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Geht's auch schneller wieder klar zu kommen?

L
Hallo liebe Mitleidende,
ich trauere jetzt zwei Monate wegen einer Beziehung, die ich nach 6 Jahren Dauer beendet habe. Es geht ganz langsam besser, aber für mein Gefühl viel zu langsam. Geduld ist nicht meine Stärke , und obwohl ich es im Kopf völlig klar habe, kommen die Gefühle nur ganz langsam hinterher. Am meisten helfen mir Menschen, die einfach nur zuhören und über ihre Erfahrungen reden oder ein freundliches Wort übrig haben. Zum Teil sind auch wildfremde Menschen in einem Cafe oder beim Einkauf. War gerade 2 Wochen allein im Urlaub , hat mir gut getan, weil ich nicht ständig an ihn erinnert wurde. Wir leben in der gleichen Stadt....und ja da war das Gefühl, dass ich verdammt noch mal mein Leben nicht in die Tonne kloppen möchte wegen dieses Mannes.
Habe mich trotzdem manchmal von Gott und der Welt verlassen gefühlt. Wie geht ihr mit so einer Situation um, sich ganz zurückzuziehen kann's ja nicht sein, oder? Auf jeden Fall tut es mir saugut zu lesen, dass es Euch sprich anderen genauso geht bzw. mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben.

06.10.2013 17:11 • #1


K
Hi erstmal,

was war denn der Grund, weswegen du die Beziehung beendet hast? Du klingst, als wurdest Du verlassen, obwohl du ja scheinbar in dieser Sache der aktive Part warst.

Liebe Grüße

06.10.2013 17:14 • #2


A


Geht's auch schneller wieder klar zu kommen?

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L
Hallo,
ich habe letztlich die Beziehung beendet, weil ja wie erkläre ich das? Vielleicht weil ich jede Hoffnung aufgegeben hatte, dass wir als Paar gemeinsame Entscheidungen treffen würden. Immer wieder wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt und konnte sehen, ob und wie ich damit klar komme. Meine Meinung bzw. meine Vorstellungen spielten kaum bzw. gar keine Rolle. Letztlich lief es in der Regel darauf hinaus, dass es für meinen Ex am bequemsten war. Als mir das so richtig bewußt wurde, habe ich mich dann vom Acker gemacht. Irgendwie würde ich jetzt gerne mein Leben wieder auf die Beine stellen und es genießen. Ist aber gar nicht so einfach, schließlich hatten wir auch gute Zeiten und haben beispielsweise viel unternommen. Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage.

06.10.2013 20:40 • #3


K
Hey,

ich finde, Du hast wirklich Größe gezeigt und Konsequent gehandelt! Hut ab, das muss man sich erst einmal selbst eingestehen. Sich darüber rational im Klaren zu sein, andererseits aber trotz der emotionalen Hürde solch einen Schritt zu gehen, weil man erkannt hat, dass es einem dadurch später einmal besser geht, verdient Anerkennung, wie ich finde.

Ich glaube, ich hätte das nicht gekonnt. Nein, eigentlich habe ich es auch nicht gekonnt, als meine Beziehung in die Brüche ging.

Eine Beziehung hat immer schöne, aber halt auch eben nicht so schöne Seiten, bzw Zeiten. Die Frage ist meist, ob das Gute das Negative überwiegt. Es ist gut, dass du es erkannt und für Dich richtig gehandelt hast.

Ob man sein Leben nach einer Trennung schnell wieder auf die Reihe bekommt?
Zum einen ist sowas immer sehr individuell und hängt wohl auch davon ab, wie viel man gegeben hat, wie sehr man emotional an dieser Beziehung zum Zeitpunkt der Trennung gehangen hat.
Ich weiß, jeder sagt hier, man braucht Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Aber man hat das Gefühl, die Zeit läuft gegen einen. Sie kriecht förmlich und jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde grinst einen frech ins Gesicht und freut sich über das Leid.
Irgendwann merkt man vllt nicht mehr, dass es plötzlich schon Wochen, oder Monate sind. Dann erinnert man sich an Tag, als man sich trennte und irgendwie kommen einem die Bilder so blass und verschwommen vor. Alles ist unter so einem Dickicht.
Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem man sich an das Bild des Partners nicht mehr so recht erinnern kann, den Klang der Stimme vergisst, oder den Geruch, beginnt man allmählich die Dinge etwas klarer zu sehen.
Trotz allem, was vllt vorgefallen ist, glorifiziert man den Partner sogar schlimmstenfalls. Es gibt nichts, was einen aufmuntern, oder trösten kann, schon gar keine anderen Männer oder Frauen. Nichts ist gut genug und man hat kein Spaß am Leben mehr.
Davon darf man sich auf gar keinen fall abschrecken lassen. Ich denke, dass diese Phase gut und wichtig ist, um einen klaren Kopf zu bekommen. Diesen klaren Kopf braucht man schliesslich, um sich später einmal auf einen anderen Menschen wieder einlassen zu können, auch wenn das jetzt noch im Bereich des unmöglichen liegt.

