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Gibt es noch Hoffnung?

Phil84
Hallo ihr Lieben,
Ich bin seit 18 Jahren in einer Beziehung mit vielen Tiefs und Hochs.
Seit ein paar Jahren kriselt es in meiner Ehe. Kleinigkeiten die sich oft anstauen und zum grossen Streit führen hatten wir zu genüge. Inzwischen sprechen wir dies früh an bevor es zur Eskalation kommt.
Meine Frau hat seit letztem Jahr die Diagnose ADHS und Autismus was einige Konflikte bei uns erklärt hat. Seither fordert sie noch mehr ein dass man auf ihre Bedürfnisse eingeht und Regeln strickt befolgt. Ich bin da etwas offener und entspannter.
Gestern kam es wieder zu einem heftigen Streit. Angefangen hat es dass sie Abends Spätzle für unsere Sohn machen wollte. Sie bat mich via Sprachnachricht dass ich den Teig schon mal vorbereiten soll. Für das Spätzle-Mehl sollte ich eine Mischung aus Mehl und Gries machen ein Drittel oder ein Viertel Gries, da war sich sich nicht sicher und meinte ich soll im Internet nach einem Rezept schauen. Als ich von der Arbeit heimkam hab ich dies auch gemacht. Laut diesem Rezept kam viel weniger Gries rein (nur drei Löffel auf 500g Mehl)
Sie merkte sofort dass der Teig anderst war als „ihrer“. Als wir rausgefunden hatten dass es am Gries lag, ich ich mich damit verteidigte dass ich den Teig ja aber trotzdem laut einem Spätzlerezept gemacht habe, wurde die Situation noch schlimmer. Sie warf mir vor dass ich ihr nicht wichtig wäre, sonst hätte ich ja nochmal die Sprachnachricht abgehört und dann wäre mir der Fehler mit dem Gries aufgefallen. Sie könnten den Teig so überhaupt nicht verwenden, ich hätte sie enttäuscht.
Ja ich weiß dass ihre Krankheit es macht dass alles genau nach Plan gemacht wird. Aber es war nur ein Teig, der hätte bestimmt gleich geschmeckt.
Und solche Sachen kommen in letzter Zeit gehäuft vor. Wo ich mein Bestes gebe und nachher eine aufn Deckel bekomme weil ich irgendwas ein wenig anderst gemacht habt.

Was haltet ihr davon?

17.09.2025 08:32 • x 4 #1


Sonnenschein85
Puh. Das klingt sehr anstrengend. Ich denke wenn bei einem Teig so ein Streit eskaliert hat sich viel angestaut.

Setzt euch in Ruhe an einen Tisch..erkläre ihr wie du dich fühlst in solchen Situationen. Vielleicht kann sie es durch ihre Krankheit schlecht nachempfinden.

Mach am besten keine Vorwürfe sondern erkläre es in einem ruhigen. Ton. Deine Gefühle und Bedürfnisse in so einer Streit Situation.

17.09.2025 08:38 • x 2 #2


A


Gibt es noch Hoffnung?

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K
Phil, schau da auf das Gesamtbild. Es wird keinen Sinn machen, die Situation auseinanderzunehmen und zu beurteilen, wer Recht oder Unrecht hat, oder aber wie das hätte besser laufen können.

Ich bin da ganz bei Dir - vor allem weil Du es gut gemeint hast und es keine Absicht war, dass das Rezept nicht ihren Wünschen entsprach. Man kann da einfach nicht sauer / enttäuscht sein. Du hast ihrem Wunsch entsprochen, die Umsetzung war nicht ihre, aber sorry..... dann muss sie es halt selbst machen, wenn es zu 100% nach ihren Vorstellungen gehen MUSS und auch unabsichtliche Fehler dann nicht verziehen werden.

Ich persönlich bin aber auch der Meinung, dass Du gar nix falsch gemacht hast und Dich nicht entschuldigen musst.

Das ist aber nebensächlich. Wenn Du die Situation nochmal zur Diskussion stellst und versuchst, das zu klären, wird es nur mehr Unmut / Streit geben. Ihre Erkrankung spielt da höchstwahrscheinlich auch eine ordentliche Rolle, weswegen man ihr auch wenig Vorwürfe machen kann.

Wichtig wäre, mal grundsätzlich zu sprechen. Natürlich muss man ADHS / Autismus berücksichtigen und das eigene Verhalten irgendwo anpassen. Aber dabei muss es Dir auch weiterhin gut gehen. Wenn sie jetzt mit diesem Argument ihre Richtlinien durchdrücken will und Du Dich wie ein Skla. eines Diktators fühlst, dann kann das so nicht laufen.

