Liebes Forum,
ich (weiblich 28) melde mich nach längerem Mal wieder. Habe immer noch ein Problem mit dem Abschließen meiner letzten Beziehung. Habe die Probleme in der damaligen Beziehung in meinem allerersten Beitrag hier näher beschrieben, falls es jemanden interessiert!
Kurzfassung: Mein Ex (männlich 31) und ich waren 3 Jahre zusammen, die Beziehung ging bis letztes Jahr im Sommer, ist somit seit 1,5 Jahren beendet. Wir waren grundunterschiedlich, er hatte sich damals mit Corona sehr stark radikalisiert und ist in die Schwurbler Szene abgerutscht. Für mich als Krankenschwester extrem schwierig. Am Ende der Beziehung konnten wir kaum mehr normal miteinander reden, da jedes Gespräch in die politische oder Schwurbler-Ecke geführt wurde, es war für mich nicht mehr tragbar. Ebenso wurde er im
Zuge dessen homophob, rassistisch, hatte begonnen, Schießen zu gehen und kaufte sich auch Waffen. Ich bin eher liberal, was das Ganze für mich noch schlimmer machte.
Aber auch in anderen Punkten passten wir nicht zusammen. Ich bin eher laut, sehr humorvoll, für jeden Spaß zu haben. Reise gerne, bin gerne unterwegs, treffe mich gerne mit Freunden. Er war sehr sehr ruhig, ernst, ein Stubenhocker, sah seine eigenen Freunde nicht oft persönlich, sondern kommunizierte nur mit ihnen während dem Zocken am PC. Im Winter war es ihm zu kalt, um das Haus zu verlassen, im Sommer zu heiß. Unsere einzige Gemeinsamkeit war das Fitnessstudio. Natürlich zeigt man sich am Anfang einer Beziehung nur von seiner besten Seite, und damals haben wir auch noch viel unternommen. Aber es wurde eben sehr schnell immer weniger und ich war am Anfang schon eher unglücklich was das betraf.
Am Anfang unserer Beziehung wurde ich ungewollt schwanger. Ich habe mich damals aus freien Stücken für eine Abtreibung entschieden, was ich auch nicht bereue (vorallem jetzt in Hinblick auf die Veränderung meines Ex politisch/wertetechnisch gesehen!). Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass mich das sehr an meinen Ex gebunden hat auf eine Art und Weise.
Ich habe die Beziehung nach sehr sehr sehr langer unglücklicher Zeit schließlich beendet. Die Trennung ist mir alles andere als leicht gefallen, trotz der wirklich riesigen unterschiedlichen Lebensweisen. Aber ich habe ihn trotzdem sehr geliebt und bin auch kein Mensch, der sich leicht trennen kann.
Ich hatte trotzdem gehofft, dass sich eine gewisse Erleichterung einstellen würde, das ist nie wirklich passiert. Ich habe ihn zwar auch nicht riesig vermisst, da wir auch nicht zuammen lebten und sich somit in meinem Alltag nicht viel verändert hat. Aber trotzdem denke ich seitdem noch fast täglich an ihn. Nach der Trennung hatten wir auch garkeinen Kontakt mehr.
Vor einigen Wochen hat er mir dann per E-Mail geschrieben (er hat wohl meine Nummer gelöscht). Er hätte beim Ausmisten noch Gewand von mir gefunden, darunter ein Pullover den ich mal von Freunden geschenkt bekommen habe. Ob ich das Zeug noch wolle.
Habe ihm dann geantwortet ja der Pulli wäre mir doch wichtig, er solle ihn mir per Post schicken und ich würde ihm den Versand übernehmen. Daraufhin wollte er sich jedoch unbedingt persönlich treffen, er ging auf das Angebot mit der Post überhaupt nicht ein. Hatte aber nicht das Gefühl, dass er nochmal einen Versuch oder sonst was starten wolle, er schrieb sehr kühl und kurz angebunden.
Nach mehrmaligem Verschieben haben wir uns dann für gestern einen Treffpunkt für die Übergabe ausgemacht. Und was soll ich sagen: Es hat nochmal alte Wunden aufgerissen.
