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Fortlaufender Erfahrungsbericht Trennungsverarbeitung

K
Hi Leute,

Ich habe dieses Thema eröffnet um zu beginnen eine Lücke in diesem Forum zu füllen, welche wahrscheinlich viele User gerne gefüllt sehen würden, da sie im Moment des größten Schmerzes neben Geschichten von Gleichgesinnten auch Geschichten von Leuten hören möchten die diesen Schmerz überwunden haben. Deshalb habe ich mir das Ziel gesetzt dieses Thema solange mit fortlaufendem Inhalt zu füllen, bis ich mich von meinem Schmerz befreit habe. Vielleicht kann ich somit ja andere Leute motivieren es mir gleich zu tun, entweder hier in meinem Thema oder der Übersichtlichkeit halber in eigenen Themen.

Erstmal ein paar Infos zu mir:
Ich m28 wurde vor exakt 3,5 Monaten von meiner (leider immernoch) großen Liebe nach 4,5 Jahren verlassen. Trennungsgrund: Gefühle sind weg. Ich hatte im letzten Jahr vor der Trennung verstärkt mit Depressionen und Süchten zu kämpfen, welche ich nicht kommuniziert habe. Ich habe infolgedessen nicht mehr so viel in die Beziehung investiert wie ich es hätte machen sollen. meine Ex (w26) und ich haben zusammen studiert, mittlerweile bin ich zurück in meine Heimat gezogen. Kontakt gibt es seit über zwei Monaten keinen mehr. Aktuell befinde ich mich in psychologischer Verhaltenstherapie. Weitere Infos können gerne meinen bereits bestehenden Themen entnommen werden.

Nachfolgend werde ich die vergangenen 3,5 Monate chronologisch versuchen zu rekonstruieren:

Woche 1+2:

Persönliches Befinden: 1,5/10 (1 wäre: ganze Familie tot, ich im rollstuh bla bla blub. hab ich von meinem Therapeuten)
Will ich Sie zurück? Um jeden Preis!
Wer hat Schuld am Beziehungsende? Zu 100% ich
Emotionen: Ungläubigkeit, tiefe Leere, Trauer, eine Welt ist zusammengebrochen, nichts ergibt mehr einen Sinn
mein Bild von ihr: Traumfrau (optisch wie charakterlich), absoluter Engel, keine negativen Seiten, hat sich nichts zu schulden kommen lassen
mein Tagesablauf: nichts essen können, nicht schlafen können, den ganzen Tag im Bett verbringen, versuchen mit Alk. zu betäuben, weinen, Gedanken an Rückholaktion halten mich am Leben
Gedanken an Sie: Alle 5 Sekunden (ungelogen)
Konzentrationsfähigkeit: 1/10 -- Arbeits / Studiumsunfähig (Bachelorarbeitsabgabe wäre zwei Wochen nachdem sie sich von mir getrennt hat -- Supergau)


Ich war die ersten zwei Wochen wirklich komplett perplex, bin direkt in meine Heimatstadt zu meinen Eltern gefahren weil ich es in meiner Studienstadt nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe der ex mehrmals geschrieben, ebenso ihrer Mutter, weil ich sie zurück wollte, es gab nochmal ein Gespräch als ich zwei Wochen nach der Trennung meine Sachen von ihr geholt habe (meine Mutter musste mich fahren, weil ich in meinem Zustand kein Auto hätte fahren dürfen (Absolute Sinnlosigkeit im Leben, Gedanken an den Tod). Hat sich herausgestellt, dass meine Hoffnungen vergebens waren, obwohl ich ihr sagte, dass ich eine Therapie beginne und durch meine Depression die letzten Monate nicht mehr ich selbst war. Es war also endgültig (hab ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch immer nicht realisiert)


