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Hat jemand sowas schon mal erlebt?

M
Seit Dienstag ist nun Schluss. Ich durfte Ihm am Samstag noch einen Schrank nach Hause transportieren und danach hat er mir gesagt, das er mich nicht mehr liebt (wenn Dir das hilft, meinte er). Was ist mir passiert? Ich hab hier mal den folgenden, langen Text kopiert. Hat jemand schon mal etwas ähnliches erlebt? Gestern sind wir uns auf dem Weihnachtsmarkt begegnet und haben nicht mal Guten Tag gesagt :
Was mir Menschen gesagt haben:

Mir haben zuviele Menschen gesagt, dass sie aus Beziehungen total traumatisiert rauskamen. Dass sie nicht mehr der Mensch waren, der sie zuvor waren. Die ein Stück Ihrer Seele verloren haben. Komplett verwirrt waren, depressiv und zutiefst verängstigt.

Mir haben zuviele Menschen gesagt, dass sie jemandem Nachtrauern den sie unendlich geliebt haben. Der das Eine für sie war. Der ihnen das gab, was sonst niemand konnte. Und die nicht daran Glauben, dass jemals wieder ein anderer Mensch Ihnen das geben kann.

Mir haben zuviele Menschen gesagt, dass sie in einer Falle sitzen aus der sie nicht rauskommen. Dass sie einen Berg erklimmen und immer wieder scheitern. Dass sie immer wieder tief stürzen. Dass sie kleinste Details immer und immer wieder an diese Person erinnern.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie unendliche Angst haben nochmals so verletzt zu werden. Sich deshalb Zurückziehen. Nicht mehr so reagieren wie sie wollen. Dass sie sich selber nicht mehr kennen. Keine Erklärung haben.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie nach der Trennung den Menschen den sie lieben nicht mehr erkannt haben. Dass sie weggeworfen wurden wie ein Stück Dreck. Alles gaben.. Nichts – und doch so viel bekamen. Aber keine Ahnung haben WAS sie bekamen.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie sich selber in einer Beziehung langsam aufgaben. Stückweise und langsam sich selber und ihre Bedürfnisse immer weiter zurückstellten. Immer mehr aktzeptierten. Sich komplett unterordneten.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie gezwungen waren eine Beziehung zu beenden. Dass sie es tun mussten, weil sie körperlich und mental komplett am Ende waren. Dass sie es gegen ihre eigene Liebe tun mussten. Und dass sie danach versuchen mussten, die Liebe in sich zu töten.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie selber eiskalt wurden. Den Satz „In mir ist keine Liebe mehr!“ schreien könnten. Dass ihr Leben von Misstrauen und Argwohn geprägt ist und sie so reagieren wie der frühere Partner.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie sich selber und ihr Leben verloren haben. Nicht mehr wissen wo es ist. Wer sie sind. Was sie sind. Die einfach nur noch durch den Tag leben.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie jedes Wort eines anderen Menschen filtern. Nach Bedeutungen suchen. Absichten erkennen wollen. Blind verstehen wollen was das Gegenüber wohl erwartet. Angst haben dem nicht zu genügen. Das Vertrauen in andere Menschen verloren haben. Und deshalb scheitern.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie nur noch einen einzigen Wunsch haben – dass es aufhören soll. Dass die Schmerzen weggehen sollen. Dass sie seit Jahren leiden. Warten oder hoffen.

Mir haben zu viele Menschen gesagt, dass sie den Glauben an Liebe verloren haben.


Immer:

Immer waren das hilfsbereite, liebevolle und sehr sensible Menschen. Die anderen gut Zuhören und Mitfühlen können. Die Ratschläge geben, die gerne angenommen werden. Lieber etwas geben als nehmen. Die andere Menschen oft blind verstehen können. Ueber ein hohes Einfühlungsvermögen verfügen.

Immer waren Ihre Partner emotional instabile Persönlichkeiten. Die Probleme hatten über sich selber zu sprechen oder mit Ihren Gefühlen umzugehen. Keine echte Nähe zulassen konnten. Inkonsistent waren. Sich zurückzogen oder vorpreschten. Unberechenbar waren. Konstante Beachtung und Bestätigung brauchten.

Immer haben diese emotional instabilen Persönlichkeiten schlimme Dinge erlebt. Schlechteste Beziehungen gehabt. Immer wird das sehr schnell vermittelt. Immer wird es von den Partnern als Entschuldigung für alles aktzeptiert. Denn die Partner sind ja sehr mitfühlende Persönlichkeiten. Und immer bekamen die Partner das Bild vermittelt, dass es mit ihnen anders sei. Endlich.

