Handlungsfähigkeit und Schuldgefühle

A
Vor einem halben Jahr habe ich meine Frau nach 30 Jahren Ehe verlassen. Über eine sehr unerfreuliche SMS-Aktion ihres Ex-Liebhabers habe ich von dem Verhältnis erfahren, das mehr als zwei Jahre andauerte. Ich habe, wie das so üblich ist, nichts gemerkt und es nicht für möglich gehalten.

Als das Verhältnis begann, vor fast drei Jahren, teilte meine Frau mir nur mit, daß sie nichts mehr für mich empfinden könne, sie jetzt ihren eigenen Weg gehen würde und keine Lust mehr hätte in der Warteschlange (sie habe schließlich 10 Jahre auf mich gewartet) zu stehen. Den s.uellen Kontakt würde sie ab jetzt einstellen. Eine Trennung von mir wollte sie aber nicht. Unsere Kommunikation schien schwer gestört zu sein, da sie mir von der vermeintlichen Vernachlässigung bisher nichts sagte.

An ein Verhältnis habe ich überhaupt nicht gedacht. Habe es auch nicht denken wollen, obwohl mich andere aus der Familie schon mal sanft auf den intensiven Kontakt mit dem Herrn (ein Freund der Familie, wie üblich) hinwiesen. Ich war erbost über die Verdächtigungen und mein blindes Vertrauen hat mir den Blick auf die Realität verstellt. Natürlich habe ich gespürt, daß da was zwischen den beiden läuft, habe aber nur an eine außergewöhnliche Freundschaft geglaubt (glauben wollen). Mein Vertrauen war unerschütterlich. Natürlich habe ich sie mehrmals aufgefordert, mir reinen Wein einzuschenken, falls es etwas einzuschenken gab. Natürlich habe ich ihn zur Rede gestellt. Beide haben ganz massiv und verletzt reagiert, wie ich zu solchen ungeheuerlichen Unterstellungen fähig sein könne.

Ich habe sofort mein Leben umgestellt. Keine Arbeit mehr zuhause, kein Computer in der Freizeit (ich bin IT-Manager), Städtereisen, Theater- und Kinobesuche, Shopping, lange Spaziergänge, regelmäßig Blumen. Ich habe alle Register gezogen, um zu beweisen, daß mir ihre Partnerschaft das Wichtigste ist und ich fähig bin, zu lernen. Ich habe ihr Briefe und Gedichte geschrieben und eine Therapie begonnen, weil sie mir glauben machen wollte, es würde mir guttun. Hat alles nix gebracht. Mein Geburtstagsgeschenk wurde umgetauscht, seines auf einem Altar in der Wohnung präsentiert. Der bisher übliche Urlaub mit mir wurde abgesagt, statt dessen ein Urlaub mit Freundinnen gemacht. Später erfuhr ich, daß der Ex-Liebhaber in einem Hotel am gleichen Ort Urlaub machte, zur gleichen Zeit natürlich.

Ein Sahnehäubchen gab es auch noch: Vor 25 Jahren hatte sie schon mal ein Verhältnis mit dem gleichen Mann, damals mein bester Freund, verheiratet und (wie wir) mit zwei Kindern. Das habe ich von meinem Sohn erfahren während ich unser Haus renovierte und sie im Süden Urlaub machte. Warum ich mich aufregen würde, fragte sie entrüstet. Erstens ging es mich nichts an und zweitens wär sie ja schließlich bei mir geblieben. Ich bin aber auch empfindlich.

Nach zwei Jahren habe ich den Kampf aufgegeben. Ausgelaugt und leer habe ich meine Gefühle zu Grabe getragen. Aus unserer Ehe wurde eine WG. Bis ich eine andere Frau kennenlernte, die mich aus dem Loch herausholte. Ich lebe noch und kann Glück empfinden. Wir kennen uns mittlerweile ein Jahr und es hat sich eine Partnerschaft entwickelt, die Zukunft hätte. Da ich aus der Beziehung kein besonderes Geheimnis machte, erfuhr meine Frau recht schnell davon. Das, was ich in zwei Jahren nicht geschaft habe, kam nun wie von selbst. Plötzlich hat sie ihre Liebe zu mir wiederentdeckt und das Verhältnis beendet, im naiven Glauben, nichts käme heraus. Der Ex-Liebhaber hat sich mit der SMS-Aktion gerächt und ich bin kurz nach der Offenbarung ausgezogen.

