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Feststellung nach Trennung: kein eigenes Leben

W
Guten Morgen,

Ich hätte meinen Beitrag auch unter dem Thema Trennung posten können und hätte natürlich viel zu jammern: warum hat er nur, wie konnte alles so kommen? usw. aber ich denke, viele Beziehungsprobleme haben mit einem selbst zu tun und ich glaube, diese Trennung würde mich unter anderen Umständen nicht so hart treffen.

Mein Hauptlebensproblem ist wohl, dass ich im (berufs)Leben keinen Fuß fasse so dass ich stattdessen in Beziehungen Halt suche.
Ich bin 35. Jahre alt, bin ein lebensbejahender, vielseitig interessierter Mensch aber ich habe aufgrund meiner (Familien)geschichte nicht geschafft, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Es war einfach nie der Raum und die Zeit für die Entwicklung meiner Fähigkeiten gegeben (ich habe mich u.a. um kranke Familienmitglieder gekümmert). Ich habe keine Ausbildung gemacht, konnte mich schlecht konzentrieren und bin also so durchs Leben getingelt, habe Jobs gemacht und immer mal wieder einen Beruf ins Vesir genommen um dann wieder alles fallen zu lassen. Ich lernte meinen Partner vor 10 Jahren kennen; das gab mir erstmals im Leben Halt und kam zur Ruhe. Ich begann irgendwann ein Studium....nun, nach 10 Jahren hat er sich von mir getrennt und ich fühle mich wie im luftleerem Raum, völlig unselbständig. Ich habe das Gefühl, noch einmal wie ein Teenager ganz neu beginnen zu müssen und dabei fehlt mir die Ruhe, mich auf meine Sachen zu konzentrieren (habe mein Studium noch nicht abgeschlossen); außerdem bin ich gezwungen, ein meinem Alter nicht gemäßes Leben zu führen (Studium, improvisiertes Leben)...

Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll, in Therapie bin ich. Es fängt mich auf, ich habe viele Selbsterkenntnisse aber meine Grundproblematik bleibt- ich habe das Gefühl, kein eigenes Leben zu haben. Ich frage mich, ob sich das durch einen eigenen Beruf ändern könnte. Seit Jahren ist dieser Satz in meinem Kopf Ich habe kein eigenes Leben. Ich habe jahrelang in Beziehungen diesen Halt gesucht und sehe heute, dass das nicht funktioniert. Ich sehne mich nach nichts mehr, als dieses eigene Leben zu haben. Wie macht man das? Wie baut man es sich auf? Ich habe das Gefühl, ich habe da etwas Grundlegendes nicht gelernt.

Ich möchte noch etwas ergänzen: ich habe so gut wie keine Familienrückhalt. Da ist einfach niemand: alle Tod oder sehr krank oder oder oder. Ich habe keinen Vater, meine Mutter ist krank, es gibt keine Oma, keine Tante, keine Geschwister...
Und ich frage mich, ob es vielleicht nicht ganz normal ist, dass ich mich haltlos, ungeborgen fühle, bzw. ob ein Beruf dem Abhilfe schaffen kann. Mein Ex war meine Familie; ich habe nie zuvor Vertrauen, Verlässichkeit, Geborgenheit erlebt versteht ihr? Eine Familie bleibt...ein Partner kann gehen...

herzlichen Dank fürs Lesen!

Waldundflur

23.05.2013 10:32 • #1


C
ich kann dich verstehen und das obwohl ich eine Familie habe. Auch ich fühle mich allein und das trotz Beruf und Prespektive. Auch ich suche den Halt in einer Partnerschaft.
Wenn man die ganzen Fernöstlichen aber auch psychologischen Ratgeber liest steht da immer, dass man sich selbst all das geben muss.
Trotzdem gibt mir mich selbst umarmen nicht das gleiche wie die Umarmung durch einen Mitmenschen.