Woche 3-6

Persönliches Befinden: 1,5/10 - 2,5/10
Will ich Sie zurück? Um jeden Preis!
Wer hat Schuld am Beziehungsende? Zu 100% ich
Emotionen: Ungläubigkeit, tiefe Leere, Trauer, eine Welt ist zusammengebrochen, nichts ergibt mehr einen Sinn
mein Bild von ihr: Traumfrau (optisch wie charakterlich), absoluter Engel, keine negativen Seiten, wieso macht sie ausgerechnet so kurz vor meiner BA-Abgabe schluss?
mein Tagesablauf: wenig essen können, wenig schlafen können (ca. 4 Std.), viel Zeit im Bett verbringen, kein Alk. außer beim weggehen, morgens weinen, Therapie, Sport, mit Freunden und Familie reden
Gedanken an Sie: Alle 5 Sekunden
Konzentrationsfähigkeit: 2/10 -- Arbeits / Studiumsunfähig

Ich lebe von Tag zu Tag, möchte auch garnicht an die Zukunft denken (zu dem Zeitpunkt war ich fest davon überzeugt, dass ich 2024 nicht mehr lebe (da läuft es mir mittlerweile eiskalt den Rücken runter), ich versuche mich mit Sport und Freunden abzulenken, Dating-Apps werden installiert (hauptsache Ablenkung), Spaß hatte ich in dieser Zeit wirklich nicht eine Sekunde, alles ist nur schwarz, alles fühlt sich sinnlos an, der Therapeut schafft es immerhin, dass es mir 2-3 Tage ein kleines bisschen besser geht und ich nach vorne schaue. Danach falle ich wieder ins Loch. Ich helfe meinen Eltern und Großeltern bei der Gartenarbeit um mich abzulenken, ich muss trotzdem permanent an sie denken. Wie soll ich je wieder lieben können? Ich finde keine Frau die ich sehe attraktiv, Hat sie einen neuen? (der Gedanke zerfrisst mich (Besitzergreifende Denkensweise ist mir klar, straft mich jetzt aber schon genug selbst)). In der 6. Woche treffe ich sie zufällig betrunken als ich in meiner Studentenstadt bin um 5 Uhr morgens -- langes Gespräch, Hoffnung wieder zerstört, persönliches Befinden: 1,5/10. Verlängerung der BA- Abgabe um 3 Monate wegen Depression.

Woche 7 - 10

Persönliches Befinden: 2,5/10 - 3,5/10
Will ich Sie zurück? Ja ich will sie zurück, allerdings weiß ich nicht ob ich sie zurücknehmen würde nachdem ich Erfahren habe was diese Person mir für Schmerzen bereiten kann
Wer hat Schuld am Beziehungsende? Meistens gebe ich mir die volle Schuld, manchmal teilweise ihr
Emotionen: Leere, Trauer, Wut, ab und zu ein kleines bisschen Spaß bei Ablenkung
mein Bild von ihr: Traumfrau (optisch), aber am Charakter zweifele ich etwas wegen dem Zeitpunkt an dem sie sich trennte (für mich sehr egoistisch, man hätte das ganze zwei Wochen rauszögern können, dennoch charakterlich noch sehr positiv
mein Tagesablauf: fast normal essen können (hatte 12 Kilo verloren), wenig schlafen können (ca. 5 Std.), , kein Alk. außer beim weggehen, , Therapie, Sport, mit Freunden und Familie reden (weniger, wird langsam unangenehm für sie), arbeiten, studieren
Gedanken an Sie: Alle 10-20 Sekunden
Konzentrationsfähigkeit: 4/10

Ich habe langsam lichte Momente in meiner Wahrnehmung, sehe nicht nur die positiven Erlebnisse, aber sie überwiegen stark. Ich weiß, dass ich selbst am Ende der Beziehung nicht mehr 100% glücklich war, liebe sie aber trotzdem noch über alles. Die ersten Tinderdates sind hinter mich gebracht (kamen beide nicht annähernd an meine Ex ran, aber es war eine schöne Ablenkung mich mit Frauen zu unterhalten die offensichtliches Interesse zeigen) -- Die Vorteile des Single-Lebens kommen manchmal zum Vorschein -- Gedanken dass sie wahrscheinlich auch schon fleißig unterwegs allerdings auch (immernoch genauso schmerzhaft). Alle paar Tage habe ich Alpträume in denen ich meine Ex sehe, öfters intim mit anderen Männern was mich sehr belastet. Die Therapie läuft weiter und stellt für mich eine Art Rettungsanker dar. Langsam kann ich wieder etwas für die Bachelorarbeit tun, wenn auch nur sehr wenig, da ich die Beziehung stark damit in Verbindung bringe (gleicher Studiengang) und starke Flash-Backs bekomme. Habe allerdings nebenher an zwei Tagen die Woche angefangen zu arbeiten (einfacher Job in dem man den Kopf nicht anstrengen muss). Die Suzidgedanken habe ich zum Glück seit Woche 9/10 nicht mehr.

