Habe keine Gefühle mehr!? - ist die Ehe am Ende?

K
Hallo zusammen,

es stellt eine Premiere für mich dar, mich in einem solchen Rahmen zu öffnen. Ich erhoffe mir, wenn denn überhaupt möglich, eine gewisse Orientierung, denn ich weiss wirklich nicht was ich denken, fühlen, tun soll.

Meine Frau (31) und ich (30) kennen uns seit 13 Jahren, sind seit 11 Jahren ein Paar und haben vor 3 Jahren geheiratet. Der Beruf hat mich vor knapp 5 Jahren aus der Heimat gezwungen (bin damit nie so richtig klargekommen). Sie ist mir vor 2 Jahren gefolgt. Wir arbeiten zusammen im gleichen Unternehmen. Das funktioniert eigentlich sehr gut - sehr professionell! Es wirkt sich aus unserer Sicht nicht negativ auf den Job aus. Wir wohnen natürlich schon geraume Zeit zusammen (mit Unterbrechung durch die Fernbeziehung - seit 9 Jahren).

Ich bin aktuell 30 Jahre alt, und auch wenn das sehr komisch klingt...aber ich habe das Gefühl, dass mein Leben vorbei ist und ich dringend etwas ändern muss.
...wie soll ich das nur alles erklären...
Ich glaube nicht an Gott, nicht an Vorsehung oder Schicksal. Früher dachte ich immer, dass das einzige woran ein Mensch glauben sollte, das eigene Leben ist (nicht in einem egoistischen oder narzisstischem Sinne, sondern nur in Bezug auf die Entscheidungen die man trifft). Ich habe daher immer schon einen extrem hohen Anspruch an mich selbst gehabt. Die Ziele, die ich mir in meinem Leben gesetzt hatte, habe ich aber deutlich verfehlt.
Das führt mehr und mehr bei mir zu Selbsthass und einem tiefen Wunsch der Zerstörung. Manchmal möchte ich Menschen die mich ärgern, die Beine brechen um diese Agressivität loszuwerden. Ich bin allerdings ein sehr umgänglicher Zeitgenosse, und kann das nicht!
Ich habe ein geringes Selbstwertgefühl und es wird schlimmer.
Bis zum Verfehlen meiner beruflichen Ziele habe ich mir die Bestätigung immer aus dem Job geholt. Meine Frau war nie besonders gut darin mir das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden. Ich weiss nicht, ob das Fehlen der Bestätigung aus unserer Beziehung schlimmer geworden ist oder nicht, aber ich spüre kaum noch Zuneigung...keinerlei Bestätigung...und das schon seit geraumer Zeit.
Das ist eigentlich verrückt denn ich weiß, dass meine Frau mich IMMER (bei allen Entscheidungen die ich getroffen habe) unterstützt hat.
Sollte das nicht Bestätigung genug sein...vielleicht...

Mein Wunsch war es immer, Kinder zu haben. Mein Herz war sich dessen sehr lange sicher. Meine Frau wollte aus nachvollziehbaren beruflichen Gründen noch warten, hat aber lange nicht wirklich rübergebracht, dass Sie Kinder möchte. Jetzt ist die Situation eine andere. Das Bild Kinder zu bekommen fühlt sich für mich immer weniger positiv an. Es ist so, als hätte ich diese Vorstellung im Laufe der Jahre abgestoßen. Ich musste Ihre jetzige Planung daher schon mehrfach enttäuschen. Ich fühle mich nicht mehr in der Lage Kinder zu haben (ja, ich fühle mich sogar zu alt dafür). Mein Kopf sagt Blödsinn. Mein Herz sagt denkste.

Wir haben uns früher oft gestritten, heute weniger. Es ist harmonischer geworden, aber auch weniger leidenschaftlich. Ich weiß für mich, dass ich niemals die Gefühle für sie verlieren werde (Vertrauen, Zuneigung, etc.) - ABER: ob es noch Liebe ist weiß ich nicht! Ist es nicht eher Freundschaft...? Ich weiß sehr wohl, dass man das kribbeln nicht mehr wiederbekommt, und ja: ich vermisse es, aber ich brauche es nicht. Den Aspekt, den ich wirklich vermisse ist viel wahrscheinlicher das positive Gefühl, wenn man etwas geschafft hat. Das Erfolgserlebnis, jemanden für dich selbst zu begeistern und dich selbst für jemanden zu begeistern.