Trotz allem, habe ich noch Gefühle für meine Frau, kann sie aber nicht richtig einordnen. Ist es Mitleid? Ist es Schuldgefühl, weil ich gegangen bin und ihr damit keine Chance mehr gebe? Dieses ambivalente Gefühl setzt mir mächtig zu. Ich habe das Gefühl, in einer Falle zu stecken und fühle mich oft handlungsunfähig. Werf ich 30 Jahre achtlos weg? Verschenke ich leichtsinnig eine gemeinsame Zukunft? Sollte ich einen Neuanfang mit einer neuen Partnerin wagen?

LG Alligator

08.07.2003 17:04 • #1


E
Hallo Alligator,

es ist schon harter Tobak, was du da beschreibst.

Tja, du hast dir wirklich alle Mühe gegeben und versucht, das zu schaffen, was viele nur versrpechen können. Eine Änderung deiner Lebensgewohnheiten. Du hast um den Erhalt Deiner Ehe gekämpft. Dazu kann ich dir nur Respekt zollen. Alle Achtung. Auch wenn es dir mal im Moment garnichts nutzt.

Nun hast du irgendwann mal aufgegeben, was ja auch natürlich ist, denn kein Mensch kann den Kampf gegen Windmühlenflügel auf Dauer führen. Das kostet unendlich Kraft und wenn definitv keine Rückmeldung kommt über eine solche Zeit, wer wollte es dir verdenken?!!

Übrigens ist es kein unbekanntes Phänomen, wenn sich ein Partner, der sich vorher abgewendet hat, plötzlich wieder Interesse bekommt, wenn der andere sich auf sich konzentriert und vorwärts geht.
Die Ursachen können auch verschiedene sein. Mag sein, daß sie vielleicht doch endlich begriffen hat, mag sein, sie fürchtet um ihr bequemes Leben.... was auch immer.
Klar sind ihre Motive nicht ganz zweitrangig, aber zunächst ist doch jetzt mal wichtig für dich, was du willst.

Das du noch was für deine Frau empfindest, ist doch klar. Mensch ihr wart so lange zusammen, das bleibt nicht aus. Und Gefühle kann man nicht von heute auf morgen abstellen. Nur mußt du dich fragen, ob das, was an Gefühlen da ist, wirklich noch reicht, um die Ehe aufrecht zu erhalten, oder nein, besser gesagt, sie wieder in Gang zu bringen.

Was die andere Frau angeht, so weiß ich natürlich nicht, wie intensiv deine Gefühle da schon sind. Sind sie schon so intensiv, daß es eigentlich schon eh nicht mehr darum geht, die Ehe fortzuführen, sondern nur noch darum, ein freidliches Ende zu finden?

Ja, es ist jetzt für dich nicht einfach. Eine solange Zeit tut man nicht mit links ab, vor allem, wenn man auch so lange versucht hat, dies wieder ins Lot zu bekommen.
Doch du mußt dich wirklich fragen, ob du eine relle Chance siehst, diese Ehe weiter zu fürhen. Eventuell auch mit Unterstützung von außen. Und das tust du ja auch schon.

Aber diese Antwort kann dir niemand abnehmen, oder niemand kann dir auch einen richtigen Rat geben. Denn es sind deine Gefühle. Prüfe Deine Gefühle. Verschaffe dir Ruhe, daß du wirklich für dich überlegen kannst, was du willst und wo deine Zukunft liegen soll.

Hast du die Möglichkeit, mal etwas Abstand von beiden zu bekommen, um so für dich alleine herauszufinden, was du willst? Ohne das eine oder beide Einfluß nehmen können?

