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Herz oder Kopf - wer entscheidet besser

W
Ihr Lieben,
ein schönes Neues wünsch ich euch.

meine Frage: Herz oder Kopf, wer ist der bessere Ratschlaggeber.

Mein Freund hat vor gut 2 Wochen die Beziehung beendet. Es war schon unsere 2. Chance. Im Sommer waren wir schonmal ein paar Wochen getrennt, in denen wir uns aber immer mal gesehen und dann auch wieder neu verliebt haben.

Die letzten Wochen waren zermürbend, mein Vertraue war leider durch die Trennung im Sommer leicht angeknackst, er hat sich zunächst sehr bemüht mir das Gefühl zu nehmen, hat aber irgendwann immer mehr resigniert.
Wir haben auch immer schon viel gestritten, für mich war das aber immer ein Auslegen der Position und Gefühle in der Beziehung, und wie sagte Muddi schon immer: ein Gewitter reinigt die Luft. Für ihn war das sehr belastend. Er kennt Streit in Beziehungen nicht und auch in der Familie wurde immer wenig gestritten. Oft hatte ich das Gefühl, dass er sich beim Streiten tief in den Grundlagen seiner Persönlichkeit verletzt fühlte. Ich habe ihm immer versucht zu erklären, dass bei mir oft eher ein inneres Kind schreit, dass sich gerade verletzt fühlt, als dass ich ihn böswillig angreifen will, und dass ich mich bemühe das zu beachten und ruhiger zu werden. Er selber blieb zicke, ich bin halt so, war sein Argument.
Im November hat er dann einen neuen Job angefangen, wir haben ab da gegengesetzt gearbeitet, ich von 8-18 Uhr, er ab mittag bis spät abends und am Wochenende (Einzelhandel). Auch die Sonntage waren oft ausgebucht, so dass wenig Paarzeit blieb in der wir schöne Erlebnisse hätten teilen könnten. Dann wurde er immer träger. Ist morgens nicht mehr mit aufgestanden, hat im Haushalt wenig geschafft und ist nur noch zur Arbeit gegangen und abends ins Bett. Dann hat er wach gelegen. Wir haben zwar gekuschet, engeren Körperkontakt gab es aber nur noch sehr selten, obwohl wir früher immer ein großes Bedürfnis hatten uns nah zu sein.
Wir haben dann über einen Winterblues gesprochen, er sagte er kennt das und das wird schon wieder. Jedoch hab ich das Gefühl bekommen dass er immer weiter von mir wegrutscht. Ich habe mich dann sehr bemüht ihn zu unterstützen, habe ihm zu Weihnachten einen schönen Adventskalender gebastelt und versucht ihn aufzuheitern bzw. es ihm Recht zu machen und ihm Dinge abzunehmen . Aber sein Verhalten blieb leider total ambivalent und miesepetrig, verstärkte sich sogar. Irgendwann hatten wir einen Streit, als er sehr besoffen von seiner Weihnachtsfeier kam und sich den ganzen Tag nich gemeldet hatte, da sagte er, es sei ihm egal ob ich Schluß mache, er könnte es mir eh nicht recht machen, und wäre nicht intellektuell genug für mich. Ich musste da sehr schlucken, habe das aber auf die anstrengenden Wochen geschoben und gehofft dass wir das nochmal in Ruhe klären können.
Zwei Wochen später hat er dann Schluß gemacht. Er kann und möchte gerade keine Beziehung führen, und er hat mich nicht lieb genug dafür.
Ich kann das nicht glauben ein paar Wochen vorher kamen noch Sprüche wie, du gehörst zu mir und dass ist mehr als verliebt sein sei.Das er versucht an sich zu arbeiten etc.
Bis der neue Job kam und dadurch der totale Wandel in seinem Alltag.( vorher hatte er nur Frühschichten und ab halb 4 Zeit für Freunde und Familie)
Ich habe das Gefühl dass er in eine Depression gerutscht ist. Es ist in den letzen Wochen viel passiert, viele seiner Freunde haben ihre Schwangerschaft verkündet, er hat einen riesiegen Kinderwunsch, ist aber nicht zeugungsfähig. Seine Ex Freundin hat entbunden (die ist gut 6 Wochen nach der Trennung schwanger geworden, und war auch schon die zweite Ex bei der das nach kurzer Zeit passiert ist.), der neue Job macht ihm viel Spaß, er versteht sich gut mit seinen Kollegen, aber sein Chef ist auch sehr kritisch, was er von Natur aus nicht gut wegstecken kann. Und dann hab ich oft sehr geklammert und vor lauter Sorge um ihn mich wie seine Mutti verhalten (geh halt zum Arzt will man wohl als Mann nicht hören von seiner Freundin das habe ich jetzt gelernt )
Ich bin tottraurig, obwohl ich an den ersten Tagen auch das Gefühl hatte, dass es gut ist mal etwas zur Ruhe zu kommen und nicht immer diese Spannung zu haben, dass er es wieder beendet. Gefehlt hat er trotzdem seit dem ersten Tag.