Man fragt sich ja auch: Wenn ihr auch klar war, dass Du nicht absichtlich das Rezept versaubeutelst, warum dann die Aggression? Kann man das auf die Erkrankung zurückführen, oder steht dahinter eigentlich nur angestaute Wut aus vorangegangenen Konflikten? Weisst Du, was ich meine?

Hast Du mal über Eheberatung nachgedacht? Wäre Deine Frau da offen? Ich bin der Meinung, dass man das Problem an der Wurzel packen sollte, als jetzt die Teigsituation irgendwie totzuschlagen. Das würde Euch nicht weiterbringen......

17.09.2025 08:47 • x 5 #3


Laetitia2024
@Phil84 Ich kann mich hier nur immer wieder wiederholen: Für psychisch gesunde Partner ist es eben doppelt schwer und eine enorme Belastung, mit einem psychisch Kranken zusammenzuleben und eine Beziehung zu führen. Am Anfang engagieren sich diese Leute sehr, (genau wie du) mit den psychischen Einschränkungen des Partners klarzukommen und ihn im Umgang mit seinen Störungen zu unterstützen. Aber man stößt da schnell und immer wieder an seine Grenzen. Kleinigkeiten werden oft zum großen Drama, Stichwort Grieß.

17.09.2025 09:09 • x 4 #4


Plague
Zitat von Phil84:
Meine Frau hat seit letztem Jahr die Diagnose ADHS und Autismus was einige Konflikte bei uns erklärt hat. Seither fordert sie noch mehr ein dass man auf ihre Bedürfnisse eingeht und Regeln strickt befolgt.

Was tut sie denn von ihrer Seite aus?
Diagnosen als Entschuldigung herzunehmen, um für sich Rücksicht zu reklamieren ist das eine.
Ist sie in fachärztlicher Behandlung, nimmt sie Medikamente, geht sie zur Therapie?

Es kann meiner Ansicht nur funktionieren, wenn beide ihren Teil dazu beitragen, dass die zugegebenermaßen schwierige Situation für alle Beteiligten (insbesondere das Kind!) besser handhabbar wird.

17.09.2025 09:16 • x 3 #5


Catalina
Hm, also ich hab selber ADHS und ich gebe zu, ich bin in vielen Dingen auch ein absolutes Gewohnheitstier und mag es nicht, wenn die Dinge anders laufen, als ich es gewöhnt bin. Aber: Das ist keine Entschuldigung für so ein Verhalten. Und ich finde es auch nicht okay, dass wegen ihrer Diagnose jetzt alles nach ihrer Nase zu laufen hat. Klar sollte man als Partner Verständnis zeigen und unterstützen, wenn man weiß, dass der Partner manche Dinge eben nicht so gut kann. Aber dass deswegen jetzt nur noch ihre Spielregeln gelten sollen, kann so nicht sein.

17.09.2025 13:21 • x 5 #6


HeavyDreamy
@Phil84 Hey

Mensch, die Frau kann sich glücklich schätzen, nen Mann zu haben, der nen Teig machen kann.
Jeder andere Mann hätte da schon gestreikt, würden nicht Mal nachm Rezept schauen wollen, weil sie damit nix anfangen könnten.

Auch wenn sie ihre Krankheiten hat, sorry, aber deiner Frau gehört Mal ne richtige Ansage gemacht.

Darf ich fragen, was noch so eure Streitigkeiten sind?

17.09.2025 13:26 • x 4 #7


Phil84
Danke erstmal für eure Antworten und Gedanken dazu.
Meine Frau bekommt ist in Behandlung und bekommt Medikamente. Ein Therapieplatz hat sie leider noch keinen bekommen. Steht auf der Warteliste.
Sie nimmt die Diagnose nicht als Vorwand, unter anderem ist ihr dadurch nur klar geworden was sie will und was nicht.
Viele Jahre war es so dass sie immer versucht hat es mir recht zu machen. Um mich herumgeschwänzelt ist wenn sie gemerkt hat das was nicht stimmt. Ich es aber meist mit „alles ok“ oder „es ist nichts“ abgetan habe und ich sie aber trotzdem schlecht behandelt habe. Ich habe von meinen Eltern vorgelebt bekommen dass Männer nicht über ihre Gefühle sprechen. Hin und wieder hatte ich mich meiner Frau gegenüber geöffnet, mit dem Resultat dass es mir hinterher negativ ausgelegt wurde, „es gegen mich verwendet wurde“ oder es plötzlich um sie ging.
Das war der Grund warum ich wieder in mich hinein gefressen habe. Psychisch gesund bin ich auch nicht, ich leide unter Depressionen.
Ich mache den Hausputz, die Wäsche, koche…
Wenn ich den Hausputz nicht am ausgemachten Tag mache, sondern ein paar Tage später oder auch mal eine Woche gar nicht mache, dann wird mir das im nachhinein ausgelegt dass sie sich nicht auf mich verlassen kann wenn ich nicht mal bei sowas die abgemachte Vereinbarung einhalte