Ich kenne Dich ja nicht, aber durch die Art und Weise wie du schreibst, scheinst Du eine starke Persönlichkeit zu besitzen. Das ist in jedem Falle hilfreich und Wertvoll.

Das Wie werde ich am schnellsten damit fertig ist nicht zu beantworten. Aber ich glaube, du hast da schon einige wichtige Schritte getan.

Ich kann Dir lediglich aus meinem eigenen Erfahrungsschatz berichten, wie es bei mir war und immer noch ist.

Meine Beziehung ging heute ganz genau, so ziemlich genau zu dieser Uhrzeit vor drei Monaten auseinander und für mich brach eine Welt zusammen.
Obwohl ich relativ früh wusste, dass es mit uns vermutlich nicht gut enden würde, dass vermutlich über die Maßen viel an Arbeit investiert werden müsste, um einen Ansatz von Normalität in unsere Beziehung zu bringen, habe ich diese Frau geliebt wie keine Andere.
Ich bin normalerweise nicht sehr nah am Wasser gebaut, aber diese Frau hat es fertig gebracht, mich selbst zu verlieren und viel meines Selbstwertgefühls genommen.
Das hat sie nichtmal mit Absicht getan. Und ich denke, sie weiß nicht einmal, wie schlecht es mir wirklich erging und immer noch geht.
Das Einzige was half, war sie so schnell wie möglich aus meinem Leben zu verbannen. Ich habe jeglichen Kontakt abgebrochen, alles gelöscht, was sich online während der Beziehung so angesammelt hat (Facebook, E-Mails, Fotos, etc.) So ziemlich alles, was finanziell vertretbar war und mich an sie erinnerte, habe ich entsorgt und neu gekauft, selbst wenn es sich um einen bedeutungslosen Schuhanzieher handelte, ich habe sogar ihre Familie, Freunde und Bekannte auf Facebook / Skype geblockt um ja nicht in Versuchung zu geraten, etwas über sie zu erfahren, oder versehentlich darauf aufmerksam gemacht zu werden, bspw. durch Fotos die geposted wurden, oder ähnliches.
Alleine das finde ich schon beängstigend, wie sehr sich diese sozialen Plattformen auf solche Situationen auswirken. Im schlimmsten Fall hat man keine Ruhe, weil man immer wieder damit konfrontiert wird. Insofern war dies eine anstrengende, aber sehr lohnenswerte Sache, die geholfen hat.
Manchmal hätte ich doch große Lust, auf Facebook nach ihr zu suchen, aber die Angst ist so immens groß, sie könnte bereits einen anderen haben, und Bilder von ihr und ihm prangen auf irgendwelchen Pinnwänden, oder Fotoalben, dass mich das wieder zurückwirft, oder wirklich fertig macht.
Es helfen wirklich nur Abstand und Zeit, Ablenkung und Arbeit, Freunde und Familie... Alles andere wirft einen nur zurück. Es ist wie auf Entzug, wie eine Sucht, wie eine Krankheit, die man heilen muss, egal, ob man jemanden verlassen hat, oder verlassen wurde.

Ich denke, dass diese Erfahrungen wichtig sind, weil sie die Persönlichkeit enorm formen, man entwickelt sich weiter, man wird emotional stärker und belastbarer und ich glaube auch, dass es Prüfungen im Leben sind, die einen Stück für Stück auf immer schlimmere Schicksalsschläge vorbereiten, denn irgendwann wird der Tag kommen, an dem geliebte Menschen aus der Familie, oder Freunde von einem gehen und für mich hat sich die Trennung vor allem in der Anfangsphase auch genau so angefühlt. Da stirbt etwas in einem selbst und es ist so, als sei der Partner für einen gestorben.

