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Freund erzählt mir nichts über Psychiatrie Aufenthalt

Sherry
Hallo an Alle,
bin momentan in einer kleinen Krise.
Wird wahrscheinlich ein etwas längerer Text. Ich freue mich über jeden der es sich trotzdem durchliest
Mein Freund und ich sind seit 2 Jahren zusammen. Er hat eine Angst- und Zwangsstörung und war deshalb schon mal in der Psychiatrie. Er bekommt seit 2 Monaten neue Medikamente die ihn total fertig machen (häufiger Panikattacken usw.), weshalb wir uns jetzt auch schon 2 Monate nicht mehr gesehen sondern nur täglich mehrere Stunden telefoniert haben. Ich habe ihm vor ungefähr 1-2 Wochen am Telefon gesagt, dass es mich mental auch fertig macht ihn so lange nicht zu sehen, da ich diesen Körperkontakt manchmal einfach brauche, auch wenn’s nur eine Umarmung oder so wäre. Er entgegnete mir daraufhin, dass ich egoistisch wäre und seine Krankheit nicht respektieren würde. Er hatte mir dann versprochen, dass wir uns nächstes Wochenende sehen können (22.04.) daraus ist aber nix geworden. Am Sonntag (23.04.) fragt mich sein bester Freund dann aus dem Nichts „Sag mal wie machen wir das eigentlich mit deinem Geburtstag im Mai, wenn er dann ab nächster Woche in der Psychiatrie ist?“ Ich war erstmal total sprachlos und habe ihn gefragt was er meint. „Naja ihm wurde doch von seinem Therapeut zu einem weiteren Aufenthalt in der Psychiatrie geraten wegen den vermehrten Panikattacken in letzter Zeit, weshalb er am Mittwoch doch dann weg ist?“ Ich habe ihm dann erzählt dass ich davon rein gar nichts wusste, worauf er nur mit „Oh“ antwortete. Ich habe meinen Freund darauf nicht angesprochen um zu schauen wann und ob er sich überhaupt noch dazu äußert. Wir haben heute Dienstag und ich habe immer noch keine Aussage von ihm.
Ich liebe ihn, aber ich fühle mich total hintergangen und auch diese 2 Monate ohne ihn machen mich echt fertig. Ich will eigentlich nicht mit ihm Schluss machen, vor Allem nicht wenn er morgen (laut Aussage seines besten Freundes) in die Psychiatrie gehen wird, aber ich kann auch nicht so weiter machen

Falls jemand einen Rat hat wäre ich sehr dankbar. LG

25.04.2023 08:49 • x 2 #1


Phasepunch
Hallöchen,

führt ihr eine Fernbeziehung?
Ich finde es erstmal super, dass dein Freund sich helfen lässt und aktiv etwas gegen seine Erkrankung tut.
Dass er dir davon nichts erzählt ist eine andere Sache.
Warum genau könnt ihr euch nicht sehen? Was ist die Begründung? Angst vor der Fahrt? Vor Nähe?
Solange er sich nicht äußert, kann man über die Gründe des Schweigens nur spekulieren.

25.04.2023 08:58 • x 2 #2


A


Freund erzählt mir nichts über Psychiatrie Aufenthalt

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tina1955
@Sherry , ja es ist tatsächlich egoistisch von Dir, dass Du von Deinem Freund Nähe einforderst und ihm in dieser schweren Situation Vorwürfe machst, dass er Treffen absagt .

Das er sich von Dir nicht verstanden fühlt und sich lieber seinem Freund anvertraut, ist logisch.

Dein Freund ist schwerkrank und hat es bestimmt sehr schwer, selbst mit dieser Situation zurecht zu kommen.

25.04.2023 08:59 • x 4 #3


Sherry
@Phasepunch
Wir leben tatsächlich nur circa 12min (mit dem Auto) entfernt voneinander. Er wollte sich auch gern die ganze Zeit treffen, aber die Panikattacken ließen ihn so unwohl fühlen und ihm ist das unangenehm. Ich verstehe dass ihn das wahrscheinlich psychisch auch fertig macht, aber ich würde mich über eine klare Aussage freuen ohne dass ich ihn immer darauf ansprechen muss.

25.04.2023 09:11 • x 1 #4


Phasepunch
Dann scheint er wirklich so dermaßen eingeschränkt zu sein, dass er seine 4 Wände nicht verlassen kann. Ich kenne diesen Zustand sehr gut.
Du solltest sehr viel Verständnis aufbringen, ihn auf keinen Fall unter Druck setzen. Falls du das nicht kannst, solltest du dich trennen. Auch um dich selbst zu schützen. Ihr habt beide verdient, dass eure Bedürfnisse erfüllt werden. Er ist nun einmal krank. Aber er versucht ja offensichtlich eine ganze Menge, um wieder auf Kurs zu kommen.

