Gibt es diese Liebe überhaupt?

Hi liebe Genossen

ich habe hier in den letzten Wochen viel über die Liebe gelesen.
Mir fällt auf, dass es viele Menschen gibt, die ihr Leben fast völlig nach der Liebe ausrichten. So als wäre sie- die einzig wahre, niemals endende Liebe- das, was unser Leben zu einem erfüllten macht und uns den letzten Sinn-Kick gibt.

Ich selbst habe so gedacht. Träumte und wartete auf die eine große Liebe.
Und wenn eine Beziehung nicht funktionierte, dann musste es daran gelegen haben, dass die Liebe nicht groß genug war. Also weiter suchen.
Hier sind so viele Suchende.
So viele mehr oder weniger unzufriedene Menschen, die hoffen, dass ihre große Liebe ihnen nun endlich das Glück bringt.
Ich lese Aussagen wie: ich werde ewig warten. denn er ist das wonach ich mich immer sehnte. usw.

Heute habe ich das Gefühl, dass die Liebe völlig überbewertet wird.
Ich glaube, kein einziger Mensch kann einen dauerhaft in diesen Liebesrausch versetzen. Keine noch so große Liebe wird so intensiv bleiben, wie sie anfangs war.

Ich glaube schon dass es die Liebe gibt. Aber die scheint mir inzwischen nicht mehr ganz so filmreif (Romeo und Julia), sondern eher beständig und (auf Dauer) ruhig und zufriedenstellend. Im Idealfall inspiriert man sich, motiviert man sich, stärkt sich den Rücken, hat tolle Unterhaltungen und Nähe.

Aber diese Vermischung zwischen Verliebtheit (Berauschtheit, Ero, der Ritter auf dem weißen Pferd/die Prinzessin auf der Erbse) und reifer Liebe scheint mir eine Illusion.
Verliebtheit ist ein herrliches Gefühl. Die Welt steht Kopf, Träume entstehen, eine wahnsinige körperliche Anziehung macht einfach glücklich.
Aber das ist für mich inzwischen nur eine Momentaufnahme und hat mit Liebe nicht viel zu tun.
Die reife Liebe ist doch eigentlich etwas recht unspektakuläres. Und die Verliebtheit ist einfach toll aber sie kommt und vergeht.

Ich habe aber den Eindruck, dass hier beide Sachen miteinander vermischt werden. Viele leben in ganz guten Beziehungen, verknallen sich heftig und glauben, diese Verknalltheit in einer neuen Beziehung zementieren, festhalten zu können.
Ich halte das für ausgeschlossen und empfinde es heute also als Hirngespinst, soooo viel in eine Verknalltheit zu investieren, zu warten, zu träumen, zu darben. um irgendwann des ultimativen Glücks teilhaftig zu werden.

Hier tauchen insbesondere immer mal wieder Geliebte von vergebenen Männern auf. Sie nehmen so viel in Kauf und sie WARTEN. Sie erdulden so viel. Aber das lang ersehnte Glück scheint zum Greifen nah und so warten sie weiter.
Nach all dem Gelesenen habe ich den Eindruck, dass die Geliebten in den meisten Fällen die verträumtesten und irgendwo auch naivsten Liebenden unter uns sind
Viele Aussagen lesen sich wie aus dem Kindermärchen (meine das nicht überheblich). Mein Leben war bis dato trist und grau. dann kam er. Nun wird er und seine Liebe mch bis ans Lebensende auf einer Welle des Geliebtseins tragen.
Aber wie schon geschrieben, ich glaube dass das nichts anderes ist als Verliebtheit. Sie wird m.M. nach niemals in dieser Weise bestehen bleiben. Wenn die beiden zusammenkommen, wird auch irgendwann Ernüchterung eintreten. Und dann?
Und die vergebenen Männer der Geliebten nutzen diese Naivität aus. Machen Hoffnungen. Erzählen Märchen. Wenn wir eines Tages zusammenfinden werden dann.

