Zitat von Bergfichte: .manchmal merkt man dass jemand unglücklich ist, manchmal behält er/sie es für sich.
Damit hast Du absolut Recht. Er fühlte sich nicht mehr wohl in der Ehe, das Ein oder Andere fehlte ihm oder er spürte Überdruss im eingefahrenen Leben mit der immer gleichen Partnerin. Und das fraß er dann halt in sich rein, versuchte, es als normal einzustufen, aber seine Antennen waren schon auf Empfang.
Und dann trat die Kollegin auf den Plan. Selbst frustriert, selbst bedürftig - zwei traurige Menschen finden zueinander, spüren Verständnis für ihre Nöte und manches Andere und auf einmal sind sie wieder da. Längst verschüttete Glücksgefühle, die einen durchströmen und die Lebensfreude neu entfachen. Der graure Arbeitsalltag wird zum Festtag, denn da ist ja die Kollegin, da ist Lachen, verschmitztes Lächeln, Andeutungen ...
Der Reiz ist ungeheuerlich und der Kontakt wird vertieft. Oh, wie herrlich. Es gibt ja doch Jemanden, dem ich wichtig bin, der mich versteht, mich annimmt und so kommt eines zum anderen. Aus ein paar Späßen und Blicken wird der gemeinsame Kaffee, erst in der Arbeit, dann privat. Dann triftt man sich mal zum Abendessen und da redet man dann Klartext. Über die eingeschlafene Ehe, für deren Belebung man aber nie was tat, was man aber groüzügig verschweigt. Die langweiligen Ehepartner, mit denen man doch schon längst nicht mehr glücklich ist. Eine Trennung war schon längst überfällig, aber man hatte ja keinen Anlass zur Trennung. Nein, das neue Auffangbecken muss gerade für Männer schon bereit stehen, damit sie ihren Hintern aus der Ehe bewegen.
Er fühlt sich jetzt mindestens 10 Jahre jünger, strotzt vor Lebensfreude und Energie, die er bei Nextie verpulvert und fühlt sich wieder wie der Gockel auf dem Hühnerhof, den seine Henne anbetet. Er ist toll, er ist großartig, er ist humorvoll und nachsichtig, er ist verständnisvoll, aber das ist jetzt alles für Nextie. Denn die hat es verdient, dass er sich von der goldenen Seite zeigt. Wow, welche Bestätigung für den älter werdenden Mann, wenn er nochmals was Neues bekommt. Kein Zweifel, er wurde vom Glück auserwählt und die Ehe samt Frau und Kindern - nun ja, irgendwas ist ja immer. Aber hey, wie sieht jetzt sein neues Leben aus. Es glänzt, es schillert und er strahlt um die Wette mit Nextie, die ihr Glück auch kaum fassen kann. Und erst die Nächte - Mama mia, dass so was mögich ist! Herrlich, einfach nur wunderbar!
Du wirst das doch sicher verstehen, ihm alles Gute wünschen, Dich für ihn freuen und Dich bei der Trennung fair verhalten. Denn dass sein neues Leben auch Geld kostet, ist klar und das nicht wenig. Also sei nicht so kleinlich, sondern akzeptiere, was er Dir vorschlägt. Die paar Kinderchen kriegst Du schon groß ...
Ich kenn das alles zur Genüge. Es war auch ein Kollege, aber an einem anderen Ort. Aber ich kenne diese wahnsinnigen Glücksgefühle, diese Hormonausschüttungen, dieses Schwanken zwischen unglaublichen positiven Gefühlen, die im nächsten Moment von furchtbarer Sehnsucht nach dem Geliebten abgelöst werden. Und ich möchte das nicht mehr erleben, denn der Absturz kommt zwangsläufig und der kann dann auch durchaus leidvoll werden.
Und warum spricht man in der Ehe denn nicht darüber, was einen bewegt? Naja, man will den Ehepartner jetzt gerade nicht damit tangieren und morgen auch nicht. Und außerdem, an einer Ehe zu arbeiten, sie bewusst zu pflegen, fühlt sich doch irgendwie nach Arbeit an. Aber man will ja leben, spüren und keine Probleme wälzen und dem Ehepartner sagen, dass man sich wie eingerostet und mehr wie halbtot als lebendig fühlt. Man hätte es tun können, ehrlich sein können, es wäre fairer gewesen und der Ehepartner hätte gewusst, dass es fünf vor 12 ist. Aber nein, man dümpelt so vor sich hin, denkt sich, das Glück ist für andere da, aber nicht für mich, ich tretet auf der Stelle. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen unfähig sind, etwas Sinnvolles mit sich anzufangen. Was könnte man denn selbst tun, um sich besser zu fühlen, um wieder Leben ins Leben zu bringen? Keine Ahnung, Schuld am Stillstand ist der Ehepartner, der schon lange nicht mehr so ist, wie er sein sollte, denn er langweilt, er lebt auch nur seine Routine. Nichts Neues unter der Sonne, bis dann Nexie kam.
Man verknallt sich nochmals, aber so richtig und alles Andere ist ausgeblendet. Ach was, die Ehe. Das geht dann schon irgendwie, denn Liebe versetzt Berge und gemeinsam ist man stark. Und Nextie passt halt einfach viel besser zu einem, mit der kann man echt was anfangen, auch menschlich gesehen. Aber der Ehepartner - oh weh! Man kann ja nichts dafür, so was passiert halt nun mal und da muss man zugreifen. Muss man? Nein, man könnte seinen Prinzipien, die man ja mal hatte, treu bleiben können, der Versuchung aus dem Weg gehen, aber Verzicht ist nicht Jedermanns Sache und Treuegelöbnisse auch nicht. Ist doch normal heutzutage, dass man den Partner mal wechselt, oder nicht?