Ich glaube nicht, dass wir eine dritte Chance haben. Mein Verstand sagt, dass er zu viel Ballast hat, der in einer Beziehung immer wieder zu Situationen führt die uns nicht gut tun. Er ist ambivalent und wahrscheinlich sogar Bindungsgestört. Und ich darf mich da nicht rausnehmen, ich habe oft Selbszweifel und neige zu einem Helfersyndrom. Rational also ne dumme Idee das wieder aufzuwärmen.
Aber das Herz schreit, es hat im Sommer schon geschrien, und kommt auch jetzt nicht zur Ruhe.
Es will einfach an das Gute im Menschen glauben und glauben, dass man mit Zeit und gutem Willen vieles schaffen kann. Ich war noch nie so sicher, dass ich für einen Menschen Liebe empfinde. Obwohl ich schon Lust auf Familie hätte, war mir ab dem Moment wo er mir erzählte, dass er nicht zeugungfähig ist klar dass das a) zu lösen wäre, wenn es sein soll und b) auch ok wäre wenn nicht.
Ich kenne mich so hoffnungslos romatisch nicht. Ich bin zwar emotinal und kann oft Dinge nicht gut aushalten, schaffe es aber immer sie rational einzusortieren und für mich einen positives Ende zu finden.
Hier fällt es mir sehr schwer, das Herz sagt dass kann es nicht gewesen sein, der Kopf sagt du kannst die Menschen nicht ändern, binde dir das nicht ans Bein, es ist zuviel gesagt worden, was irgendwann wieder aufbrodeln wird.

Was meint ihr? wer trifft die bessere Entscheidung? Herz oder Kopf?

01.01.2020 13:58 • #1


A
Zitat von Wombat85:
Was meint ihr? wer trifft die bessere Entscheidung? Herz oder Kopf?

Der Kopf entscheidet vernünftig....das Herz nach dem Gefühl, kommt es zu kurz, kann es dich krank machen.

01.01.2020 14:11 • #2


A


Herz oder Kopf - wer entscheidet besser

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W
Ja, es ist ein Zusammenspiel, aber manchmal muss einer überwiegen. Das Herz ist ja schon krank vor Sehnsucht

01.01.2020 14:28 • #3


K
Um sofort auf deine Frage einzugehen. Der Psychologie David Kahnemann, Nobelpreisträger und einer der führenden Psychologen weltweit, bezeichnet das, was wir Herz und Kopf nennen als SCHNELLES DENKEN und LANGSAMES DENKEN. Er hat dazu Jahrzehnte lang geforscht und es gibt ein dickes Buch mit diesem Titel. Er nennt es dort auch System 1 und System 2.

Um es ganz kurz zusammen zu fassen: Das schnelle Denken beinhaltet alles, was wir an Ängsten, Erfahrungen, evolutionären Anlagen oder Traumata mit uns schleppen. Es entscheidet sehr schnell aufgrund dessen, was dort abrufbar ist und direkt die Gefühle betrifft. Es ist unfähig, statistische Ergebnisse oder Wahrscheinlichkeiten mit einzubeziehen. Es war zu Urzeiten mal sehr wichtig, intuitiv zu handeln, aber vor dem Hintergrund der enorm schnellen Entwicklung, der wir als Menschen heute ausgesetzt sind, ist das, was das System 2 (also das langsame Denken oder der Verstand) entscheidet, oft auf Dauer besser für uns. Und um negative Ergebnisse einer schnellen intuitiven Entscheidung zu relativieren, sie umzusetzen oder sie zu verwerfen, brauchen wir dann eh System zwei, also den Kopf.