25.04.2023 09:14 • x 5 #5


c_minor
Zitat von Sherry:
Er bekommt seit 2 Monaten neue Medikamente die ihn total fertig machen (häufiger Panikattacken usw.),

Und warum bespricht er das nicht mit dem behandelnden Facharzt?

25.04.2023 09:21 • #6


Sherry
@c_minor Er meinte zu mir, dass das normal sei für den Anfang, weil sein Körper sich erst umgewöhnen muss ‍️
Aber wie lange und ob das wirklich solche Ausmaße haben soll, keine Ahnung.

25.04.2023 09:42 • x 1 #7


Scheol
Zitat von Sherry:
...Panikattacken ließen ihn so unwohl fühlen…..Ich verstehe dass ihn das wahrscheinlich psychisch auch fertig macht, aber ich würde mich über eine klare Aussage freuen ohne dass ich ihn immer darauf ansprechen muss.

Wie reagierten den ein Mensch der panisch ist ?

wie reagieren Menschen wenn es in einem Haus stark brennt ?

Die führen beim rausgehen keine Grundsatzdiskussionen. Die gehen auf Distanz zum Brand , sie rennen panisch weg.

Wer er eine panischen Zustand hat , starke Unruhe , ist er auf seine Ressourcen angewiesen , um sich zu regulieren und KANN KEIN smalltalk führen.

25.04.2023 10:52 • x 1 #8


S
Zitat von Sherry:
Hallo an Alle, bin momentan in einer kleinen Krise. Wird wahrscheinlich ein etwas längerer Text. Ich freue mich über jeden der es sich trotzdem durchliest Mein Freund und ich sind seit 2 Jahren zusammen. Er hat eine Angst- und Zwangsstörung und war deshalb schon mal in der Psychiatrie. Er bekommt seit 2 Monaten ...

Töte was Dich tötet, das meine ich nicht wörtlich. Ich meine damit die eigene emotionale Abhängigkeit usw. die Dich gerade an die Belastungsgrenze führt. Es bringt nichts wenn Du anschließend auch noch in der Klinik landest. Und deswegen wäre es gut wenn Du Deine eigenen Grenzen erkennst und diese auch achtest, auch Tschüß sagst wenn eine Verbindung da Deinen eigenen Untergang bedeuten würde. Er tut Dir nicht gut und Du würdest ihm später auch nicht mehr gut tun aber er wäre halt nur schneller weg und wieder unabhängig im Gegensatz zu Dir. Einfach gehen und es ist auch kein Fehler, es gibt Störungen die kann man nicht heilen und es ist auch keine Schwäche auf sich selbst zu achten statt nur auf den oder die Gestörten. Reicht schon wenn man es versucht hat ...Dies reicht einfach, bist nicht die Mama, nicht der Papa und auch nicht seine Therapeutin oder die Krankenschwester. Du willst einen stabilen und gesunden Partner, bist sicher auch zu Kompromißen bereit aber solch Kompromiße da auf das eigene Wohl darf man nicht eingehen. Es wird schlicht nichts, das Ding da ist eine Totgeburt außer Du willst da mal so wirklich am Boden landen und in seiner Dunkelheit enden. Da will Niemand hin und Liebe ist keine Selbstaufgabe oder gar eigener emotionaler Selbstmord. Damit keine Liebe sondern nur eine Unfähigkeit beweist alleine leben zu können und emotional sehr instabil/abhängig zu sein.

25.04.2023 11:42 • x 1 #9


c_minor
Zitat von Sherry:
das normal sei für den Anfang, weil sein Körper sich erst umgewöhnen muss

Das dauert aber keine 2 Monate. Ich hab sowas auch schon durch und am besten setzt man sich direkt mit Arzt bzw. Ärztin zusammen, um ggf. was anderes zu probieren.

25.04.2023 14:06 • x 1 #10


FrauDrachin
Zitat von Sherry:
Er bekommt seit 2 Monaten neue Medikamente die ihn total fertig machen (häufiger Panikattacken usw.), weshalb wir uns jetzt auch schon 2 Monate nicht mehr gesehen sondern nur täglich mehrere Stunden telefoniert haben. Ich habe ihm vor ungefähr 1-2 Wochen am Telefon gesagt, dass es mich mental auch fertig macht ihn so lange nicht zu sehen, da ich diesen Körperkontakt manchmal einfach brauche, auch wenn’s nur eine Umarmung oder so wäre. Er entgegnete mir daraufhin, dass ich egoistisch wäre und seine Krankheit nicht respektieren würde.