Viel Mut und Kraft für die nächste Zeit wünsche ich dir und die Gedanken, die dich auf den Weg bringen, der für dich der richtige ist.

Liebe Grüße

Nordlicht

08.07.2003 20:57 • #2


A


Handlungsfähigkeit und Schuldgefühle

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A
Hallo Nordlicht,

danke für Deinen Beitrag. Er hat mir Mut gemacht. Wir haben eine Paartherapie (etwa 10 Sitzungen) abgebrochen, und zwar auf Wunsch meiner Frau. Mir will es einfach nicht gelingen, zu verzeihen. Ich wünsche/wünschte mir so sehr es zu können. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich dazu nicht in der Lage bin. Das Untreue meine Toleranzgrenze übersteigen wird, musste meine Frau wissen. Ich habe es ihr in mehreren Gesprächen (vor vielen Jahren allerdings) deutlich gesagt, daß ich Untreue niemals akzeptieren kann.

LG Alligator

09.07.2003 09:15 • #3


E
Hallo Aligator,

das kann ich schon verstehen, zumal es sich hier nicht um einen Ausrutscher gehandelt hat. Darüber könnte man noch diskutieren.

Was das verzeihen angeht, so erfordert das auch sehr viel von einem. Es ist ein riesiger Schatten, über den man nicht so einfach springen kann.
Es würde gehen, wenn du diese Partnerschaft unbedingt fortsetzen möchtest, wenn dir viel daran liegt. Doch würden natürlich auch Scherben bleiben. Das Vertrauen ist beschädigt und müßte langsam und mühsam wieder aufgebaut werden. Das ist harte und schwere Arbeit.
Es gibt Menschen, die das erreichen. Also unmöglich ist das nicht. Aber es liegt bei jedem selbst, zu was er in der Lage ist. Was in seinen Kräften steht.

Was du schreibst klingt sehr danach, als hättest du für dich eine Entscheidung gegen die Fortführung der Ehe getroffen?!

LG

Nordlicht

09.07.2003 09:56 • #4


E
...und nicht selten sind die Gründe eine Ehe *aufzugeben*, sprich zu beenden, geringer, als du sie hättest, lieber Alligator.

Bis das der Tot euch scheidet... ist doch ein verstaubte Aussage.

Ich wünsche dir unendlich Kraft und Mut, dass du deinen Weg findest.

Viele liebe Grüsse Nicole

09.07.2003 11:46 • #5


F
[quote author=Alligator link=board=allgemeines;num=1057676695;start=0#2 date=07/09/03 um 09:15:33]Hallo Nordlicht,

Mir will es einfach nicht gelingen, zu verzeihen. Ich wünsche/wünschte mir so sehr es zu können. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich dazu nicht in der Lage bin. Das Untreue meine Toleranzgrenze übersteigen wird, musste meine Frau wissen.[/quote]

Hallo Alligator,

ich wurde in meiner vorletzen Beziehung von meiner damaligen Freundin betrogen. Sie hatte ca 1 Jahr lang ein Verhältnis mit einem guten Freund wie sie es nannte.
Ich kann sehr gut nachvollziehen wie Du Dich fühlen musst, denn ich wollte es damals auch nicht wahrhaben und habe es einfach ignoriert. Wenn ich sie dannach fragte, kam immer die Antwort ich sei zu eifersüchtig und ich sollte an meinem Vertrauen arbeiten.
Na ja, durch einen Zufall habe ich es dann erfahren und dann ging ein hin und her los.
Auf der einen Seite wollte ich ihr verzeihen, aber auf den anderen Seite konnte ich es nicht. Am Ende habe ich die Beziehung beendet. Das Fremdgehen kann man verzeihen, aber was ich nicht verzeihen konnte war, daß dieser Mensch in der Lage war mich 1 Jahr lang anzulügen, mir was vorzumachen und mir sogar noch Schuldegefühle einzureden, warum ich denn was vermuten würde. Und das war der Grund warum ich mein Vertrauen nicht mehr aufbauen konnte, weil es einfach nichts mehr gab woran ich hätte glauben können. Ich weiß bis heute nicht, wie man so etwas jemanden verzeihen kann, ich konnte es nicht. Nicht aus Hass sondern aus selbstschutz. Sollte ich die nächste Zeit mit Misstrauen und Leid verbringen, weil sie mich so lange belogen und betrogen hat? Und ich in dieser Zeit eh schon gelitten habe. Ich habe damals für mich beschlossen einen anderen Weg zu gehen in der Hoffnung es würde besser werden. Es war verdammt schwer am Anfang, weil ich oft unsicher war ob es falsch war oder warum ich ihr einfach nicht verzeihen konnte. Und mit der Zeit haben diese Gedanen nachgelassen, denn ich habe jemand anders kennengelernt und..... es wurde alles besser.

