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Freundschaft mit Ex

S
Hallo ihr, ich schreibe keinen langen Text über die Beziehung.

Die Trennung ist über ein Jahr her. Ich (30) habe neue Freunde, ich hatte auch eine neue kurze Beziehung, ich hatte mich nicht so stark verliebt dass ich mich verbunden gefühlt habe. Kontakt zum vorherigen Ex (39) hatte ich dieses Jahr, aber es hatte sich verlaufen. Die Bindung zu diesem war für mich (für ihn, wohl eher nicht, da keine Initiative kommt, aber er hat selbst Probleme, von daher kann man es nicht 100% erahnen) sehr besonders, da ich mich ihm sehr geöffnet habe und auch konnte, was meine Vergangenheit, Probleme betrifft und auch Schwierigkeiten zuhause, und ich trotz allem, Streit, Auseinandersetzungen immer eine starke Liebe (egal ob körperlich, emotional, romantisch) ihm gegenüber empfand. Ich dachte nach der Trennung monatelang fast täglich an ihn. Es dauerte für mich lange loszulassen, aber ich habe akzeptiert, dass wir beide nicht für eine Beziehung gemacht sind, dies merkte ich auch als wir dieses Jahr Kontakt hatten und uns austauschten wie es dem anderen geht. Ich habe für die Trennung immer das negative der Beziehung hervorgehoben, um darüber hinweg zukommen und nutze es auch, wenn ich mal an ihn denke. Jedoch.
Oft, wenn es mir nicht gut geht, habe ich den Drang ihn anzurufen. Ich kann gut meinen Willen unterdrücken, Gefühle verbergen (leider auch in der Beziehung, aber das ist nicht das Thema) und bin ihm nach der Trennung nicht nach gelaufen, selbstverständlich auch nie erwähnt was in mir vorgeht und -ging, immer den Tipps gefolgt wie Brief schreiben usw. Und ich denke, dass jeder hier es für gut heißt und mir wahrscheinlich auch rät in Zukunft nicht anzurufen, weil man es einfach nicht tut. Aber jedes Mal, wenn ich Probleme habe oder etwas mich nach unten zieht, tut es mir zusätzlich weh, weil ich einen Gesprächspartner im der Form von ihm vermisse und ich so gerne mit ihm reden will. Die Stimme hören und einfach nur reden. Ich habe Freunde, ja, seit diesen Jahr, den ich hatte viele Probleme und auch starke Depressionen, traumatisches aus Kindheit, Jugendzeit und den letzten Jahren. Es ist nicht dasselbe mit den Freunden zu reden, als mit ihm, denn ich muss immer wieder neu erzählen, was alles passierte, immer sich neu öffnen. Und er weiß es. Ich müsste nichts nochmal wiederholen bzw. hervorholen. Natürlich weiß ich nicht, ob er mittlerweile viel vergessen hat und es ihm auch nicht so viel bedeutete wie mir, er hat ja auch sein Leben weiter gelebt. Aber, es fehlt mir. Noch dazu haben wir ähnliche Vorgeschichten, ähnliche Krankheiten, ähnliche Probleme. Es wäre für mich eine so wertvolle Freundschaft. Immer schießt es mir durch den Kopf, warum kann er nicht ein Freund sein. Warum muss nach einer Beziehung immer Funkstille sein? Immer dieses Vernünftig sein, seinen Wert und Stolz erhalten. Klar, damit man nicht wieder in Liebeskummer verfällt und der Prozess des Vergessens nicht hinfällig wird.
Im Grunde komme ich nicht damit klar, dass ein potentieller Freund, mit dem ich viel persönliches teilte immer mehr und mehr durch den Lauf der Zeit verschwindet, wobei es (jedenfalls für mich) etwas wertvolles sei. Manchmal denke ich, ach ich rufe ihn einfach an, kämpfe drum, (um Freundschaft kämpfen klingt so falsch, es beruht ja auf Gegenseitigkeit, sonst hieß es ja nicht Freundschaft . ) ich lebe nur einmal, wenn er ablehnt, hab ich meine Antwort und der Wunsch nach dem neuen Aufbau einer Freundschaft endgültig gestorben, aber vielleicht entdecke ich dadurch verborgene, noch nicht verarbeitete Gefühle meinerseits und falle zurück = Die wohl eigentliche Angst davor mich zu melden. Im Grunde ist er wohl immer die Ruhe im Sturm die ich vermisse, weil ich keinen neuen Part gefunden habe, der die Ruhe gibt. Ein Zuhörer, der mich versteht ohne viel zu sagen.
Eine Frage an euch habe ich so direkt nicht. Aber, gebt mir ein Rat. Was euch in den Sinn kommt, wenn ihr meine Situation liest, denn ich komme aus diesem ambivalenten Hin und her und dem Gedankenkreislauf nicht heraus.
Liebe Grüße

20.08.2022 00:08 • #1


X
@Sleepwalker

Wie lange ist die Trennung denn her?