Immer haben diese emotional instabilen Partner ein Bild vermittelt, welches nicht der Realität entsprach. Nicht der Realität entsprechen konnte. Immer war es die perfekte Liebe, die grosse Verbindung, das intensive und nie zuvor erlebte tiefe gemeinsame Erleben. Das gemeinsame Verschmelzen. Verstehen ohne Worte.

Immer endete es mehrfach. Immer wurden Partner bestraft. Durch Liebesentzug, Betrug, Kälte, Abweisung, Rückzug, Beleidigung. Ein Wechselbad aus Bestrafung und absoluter und einzigartiger Liebe. Eine zarte Vergewaltigung der Seele.

Und immer endet es brutal und eiskalt. Die emotional instabile Persönlichkeit übernahm keine Schuld, keine Verantwortung. Die gemeinsame Zeit bedeutete ihr NICHTS. Keine Gnade, kein Mitgefühl für den Partner. Keine Erklärung. Ausser die emotional instabile Persönlichkeit will wieder zurück. Was oft der Fall ist. Ausser sie hat einen Neuen / Neue.



Was passiert:

Durch die Verbindung zweier Persönlichkeitstypen die Zusammenpassen, entsteht beim Einen eine sehr hohe Abhängigkeit vom Anderen.

Die emotional instabile Persönlichkeit hat in sich eine unglaubliche Angst. Sie macht ihren Partner gefügig, manipuliert ihn, setzt ihn unter Druck um dadurch konstante Beachtung und Sicherheit zu bekommen. Bekommt sie das nicht, wird der Partner bestraft. Das macht sie nicht absichtlich. Aber sie macht es. Sie muss es tun. Sie hat Angst.

Der Partner lernt, wie er sich Verhalten soll. Er wird konditioniert, geradezu dressiert. Weil er das selber nicht versteht, passiert das langsam und schleichend.

Wie eine Ratte lernt er, dass ein Knopf Liebe bedeutet. Der andere Schmerzen. Ganz automatisch konzentriert er sich immer mehr darauf, den richtigen Knopf zu drücken. Nichts falsch zu machen.

Im Laufe der Zeit werden die Knöpfe komplizierter. Liebe gibt es nicht mehr beim ersten Mal drücken – sondern nach dem Zufallsprinzip. Einmal beim fünften Mal, einmal beim zehnten Mal oder gar nicht. Der emotional instabile Partner kann ja leider auch nicht genau sagen, wie man und wo man genau drücken muss. Er kann ja nicht über sich und seine Gefühle sprechen. Verlangt nach blindem Verstehen.

Dadurch entsteht eine komplette Fixierung auf das Drücken der Knöpfe. Man drückt und drückt und drückt – und dafür bekommt man vielleicht Liebe. Man ordnet sich unter. Man merkt das nicht mal. Es passiert schleichend und man gibt immer mehr und mehr und mehr.

Das ist keine Liebe. Das ist Sucht und Abhängigkeit.



Das Problem:

Die emotional instabile Persönlichkeit braucht konstante Bestätigung, Zuwendung und Beachtung. Weil sie kein emotionales Gedächtnis hat. Sie lebt Gefühlsmässig nur im JETZT. Gemeinsame Erlebnisse wie z. Bsp. Urlaube, schwere Zeiten, Feiern usw… hinterlassen bei ihr keine emotionalen Spuren. Sie erinnert sich daran – aber nicht an die Gefühle. Es schweisst sie nicht mit ihrem Partner zusammen.

Sie kann eine Liebe nicht aufbauen sondern lebt nur intensiv im hier und jetzt. Wochen, Monate oder Jahre bedeuten ihr nichts. Sie lebt und liebt nur im Jetzt. Und im Jetzt braucht sie Beachtung und Zuwendung, Sicherheit. Sie liebt. Und zwar stark. Aber nur JETZT. Vertrauen KANN sie nicht.

Als Partner empfindet man anders. Man ist gebunden. Drückt die Knöpfe. Liebt. Liebt immer mehr. Endlos. Die Liebe wächst im Laufe der Zeit. Man merkt nicht mal mehr, dass man die Knöpfe drückt. Man vertraut. Oft blind. Ist komplett Abhängig.

Bis man nicht mehr drücken kann oder den falschen erwischt.