Ich glaube, wenn man sich bewusst wird, dass es diese (vermischte) Liebe real und auf Dauer gar nicht gibt, dann würde man doch nicht so lange warten, darben, leiden, träumen?
Mir geht es jedenfalls so. Ich sehe gar keinen Sinn mehr darin, mich hinhalten zu lassen oder lange zu leiden oder in einem Mann den Glücksbringer zu sehen. Ich war nie Geliebte, hatte nie eine Affäre aber auch ich war leidensfähig
Ich finde es heute völlig absurd, auf einen Partner lange zu warten. Vor allem: leidend zu warten. Alles im Leben richtet sich dem geliebten Menschen entgegen wie eine Blume der Sonne. Und geht die Sonne am Abend unter knickt man traurig ein?

Es wird so viel für diesen Traum geopfert. Vor allem Lebenszeit. Für einen Traum, der gar nicht Realität werden kann.
Ich bedaure dass ich so viel Zeit verschwendete. Ich kann es heute nicht einmal mehr verstehen. Das Leben hat so viel zu bieten. und ich fixierte mich träumend auf einen Menschen. Meine eigenen Träume finde ich heute auch nicht mehr so berauschend, sondern eher langweilig. Ich finde andere Dinge wesentlich aufregender.

Und ich habe noch nie (!) gehört, dass so eine Hollywoodliebe über Jahre Bestand gehabt hätte.
Tut also ein etwas nüchterner Blick nicht mal ganz gut?

Versteht ihr was ich sagen will?
Wie seht ihr das?

Großartig! Danke!

@ERNÜCHTERT,

das hast du so perfekt und vollkommen dargestellt. GENIAL!



An alle verheirateten Menschen da draußen, macht eure Ehe nicht kaputt, für heimliche Affären. Es geht selten gut, glaubt mir.

Solltet ihr unglücklich sein in der Ehe, sprechen sprechen sprechen.
Aber durch Heimlichkeit ist das Vertrauen für immer dahin, der Betrüger macht so vieles kaputt am Menschen.

Danke !

Warten soll man nicht, aber wenn sie einem begegnet, dann soll man zugreifen und sie geniessen.

Geniesst das Leben, Leute!

Feiert es jeden Tag so gut wie möglich.


@ ernüchtert

Dein Beitrag gefällt mir sehr.

Danke meine lieben Genossen

Eure Kommentare ergänzen das was ich versuchte zu sagen wunderbar!

Zitat:

Warten soll man nicht, aber wenn sie einem begegnet, dann soll man zugreifen und sie geniessen.

Geniesst das Leben, Leute!

Feiert es jeden Tag so gut wie möglich.

Genau so!

Wie wahr, wie wahr.....

und was mache ich... ich verlängere mein Leiden künstlich.... mit warten...

warten das es endlich klick macht
warten auf eine Eingebung
warten das andere mir die Entscheidung abnehmen



LG
Ach menno

Kein Mensch kann dich glücklich machen, ausser du selbst. Wer das selbst nicht kann und denkt, er müsse nur den Richtigen Partner finden, um endlich glücklich sein zu können, lebt in einer Illusion.

Der Leo bringt das ganz gut rüber:

Liebe oder Lieber? ach menno,

hab ich ja auch lange Zeit getan. Irgendwann fiel der Groschen...Was braucht es damit er bei Dir fällt?