Eines weiß ich: du kannst alleine Leben und gut klarkommen. Du könntest dich natürlich gegen alles versichern lassen was einem so passieren kann. Vielleicht hilft das ja etwas.

und trotz allem, ich glaube niemand kann 100% allein sein und nur mit sich allein zurechtkommen. Man braucht andere Menschen. So ist es einfach.

Ich habe vor, nachdem ich die letzten Jahre nur in Beziehungen gelebt habe, wieder mal ein paar Jahre allein zu bleiben so wie ich es schon mal gemacht habe.

Es wird dauern aber man lernt, dass es geht. Die Sehnsucht ist auch damals bei mir dagewesen einen liebenden Partner zu haben, aber ich habe damals sehr schöne und teilwesie auch langjährige Freundschaften geschlossen.

Ich glaube fest an dich dass du diese eine Sicherheit gewinnen kannst für dich. Es wird immer so sein dass du dir Geborgenheit und Leibe wünschst aber du wirst auch oft genug sehen wie gut es dir geht auch ohne eine Partner.

23.05.2013 11:37 • x 2 #2


A


Feststellung nach Trennung: kein eigenes Leben

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L
Liebes Wald und Flur,

gib nicht auf bei der Suche deines Lebens.

23.05.2013 22:59 • x 1 #3


A
Zitat von Waldundflur:
Mein Hauptlebensproblem ist wohl, dass ich im (berufs)Leben keinen Fuß fasse so dass ich stattdessen in Beziehungen Halt suche.

Es war einfach nie der Raum und die Zeit für die Entwicklung meiner Fähigkeiten gegeben (ich habe mich u.a. um kranke Familienmitglieder gekümmert). Ich habe keine Ausbildung gemacht, konnte mich schlecht konzentrieren und bin also so durchs Leben getingelt,

ich fühle mich wie im luftleerem Raum, völlig unselbständig. Ich habe das Gefühl, noch einmal wie ein Teenager ganz neu beginnen zu müssen und dabei fehlt mir die Ruhe, mich auf meine Sachen zu konzentrieren (habe mein Studium noch nicht abgeschlossen); außerdem bin ich gezwungen, ein meinem Alter nicht gemäßes Leben zu führen (Studium, improvisiertes Leben)...

meine Grundproblematik bleibt- ich habe das Gefühl, kein eigenes Leben zu haben. Ich frage mich, ob sich das durch einen eigenen Beruf ändern könnte.

Seit Jahren ist dieser Satz in meinem Kopf Ich habe kein eigenes Leben. Ich habe jahrelang in Beziehungen diesen Halt gesucht und sehe heute, dass das nicht funktioniert. Ich sehne mich nach nichts mehr, als dieses eigene Leben zu haben. Wie macht man das? Wie baut man es sich auf? Ich habe das Gefühl, ich habe da etwas Grundlegendes nicht gelernt.
willkommen

du weisst es und schreibst es : ich habe kein eigenes leben - weil du über dich bestimmen läßt und deshalb keine wurzeln in dir fassen konntest.
dein fokus hat sich von anfang an auf andere konzentriert - du lebst fremdbestimmt und suchst im aussen, was dir im innen fehlt.
das fehlende kannst nur du selbst in dir wieder-finden.

werde dir klar, wer du bist, wo du dich selbst siehst, was du willst, welches potential in dir entfaltet werden kann, es wartet darauf gelebt zu werden... du hast ein recht darauf dein leben zu leben und nicht das, was du dir von anderen mal angezogen hast, zieh das alte kleid aus, streife es ab, es ist schon längst zu eng geworden..

alles gute!

