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Wie habt ihr als Kind die Trennung eurer Eltern erlebt?

yessi78
Liebe Mitfories,

hier im Forum und auch im Leben „draußen“ wird oft propagiert:
Es geht Kindern unter dem Strich besser, wenn ihre Eltern im Trennungsfall klare Schritte gehen, als im ständigen Twist zu leben.

Ich würde gerne wissen:
Wie war das bei euch? Wie habt ihr es erlebt, als sich eure Eltern getrennt oder eben nicht getrennt haben?

Bei mir war es im Rückblick so:
Hochbelastetes Elternhaus, durch ein schwerstpflegebedürftiges Kind (meine ältere Schwester, die für meinen Vater aber ein Stiefkind war als er meine Mutter kennenlernte)
Meine Mutter selbst psychisch belastet
Mein Vater Migrant der Gastarbeiterbewegung der 70er Jahre

Die Beziehung meiner Eltern leidenschaftlich, patriarchalisch geführt durch meine Mutter forciert, unruhig durch Eifersucht und andere Konflikte, Gewalt als letzte Lösung für Konflikte

Als ich 15 war, sah ich meinen Vater mit einer anderen Frau im Auto fahren. Daraufhin trennte sich meine Mutter endgültig von ihm. Ich blieb bei meiner Mutter.

Gut für mich war:
- mehr Freiheit, weniger Strenge
- weniger Gewalt
Also schon eine Entlastung

Schlecht war:
- meine am Boden zerstörte Mutter, die alte Platten rauf und runter spielte und sich dabei die Augen ausheulte

Ich habe mir dennoch auch in späteren Jahren noch gewünscht, dass meine Eltern wieder ein Paar werden würden. Ein heiles Zuhause, aber da gibt es kein Mitspracherecht.

Meine Eltern haben auch nach der Trennung immer von großer Liebe gefaselt (toxisch?) trotzdem sie andere Partner hatten…aber zuviele Verletzungen ließen sich nicht kitten.

Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie keine Trennung ihrer Eltern erleben müssen und kann deshalb Vorbehalte und viele Kompromisse mancher unglücklicher Ehepartner nachvollziehen.

Wie habt ihr die Trennung eurer Eltern erlebt? Und was bedeutet das für euch in heute?
Mögt ihr mal erzählen?

Viele Grüße
Yessi

12.12.2022 23:23 • x 5 #1


T
Ich habe es als Kind ähnlich erlebt wie du.

Positiv war, dass mit dem Auszug meines Vaters (und der Scheidung) der Terror und Stress aufhörten. Die beiden gerieten einfach nonstop aneinander.

Negativ war - mein Vater war der herzliche, warmherzige Mensch von beiden, meine Mutter eine eiskalte Narzisstin, ich vermisste meinen Vater daher natürlich schrecklich. Auch ich hätte mir noch lange gewünscht, dass die beiden nochmal zueinander gefunden hätten. Trotz Allem.

Beide hatten aber nie mehr bzw. Mein Vater erst sehr spät (als ich schon fast erwachsen war) eine neue Beziehung.
Das fand ich schade. Als Kind hätte ich mir gewünscht dass meine Mutter einen neuen Partner findet - auch über Geschwister oder Stiefgeschwister hätte ich mich wahnsinnig gefreut.

Ich denke aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und der so vieler Freunde damals mit geschiedenen Eltern (und auch aufgrund dessen, was ich im Studium gelernt habe) dass eine Trennung grundsätzlich nichts Schönes und Positives für Kinder ist. Egal wie schön mancher sich das gerne reden möchte.

Aber: es gibt eben leider Fälle, da geht es nicht anders, und bevor die Eltern oder sogar alle Familienangehörigen vor die Hunde gehen, ist eine faire Trennung das kleinere Übel/bzw. der bessere Weg.

Das ist meine subjektive Sichtweise zu dem Thema, die ich hier auch nicht diskutieren werde. Jeder hat seine Sichtweise und seine Erfahrungen dazu... man wird da nie absolut einer Meinung sein, muss man ja auch nicht.

12.12.2022 23:36 • x 6 #2


A


Wie habt ihr als Kind die Trennung eurer Eltern erlebt?

x 3


S
Als ich sieben Jahre war, ist meine leibliche Mutter gegangen. Ich bin bei meinem Vater geblieben. Wie es genau dazu kam, weiss ich auch nicht, aber da es 1972 üblich war, dass Kinder zur Mutter kamen, gehe ich davon aus, dass meine Mutter es nicht ernsthaft betrieb, mich bei sich zu haben. Sie heiratete kurz nach der Scheidung einen Arbeitskollegen, mit dem sie vmtl schon vor der Scheidung etwas hatte und gründete eine Neufamilie. Sie ging von heute auf morgen, ein starkes Indiz, dass es einen Dritten schon während der Ehe gab. Ich empfand es als 7jähriges Kind als völlig verrückt, was und wie meine Mutter die Trennung abzog. Um ehrlich zu sein, sorgte ich mich bereits als Kind, hoffentlich nicht den Klopfer meiner Mutter abbekommen zu haben. Ich habe die Trennung als Albtraum erlebt, meinem Vater ging es echt mies. Gott sei Dank fand er eine gute zweite Frau, mit der er bis zu seinem Tod glücklich war. Ich verstehe jeden, der die Ehe für Kinder retten will. Ich habe aufgrund meiner Erfahrungen wie es meinen Papa und mir als Kind damals ging, null Verständnis für Dritte, die Familien vorsätzlich sprengen wollen und zero tolerance für Elternteile, die Affären beginnen.