09.07.2003 14:42 • #6


E
Hallo Alligator,

irgendwie ähneln sich die Geschichten immer wieder...

Du hast Versuche gestartet, die Beziehung zu retten. Leider gingen diese Versuche völlig in´s Leere. Ich denke, Du hast vieles versucht, es wurde nicht anerkannt.
Deine Partnerin hat sich und hatte sich entschieden!!!

Hörst Du, sie hat sich von Dir abgewandt und Dir gesagt, es geht Dich nichts an!!

Wie lange willst Du Dich noch tiefgekühlt zur jederzeitigen Verfügung haltbar lassen?

Ich denke, Du hast vieles versucht, bist auch noch zur Therapie gegangen, der Spielball lag lange genug bei ihr.

Nun - so sehe ich es - erkennt sie wohl langsam, daß Du Deinen eigenen Weg gehst, und das auch noch KANNST!!
Wahrscheinlich hätte sie Dir das nie zugetraut. Der kann ja selbst leben, wahnsinn
Und jetzt, in diesem Moment, wo definitiv das Ende durch diesen symbolischen Akt (neue Freundin) eingeleitet wurde, will sie panikartig nochmal das Steuer rumreißen? Irgendwo her kenn ich das nur zu gut.

Und was Dich beschäftigt, ist das schlechte Gewissen, daß sie Dir jetzt aufpflanzen will. Seh her, ich habe für Dich ein Opfer gebracht und meine Beziehung nur für Dich beendet!
Ist es dafür nicht ein wenig zu spät?

Die Entscheidung, ob Du nochmals zurückgehst, die kann Dir keiner nehmen. Ich für meinen Teil hatte Gott sei Dank das Problem nicht, daß sie zu mir zurück will. Ich weiß für mich aber - es ist zu viel vorgefallen. Ich lebe lieber mein eigenes Leben und lasse mich nicht mehr an der Nase herumführen.

Es ist aber nicht wichtig, was ich mache, sondern was Du machen wirst. Es ist nämlich Dein Leben, um das es hier geht.

Die Gefühle kommen einfach daher, daß Du anscheinend noch nicht komplett losgelassen hast und Du hast das Problem, eine Entscheidung treffen zu müssen. Sie hat Dir - meiner Meinung nach - viel zu lange wehgetan, aber vielleicht siehst Du das anders. Gruß, Gerd

09.07.2003 14:54 • #7


E
hallo Alligator,

wenn das so stimmt was du da schreibst war das keine Untreue, sondern Betrug auf jeder Ebene, mit einer Frechheit die wirklich unglaublich ist. Sowas kann, darf man nicht verzeihen, denn es fehlt jegliche Grundlage für eine weitere
Beziehung, ja Freundschaft. Und wenn diese Frau nun zurück gekommen ist dann ist das die typische Reaktion einer kurzsichtigen Egozentrikerin und zeigt nur, daß sie Angst hat daß ihr die Felle davon schwimmen, nachdem sie hoch gepokert und fast verloren hat. Schau genau hin und und entscheide selber, ob es so ist oder nicht. Das Verhalten zählt, nicht die Worte

cu

10.07.2003 19:38 • #8


A
Hallo ,

Du hast mit wenigen und klaren Worten das gesagt, was mir mein Kopf sagt. Meine Seele stemmt sich gegen diese Wahrheit, will nicht akzeptieren, dass es die gleiche Frau ist, die ich 30 Jahre geliebt habe. Ich muss mein Bild völlig revidieren und ich habe ein wenig Angst, ihr dabei Unrecht zu tun, weil ich so gekränkt bin. Danke für Deinen Beitrag.