Woche 11 - 14

Persönliches Befinden: 4/10 - 5/10
Will ich Sie zurück? Ich vermisse sie immer noch oft, allerdings weiß ich nicht ob ich sie zurücknehmen würde
Wer hat Schuld am Beziehungsende? Ich sehe die Schuld mittlerweile bei beiden, aber mehr bei mir. es gab schon in manchen Dingen Reibungspunkte und ihr Verhalten war manchmal für mich unverständlich und egoistisch (Ein Beziehungsende wäre für mich trotzdem nie in Frage gekommen)
Emotionen: immer wieder Trauer, immer wieder Wut, manchmal manische Momente, ansonsten ausgeglichen mit tendenz zum etwas negativen
mein Bild von ihr: immer noch sehr positiv, sie war vor allem optisch meine Traumfrau (soll nicht abwertend klingen, es gab nur sehr viele kleine Dinge, Bewegungen, Lächeln etc. was ich an ihr sehr geliebt habe, die wenn ich an sie denke mir immer noch einen heftigen Stich im Herz versetzen),aber mir fallen immer mehr charakterliche Makel an ihr auf
mein Tagesablauf: normal essen können , einigermaßen normal schlafen können, Therapie, Sport, mit Freunden und Familie treffen, arbeiten, studieren
Gedanken an Sie: Ca. jede Minute
Konzentrationsfähigkeit: 5/10

Mir gehts auf jeden Fall schon besser, klar bin ich noch oft traurig und sie schwirrt noch permanent in meinem Kopf herum, ich habe auch noch mehrmals am Tag heftige Down-Phasen, aber ich glaube ich habe mich einfach an diesen Zustand gewöhnt und dadurch erscheint er mir nicht mehr so schlimm zu sein. Ich schaffe es mehr und mehr meinen Fokus auf die Zukunft zu lenken und auch mal wieder Spaß an Dingen zu haben (allerdings meistens nur in gesellschaft). Ich habe eine Frau kennengelernt mit der ich gerne Zeit verbringe, die mich auch sehr mag, ihre Zuneigung tut mir gut, auch wenn ich mich etwas schlecht fühle weil meine Ex noch mehr in meinen Gedanken ist als sie und sie sich glaube ich schon etwas ernsteres vorstellen kann und auch wünscht. Allerdings habe ich klar kommuniziert, dass ich für so etwas definitiv noch Zeit brauche. Ich bin körperlich so fit wie lange nicht, habe meine Süchte überwunden und meine Depression ist abgeschwächt. das Studieren fällt mir allerdings immer noch sehr schwer. Vermissen tue ich meine Ex auf jeden Fall weiterhin, aber der Abstand und die Kontaktsperre tun mir gut, mein Bild von ihr verblasst langsam vor meinem inneren Auge und ich denke deutlich weniger an sie als vor ein paar Wochen noch. Die Morgenden sind allerdings immer noch sehr schlimm und ich begreife manchmal noch garnicht so recht, dass es wirklich vorbei ist und auch kein zurück mehr gibt. Ich bin mir sicher wenn ich mir Bilder anschauen oder sie sehen würde würde ich wieder in ein tieferes Loch fallen, aber aktuell geht es ganz gut.

14.05.2023 20:47 • x 11 #1


Salbei
Wow. Danke für deine Ehrlichkeit. Das klingt so hart .. toll zu sehen dass es dir besser geht und du dich durch dieses Tal gekämpft hast. Respekt. Alles Gute für dich weiterhin.