Auch wenn man sich wünscht, die Zeit zurückzudrehen und sich permanent den Kopf darüber zerbricht, wann und wo denn genau der Knackpunkt war, ob man zu dieser Zeit nicht hätte anders reagieren sollen, oder können, um das unvermeidliche zu verhindern... Ich denke, das ist alles großer *beep*! Manchmal muss man die Dinge als gegeben hinnehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Es gibt vermutlich nichts schwierigeres im Leben, als Beziehungen zu führen. Sei es freundschaftlicher, oder partnerschaftlicher Natur.
Sowas ist immer schwer, gerade nach einer Trennung, da die Emotionen unserer Vernunft einen Streich spielen. Aber das macht es im Endeffekt auch aus, sonst könnte man sicherlich keine Beziehungen führen, leidenschaftlich sein, streiten, lieben, schreien, lachen...

Ich weiß nicht, ob dir mein rosemunder pilcher Text hier gerade weiterhilft, aber Fakt ist, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und die eigene Trägheit oft im Weg steht.
Wenn man plötzlich vor unvollendeten Tatsachen gestellt wird, oder sich der Supergau schleichend anbahnt, ist man immer dazu gezwungen, sein Leben neu sortieren zu müssen, was sehr anstrengend und lästig ist. Aber es ist ein bisschen wie der Phoenix aus der Asche, ein Neuanfang kann wahre Wunder bringen und irgendwann sitzt man zu Hause und denkt über diese alte Beziehung nach langer Zeit das erste Mal wieder zurück und man hat plötzlich so ein Grinsen im Gesicht, weil man sich denkt, Junge, was war ich naiv. Plötzlich wird einem der Sprung, den man da in seiner Entwicklung gemacht, ganz klar und man fühlt sich irgendwie reifer.

Überstürze nichts. Lass die Zeit vergehen und sortiere dich neu. Jeden Tag ein Stück. Wenn du weinen musst, weil dir danach ist, dann mach das auch. Das löst Spannungen und danach geht es Dir besser. Es ist alles andere als ein Zeichen von Schwäche! Wenn du lachen willst, dann lache ruhig. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, du kannst doch jetzt nicht einfach lachen, eigentlich geht es Dir doch schlecht. Es spricht auch nichts gegen einen Flirt mit einem anderen Menschen, das poliert das Ego und man merkt, dass da noch 6 Milliarden andere Menschen draußen sind und fast alle haben oder hatten diese Probleme schon.

Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute und viel Kraft dafür.

Liebe Grüße

07.10.2013 04:49 • x 5 #4


P
Super Beitrag, Kinkerlitz! und das zu dieser Uhrzeit

Du sprichst mir aus der Seele

07.10.2013 05:12 • x 1 #5


L
Boah Kinkerlitz, selten habe ich eine so tolle Beschreibung darüber gelesen, wie die Gefühlswelt bei einer Trennung aussieht. Alle Achtung! Man spürt beim Lesen, daß Du ein ganz feiner Mensch bist.

07.10.2013 07:13 • x 1 #6


N
Hut ab, Kinkerlitz.
Deinen Worten ist nichts hinzuzufügen, ich hab Tränen in den Augen beim Lesen.
Genauso fühlt es sich an ... die kriechende Zeit, die einen verspottet ... das Leiden wenn die Erinnerungen kommen oder man man den Expartner sieht ...

Ich hoffe für uns das wir diese Zeit heil überstehen und nur noch eine Narbe zurückbleibt und keine Wunde mehr.
Vielen Dank für Deine Worte !

07.10.2013 09:31 • x 1 #7


K
Hey,

na das schmeichelt mir ja doch ein wenig. Hätte nun nicht mit solch einer Reaktion gerechnet.
Aber umso schöner, dass mein Beitrag eine Wirkung hatte und selbst, wenn man sich nach dem Lesen nur ein wenig besser, oder befreiter fühlt, dann war es diese Mühe in jedem Falle wert.

Liebe Grüße,
Kinkerlitz

07.10.2013 12:11 • #8




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