Dann scheitert die Beziehung und die emotional instabile Persönlichkeit entzieht ihre Liebe blitzschnell und eiskalt. Sucht sich oft bereits einen neuen Partner oder neue Partnerin vorab. Denn wie gesagt – sie liebt stark. Aber nur im HIER und JETZT. Und sie hat ANGST. Der Partner war böse (wie gesagt, Jahre bedeuten nichts).



Was passiert mit dem Partner:

Dadurch wird der Partner in einer Art und Weise zurückgelassen, die ihn fast zerstört. Er kann nicht mehr vertrauen, ist verwirrt, ihm werden extreme Schmerzen zugefügt. Wo ist die Liebe? Die gemeinsame Zeit? Ich tue doch alles für Dich? Habe ich das nicht bewiesen? Zählt das nicht? Wie ist es möglich, dass ein Mensch so ist? WER bist DU? WIE kannst DU mir das antun - nach all der Zeit?

Unerfreulicherweise kann der instabile Partner nicht über seine Gefühle sprechen – und Antworten wird der Partner niemals bekommen.

Verstehen kann man es nicht. Gleichzeitig hat der Partner gelernt – er muss Knöpfe drücken, damit er von seinem instabilen Gegenüber Liebe erhält.

Eine grössere Bestrafung als der komplette Rückzug hat der Partner noch nie gespürt. Also drückt er erst mal. Und zwar sehr, sehr oft. An sich selber denkt er dabei zuletzt. Dazu gehört z. Bsp. auch, dass er geradezu unmenschliche Anstrengungen vollbringt um zu VERSTEHEN. Nicht sich selber - sondern primär was der Partner (jetzt EX Partner) gerne möchte...

Es ist ein grauenhaftes Erlebnis. Keine normale Trennung.



Mein persönlicher Weg raus:

Ich habe das alles ebenfalls erlebt. Und ich will es niemals wieder erleben. Ich erspare mir hier genauere Details.

Ich musste lernen, dass meine frühere Partnerin anders ist. Dass nicht alle Menschen so sind. Dass sie mir das nicht Absichtlich angetan hat. Und dass ich das wirklich verstehen und aktzeptieren muss. Und ihr vergeben muss. Und dass sie ärmer ist als ich – denn ich kann konstant Lieben. Sie nicht.

Ich musste nachdenken. War es wirklich so, dass ich mich automatisch untergeordnet habe? Habe ich wirklich sehr viele Dinge einfach aktzeptiert? Als normal hingenommen? Eigene Bedürfnisse zurückgestellt?

War ich bereit ALLES zu geben? Nur damit ich von IHR geliebt werde?

Weshalb habe ich das getan? Was führte jeweils dazu, dass ich so reagierte wie ich dachte dass ich reagieren solle – obschon sie ja nichts sagen konnte? Welche Mechanismen liefen da ab? Gab es welche?

Was sagte sie mir beispielsweise in einem Email wörtlich. Und wie habe ich das VERSTANDEN und INTERPRETIERT? Das kann ein sehr, sehr grosser Unterschied sein…

Als ich verstand was ablief, die Mechanismen in der Partnerschaft sah – es war meine Befreiung.

28.11.2014 07:33 • x 3 #1


maus0904
Guten morgen,

vieles was du schreibst, habe auch ich erlebt.
Sehr gut geschrieben!
Ich knabbere auch noch immer an der Verarbeitung dieser Erlebnisse, und wie du es beschrieben hast, kann ich es bis heute nicht verstehen, suche auch immer nach Antworten, die mir nie gegeben wurden, ä
ich finde mich tatsächlich in vielem wieder.
Das was du da beschreibst , ist das Verhalten eines Menschen mit narzißtischer Persönlichkeitsstörung und dem , wie wir also die lieben, sensiblen, verständnisvollen Menschen damit umgehen, bzw. durch solche Partnerschaften und Beziehungen im allgemeinen dadurch traumatisiert werden.

LG Maus

28.11.2014 07:51 • #2


O
Guten Morgen,

ich erkenne mich sehr gut wieder in deinem Text und meine Ex auch. So war es und so ist es wirklich gewesen.
Sie lebte nur im jetzt und erwartete nur.....ich habe gegeben und wie du geschrieben hast, wie eine Ratte im Labor auf die Knöpfe reagiert die sie gedrückt hat.
Denn wenn sie glücklich war, war ich es auch.

Unfassbar, das sie mich so manipulieren konnte.
Und wie du schon sagtest....kaum war es vorbei, war der nächste da.
Bei mir ein guter Freund....selbst das war ihr egal, was sie mir damit an tut.

Guter Text !

28.11.2014 08:14 • #3




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