14.05.2023 22:04 • x 1 #2


A


Fortlaufender Erfahrungsbericht Trennungsverarbeitung

x 3


L
Gute Idee mit dem Bericht. Es wird wieder alles gut.

14.05.2023 22:36 • x 1 #3


K
Nach 15 Wochen:

Persönliches Befinden: 1,5/10
Will ich Sie zurück? Ich vermisse sie immer noch oft, allerdings weiß ich nicht ob ich sie zurücknehmen würde
Wer hat Schuld am Beziehungsende? Ich sehe die Schuld mittlerweile bei beiden, aber mehr bei mir. es gab schon in manchen Dingen Reibungspunkte und ihr Verhalten war manchmal für mich unverständlich und egoistisch (Ein Beziehungsende wäre für mich trotzdem nie in Frage gekommen)
Emotionen: immer wieder Trauer, immer wieder Wut, Übelkeit, Suizidgedanken
mein Bild von ihr: immer noch sehr positiv, charakterliche Makel geraten wieder in den hintergrund
mein Tagesablauf: kaum essen können , kaum schlafen können, Therapie, Sport,
Gedanken an Sie: alle paar sekunden
Konzentrationsfähigkeit: 3/10


Eigentlich sollte ich zufrieden sein, habe es geschafft meine Bachelorarbeit abzugeben (ob's zum Bestehen reicht ist eine andere Frage). Aber meiner eigenen Dummheit ist geschuldet, dass es mir wieder richtig dreckig geht. 3-4 mal in meiner Studentenstadt geswiped (tinder) und wessen Profil sehe ich? Klar das von meiner Ex. Ganz großes disaster für mich. Ich bin aus Selbstschutz einfach davon ausgegangen, dass sie erstmal alleine bleiben will. Zumal sie immer sagte online Dating wäre ja so garnicht ihr Ding, würde sie ja nie machen.. ist klar. Seit zwei Tagen gibt's also Freikarten für's Gedankenkarussell und Suizidgedanken sind der wunderbare Nebeneffekt. Zurück zum Anfang, ich hoffe ich schaffe es wieder mich aus dem Loch zu kämpfen, es wird hart das spüre ich. Irgendwas ist bei mir in der Hinsicht nicht normal.

22.05.2023 22:24 • #4


Ladina
Zitat von Kai95:
Aber meiner eigenen Dummheit ist geschuldet, dass es mir wieder richtig dreckig geht. 3-4 mal in meiner Studentenstadt geswiped (tinder) und wessen Profil sehe ich?

So ging es mir nach 2 1/2 Monaten, hat mich auch derbe zurückgeschleudert. Ich bin jetzt im 7 Monat und ich kann sagen, es wird immer mal wieder so Tage geben, wo das Gedankenkarussell kreist, aber die Tage werden weniger und es kommen Tage dazu, wo es dir gut gehen wird. Rückblickend kann ich dir als Tipp geben, mach dir keinen Druck, Versuch nicht möglichst schnell aufs nächste Level zu kommen. Es braucht leider einfach die Zeit, die es braucht und es gibt keine Abkürzung. Mitten durchs Chaos, auch wenn der Pfad durchwachsen und düster erscheint. Du schaffst das!

22.05.2023 22:32 • x 3 #5


V
Lieber Kai95,
genau so ging es mir auch: Ich habe meine Ex nach 6 Wochen bei Tinder entdeckt. Grausam. Kann es kaum beschreiben, das Gefühl. Aber das bedeutet gar nichts. Außer, dass unsere Ex keinen neuen Partner haben.

23.05.2023 15:55 • x 1 #6


K
Dieses Gefühl kenne ich. Habe am Montag herausgefunden dass mein ex schon eine neue hat, obwohl er mir bei der Trennung sagte dass er sich selbst finden will. Die Trennung ist jetzt 7 Wochen her.
Es ging mir relativ gut bis zu dem Zeitpunkt. Es hat mich krass zurück geworfen. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben
Fühl dich unbekannter weise gedrückt

Gerade eben • #7




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