Hast du denn sonst ein gutes Umfeld? vielleicht schaffst du neue Leute kennenlernen. Ich denke den Ex als Gesprächspartner zu haben, ist nicht so die gute Wahl,wenn man sich grad getrennt hat.

20.08.2022 00:23 • x 1 #2


A


Freundschaft mit Ex

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VictoriaSiempre
Zitat von Sleepwalker:
ach ich rufe ihn einfach an, kämpfe drum, (um Freundschaft kämpfen klingt so falsch, es beruht ja auf Gegenseitigkeit, sonst hieß es ja nicht Freundschaft . )

Das sehe ich auch so, eine Freundschaft muß sich entwickeln, aber auch aus ehemaligen Beziehungspartner können Freunde werden. Wenn vielleicht auch nicht sofort nach der Trennung.

Allerdings ist ein Freund für mich jemand, dem ich zwar auch mal, aber nicht ständig meinen eigenen Seelenmüll zumuten würde. Ein wenig liest Du Dich für mich, als ob das für Dich der wichtigste Teil einer evtl. Freundschaft wäre: Er kennt Dich, Deine Vorgeschichte; Du vertraust ihm und fühlst Dich bei ihm aufgehoben. Siehst Du denn eine Balance zwischen Deinen Problemen, die Du mit ihm besprechen möchtest/kannst und leichten, luftigen, schönen Dingen, die eine Freundschaft ja auch ausmachen?

Warum habt Ihr Euch getrennt?

20.08.2022 00:23 • x 3 #3


S
@VictoriaSiempre
Die Trennung ist über ein Jahr her.

Klar, selbstverständlich gibt es auch andere Dinge die ich gerne mit ihm teilen möchte, mich erinnert öfter etwas an ihn, bei dem ich denke, hey da würde er sich sicher drüber freuen aber ich habe mich die ganzen Monate damit zurück gehalten, eben wegen der Trennung. Also Potenzial für ne Freundschaft ist da. Das mit dem Zurückhalten wird nur immer dann schwierig wenn ich merke dass ich jemanden zum reden brauche und ich das am liebsten mit ihm besprechen würde, wegen dem Vertrauen, Vorgeschichte aber auch wegen seiner Art, und mich seine Meinung dazu interessiert.
Wenn ich nun aber ihm auch positives berichte, dann kann es natürlich sein dass er das mit der Freundschaft falsch versteht, glaubt ich wolle eine neue Beziehung aufbauen und abblockt, hach schwierig.

Die Trennung war hauptsächlich weil wir beide total viel Probleme und Päckchen in unserem Leben hatten (hatten deswegen, weil ich für meine Teil viel erledigt habe) und sich das sehr auf die Beziehung ausgewirkt hat, in Streit, Misstrauen, Unzufriedenheit, schlechte Kommunikation, zu wenig Zeit und und und. Ich sage immer, zur falschen Zeit ein potentiellen Partner fürs Leben kennen gelernt, aber rum ist rum.

20.08.2022 00:33 • #4


S
@XSonneX
Ich sage es mal so, ja neues Umfeld ist da, bin ich auch am aufbauen, neue Freundschaften.

Aber... Man will ja nicht gleich die Bombe platzen lassen und die neuen Menschen in die tiefsten Tiefen seiner Seele lassen, um sie womöglich wieder zu verlieren. Weil man im Leben viel durch gemacht hat und nicht weiß wie darauf reagiert wird. Ihm habe ich sehr viel erzählt und anvertraut

20.08.2022 00:36 • x 1 #5


X
@Sleepwalker

Verstehe.
Wenn du viel durch gemacht hast und der neue Freundeskreis dir eher noch nicht so weit erscheint,dich da mit bestimmten Themen mitzuteilen, hast du vielleicht doch auch ein großes Bedürfnis, dein Innerstes zu teilen und was dich bewegt bzw eine Bezugsperson zu haben?

Wie geht es dir denn derzeit? Hast du bei deinem erlebten Fachliche Unterstützung gehabt?

20.08.2022 00:41 • #6


C
Ich hatte vor dem jetzigen 2 langjährige Beziehungen, meinen 1. Freund (7 Jahre) und dann noch den Vater meiner Kinder. Die Trennung vom ersten Freund verlief friedlich, aber eine Freundschaft hätte sich völlig falsch angefühlt, vorbei ist vorbei. Wir hatten noch punktuell Kontakt aber jeder ging seinen eigenen Weg. Vater meiner Kinder, natürlich Kontakt, jetzt besser als unmittelbar nach der Trennung, aber nichts was uns als Expaar verbindet, sondern nur Kinderangelegenheiten. Glaube nicht, dass eine echte Freundschaft nach der Beziehung gut ist...