Die Begegnung war extrem kühl, er wollte mir zur Begrüßung die Hand geben, darauf meinte ich dann, dass das ja jetzt gerade unangenehm sei, daraufhin hat er mich kurz in den Arm genommen. Er gab mir ganz kühl meine Sachen, ich fragte ihn, ob er denn umgezogen wäre, weil er ausgemustert hat. Es war ihm sichtlich nicht recht, er druckste nur etwas herum und meinte dann „Ja vielleicht“, gab aber sonst überhaupt nichts von sich preis. Nicht falsch verstehen- ich hatte mich ja damals getrennt und er war sehr gekränkt, er wollte die Trennung nicht. Dementsprechend muss er mir jetzt nicht gleich alles erzählen aus seinem Leben, aber ich hätte schon gedacht das wir zumindest kurz tratschen können.
Im Endeffekt dauerte die ganze Übergabe nur maximal eine Minute, er meinte dann noch er hoffe es geht mir gut und wünschte mir noch einen schönen Tag. Ich vermute im Nachhinein, dass er einfach nicht wollte, dass ich weiß, wo er jetzt wohnt und deshalb kein Paket per Post verschicken wollte (wegen dem Anführen eines Absenders). Aber er hätte mir auch einfach nicht schreiben und die gefundenen Sachen entsorgen können, nach so langer Zeit.
Jedenfalls hat mich diese kurze Begegnung wieder sehr aufgewühlt, und ich merke wieder vermehrt, dass ich mit dieser Beziehung nie so wirklich abgeschlossen habe. Ich weiß vernunfttechnisch, dass diese Beziehung früher oder später gescheitert wäre. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich in der Beziehung gefühlt habe- und das war nicht gut. Er war kein liebevoller Mensch, nach Auseinandersetzungen hat er mich teilweise einen Tag lang mit Stille bestraft, er konnte mir nichtmal sagen, was er an mir gern hatte. Er hat mich als ungebildet bezeichnet, mir einmal gesagt ich wäre äußerlich eine 6/10. Es gab viele Kränkungen.
Und trotzdem kann ich nur so schwer abschließen. Denn es war natürlich auch nicht alles negativ. Er war ein sehr treuer und loyaler Partner, ich habe mich dahingehend immer sehr sicher mit ihm gefühlt. Am Anfang der Beziehung war er ein anderer Mensch, in diesen Mann habe ich mich verliebt und diesen Mann vermisse ich auch so sehr. Er war anfangs so liebevoll, hat sich so bemüht, hat mir kleine Geschenke gemacht. Ist zu jedem Familientreffen mitgekommen und hat sich bemüht, auch meine Leute kennenzulernen. Auch wenn ich mich rational selber frage, was genau ich denn so vermisse?- ich tus doch.
Nach der Anfangsphase veränderte sich alles. Er war emotional nicht zugänglich. Ich bin ein Mensch der sehr viel Liebe zu geben hat und sehr warmherzig ist, er war das komplette Gegenteil.
Ich frage mich natürlich auch, ob diese Abtreibung insgeheim das „Problem“ daran ist. Ich habe sehr lange mit mir gewrungen, ob ich mich überhaupt trennen soll. Ein Gedankengang war oft, wenn ich dieses Kind damals bekommen hätte, dann wäre ich auf ewig mit ihm verbunden gewesen. Das Kind wurde zwar nie geboren, aber irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, dass uns das irgendwie miteinander verbunden hat. Versteht ihr was ich meine?
Jedenfalls würde ich mich sehr über Tipps freuen, wie ich das Ganze besser verarbeiten kann. Ich mache bereits seit einigen Jahren eine Therapie. Meine Therapeutin hat mir empfohlen, einen Brief an ihn zu schreiben mit Dingen, die ich ihm noch gerne sagen würde (und diesen Brief aber nicht abschicken). Ich habe das bereits mehrmals gemacht, jedoch nicht das Gefühl, als hätte es was gebracht.
Bin für alle Vorschläge dankbar!
Liebe Grüße
21.10.2025 17:18 •
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