Meine Erfahrung und meine Position.

13.12.2022 00:37 • x 11 #3


Catalina
Bei mir war es so, dass meine Eltern sich getrennt haben, als ich noch sehr klein war, etwa 1,5 Jahre. Ich kann mich also bewusst nicht daran erinnern, dass mein Vater bei uns gelebt hat und insofern hab ich als Kind auch nichts vermisst.

Leider war mein Vater in meinem Leben weitgehend abwesend, was dazu geführt hat, dass wir nie eine Vater-Tochter-Beziehung hatten oder je haben werden. In meinem Fall wurde allerdings viel durch einen liebevollen Stiefvater aufgefangen, wofür ich sehr dankbar bin. Mein Vater hat damals entschieden, dass ich in seinem Leben keine Rolle spiele, ich habe gelernt, damit umzugehen.

In meinem Fall war die Trennung meiner Eltern gut und richtig, denn mein Vater ist charakterlich ein eher spezieller Mensch und die beiden wären niemals glücklich miteinander geworden. Und in dieser Konstellation hätte ich aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht die glückliche Kindheit gehabt, die ich hatte.

Ich hatte als Kind eine Freundin, die in so einer Wir bleiben wegen der Kinder zusammen-Ehe leben musste. Der Vater war ein echt fieser Typ, die Mutter in der Ehe todunglücklich, hat es trotzdem nie geschafft, sich zu trennen. Die Atmosphäre zuhause war völlig vergiftet und meine Freundin hat sich dort nie wirklich wohlgefühlt ist auch sehr früh ausgezogen und hat geheiratet.

Von daher denke ich, dass es besser ist sich im Zweifelsfall zu trennen, wenn man merkt, dass es einfach nicht mehr geht.

13.12.2022 00:49 • x 5 #4


ElGatoRojo
Die Ehe meiner Schwiegereltern platzte, als sie 8 war. Der Vater zog von dannen mit einer sehr jungen Geliebten, mit der er auch bald Kinder hatte und zahlte nichts - später nur schleppend. Und da er auch noch zur Tochter sagte, sie möge nicht vor seiner Tür erscheinen, war er in Augen der verlasenen Frau der Schurke. Aber nicht nur er - alle Männer. Die Mutter blieb bewußte Single.

Diese Indoktrination war dann so bestimmt, das sie eine Gegenreaktion hervorrief - spätestens in der Pubertät. Klar, der Vater war ein A# - aber alle Männer? Doch wohl eher nicht. Auch wenn eine gewisse Vorsicht angesagt war - das wollte sie denn schon selbst heraus finden.

13.12.2022 00:52 • x 3 #5


Amorelius
Ich hatte die andere Seite der Medaille , meine Mutter eine Hochdepressive Selbstständige eines seid Generationen geführten Familienunternehmens und mein Vater ein Lebemann der sich auf den Lorbeeren seiner Frau ausruhte.
Dem Druck und der Belastung von dem was von ihr Erwartet wurde konnte meine Mutter nicht Standhalten und meine Kindheit war von Selbstmordversuchen ihrerseits und Zwangseinweisungen geprägt.
Monatelang musste ich dann mit meinem Vater , dem ich relativ egal war auskommen ,aber meine Mutter hatte nie die Kraft gehabt sich von ihm zu Trennen.
Ich wurde zu ihrem Lebenselixier und sobald ich Alt genug war und eine eigene Familie gegründet hatte setzte sie ihrem Leben ein Ende.

Ich hätte mir als Kind und auch als Erwachsener mehr als gewünscht das sich meine Eltern getrennt hätten.

13.12.2022 01:20 • x 13 #6


aequum
Zitat von Amorelius:
Ich hätte mir als Kind und auch als Erwachsener mehr als gewünscht das sich meine Eltern getrennt hätten.

Meine Güte, wie traurig!
Dein Leben ist definitiv kein Spaziergang.

Tja und nun das mit Deiner NF.
Einfach unglaublich.

Ich hoffe inständig für Dich, dass Du diese Frau bald, natürlich bis auf die Elternebene, aus Deinem Leben verbannen kannst, damit Du Dir wieder etwas eigenes und besseres aufbauen kannst.