LG Alligator

11.07.2003 08:40 • #9


E
Hallo Alligator,

Ich muss mein Bild völlig revidieren und ich habe ein wenig Angst, ihr dabei Unrecht zu tun, weil ich so gekränkt bin

ja es ist ein schwerer Schlag wenn man plötzlich merkt, daß man sich so in dem bis dahin wichtigsten Menschen getäuscht hat. Aber einen Teil der Schuld hast Du selbst zu verantworten, denn Du hast Deine Wünsche in sie hineininterpretiert, hast sie perfekter, ehrenvoller gesehen als sie jemals sein konnte. Das ist mir auch nach meiner Trennung klar geworden, daß ich meine Ex wie eine Göttin angebetet habe. Der Grund war, daß sie sich mit ihren Worten nach außen hin immer wieder sehr stark und konsequent gab und man sich dann als Mann voll und ganz darauf einläßt. In Wirklichkeit ist das nur Selbstsuggestion bei Leuten, die mit Gewalt stark sein wollen wo aber die Grundlagen dazu fehlen. Das zu durchschauen wäre unsere Aufgabe gewesen.
Was das Unrecht angeht: Selbst wenn Du ihr ein bischen Unrecht tuen solltest (was ich nicht glaube) ist das nicht weiter schlimm, ich denke da hast Du noch einiges an Kredit bei ihr. Allein Deine Reaktion und Dein Bemühen um sie zeigt doch daß DU derjenige bist, der sie verstehen will. Sie hatte das wohl nie nötig, aber es wird ihr bald klar werden wenn sie Dich verloren hat.
Alligator: Glaub mir, es gibt auch andere Frauen, Menschen. Die Zeit mit ihr war nicht verloren, denn Du hast Dich an ihrer Seite glücklich gefühlt. Das hat sie Dir geben können. Nimm die Enttäuschung hin als Erfahrung, nicht als Infragestellung Deines Lebens mit dieser Frau.

cu

11.07.2003 11:36 • #10


E
Hallo ,

ich gebe zu, daß man sich kurz nach der Trennung (vielleicht auch schon vorher) einen Wunschpartner in der Phantasie entwirft, diese Eigenschaften, die wir ihnen in dem Moment zusprechen (Göttin) hatten sie sicherlich nicht.

Du sagst, die (aufgesetzte) Stärke zu durchschauen wäre unsere Aufgabe gewesen.
Ich denke, das habe ich schon durchschaut, man wünscht sich aber eine starke Partnerin an der Seite. Gut was ist Stärke - eines weiß ich inzwischen, Stärke (nach außen demonstriert) hat nichts mit Reife zu tun. Vielleicht wollte ich nur träumen und sah das Ganze nicht kritisch genug, ok.

Aber denkst Du, eine Beziehung wäre zu retten gewesen, wenn ich diese Stärke durchschaut und kritisiert hätte?

Vielleicht; vielleicht hätte dies dann zur nötigen Reife geführt. Nur leider ist dies Nach-tarocken, das nur noch den Vorteil hat, daß man seinen eigenen Erfahrungsschatz erweitert.