Ich will mal mit einem Beispiel aufwarten
Stellen wir uns folgende Situation vor: ich habe eine herrliche Romanze (kein Fremdgehen) mit einem süßen Kerl. Wir haben uns sehr gern, lieben uns aber nicht. Haben viel Spaß, schönen S usw.
Früher hätte ich mir mit meinem Romantik- und Film geprägten Denken alles schlecht geredet wenn die Geschichte nicht auf eine Hollywood-Ehe hinaus läuft
Ich hätte angefangen zu leiden. Und warum? Weil ich diese wundervolle Romanze nicht festhalten, nicht verewigen kann? DIESE Art des Zusammenseins aber kann man ja auch nicht durch einen Trauschein zementieren. Sie lebt vielleicht gerade durch diese Leichtigkeit...und ziellosigkeit...
Es wären also nur meine Vorstellungen die mir diese Romanze verderben würde.
Übrigens! Nichts gegen feste Beziehungen! Ist nur ein mögliches Beispiel.
Jedenfalls würde ich heute, das was so ein niedlicher Kerl mir gibt einfach genießen, mir krallen und mich ansonsten weiterhin meiens Lebens erfreuen.
So ein bisschen nach dem Motto: ich genieße was ich bekommen kann und darbe nicht nach mehr. Und wenn ich doch soooo heftig verliebt bin dass ich eine feste Beziehung will, der süße Mann aber nicht, dann muss ich meine 7 Sachen packen, ein paar Tränen kullern lassen und weiter ziehen

Danke lonelyheartclub
Habe mir das Video angesehen. Suuuper! Gibts diese Vorstellung tatsächlich erst seit dem 14 Jahrhundert?

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, kann ich mir aber gut vorstellen.

Liebe ernüchtert...

das Wissen um all das ist vorhanden... am umsetzten harpert es gewaltig...

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...

LG
Ach menno

Zitat:

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...

Wie herzig! Das habe ich ja noch nie gehört

trifft es aber ganz gut... nor?

Danke für die geäußerten Gedanken über die Liebe, ernüchtert. Ist viel sehr wahres für mich enthalten. Ich bin der Meinung, dass die mediale und oberflächliche Wegwerfgesellschaft , in der wir leben, der Liebe die Luft zum Atmen und zum Entwickeln und zum Bestehen nimmt. Viele Menschen sind zu wenig bei sich selbst, besitzen dementsprechend zu wenig Wertschätzung für sich selbst, und haben daher Schwierigkeiten , den geliebten Partner dauerhaft , so wie er ist, wertzuschätzen. Es wird häufig das eigene Gefühl zu ihm analysiert und dann der Option nachgegangen, vielleicht auch aus Neugierde und einem Erlebnisdrang, jemanden Neues für sich zu erobern. Ich glaube daher, dass die Liebe unter diesen Einflüssen heute für viele eine illusorische dauerhafte Suche ist. Es ist ja einfacher, sich mit Störfaktoren des gegenwärtigen Partners auseinanderzusetzen, als mit eigenen Ansprüchen und Träumen. Ich finde schon den begriff - Traumpartner - illusorisch, weil dann wäre auch die mit ihm erlebte Realität traumhaft, und somit das eigene und gemeinsame Leben, was es sicherlich nicht ist und auch nicht sein kann. Liebe ist sicherlich nicht das, was uns durch Hollywood Produktionen suggeriert wird. Für viele ist dies aber der Maßstab für die eigene gelebte Liebe. Achtsam mit sich selbst zu sein, in sich die Liebe wahrzunehmen und diese dann nach außen tragen, das wäre vielleicht ein Beginn für alles weitere , was Liebe als Beziehungsfundament ausmacht.

Ein sehr interessanter und wichtiger Thread.

Es ist genauso, wie Ihr schreibt. Ich habe sogar mal so eine unspektakuläre Beziehung gehabt, habe deshalb geglaubt, das sei genau das Richtige. Leider lag ich letztlich falsch. Meinem Mann war eine erwachsene, sichere Beziehung nicht genug. Er wollte Schmetterlinge im Bauch, weil er sie mit Liebe verwechselte.

Auch wenn - wie bei allen Partnerschaftsfragen - dazu zwei gehören, die das wollen und sich damit wohlfühlen müssen, will ich den Glauben daran, dass es die reife Liebe gibt, nicht aufgeben.

Dieser Thread ist für mich ein Hoffnungsschimmer, denn je mehr Menschen all das, was hier schon so treffend geschildert wurde, verstehen, desto größer wird die Chance, dass man ein Gegenstück findet, das diese Vorstellungen teilt.