Unser Alltag ist sehr eingefahren. Es passiert wenig überraschendes. Wie auch? Wir stehen ungefähr zeitgleich auf und gehen zur Arbeit. Wir sind zu einem ähnlichen Zeitpunkt zuhause und verbringen die Zeit miteinander. Unser soziales Netzwerk ist dasselbe und dazu auch noch relativ klein, so fernab der Heimat. Wir sind ca. alle 4 Wochen in der Heimat und treffen dieselben Leute. Wenn wir miteinander sprechen merke ich, dass ich nicht aufmerksam zuhöre. Was soll mich schon überraschen...? Auf der Arbeit ist das und das passiert..., dieser freund hat jenes gemacht..., weiß ich doch alles!
Wir haben auch wenige persönliche Interessen an sich, und noch weniger gemeinsam.

So leben wir nebeneinander her, und tun uns irgendwie gegenseitig nicht gut. Immer wieder habe ich das Gefühl, das ich Ihre Wünsche nicht erfüllen und Ihre Lebensträume nicht verwirklichen kann. Also, schon wieder versagt!

letzter Punkt: natürlich spielt auch das Liebesleben eine Rolle... Ich wünschte mir immer mehr S. als Sie. Ich hatte immer das Gefühl, dass Ihr der S. nicht so wichtig ist, oder dass er eine Belastung für Sie darstellt. Ich habe mich immer sehr auf Sie konzentriert, und habe meist so lange verzögert, bis ich sicher war, dass Sie auf Ihre Kosten gekommen ist, Sie es genossen hat und dadurch ganz automatisch mehr davon will. Oft hab ich es dann nicht mehr geschafft.

Wir haben über all das gesprochen - mehrfach. Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo ich das alles nicht mehr aushalte. Dennoch kann ich Sie nicht einfach wegstoßen. Plötzlich alles voneinander trennen...das ganze Leben. Wir haben jetzt besprochen, dass wir das Ehe-Leben vorerst ad acta legen, dass min. einer von uns (wahrscheinlich Sie) den Job wechselt, und dass wir mehr eigene Interessen verfolgen was Freizeit anbelangt. Wir haben uns aber nicht getrennt... Wir sind quasi zusammen auf Sparflamme und schauen ob sich etwas verändert, nachdem wir beide das Bewusstsein haben, dass sich etwas ändern muss.
.......ich habe jetzt das Gefühl Ihr dadurch Ihre Zeit zu stehlen...!

kurz gesagt: ich bin ein emotionales Wrack und weiß nicht mehr wo hinten und vorne ist.
ich hoffe Ihr könnt meinen Gedanken trotz fehlender Struktur folgen...

Was soll ich nur tun?

vg
Kant

04.12.2013 17:20 • #1


H
Hallo Kant,

nicht nur WAS du schreibst sondern sogar WIE du es schreibst zeigt in was für einem Loch aus Hoffnungslosigkeit und Trauer du dich befindest. Beim Lesen deiner Zeilen ging es mir nur vom Lesen selbst schlechter.

Also, du wirst in dir drinnen wissen, dass du mit so einer Lebenseinstellung (Versager, alles zu spät, kein Lebenswille und kein Lebensmut) nichts wirst ändern können. Deine Ehe geht gerade den Bach runter, sie läuft wie du schreibst auf Sparflamme. Es ist durchaus möglich dass deine Frau sich eventuell auch umorientiert was einen neuen Partner anbelangt und du nimmst es hin. Kein Aufbäumen, kein Kämpfen. Nur Trauer und Burnout.

Bitte such dir ganz ganz dringend professionelle Hilfe. Niemand hier im Forum wird dich da rausholen können. Wir können dir lediglich die Augen öffnen wie es eigentlich um dich steht. Und es steht nicht gut um dich wenn du so weitermachst. Alleine wirst du da nicht rauskommen.

Bis dahin könntest du Sport machen, dir Hobbies suchen, rausgehen, spazieren, an die Luft. Aber kannst du dich dazu noch aufraffen?

Alles Gute für dich.

04.12.2013 17:39 • #2


A


Habe keine Gefühle mehr!? - ist die Ehe am Ende?

x 3


H
Hallo Kant !

Du schreibst:

Ich bin aktuell 30 Jahre alt, und auch wenn das sehr komisch
klingt... aber ich habe das Gefühl, dass mein Leben vorbei ist


Antwort:

Ich bin aktuell 53 Jahre alt, und auch wenn das sehr komisch
klingt... aber ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben noch
vor mir habe!


Du schreibst weiter:

... und ich dringend etwas ändern muss.

Antwort:

Klar musst du was ändern, deine Lebenseinstellung !