13.12.2022 08:25 • x 3 #7


T
@Amorelius ich schließe mich an, das ist furchtbar traurig.
Und umso verrückter mutet es an, dass dir deine Eltern etwas überschrieben/vererbt haben unter der Bedingung, dass du dich nie scheiden lässt!
Ich wünsche dir von Herzen, dass du bald den Mut findest, mit deiner Tochter in ein besseres, viel glücklicheres Leben zu gehen.

13.12.2022 08:58 • x 3 #8


yessi78
Danke für eure Beiträge und das Teilen eurer persönlichen Erfahrungen.
Jede eurer Geschichten weckt bei mir ein Mitgefühl und auch Respekt vor dem Tragen und des Umgangs mit der „Bürde“…

Wie wichtig es ist, dass Erwachsene erwachsen mit ihrem (Ehe-)leben umgehen um der Kinder Willen…. Aber selbst ist man ja auch nur eine Summe seiner Sozialisation und Anlagen…also auch eine Chance…

13.12.2022 11:48 • x 2 #9


MissLilly
Wie ich die Trennung meiner Eltern erlebt habe, kann man sehr detailliert in meinem eigenen Thread nachlesen.
Fazit: Das aller schlimmste und prägendste für mich waren die ganzen beleidigenden Lügen und die massive Selbstbezogenheit die sich mir offenbarte.
Was ich daraus gelernt habe ? Die n*ackte Wahrheit (so knüppelhart hart sie auch noch sein mag) ist mir lieber, als jede noch so gut gemeinte Lüge.

13.12.2022 12:14 • x 6 #10


C
Die Trennung meiner Eltern war für mich nicht wirklich tragisch im Rückblick.

Kam mit meiner Mutter nie so wirklich gut aus als Kind und als ich meinen Dad für mich allein hatte wars schon angenehmer. Weniger Streng, mehr Freiheiten usw.

Als sie dann nach etwa einem Jahr wieder zusammen kamen wars dann logischerweise nicht so toll für mich.

Zur lese ich das Buch der entfremdete Sohn von Marion Krause und finde es wunderbar klar geschrieben. Es hat mir die Augen geöffnet und mich weiter gebracht meine Kindheit noch besser zu verstehen. Ich kann es dir nur empfehlen.

13.12.2022 12:24 • x 1 #11


G
Zitat von MissLilly:
Das aller schlimmste und prägendste für mich waren die ganzen beleidigenden Lügen und die massive Selbstbezogenheit die sich mir offenbarte.

Das hatte ich auch in mehr als ausreichendem Maße - auch ohne stattgehabte Trennung meiner Eltern.
Ich vermute allerdings, dass es meiner Mutter dazu einfach nur an Ar. in der Hose gefehlt hat.

13.12.2022 12:43 • #12


DieSeherin
auch ich bin in einer familie aufgewachsen...

Zitat von Amorelius:
Ich hätte mir als Kind und auch als Erwachsener mehr als gewünscht das sich meine Eltern getrennt hätten.


mein vater hat sich dann doch vor 15 jahren getrennt, aber das war überfällig! meine mutter hätte ganzganzganz vielleicht bei einer früheren trennung noch ein eigenes leben angefangen und würde nicht - wie jetzt - nur vergangeheitschleifen drehen, in denen mein vater ihr leben zerstört hat und ein a*rsch ist!

13.12.2022 12:45 • x 2 #13


MissLilly
Zitat von gabehcuod:
Das hatte ich auch in mehr als ausreichendem Maße - auch ohne stattgehabte Trennung meiner Eltern.
Ich vermute allerdings, dass es meiner Mutter dazu einfach nur an Ar. in der Hose gefehlt hat.


Ich muss ehrlich gestehen, das alles und wirklich ALLES was mit der Art Kinder zu behandeln zu tun hat, ein absolut rotes Tuch für mich ist!
Besonders schlimm finde ich es wenn erwachsene Menschen sich ihren Kindern gegenüber im ständigen Selbstmitleid baden.
Meine ganz persönlichen Lieblingssätze dabei waren immer: Das kannst du noch nicht verstehen oder auch gerne : Das alles habe ich nur wegen euch so gemacht

13.12.2022 12:53 • x 3 #14


S
@yessi78: Danke Dir für die Threaderöffnung. Kinder und Trennung ist ein ebenso wichtiges, wie gesellschaftlich in gewisser Weise tabuisiertes Thema. Ich habe für mich etwa entdeckt, dass ich bei neuen KollegInnen mit 99-prozentiger Sicherheit und ohne das die Rede darauf kam, vom Bauch heraus sagen kann, ob der- oder diejenige ein Trennungs- Scheidungskind ist. Woher ich das nach ein paar Worten erkennen kann, weiss ich nicht. In meinem Umfeld habe ich übrigens beobachtet, dass bei Familien mit Kinder die Trennung überwiegend von Nicht-Scheidungskindern ausging. Lg aus Ö.

13.12.2022 12:54 • x 3 #15


A


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