ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du dir Sorgen um das Verhalten deiner Freundin machst.
Es liest sich für mich, als könnte es sich bei ihr durchaus um eine Körperschemastörung handeln...
Diagnostische Leitlinien (laut ICD-10) für Anorexia Nervosa wären folgende:
- BMI ist 17,5 oder weniger
- Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch:
Vermeidung von hochkalorischen Speisen; sowie eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:
- selbst induziertes Erbrechen
- selbst induziertes Abführen
- übertriebene körperliche/sportliche Aktivitäten
- Gebrauch von Appetitzüglern
Weitere Symptome können sein:
dass die Betroffenen meist sehr leistungsorientiert, aktiv und überdurchschnittlich intelligent sind, auffällige Verhaltensweisen beim Essen, bizarr anmutende Rituale, wie Zerteilen der Nahrung in kleine Stückchen, Einteilung in verboten und erlaubt, übertriebene körperliche Aktivität, Ehrgeiz und Leistungsbewusstsein, extreme Sportlichkeit, in der Selbstdarstellung nach außen oft demonstrative Autonomie, Gefühl der Stärke angesichts ihrer Willenskraft und des disziplinierten Essens, Wunsch nach Selbstbestimmung und absoluter Schlankheit.
Begleitende psychische Störungen können sein: Stimmungslabilität, Schlafstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen (wie z.B. Anankastische, Ängstlich- vermeidende, Borderline)
Das große Problem bei Anorexia Nervosa ist, dass die Patientinnen ABSOLUT KEINE (!) Krankheitseinsicht haben! Es geht hier um Kontrolle und Eigenermächtigung!
(Selbstwert wird durch die Kontrolle über das Gewicht und die Nahrungsaufnahme stabilisiert)
Das Selbstwertgefühl an ihr Körpergewicht gekoppelt und sie fühlen sich trotz Abmagerung zu dick oder haben erhebliche Angst zu dick zu werden. (Schönheitsideal!)
Also, wenn es nun wirklich um eine Anorexia N. handelt, gehört sie von Fachleuten(!) betreut.
= Psychiater, Psychologen und klinisches Fachpersonal!
Eine Therapie könnte folgendermaßen aussehen:
- Stationäre Therapie (Gewichtskontrolle in Anwesenheit einer Kontrollperson), Ernährungsprotokoll
- Kognitive Therapie und Verhaltenstherapie (zur Korrektur von Gedankenmustern bezüglich Gewicht, Figur, Soziales Kompetenztraining, Esstagebuch, Gewichtskurve, Essverhaltensbeobachtung, Kochkurse
- Körperwahrnehmungstraining und Körperorientierte Verfahren (Tanz, Kunst, Entspannungsverfahren)
- Familientherapie (d.h. die Familie wird in die Therapie miteinbezogen)
Für Pharmakotherapie gibt es keine spezifischer Indikation.
Ich hoffe, dass ich dir etwas weiterhelfen konnte... LG und alles Gute
09.02.2016 16:33 •
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