24.05.2013 00:49 • x 2 #4


W
Liebe Alena, Chrissis und little drummer Boy,

herzlichen Dank für Eure Antworten! Alena, was Du schriebst, ist mir nah gegangen und ich denke, dass da sehr viel dran ist. Ich habe (zu) früh gelernt, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und fühle meine eigenen zu wenig. Es tut weh, nochmal ganz von vorne anfangen zu müssen und einen Beruf zu finden wenn man nicht recht weiß, wer man ist, ist nicht leicht. Mir ist aufgefallen, dass ich irgendwie immer wieder in die Rolle der Bedürftigen falle....und es gibt nur wenige lichte Momente, wie diese, da ich mich richtig spüre, meine Fehler sehe...Und dann wieder in alte Muster tauche. Jeder Mensch hat wohl ein schwieriges Lebensthema und das ist meines. Aber die Sehnsucht, mein eigenes Leben zu führen war immerhin immer da- nun will ich versuchen, meinen weg zu gehen...taps...taps...taps.
Gerade heute fällt mir auf, dass das Bedürfnis nach Rückhalt, nach Geborgenheit wesentlich geringer ist wenn ich bei mir bin. Vielleicht ist es eine Art Selbstverlust, der einen so schwächt, dass man meint, auf andere angewiesen zu sein.

Auch Dir Chrissis danke für Deine Worte- ich denke da sehr ähnlich wie Du. Und little drummer Boy auch Dir herzlichen Dank für Deine warmen Worte!

Waldundflur

25.05.2013 23:25 • #5


A
Zitat von Waldundflur:
Ich habe (zu) früh gelernt, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und fühle meine eigenen zu wenig.

Es tut weh, nochmal ganz von vorne anfangen zu müssen und einen Beruf zu finden wenn man nicht recht weiß, wer man ist, ist nicht leicht.

das ist nur verschüttet und du kannst es wieder neu erlernen. fange mit kleinen dingen an : was würde ich heut gern anziehen, essen, tun, was macht mir besonderes viel freude ... wichtig : fühle es in dir, wie es dir gut tut - damit trainierst du dein unterbewusstsein (dein inneres kind) um.
erlaube es dir einfach dir gutes zu tun! ich vermute du musstest früher zuviel rücksicht auf andere nehmen, das läßt ein kind sich minderwertig fühlen - es hat das gefühl keinen anspruch auf etwas zu haben weil andere wichtiger, besser, wertvoller sind, etc.
ändere das um : erlaube und wähle das zu tun, was dir gut tut und was dir wichtig ist.

so ist es auch im beruf: was würde dir am meisten gefallen, woran hast du spass, schreibe erstmal alles völlig unzensiert auf, was dir einfällt, dann schaue was sich zusammenfügen läßt und wo du das in einem job wiederfinden kannst.
Zitat:
Mir ist aufgefallen, dass ich irgendwie immer wieder in die Rolle der Bedürftigen falle...

Gerade heute fällt mir auf, dass das Bedürfnis nach Rückhalt, nach Geborgenheit wesentlich geringer ist wenn ich bei mir bin. Vielleicht ist es eine Art Selbstverlust, der einen so schwächt, dass man meint, auf andere angewiesen zu sein.
deine bedürftigkeitsgefühle sind nachvollziehbar wenn du früher zu oft zu kurz gekommen bist, das gefühl ist immer noch in dir verankert und du kannst es ändern indem du dir das gibst, was du brauchst, sei dir selbst deine guten inneren eltern, achte und sorge gut für dich, so bekommst du wieder mehr selbstvertrauen und stärke, weil du deine macht und kraft in dir spürst. du hast das ruder deines lebens in der hand und kannst das tempo und die richtung bestimmen...

weh tut, dass du dich jahre oder jahrzehnte selbstverleugnet hast, deine bedürfnisse unterdrückt und deine wertigkeit zu gering beachtet und gelebt hast, das tut weh, das ist der alte schmerz, der, meiner einschätzung nach, dahinterstehen kann.
dein inneres kind/deine seele fühlt sich deshalb verletzt und gekränkt.
sei eine gute krankenschwester, dann kann dein inneres heilen.

freue dich darauf jetzt endlich die verantwortung für andere abzulegen, stelle dich auf den prinzessin-thron - wenn es dir gut geht, kannst du das gern mit anderen teilen.
aber bleibe zuerst bei dir - wenn du gut für dich sorgst und es dir gut geht, spüren es auch andere und es geht ihnen auch gut damit.

wer dir das nicht gönnt, hat dich nicht verdient, er ist nur dazu da, dir dein altes schädigendes muster zu zeigen, dafür darfst du ihm danken, denn er hilft dir bewusster zu sein und das dann zu ändern.

alles gute!