17.09.2025 17:16 • #8


Lathgertha
Hallo,

ich finde, an deinem Beispiel mit dem Spätzleteig sieht man gut, dass es gar nicht um den Teig selbst ging, sondern um die Bedeutung dahinter.
Deine Frau hat durch ihre Diagnose (ADHS + Autismus) ein sehr starkes Bedürfnis nach Struktur und exakter Umsetzung. Für sie bedeutet ein kleiner Unterschied schnell: „Er nimmt mich nicht ernst“ oder „Meine Regeln gelten nicht“. Für dich ist es dagegen ein alltäglicher Vorgang, den man auch mal pragmatisch nach Rezept lösen kann.

Das Problem entsteht also weniger durch „richtig“ oder „falsch“, sondern durch die unterschiedlichen Wahrnehmungen. Du willst helfen und machst es nach bestem Wissen. Sie fühlt sich übergangen, weil sie das Gefühl hat, nicht exakt gehört worden zu sein.

Vielleicht kann es euch helfen, solche Dinge künftig klarer abzugrenzen:

Entweder sie schreibt dir exakt auf, wie sie es möchte – dann führst du es so aus.
Oder sie überlässt dir bewusst die Verantwortung – dann muss sie auch dein Ergebnis akzeptieren.


So vermeidet ihr dieses Hin und Her zwischen „Ich wollte dir helfen“ und „Du hast mich enttäuscht“.

Am Ende steckt nämlich kein böser Wille dahinter – sondern unterschiedliche Bedürfnisse: bei ihr Sicherheit durch Genauigkeit, bei dir Flexibilität und Eigenständigkeit. Wenn ihr das klar benennt, könnt ihr beide lernen, es weniger persönlich zu nehmen.

Alles Gute

17.09.2025 19:42 • x 3 #9


HeavyDreamy
Zitat von Phil84:
Viele Jahre war es so dass sie immer versucht hat es mir recht zu machen. Um mich herumgeschwänzelt ist wenn sie gemerkt hat das was nicht stimmt. Ich es aber meist mit „alles ok“ oder „es ist nichts“ abgetan habe und ich sie aber trotzdem schlecht behandelt habe.


Warum hast du sie denn schlecht behandelt? Was hat sie denn falsch gemacht?

17.09.2025 22:26 • #10


alleswirdbesser
Zitat von Lathgertha:
Entweder sie schreibt dir exakt auf, wie sie es möchte – dann führst du es so aus.
Oder sie überlässt dir bewusst die Verantwortung – dann muss sie auch dein Ergebnis akzeptieren.

Ich bin eher für selbst machen, wenn man solche Probleme hat und keine Abweichungen erträgt. Viele Köche verderben den Brei sagt man doch.

18.09.2025 05:45 • x 1 #11


Worrior
@Phil84
Sie hat ihre Diagnose und dann Du mit Deiner Depression.
Das ist keine gute Mischung.
Es ist sicher nicht richtig als Mann nicht über seine Gefühle zu sprechen, diese womöglich zu verdrängen.
Es ist aber ein Unterschied wie Du als Mann damit umgehst, ob Du selbst diese Gefühle akzeptierst, mit wem Du darüber redest, vor allem was Du tust um diese zu kanalisieren.
Es bringt nicht ständige Gefühlsschwankungen zum alltäglichen Thema zu machen, sich in Diagnosen und Selbstmitleid ständig zu entschuldigen.
Es ist entscheidend wie Du handelst, was für ein Mindset Du Die zulegst, wie Du damit umgehst.
Wie willst Du mit dieser Frau umgehen die eine solche Diagnose hat wenn Du selbst nicht mit Dir klar kommst?
Ich glaube nicht dass ihr Beide Euch momentan gegenseitig einen Gefallen tut

18.09.2025 06:01 • x 1 #12


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