PS

Denke mal darüber nach was du alles hast, was die

wirklichen Werte im Leben sind und was tatsächlich

wichtig ist. Auch mit kleinen Schritten kommt man an

das Ziel (!)

Ach ja, wenn dir etwas missfällt, dann ändere es (!) .


VG Holzer

04.12.2013 17:48 • #3


K
@Hannoveraner:
erstmal vielen Dank für deine Zeilen und dein Feedback.

Ich nehme es nicht nur hin...Ich habe es induziert! Die Diskussion ging von mir aus. Ich möchte fair und ehrlich mit meiner Frau umgehen. Darum habe ich Ihr gesagt, dass ich keine Kinder mehr möchte und an unserer Beziehung zweifle (und auch an mir selbst).

Professionelle Hilfe...ja, ich verstehe das (und bin dankbar für diese Empfehlung), aber: die sagen mir doch auch nur, was ich schon weiß - und was Ihr auch sagt.
nämlich...
@Holzer (danke auch für deine Antwort, gute Einstellung): Konzentration auf die positiven Dinge, Ausgleich suchen, Lebenssituation und Einstellung ändern.
Der Ursprung ist (so glaube ich) meine hohe Erwartungshaltung (die müsste ich ablegen - nur WIE?) - wenn ich diese auch noch ablege, steigt ggf. meine Meinung über das von mir in meinem Leben erreichte und ich wäre glücklicher damit (und damit mit meiner Frau - weil es ja zu den Dingen gehört die ich erreicht habe)...Aber gleichzeitig sorgt die Tatsache, dass ich mich ab sofort mit weniger zufrieden gebe, doch zumindest unbewusst wieder zu einer negativen Sichtweise.

Mein Umfeld merkt übrigens überhaupt nichts von meiner innerlichen Zerissenheit... Es scheint also so, als wäre ich ein guter Schauspieler (vielleicht sollte ich in die Filmbranche wechseln... ^^). Bin zwar sehr schüchtern und verschlossen, mache aber auf meine Mitmenschen wohl eher einen sehr souveränen Eindruck. warum, weiß ich nicht...

was ist, wenn ich einfach den Glauben an mich selbst verloren habe. Wie soll ich den wiederfinden? Der einzige Glaube den ich je hatte. Ein Glaube der durch meine Erfahrungen gestört wird...soll ich mich selbst belügen. Vielleicht ist es ja auch eine Stärke das nicht zu tun. Es ist selten, dass ein Mensch weiß, was er eigentlich glaubt. warum sollte das bei mir so sein?

WARNHINWEIS:
ALLEN DIE JETZT WEITERLESEN EMPFEHLE ICH DRINGEND ABSTAND ZUM GESCHRIEBENEN ZU BEWAHREN! ES KÖNNTE DIE GEFAHR BESTEHEN, DASS SICH EURE LAUNE VERSCHLECHTERT!

Bereich markieren, macht in diesem Fall das lesen leichter...


Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, sondern darin, dass du immer willst, was du tust.
Dieser Satz stammt von Tolstoi und beinhaltet viel Wahrheit. Es ist aber eine egozentrische Sichtweise, ohne Rücksicht auf die Mitmenschen. Und er steht in krassem Gegensatz dazu, dass die größte Quelle unseres Glücks in unseren sozialen Beziehungen liegt. (Epikur) Beides philosophische Fragen, und ich glaube an beide... - geht das überhaupt?

sry, dass ich auf den ersten Blick so abschweife...aber sind das nicht die Fragen auf die es ankommt. Kann ich überhaupt ein erfülltes Leben führen, wenn ich für mich auf diese Fragen keine antworten finde? Soll ich aufhören zu versuchen diese zu finden? Soll meine Frau unter meiner Sinnsuche leiden. Werde ich zum Nihilisten, der sich an nichts mehr erfreuen wird (ich freue mich eigentlich über viele dinge: ein lächeln meiner frau, die umarmung eines freundes, ein sieg meines fussballvereins, ein gutes steak, etc.). Aber wenn das irgendwann weg sein sollte...Dann muss ich Sie so schnell wie möglich loslassen...das hat Sie nicht verdient!

Wozu benötige ich einen Mediziner der mir sagt, dass ich Anzeichen einer Depression habe...dass ich zu mir selbst finden muss...dass ich diese kleinen roten stimmungsaufhellenden Pillen schlucken muss... Scharlatane, die selbst gar nix verstehen und mit der Chemiekeule kommen! Ich habe mich bereits gegen Dro. entschieden, die mir mein Leben erleichtern. Egal ob nach BMG oder Rezept.