25.05.2013 23:59 • #6


G
@ Alena,

in dem Text steckt so viel Wahres drin, auch ich find mich hier in vielen Teilen wieder.
Fällt unheimlich schwer, versuch das auch seit Monaten, man muß sich regelrecht zwingen gegen eine lieb gewohnene Gleichgültigkeit und Lethargie anzukämpfen, hab aber auch schon viele neue Momente kennengelernt die es Wert waren sich aufzuraffen.

Waldundflur alles Gute und such diese Momente

Lohnt sich!

26.05.2013 00:21 • #7


W
erlaube es dir einfach dir gutes zu tun! ich vermute du musstest früher zuviel rücksicht auf andere nehmen, das läßt ein kind sich minderwertig fühlen - es hat das gefühl keinen anspruch auf etwas zu haben weil andere wichtiger, besser, wertvoller sind, etc.
ändere das um : erlaube und wähle das zu tun, was dir gut tut und was dir wichtig ist.


Ja das ist so wahr allerdings habe ich schonviel für mich getan- immer im kleinen aber ich habe es immer abgebrochen; es folgte immer ein schlechtes Gefühl und wenn ich etwas für mich tue, ist es so als würde ich jeden Moment gestört werden können durch ein Ich brauche Dich! Ich weiß ja, woher das kommt aber es ist so schwer, dieser Stimme zu erwidern Nein, jetzt kümmere ich mich um mich, ich habe ein Recht dazu... Ich war jahrelang gut zu mir aber seit der Trennung bin ich resigniert denn ich kam nicht wirklich weiter. Ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes grundlegend gestört. Vielleicht sollte ich ein Schild an meine Tür hängen Bitte nicht stören
Wenn man sehr kranke Eltern hat, die einen immer brauchen, ist man so tief konditioniert, ich habe regelrecht das Gefühl, mich retfertigen zu müssen wenn ich Zeit für mich brauche. Nein, diese Zeit für mich wurde mir schon gegönnt aber kein eigenes Leben und ich habe es weiter geführt.

Danke nochmal euch allen!

26.05.2013 16:59 • #8


W
Es fällt mir beispielsweise unglaublich schwer, mal nicht mit lieber Stimme auf andere einzugehen, sondern zu sagen Sorry, ich habe gerade keine Zeit, keine Lust... Dann droht die früh gelernte innere Starfe- Liebesentzug. Es ist zum K...en.
Ich habe so eine Haltung an mir, die ich selbst nicht mehr leiden kann, immer lächelnd, auch in der Uni, wenn ich spreche lächel ich meistens. Was ist das für ein Lächeln? Es sagt doch Ich bin lieb, tut mir nichts oder? Ich mag diese Menschen, die authentisch sind und auch einfach mal ernst und dirket sein können. Auf Auf! Krisen sind dazu da um überwunden zu werden, sie sind immer eine Chance. Ich wünschte, ich hätte sie mit 25 genutzt.

26.05.2013 17:04 • #9


A
Zitat von Waldundflur:
Ja das ist so wahr allerdings habe ich schonviel für mich getan- immer im kleinen aber ich habe es immer abgebrochen; es folgte immer ein schlechtes Gefühl und wenn ich etwas für mich tue, ist es so als würde ich jeden Moment gestört werden können durch ein Ich brauche Dich!

Ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes grundlegend gestört.

