe16
@Scarlett2016
zitat
Denn mit Alk. Menschen eine Beziehung zu führen ist sehr schwierig und führt auch meist in die Coabhängigkeit
Meine Frage ist diese co abhängigkeit dann nicht schon da ?
ich meine weil man sie eingeht die Beziehung ?
@Maja1974
ich lese schon ne zeit lang hier mit,
und mir fiel ein Stein von Herzen ,als ich das mit der Anzeige las
Du schaffst das ,

19.01.2018 18:35 • x 1 #14


M
Ich habe es am Anfang nicht bemerkt! Er hat es wunderbar versteckt bzw es vielleicht am Anfang gelassen. Er sagte mir ja dann auch, er wollte durch mich ein neues Leben anfangen. Er habe mich nicht geliebt, aber eine Chance gesehen, sein Leben zu ändern. Das saß.
Als ich es bemerkt habe, habe ich die Notbremse gezogen.

19.01.2018 18:39 • #15


A


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