Vielleicht bin ich ja nur ein Philosoph, im Körper eines Schauspielers der eine Rolle spielt um als verheirateter Büromensch mein Leben zu bestreiten...was wenn am Ende des Stücks in dem ich mitspiele niemand applaudiert...........?

05.12.2013 15:30 • #4


H
Hallo Kant,

ich wiederhole es gerne noch einmal, der erste wichtige und richtige Schritt für dich ist, deine eigene innere Einstellung zu verändern. Lies dir bitte deinen letzten Eintrag nochmal selber durch und denke darüber nach, was du geschrieben hast.

Du schreibst:

Der Ursprung ist (so glaube ich) meine hohe Erwartungshaltung
(die müsste ich ablegen - nur WIE?) - wenn ich diese auch noch
ablege, steigt ggf. meine Meinung über das von mir in meinem
Leben erreichte und ich wäre glücklicher damit (und damit mit
meiner Frau - weil es ja zu den Dingen gehört die ich erreicht
habe)... Aber gleichzeitig sorgt die Tatsache, dass ich mich ab
sofort mit weniger zufrieden gebe, doch zumindest unbewusst
wieder zu einer negativen Sichtweise.


Antwort:

Du stehst dir selber im Weg. Du setzt dich unnötig unter Druck und denkst überwiegend negativ. Anderseits lobst du meine positive Denkweise, also warum nimmst du diese nicht selber für dich an?!

PS

Berufliches Engagement in allen Ehren, aber viele Menschen begreifen einfach nicht, dass wir arbeiten gehen um zu leben und nicht leben, um nur arbeiten zu gehen !

Ich hab es echt drauf, oder ? (Kleiner Scherz !)

VG Holzer

05.12.2013 16:34 • #5


K
logo, hast du! hast du!

klar, warum sollte ich die Einstellung auch nicht ändern können... bin ja ein begnadeter Schauspieler!
ernsthaft, das ist doch kein entschluss den man fasst! (positiv denken, positiv denken,...) das ist eine überzeugung!

zu überzeugungen gelangt man durch Wahrnehmung und Umwelt...
manchmal denk ich auch, hey, ich bin ein gut typ!, aber das muss man ja auch begründen können. Und man sollte es reflektieren können.
wenn ich alles zusammennehme, passt das bild eben nicht. Resultat: geringes Selbstwertgefühl durch möglichst objektive Reflexion!

es gibt aber etwas, das mir lange Zeit geholfen hat. Die Bestätigung von Frauen ist mir total wichtig. Früher hat mir das meine Frau gegeben, dann eine gewisse Zeit Frau+Freundinnen (natürlich platonisch), heute komm ich mir wie ein harmloses Schoßhündchen vor, von einigen Frauen gemocht aber von keiner wirklich als Mann ernstgenommen. Meine Frau gibt mir das auch nicht mehr... kann man daran überhaupt etwas ändern? selbst wenn Sie wollen würde und sich bemühen würde mir diese Bestätigung zu geben. Würde ich es überhaupt erkennen? Oder würde ich immer denken: OK, cool. Ihr gefällt es. Aber Sie ist ja auch nicht Objektiv!

übrigens...Mir selbst im Weg stehen - DAS hab ich schon immer richtig gut gekonnt.

aber, es geht ja hier nicht nur um mich... Sie möchte Kinder (der wunsch wird größer)! und sie möchte mich (noch)! Sie kann aber derzeit nicht beides haben!
Angenommen Ihr Kinderwunsch ändert sich, dann könnte Sie glücklich sein?...vielleicht...eher nicht. ICH AUCH NICHT. Weil ich immer wissen würde, dass Sie keine Kinder bekommen hat weil ich es nicht wollte.
Trenne ich mich von Ihr, kann Sie sich neu verlieben und Kinder bekommen. Wenn das aber nicht funktioniert...irgendwann ist die Zeit eben einfach auch biologisch abgelaufen... Dann bin ich auch Schuld! Dann hat Sie keins von beidem...
Sie wird glücklich wenn ich mich wieder einbekomme, meine Ansprüche senke, Kinder mit Ihr habe,etc. Ich dann nicht, weil Sie mir nicht gibt was ich brauche. So werde ich vermutlich eines Tages dasitzen und mich auf die Frage hin ob mit meinem Leben zufrieden bin, selbst belügen...aus Höflichkeit oder aus Gewohnheit!

was also ist das beste für alle?

05.12.2013 18:08 • #6




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