Wenn man sehr kranke Eltern hat, die einen immer brauchen, ist man so tief konditioniert, ich habe regelrecht das Gefühl, mich retfertigen zu müssen
WuF

früher hast du das gefühl gehabt, deine eltern brauchen dich, wenn du jetzt diese stimme in dir hörst, schreit dein inneres, dass es dich braucht um diese vorstellung in dir zu ändern.
du bist dir bewusst woher das kommt und du bist dir bewusst, dass das nur alte kindergedanken und -gefühle sind, diese kannst du ändern.

schuldgefühle kannst du loslassen lernen, sie sind tief in dir verankert und deshalb darfst du nicht müde werden jedesmal wenn die alten gedanken und damit auch die alten gefühle auftauchen neue, gesündere dagegen zu setzen.
weil es so tief verankert ist und im stammhirn(reptilhirn) gespeichert kommst du mit logik nicht weiter. es sind tief verwurzelte, oft kollektive ängste, die dahinter stehen. wenn wir früher von der sippe nicht akzeptiert und gemocht wurden, wurden wir ausgestossen und allein hatten wir damals keine überlebenschance, diese ur-ängste sorgen bei menschen, die sehr früh traumata erlebten immer noch für inneren stress.
du kannst mit inneren bildern, die du dir machst arbeiten, mit sprache und logik kommst du nicht viel weiter. stelle dir immer wieder vor, dass du in sicherheit bist, schaffe dir mental einen geschützten raum, schaffe dir alles erdenklich da hinein, was du brauchst um überleben zu können, wichtig ist hier nahrung, schutz, wärme in fülle.
das kann z.b.. eine geschützte höhle sein, viele sehr starke männer stehen vor dem höhleneingang und bewachen ihn und damit auch dich und andere, die sich dort aufhalten, es wird für nahrung gesorgt, gut sind zb. hühner, die dort reichlich als nahrung gefangen wurden, die federn wärmen dich sowie auch das feuer, was in der höhle ständig brannt. fühle dich da hinein, zu fühlen ist ganz wichtig weil du so langsam innerlich ein gefühl von sicherheit/urvertrauen zurückbekommst.
es ist tägliche arbeit über ca. 6 wochen, damit dein unterbewusstsein umprogrammiert werden kann.
Zitat von Waldundflur:
Es fällt mir beispielsweise unglaublich schwer, mal nicht mit lieber Stimme auf andere einzugehen, sondern zu sagen Sorry, ich habe gerade keine Zeit, keine Lust... Dann droht die früh gelernte innere Starfe- Liebesentzug. Es ist zum K...en.
Ich habe so eine Haltung an mir, die ich selbst nicht mehr leiden kann, immer lächelnd, auch in der Uni, wenn ich spreche lächel ich meistens. Was ist das für ein Lächeln? Es sagt doch Ich bin lieb, tut mir nichts oder?
viele menschen tragen schutz-masken, die aber nicht wirklich helfen, sondern die ängste nur damit in sich festhalten und einmauern.

Zitat:
bitte höre, was ich nicht sage!

laß dich nicht von mir durch das gesicht täuschen, das ich dir zeige, denn ich trage tausend masken. masken, die ich fürchte abzulegen und, keine davon bin ich! so und als ob ist eine kunst, die mir zur zweiten natur wurde,

aber, bitte lasse dich dadurch nicht täuschen!

ich mache den eindruck, als sei ich fröhlich, als sei alles sonnig und glücklich in mir, innen wie außen, als sei mein name vertrauen und sicherheit, und mein spiel kühle, als sei ich ein stilles wasser, so, als ob ich niemanden bräuchte.

aber, bitte glaube mir nicht!