20.08.2022 00:47 • #7


S
@XSonneX
Ich war auch für ein halbes Jahr in einer Klinik, es hat mir viel geholfen, doch ein Therapeuten für zu Hause habe ich nicht und ein Therapeuten kann man nicht mal grade anrufen wenn man jemanden zum reden braucht. Die Bekannten aus der Klinik, die haben selbst ihre eigenen Kämpfe. Zu meinen früheren Freunden habe ich wenig Kontakt, und auch keine so enge Bindung, dass ich mal anrufen würde. Die neuen Freunde sagen zwar ich kann über alles reden, das glaube ich ihnen auch, aber bei mir ist das oft eine Ladung zu viel, denn selbst bei Therapeuten brauche ich einige Stunden um alles zu erzählen. Bezugspersonen also keine, denn zu meinen Eltern habe ich kein gutes Verhältnis und es war für mich etwas wertvolles überhaupt zu jemanden eine starke Bindung aufzubauen. Womöglich ist es etwas, das ich noch schwer lösen kann. Grade auch dieses Vertrauen zu ihm, mich bei Themen zu öffnen, die auch er erlebt hat. Es ist schwer dieses wertvolle Etwas aufzugeben

20.08.2022 00:53 • x 1 #8


G
Zitat von Sleepwalker:
Manchmal denke ich, ach ich rufe ihn einfach an, kämpfe drum, (um Freundschaft kämpfen klingt so falsch, es beruht ja auf Gegenseitigkeit, sonst hieß es ja nicht Freundschaft . ) ich lebe nur einmal, wenn er ablehnt, hab ich meine Antwort und der Wunsch nach dem neuen Aufbau einer Freundschaft endgültig gestorben, aber vielleicht entdecke ich dadurch verborgene, noch nicht verarbeitete Gefühle meinerseits und falle zurück = Die wohl eigentliche Angst davor mich zu melden.

Es gibt nur einen Weg, dieses heraus zu finden.
ich an deiner Stelle, würde es versuchen und meine Antwort bekommen. Ist auf jeden Fall besser, als sich ewig den Kopf zu zerbrechen.

20.08.2022 02:31 • x 1 #9


Windmädchen
Liebe Unentschiedene,
lass los, denk um, liebe dich selbst und bau etwas Zukunftsversprechendes auf:

Ich kann deine Situation gut nachvollziehen. Diesen tiefen Wunsch, diesen vertrauten Menschen, mit dem du alles teilen konntest, dessen Stimme du magst und den du, so wie du alles beschreibst, unbewusst oder bewusst noch zu lieben scheinst, wieder zu kontaktieren. -
Aber es ist unser menschliches Konstrukt, sich nach einer vertrauten Bezugsperson zu sehnen, es hilft, das Ganze einmal von der urnatürlichen Programmierung des Menschen zu betrachten. Der Mensch war früher zwingend abhängig von mindestens einer und mehreren vertrauten Bezugspersonen, es sicherte ihm sein Überleben gegen Feinde, zur Nahrungserbeutung, zur Fortpflanzung und natürlich auch zum körperlichen und seelischen Überleben.
Wenn du entdeckst, dass du primär in deinen nicht zu handhabenden Gefühlen programmiert bist, dann bist du auf der Ebene, dich mit deinen Gedanken selbst zu programmieren/umzuprogrammieren, du gehst über die Steuerung hinweg und steuerst dich selbst und das so, dass es dir gut geht.
Es ist wahrscheinlich nicht der Ex, den du brauchst, denn dass es nicht kompatibel ist, hast du festgestellt, nur der Mensch fällt stets auf das Vertraute zurück, anstatt das neue Ungewisse zu wagen, es kostet Energie, ist ungewiss/nervenaufreibend. Dennoch ist es anstrebenswert, wenn die alte Verbindung nicht das Gewünschte erbringt.-
Und - nein. Nachdem, was du geschrieben hast, scheinst du emotional noch zu sehr involviert zu sein, bist in der Position, nach ihm zu verlangen/ihn zu brauchen, rufst du an, dann förderst du wahrscheinlich einen unzufriedenstellenden Dauerschleifenzustand.
Das Stärkste und Unanfechtbarste, was du dir sichern kannst, das dir niemals jemand entziehen kann, das dir Trost, Verstehen und Liebe gibt, ist die unarrogante befreiende Selbstliebe und die Liebe zum Leben und der Welt an sich. Sie zieht andere Menschen magisch an. Warum glaubst du, dass ein anderer fehlerhafter irrender menschlicher Mensch dir sicheren Halt geben könnte, warum das eigene Glück und Unglück von einem unvollkommenen Menschen abhängig machen, der selber Halt sucht.

Ja, eine vertraute Beziehung ist anstrebenswert und gibt Halt, aber erst, wenn du und das Leben in erster Linie dein eigener Halt und deine Freude sind. Lässt du den Ex, mit dem es ja nicht funktioniert hat, ganz los, kannst du etwas Besseres, Heilsames Schönes aufbauen!

20.08.2022 15:09 • #10


A


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