Man könnte sein Leben hinterfragen, man könnte dies und jenes tun, um aus dem ewigen Trott rauszukommen, man müsste halt mal eine Idee haben. Aber das ist ja alles nichts gegen das, was Dein Mann jetzt erleben darf. Dass er Dich jetzt verletzen muss, ja, schade, aber sei es drum, so ist es nun mal. Dafür kann er doch nichts und ich konnte auch nichts dafür, glaubte ich zumindest.
Aber wie schäbig man sich verhalten hat dem EP gegenüber, übersieht man großzügig. Diese Einsicht kommt erst später und bei Manchen nie.
Ich sage immer, das Leben vergisst nichts. Wenn ich mich fair und freundlich gegenüber anderen verhalte, wird das belohnt, denn die Welt spiegelt mir das zurück, was ich ihr zeige. Wenn ich das nicht tue und die Umwelt als feindselig betrachte, ernte ich auch das. Ich bekomme etwas für das, was ich investiere. Und wenn ich mir egoistsch und rücksichtslos etwas nehme, was sich mir bietet und dabei auf den Gefühlen Anderer rumtrample, so kommt das auch zurück. Eines Tages, aber der Zahltag kommt, auch wenn man vielleicht keinen Zusammenhang damit herstellt.
Ich habe für meine Affäre teuer und sehr leidvoll bezahlt und ich hatte Glück, weil mich mein Mann nicht davon haute, sondern meine Verirrung regelrecht aussaß. Wie er das schaffte - ich weiß es nicht, er ist mir in vielem ein Rätsel. Die menschliche Größe, die er hat, seine Klugheit und Weitsicht werden mir ewig fremd bleiben. Er ist besonders und der Neue hätte niemals konkurrieren können. Irgendwann hätte ich verglichen und ich bin mir heute sicher, dass ich die Ehe doch nicht so leichtfertig hingeschmissen hätte wie ich gedacht habe.
Und irgendwann, als der Ablöseprozess, die Schmach des Scheiterns und das alles überwunden war, entschied ich mich neu. Für meine Ehe, für meinen Mann, ohne Wenn und Aber und konsequent. Und was passierte? Ich fühlte mich heute verheirateter als seinerzeit und vermisse nichts. Andere Männer . ja, sie sind oft nett und amüsant, aber mehr auch nicht. Ich hab was Besseres zu Hause. Und die emotionalen Höhenflüge vermisse ich nicht mehr. Ich habe ein anderes Glück gefunden, ein stilleres und dafür auch stabilieres. Und ich achte viel mehr auf mich und meine Bedürfnisse. Ich gehe gut mit mir um, etwas, was ich nie gelernt hatte, was aber sehr wichtig ist. Achtsamkeit mit sich selbst, Hineinfühlen in sich und dann kann man auch mal eine Stellschraube neu setzen, ohne dass gleich das ganze Gebäude zusammenkracht.
Dein Mann hätte es auch tun können, aber er folgt nun nur seinen Emotionen. die eines Tages auch verblassen werden. Was er in der Neuen sieht, ist zum Großteil Illusion und Projektion, aber dagegen kommst Du nicht an. Er muss seine Erfahrungen selbst machen, aber wenn er glaubt, auf dem Kummer seiner nächsten Menschen sein persönliches Glück aufbauen zu können, wird er Lehrgeld zahlen. Später, denn das Leben vergisst nichts. Er hat Dich verraten und das tut sehr weh. Verrat ist oft schlimmer als vieles Andere, weil Verrat den Anderen ins Abseits stellt. Er ist unfair, hinterhältig, fies und geschieht sozusagen im Geheimen. Selbst derjenige, der verrät, spürt ihn oft erst später und manche spüren ihn auch gar nicht.
Überlege Dir gut, was Du willst. Abwarten, aussitzen mit ungewissem Ausgang oder lieber Nägel mit Köpfen machen und Dir sagen, nein, mit diesem Mann will ich mein Leben nicht mehr teilen. Und Du triffst diese Entscheidung allein und trägst die Konsequenzen. Derzeit hast Du nichts zu erwarten. vieles geschieht ohne Dein Zutun. Du kannst noch abwarten, aber er ist jetzt erst Mal über alle Berge und ob es sich lohnen würde zu warten, ist nicht vorhersehbar. Das Gute ist, Du bist nicht ausgeliefert, auch Du darfst Dich entscheiden. Und ich vermute, dass in Dir mehr steckt, als Du selbst glaubst. Und mancher, der so eine Niederlage erlebte, geht gestärkt daraus hervor. Weil er was lernte, für sich und über sich, denn nur aus Krisen lernt der Mensch.
Meine Freundin hat sich umgehend dafür entschieden, sich konsequent zu trennen und baldmöglichst die Scheidung durchzuziehen. Für sie war klar, dass dieser Mann, mit dem sie 3 Kinder hatte, keinen Platz mehr in ihrem Leben hatte. Irgendwie bewunderte ich sie für ihre Klarheit und ihre Entschiedenheit. Sie hat es nie bereut und auch sie wurde nach Jahren mit viel Leid belohnt. Ich habe mich immer für sie gefreut und tue es noch. Und ihrem Neuen sagte ich gleich, dass ich erwarte, dass er gut und liebevoll mit ihr umgeht. Er hat es eingehalten, auch ohne meine Ermahnungen. Und ihm auch. Sie gingen es sauber an, denn sie kamen zusammen, als beide allein waren.