mein äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist nur meine maske. darunter ist nichts entsprechendes, dahinter bin ich wie ich wirklich bin: verwirrt, voller angst, einsam und allein. aber ich verberge das, ich möchte nicht, daß es irgend jemand merkt. beim bloßen gedanken daran bekomme ich panik und fürchte mich davor, mich anderen zu offenbaren. gerade deshalb erfinde ich verzweifelt masken, hinter denen ich mich schutzsuchend verbergen kann: eine lässige, kluge fassade, die mir hilft,etwas vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden blick sichert, der mich erkennen würde - dabei wäre gerade dieser blick meine rettung, wenn er verbunden wäre mit wärme, mit gefühl, mit liebe. das ist das einzige, was mir die sicherheit geben würde, die ich mir selbst noch nicht geben kann, weil ich es nie gelernt habe, die ich aber so sehr brauche: daß ich wirklich etwas wert bin. aber das sage ich dir nicht,ich traue mich nicht, denn ich habe angst davor. ich habe angst, daß dein blick nicht von wärme und liebe begleitet sein könnte und ich fürchte, du wirst gering von mir denken und über mich lachen, und - dein lachen würde mich umbringen. ich habe angst, daß ich tief in mir selbst nichts bin, nichts wert,und daß du das sehen könntest und mich abweisen wirst. so spiele ich mein spiel, ein verzweifeltes spiel: eine sichere fassade außen und ein zitterndes kind innen. ich rede daher in gängigem ton oberflächliches geschwätz. ich erzähle dir alles, was wirklich nichts ist, und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit.

deshalb lasse dich bitte nicht täuschen von dem, was ich gewohnheitsmäßig daherrede.

bitte höre sorgfältig hin und versuche wahrzunehmen, was ich nicht sage,was ich so gerne sagen würde, was ich um des überlebens willen rede und was ich nicht sagen kann. ich verabscheue dieses oberflächliche versteckspiel, das ich da aufführe,denn es ist unecht und ich wäre so gerne echt, ehrlich und spontan - einfach ich selbst.

aber du kannst mir helfen...

du kannst deine hand ausstrecken, selbst wenn es das letzte zu sein scheint, was ich mir wünsche. du kannst dabei helfen, diesen leeren, toten glanz von meinen augen zunehmen, du kannst mir helfen, mich zum leben zurückzurufen. jedesmal, wenn du freundlich und sanft zu mir bist und mir mut machst, jedesmal, wenn du versuchst, mich zu verstehen weil du dich wirklich um mich sorgst, bekommt mein herz flügel - sehr kleine flügel, brüchige schwingen, aber flügel! dein gespür, dein mitgefühl und dein verstehen hauchen mir leben einweil ich dir vertraue, und,ich möchte daß du das weißt. ich möchte, daß du weißt, wie wichtig du für mich bist, wie sehr du mir helfen kannst, der mensch zu werden, der ich in wahrheit bin - wenn du es nur willst. ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das du das wolltest. du kannst mir helfen, die wand niederzureißen, hinter der ich zittere, bei dir würde ich mich so gerne trauen können, die maske abzusetzen, damit du mir wege aufzeigen kannst, wie ich mich aus meiner schattenwelt, aus meiner angst, meiner unsicherheit und dieser inneren einsamkeit befreien kann.

bitte übersehe mich nicht !

es wird nicht leicht für dich sein, denn die lang andauernde überzeugung, wertlos zu sein, schafft dicke mauern, und ich würde so gerne auf deine geduld vertrauen. und ich habe angst davor, daß je näher du mir kommen wirst, ich umso blinder zurückschlagen könnte. ich wehre mich aus angst gegen das, wonach ich schreie. aber, man hat mir gesagt, daß liebe stärker sei, als jeder schutzwall, und darin liegt meine hoffnung. bitte versuche mir zu helfen, diese mauern einzureißen, mit sicheren und sehr vorsichtigen händen, denn dort bin ich immer noch das kleine kind und somit sehr empfindsam.

wer ich bin, möchtest du wissen?

ich bin jemand, den du sehr gut kennst, denn ich könnte jedermann sein , den du triffst, jede frau und jeder mann, die dir begegnen!

Tobias Brocher- die Maske - aus dem Buch Johannes


sehr wahrscheinlich hat die trennung diese gefühlten alten verlassenheits- und existenz-ängste wieder in dir hochgeholt, es ist jetzt deine zeit um daran zu intensiver zu arbeiten, damit du das in dir auflösen kannst.

