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Freundin ist sportsüchtig geworden

T
Hallo Gemeinde.

Ich mache mir Sorgen um meine Freundin. Ich glaube sie ist sportsüchtig. Seit ein paar Monaten ist sie mit mir zusammen ins Sportstudio eingetreten und übertreibt es maßlos.

Sie macht fast jeden Tag zweimal am Tag Sport. Einmal morgens macht sie Krafttraining und nachmittags/abends eine Ausdauereinheit. Dabei hat sie das alles gar nicht nötig. Sie sah schon vorher super aus.

Seitdem ernährt sie sich nur noch gesund. Abends zum Beispiel ist sie nur Salat mit Fisch ohne Dressing oder ein Eiweißschake mit Wasser.

Sie ist schon richtig besessen und reagiert bissig, wenn ich zu ihr sage, dass sie es mal ruhiger angehen soll.

Einmal kneifte sie mir in die Hüfte und sagte: du kannst ruhig auch mal ein bisschen mehr machen. Das ist alles totes Fleisch, fühlst du dich eigentlich wohl? Das kannst du wegtrainieren. Krieg dein Ar. hoch. Sie kommt mit ihrem Körper nicht mehr klar. Einmal hat sie mir den S. verweigert, weil sie sich zu dick fühlte, obwohl sie gerade vom Sport gekommen war.

Dann hat sie an einem Tag nur ungesunde Sachen gegessen und Abends hing sie vor der Kloschüssel und hat alles ausgekotzt.

Sie ist richtig zickig geworden. Ich erkenne sie teilweise nicht wieder. Kann ein Psychiater helfen?

06.02.2016 22:52 • #1


R
Mh, bevor ich zum Psychiater komme, hat sie/habt ihr mal mit einem Trainer über einen fundierten Trainingsplan gesprochen? Gegen den vielen Sport spricht alleine schon die Funktionsweise des Körpers. Das Mehr kommt in der Regenerationsphase - der Sport setzt nur den Stimulus an den Körper, sich an eine Belastung anzupassen. Ok, das Argument kann man vielleicht gut bringen, wenn es nur um Aufbau geht, aber wenn es um Cardio und Fettverbrennen geht, ist die Situation eher, dass sie sich vielleicht zu dick fühlt und das Ausdauertraining vielleicht deshalb macht, weil sie so die (vermeintlichen) Pfunde purzeln sieht? Also einen richtig guten Muskelaufbau macht sie sich so selbst kaputt, aber das Abnehmen dürfte wohl sogar funktionieren - auch wenn es so bestimmt nicht gesund und nachhaltig ist.

Aber zum Psychologen. Du sprichst von vor ein paar Monaten. Ging von ihr die Initiative aus, dorthin zu gehen? Gab es irgendwelche einschlägigen Erfahrungen, die bei ihr einen gewissen Minderwertigkeitskomplex ausgelöst haben könnte? Du könntest versuchen, das etwas tiefer zu ergründen, würde ich sagen :/ Sobald es in Richtung Komplexe aufgrund von solchen Dingen geht, kann das schon übel enden - gesund ist das nicht. Psychiater hat aber keinen Wert, ohne dass sie es selbst erkennt und es sich eingesteht, dass sie Probleme hat, die sie ohne eine Radikaländerung an ihrem Körper ändern möchte. Da würdest du vielleicht besser versuchen, sie über Aufklärung darüber zu erreichen, wie ein gesunder Trainingsplan aussieht :/

06.02.2016 23:20 • x 1 #2


A


Freundin ist sportsüchtig geworden

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Piuditta
ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du dir Sorgen um das Verhalten deiner Freundin machst.


Es liest sich für mich, als könnte es sich bei ihr durchaus um eine Körperschemastörung handeln...

Diagnostische Leitlinien (laut ICD-10) für Anorexia Nervosa wären folgende:
- BMI ist 17,5 oder weniger
- Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch:
Vermeidung von hochkalorischen Speisen; sowie eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:
- selbst induziertes Erbrechen
- selbst induziertes Abführen
- übertriebene körperliche/sportliche Aktivitäten
- Gebrauch von Appetitzüglern

Weitere Symptome können sein:

dass die Betroffenen meist sehr leistungsorientiert, aktiv und überdurchschnittlich intelligent sind, auffällige Verhaltensweisen beim Essen, bizarr anmutende Rituale, wie Zerteilen der Nahrung in kleine Stückchen, Einteilung in verboten und erlaubt, übertriebene körperliche Aktivität, Ehrgeiz und Leistungsbewusstsein, extreme Sportlichkeit, in der Selbstdarstellung nach außen oft demonstrative Autonomie, Gefühl der Stärke angesichts ihrer Willenskraft und des disziplinierten Essens, Wunsch nach Selbstbestimmung und absoluter Schlankheit.
Begleitende psychische Störungen können sein: Stimmungslabilität, Schlafstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen (wie z.B. Anankastische, Ängstlich- vermeidende, Borderline)


Das große Problem bei Anorexia Nervosa ist, dass die Patientinnen ABSOLUT KEINE (!) Krankheitseinsicht haben! Es geht hier um Kontrolle und Eigenermächtigung!
(Selbstwert wird durch die Kontrolle über das Gewicht und die Nahrungsaufnahme stabilisiert)
Das Selbstwertgefühl an ihr Körpergewicht gekoppelt und sie fühlen sich trotz Abmagerung zu dick oder haben erhebliche Angst zu dick zu werden. (Schönheitsideal!)

Also, wenn es nun wirklich um eine Anorexia N. handelt, gehört sie von Fachleuten(!) betreut.
= Psychiater, Psychologen und klinisches Fachpersonal!

Eine Therapie könnte folgendermaßen aussehen:

- Stationäre Therapie (Gewichtskontrolle in Anwesenheit einer Kontrollperson), Ernährungsprotokoll
- Kognitive Therapie und Verhaltenstherapie (zur Korrektur von Gedankenmustern bezüglich Gewicht, Figur, Soziales Kompetenztraining, Esstagebuch, Gewichtskurve, Essverhaltensbeobachtung, Kochkurse
- Körperwahrnehmungstraining und Körperorientierte Verfahren (Tanz, Kunst, Entspannungsverfahren)
- Familientherapie (d.h. die Familie wird in die Therapie miteinbezogen)
Für Pharmakotherapie gibt es keine spezifischer Indikation.

Ich hoffe, dass ich dir etwas weiterhelfen konnte... LG und alles Gute

09.02.2016 16:33 • #3


J
Ich muß Euch dazu was sagen.

Ich ging auch täglich ins Studio plus tägliche Laufeinheit.

Bei mir steckte eine heimliche Affäre dahinter.

Niemand erahnte es.

09.02.2016 16:45 • #4


L
Ich denke ein Psychiater ist nie verkehrt. Wenn du dir das leisten kannst, wieso nicht?

16.02.2016 18:48 • #5




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