Hätte ich sie öfter deswegen kritisiert, es wäre öfter zum Streit gekommen und das hätte vielleicht die Beziehung gerettet. Wer weiß, Gruß Gerd

11.07.2003 12:31 • #11


E
Hallo Gerd,

ich gebe zu, daß man sich kurz nach der Trennung (vielleicht auch schon vorher) einen Wunschpartner in der Phantasie entwirft, diese Eigenschaften, die wir ihnen in dem Moment zusprechen (Göttin) hatten sie sicherlich nicht.

mit Sicherheit schon vorher, ich denke zum Großteil sogar schon beim Kennenlernen, Verlieben. Vor allem, wenn man sich zu sehr und schnell reinstürzt:-)

Du sagst, die (aufgesetzte) Stärke zu durchschauen wäre unsere Aufgabe gewesen.
Ich denke, das habe ich schon durchschaut, man wünscht sich aber eine starke Partnerin an der Seite.

Sie ist nach außen immer stark, aber innen manchmal schwach, und ein Mann sollte sich nicht von der Stärke beeindrucken lassen sondern ihre Schwäche akzeptieren und annehmen. Auf deutsch: Sie in den Arm nehmen und Maul halten, wenn sie sich selbst nicht mehr leiden mag weil sie einen schwachen Moment hat. Starke Frauen wollen keine Schwäche zeigen. So wie früher die richtigen Männer. In dem Punkt sind wir den Frauen inzwischen schon weit voraus, es gibt inzwischen Männer die fast nur noch Schwäche zeigen und den Trost der Frauen gerne in Anspruch nehmen ohne auch nur im Mindesten auf ihre Vorschläge einzugehen, zu jeder Tages- und Nachtzeit :(

Aber denkst Du, eine Beziehung wäre zu retten gewesen, wenn ich diese Stärke durchschaut und kritisiert hätte?

siehe oben. nicht kritisieren, sondern sie in ihrer Schwäche annehmen, auch wenn sie sich dabei wie ein Kotzbrocken aufführt. Solche Frauen wollen auch keine Hilfe sondern nur Hilfe zur Selbsthilfe.
Ich weiß, es ist unendlich schwer wenn die Frau sich nicht schwach in Deine Arme begibt und fallenlässt. Anstatt den Beschützerinstinkt zu wecken werden die Nerven sehr strapaziert und man zieht sich irgendwann mit dem Gedanken zurück: Der ist wirklich nicht mehr zu helfen. Man liebt sie abgöttisch, aber man entfernt sich innerlich.

Ich glaube nicht, daß die Beziehung jetzt noch zu retten ist. Die Chance, daß sie wirklich geläutert ist geht gegen null und das wäre erst die Voraussetzung für eine Wiederaufnahme der Beziehung.

ciao

11.07.2003 23:47 • #12


A
Hallo zusammen,

meine Geschichte hat eine traurige Fortsetzung gefunden. Der Ex-Liebhaber lebt nicht mehr. In der vergangenen Woche hat er sich das Leben genommen. Eine furchtbare Geschichte, die leider wahr ist. Meine Frau kennt angeblich keine Details und behauptet, daß es ihr nichts ausmache. Ist das möglich? Immerhin hat sie ihn zwei Jahre geliebt. Oder doch nicht? Mich hat diese menschliche Tragödie in meiner Entscheidung gestärkt, mich endgültig zu trennen.

LG Alligator

01.08.2003 15:51 • #13


L
hallo alligator,

mein gott, das klingt wirklich furchtbar - es ist furchtbar! ich weiß gar nicht, ob man in dieser situation überhaupt die passenden worte finden kann, aber ich möchte es versuchen.
dass diese heftige geschichte eine solch dramatische wendung nimmt, ist für alle beteiligten sicher nicht einfach. aber letzlich hat doch dieser verstorbene ex-freund weniger mit dir und deiner frau zu tun. in erster linie ist es deine frau, die dich verletzt und betrogen hat. ich denke, deine entscheidung ist richtig.auch wenn es deiner frau nun - ob des todesfalles-schlecht ginge, an eurem problem würde dies nichts ändern.

ich wünsche dir die kraft, die du nun brauchst, um deinen entschluss umzusetzen.

alles gute
lotta

01.08.2003 16:29 • #14


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