Hey Sherry,

tut mir echt leid, dass du in so einer bescheidenen Situation bist. Und erst mal ganz, ganz großen Respekt dafür, dass du zu deinem Freund stehst und ihn nach Kräften unterstützt. Dafür gebührt dir wirklich große Anerkennung, und allein dadurch hast du schon gezeigt, dass du absolut nicht egoistisch bist.

Darf ich fragen, wie eure Beziehung den Rest der Zeit so gelaufen ist, wieviel Raum da seine Erkrankung eingenommen hat, und ob ihr solche Phasen schon mal durchmachen musstet?

Also erst mal ganz klar: Ich finde, es ist nie egoistisch in einer Beziehung die eigenen Bedürfnisse zu formulieren, und sich dafür einzusetzen, ob diese Bedürfnisse nicht irgendwie erfüllt werden können. Du hast ja echt geduldig gewartet und auch Kompromissbereitschaft gezeigt. Wenn ich darauf so runtergebügelt würde, jetzt mal unabhängig davon, ob er nicht mag oder nicht kann, würde mir schon zu denken geben. Du bist ja weder ein Ding wie ein Krückstock noch eine Therapeutin, deren Bedürfnisse in der Beziehung zueinander keine Rolle spielen.

Ok, vielleicht bisschen Theorie:
In einer Beziehung kommen ja immer zwei Personen zusammen, und jeder bringt Bedürfnisse mit und jeder bringt Grenzen mit. Im Idealfall haben die Bedürfnisse beider Personen in der Beziehung Platz, und keiner muss seine Grenzen überschreiten. Dann läufts.
Bei euch ist es jetzt so, dass seine Grenzen gerade wahnsinnig eng sind, so eng, dass deine Bedürfnisse überhaupt keinen Platz haben. Es wird natürlich in jeder Beziehung mal Phasen geben, wo die Bedürfnisse mal des einen, mal des anderen im Vordergrund stehen, und der andere mal eine Weile zurücksteckt. Wie weit und wie lange jemand zurückstecken kann, ohne selber schaden zu nehmen, kommt dann wiederum auf die Grenzen dieser Person an.
Jetzt ist es also eine Frage deiner Grenzen, wie lange du ohne direkten Kontakt sein magst, wie lange du es aushältst, so gar keine Perspektive zu haben, wann es wieder besser wird, dass dir scheinbar auch (aus welchen Gründen auch immer) nicht kommuniziert wird, welche Schritte jetzt als nächstes kommen.
Und für deine Grenzen und für deine Bedürfnisse ist es halt auch unerheblich, wie gut seine Gründe sind, und wie schwer seine Erkrankung. Hier geht es um Selbstschutz. Und nein, das ist keine kleine Krise.

Bei dir kommt tatsächlich noch hinzu, dass du ja noch blutjung bist, scheinbar seid ihr zusammen seit du 15 bist?
Ich selber hatte als ersten festen Freund einen Menschen mit großen psychischen Problemen, die Beziehung war auch teilweise seelisch missbräuchlich. Mit den Folgen kämpfe ich teilweise immer noch. Leider prägt einen die erste Beziehung in diesem Alter fürs ganze Leben. Hol dir ganz viel Rat von Erwachsenen, evtl. findest du ein Forum für Angehörige. Wenn ich von mir auf andere schließen muss, ist man in dem Alter so voller Idealismus und Aufopferungsbereitschaft, und romantischen Vorstellungen darüber, dass die Liebe alles überwindet, dass so eine Beziehung echt kritisch ist. Du kannst mir auch gerne per PN schreiben, falls du mehr von meiner Geschichte hören willst.

Zitat von Sherry:
Ich liebe ihn, aber ich fühle mich total hintergangen und auch diese 2 Monate ohne ihn machen mich echt fertig. Ich will eigentlich nicht mit ihm Schluss machen, vor Allem nicht wenn er morgen (laut Aussage seines besten Freundes) in die Psychiatrie gehen wird, aber ich kann auch nicht so weiter machen



Gut, vielleicht also praktischen Rat:
1. Horch wirklich in dich rein, wie es dir geht. Schau dir ehrlich an, warum du mit ihm zusammen bist. Mach dir bitte klar, dass du im Zweifel IMMER das Recht hast, dein eigenes Wohl über die Beziehung zu stellen. Für sein Wohl bist du nicht zuständig, kannst du gar nicht zuständig sein.
2. Werde dir klar über deine Grenzen. Was brauchst du mindestens an Kommunikation und Kontakt, dass du selber nicht vor die Hunde gehst. Wie oft und wie lange kannst du solche Durststrecken durchhalten, ohne dass es dir selber an die Substanz geht? Was sind deine Pläne für die Zukunft, lassen sich diese Pläne mit diesem Partner an deiner Seite verwirklichen? Wie kannst du verhindern, dass du dich Verantwortlich fühlst, und irgendwann vielleicht aus den falschen Gründen bei ihm bleibst?
3. Such dir ein Forum für Angehörige oder erfahrene Erwachsene, evtl. eine eigene Therapeutin, damit du ein Gefühl dafür kriegst, wo du aufpassen musst, und was es wirklich bedeutet, dauerhaft mit einer solchen Erkrankung beim Partner zu leben.
4. Wenn du es kannst, warte ab, bis er wirklich wieder stabil ist, und dann arbeitet gemeinsam auf, warum es dir schlecht gegangen ist, wo deine Grenzen sind, wie ihr vielleicht nächstes mal mit solchen Phasen umgehen könnt. Wenn er auch dann nicht bereit ist, deinen Standpunkt zu sehen und deinen Bedürfnissen Raum zu geben, würde ich ein großes Fragezeichen hinter die Sache machen.