27.05.2013 00:46 • x 1 #10


G
Was ist denn ein eigenes Leben? Das Leben definiert sich doch nicht per se durch den Beruf.

Finde raus, was ein glückliches Leben bedeutet. Für Dich! Und für niemanden anders. Vergiss die gesellschaftlichen Restriktionen. Was brauchst Du, um glücklich zu sein?

Du scheinst eine Midlife-Crisis zu haben. Du lässt gerade Dein Leben Revue passieren und siehst die verpassten Chancen. Du siehst aber nicht, was Du erreicht hast. Pflege und Begleitung von Kranken ist auch etwas, was Anerkennung verdient. Nur solange Du Dir selbst diese Anerkennung verweigerst und nach Regeln lebst, die andere vorgeben, wirst Du immer nur weiter suchen.

Was willst Du? Was macht Dich glücklich? Wie soll Dein Leben morgen, in 3 Jahren, in 10 Jahren, in 20 Jahren aussehen?

Setze Dir kleine Ziele und versuch sie zu erreichen. Nicht alle werden in Erfüllung gehen, aber das gehört dazu.

31.05.2013 20:12 • x 1 #11


W
Liebe Alena,

der Text von dem Brocher hat mich zu tränen gerührt; es ist viel dran...wobei ich kein Mensch bin, der dauernd Masken trägt. Es ist eher so, dass viele Menschen mit der authentischen Waldundflur nicht viel anfangen können, sie reagieren verständnislos: häää? wieso hast Du denn keine Ausbildung, keine Kinder? usw. Sehr oft erlebe ich, dass sie sich nicht auf meine Ebene begeben können, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf die ihre zu begeben oder mich zurückzuziehen. Ich habe mich oft gezeigt und stand meistens allein damit...

Und Glühwürmchen, vielen Dank für Deinen Beitrag! Ja, Du hast in gewisser Weise recht aber es geht immer um das Wie. Hat es einem etwas gebracht, für andere da zu sein, hat man es gerne getan? Hat man sich dazu entschieden? Oder nicht. Bei mir war es keine freie Entscheidung. Ich wollte stets anders leben aber hatte keinen Raum dafür oder wusste nicht, wie ich es anstellen soll. Und natürlich hat es einen Wert, sich um Bedürftige zu kümmern aber rein gesellschaftlich betrachtet, wird es wenig geachtet. Und es ist vielleicht ähnlich wie bei einer Hausfrau, die nichts anderes macht als sich um die Familie zu kümmern...ihre Kinder entwickeln sich, gehen irgendwann aus dem Haus, der Mann hat sich beruflich verwirklicht und nun steht sie da. In meinem Fall ist es so, dass ich nicht einmal sagen kann: ich war Hausfrau...Wer versteht denn, wenn ich sage: ich habe mich um meine eigenen Eltern gekümmert? Und- es hat mich nicht erfüllt. Ich war unglücklich. Ich kann es mir nicht schön reden. Es ist verdammt schwer, in meinem Alter erst ein Gespür für sich zu bekommen, seine Fähigkeiten erst entwickeln zu müssen...denn während ich das tue, läuft mein Alltag nebenher, der unbefriedigend ist. Mein äußeres Leben passt nicht zum Inneren und ich wüsste schon genau, wie ich leben will, was ich beruflich machen möchte...bis ich dahin komme, werden aber viele Jahre vergehen. Denn mir fehlen die Kompetenzen.

Ich möchte Euch hier nicht erklären, warum eine Veränderung NICHT möglich ist...nur ausdrücken, warum es schmerzt...warum noch so gute Einsichten erstmal keine Erleichterung bringen. Es heißt wohl, einfach damit zu leben und für ein anderes Leben zu kämpfen.

herzlichen Dank nochmal
WuF

04.06.2013 17:59 • #12


A


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