Soweit meine 5ct. Ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

27.04.2023 11:33 • x 5 #11


DieSeherin
danke @FrauDrachin für deinen beitrag - ich wollte auch gerade etwas schreiben, aber in deinem beitrag steht schon alles drin, was ich @Sherry auch sagen wollte (allerdings nicht so wundervoll formuliert)

27.04.2023 12:36 • x 2 #12


Vicky76
Zitat von Sherry:
Aber wie lange und ob das wirklich solche Ausmaße haben soll, keine Ahnung.


2 Monate , sind schon sehr lang!
Aber ich finde gut, dass dein Freund, die angebotene Hilfe annimmt.
Er scheint sich , sehr zu wünschen, dass es besser wird.
Es wäre doch sehr schade, wenn er ewig, in diesem Zustand verweilt.

27.04.2023 18:24 • x 1 #13


Hamsterblaster
Hmm das mit dem Egoismus kommt leider auch oft von sogenannten Freunden die einem nur oft genug erzählen müssen wie egoistisch das ist wenn man kein Verständnis aufbringt.

Egal ob das tatsächlich nötig ist oder nicht..

Was eine Therapie Umstellung angeht oft ist diese mit Medikamenten begleitet die sogenannte Spiegel Medikamente sind das bedeutet das sich erstmal ein Pegel an Wirkstoff aufbauen muss. Dann kann erst geguckt werden ob dieser hilfreich ist und dann schaut man was man damit anstellen kann. Ist das eine Nullnummer nun dann muss alles zurück gestellt werden und das alte erstmal langsam Ausgeschlichen werden..

Das kann tatsächlich mehrere Monate dauern in denen die Patienten ein Höllenkino der sehr speziellen Art haben und tatsächlich maximal für Therapie Zeit haben.

Ein schönes Anschauungsbild ist das Spoony Bild.

Stell dir vor für jede Aktion am Tag nimmst du einen Löffel als Token.

Der gesunde Mensch hat theoretisch unbegrenzte Anzahl an löffeln.

Leute mit Erkrankungen der Psyche und Seele jedoch nicht. Das heißt jede Aktion des Tages verbraucht eine endliche Ressource. Und ja aufstehen gehört auch dazu.

Das kann durchaus dazu führen daß dein Freund sich gerade verhält wie er es tut.

Generell ist das leider ein super komplexes Thema für das es leider kaum kurze knackige antworten gibt.

Ich hoffe das die Crash Kurs Antwort dir gerade ein bisschen weiterhilft.

27.04.2023 20:04 • x 1 #14


Einfachatmen
2 Monate zum einschleichen eines neuen Medikaments ist aber zu lang, wenn es ihm so extrem schlecht dabei geht. So wie du ihn beschreibst ist ein Klinikaufenthalt für ihn auch ein Strohhalm, er kommt da ohne prof. Unterstützung nicht raus. Vielleicht stellen sie die Medis in der Klinik auch noch mal um.

Dein Freund ist gerade in so einer extremen Situation, das er sich um dich keinen Kopf machen kann. Das ist sicher nicht böse gemeint.

Das Problem bei psychischen Erkrankungen ist halt, das man es als Außenstehender nur ansatzweise begreifen kann.

Nimm es nicht persönlich und gib ihm die Zeit.

Er wird auch nach 8 Wochen Klinik nicht geheilt sein, vielleicht nimmt er seine Krankheit sein ganzes Leben mit. Und es wird gute und nicht so gute Zeiten geben.

Normalerweise darf er auch Besuch bekommen in einer solchen Klinik, ausser er ist auf der Akut. Also, lass ihm dort Zeit anzukommen und dann guck einfach ob du ihn besuchen darfst und magst.
Sei nicht sauer, wenn er sich selten meldet, in den guten Kliniken sind die Handyzeiten reguliert.

Alles andere wird sich geben und nutze die Zeit auch für dich. Vielleicht tut ein bisschen Abstand ja ganz gut.

27.04.2023 20:39 • #15


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