Knackiges wenn auch etwas albernes Beispiel: Wenn für unser System 1 etwas Gelbgestreiftes ins Blickfeld gerät, geht es möglicherweise gleich auf Fluchtreflexe. Da aber heute relativ wenige Säbelzahntiger unterwegs sind, ist diese intuitive Entscheidung meist überflüssig. Und der Kopf hätte gleich sagen können, dass das nur eine Viskosedecke ist und damit ziemlich ungefährlich.

Um auf deine Situation zu kommen. Es wird nicht klar, wie lange ihr zusammen seid, es wird aber klar, dass du mit deinem Bedürfnis, Streitigkeiten offen auszutragen eine völlig andere Methode zu Denken und zu Fühlen hast als dein Freund. Während bei dir die Reibung lebendig macht, braucht er die Harmonie. Wenn solche Menschen zusammen leben und glücklich werden wollen, müssen sie eine ganz besondere Kultur entwickeln um ihre Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Du kannst streiten mit wem du willst, aber mit deinem Partner solltest du wenn er nicht genauso tickt wie du statt eines Streits eine MEINUNGSVERSCHIEDENHEIT austragen. Denn zwei unterschiedliche Meinungen können nebeneinander bestehen, während bei einem Streit immer ein Gewinner und ein Verlierer übrig bleiben.

Sich oft als Verlierer fühlen zu müssen (oder aber ein unglücklicher Gewinner zu sein) hat ihm nicht gut getan. Es hat ihn erschöpft. Und er mag seinen neuen Job durch die großen Freiräume als Chance gesehen haben, nicht mehr so oft deinen Streitversuchen ausgesetzt zu sein. Das hat ihn dann auch nicht glücklicher gemacht. Soweit in Kürze meine Sichtweise.
Eine gute Liebe kann schon mal eine kleine Trennung aushalten, wenn sie dazu führt, dass man sich danach in einem anderen Licht sieht und sich mehr umeinander bemüht. Das gelingt aber nur, wenn es BEIDE tun. Ob das nun wieder nur eine kleine Trennung ist oder eine große (und damit endgültige) kann ich zwar nicht beurteilen. Es liegt aber nahe, dass ihr mit euren bisher angewendeten Methoden nicht in die Kompatibilität kommt. Und da würde ich an deiner Stelle dem Kopf (also System 2) mehr vertrauen als dem Herzen. Denn das sehnt sich nach etwas, das es schon länger nicht mehr gab und zu dem ihr den Weg offensichtlich auch nicht mehr gefunden hattet. Es spricht wenig dafür, dass bei einer Neuauflage nun alles gelingen könnte. Vor allem, wenn dein Freund nun auch noch in eine depressive Phase rutschen sollte.

Soweit meine Schnell-Beurteilung der Lage. Kann falsch sein, dafür weiß ich zu wenig. Scheint mir aber wahrscheinlich.

01.01.2020 14:48 • x 2 #4


A
Zitat von KPeter:
Und da würde ich an deiner Stelle dem Kopf (also System 2) mehr vertrauen als dem Herzen. Denn das sehnt sich nach etwas, das es schon länger nicht mehr gab und zu dem ihr den Weg offensichtlich auch nicht mehr gefunden hattet. Es spricht wenig dafür, dass bei einer Neuauflage nun alles gelingen könnte.

Sehe ich auch so!

01.01.2020 15:35 • #5


W
Hallo KPeter,
Das klingt spannend, was du schreibst, ich denke dazu werde ich mal mehr lesen.

Zu uns. Wir sind seit Anfang des Jahres zusammen, er war damals gerade gut 2Monate von seiner letzten Freundin getrennt, die ihn nach 4 Jahren für einen Kollegen verlassen hat. Ich war schon länger Single aber auch nicht auf Beziehungssuche. Wir sind einfach übereinander gestolpert.
Mir war das damals nicht ganz geheuer, dass er sich gleich wieder in eine Beziehung gestürzt hat, aber er war der Meinung, dass er am Ende eher mit seiner besten Freundin zusammengewohnt hat als mit einem Partner.

Zu mir. Ich bin eigentlich auch eher ein Harmonie bedürftiger Mensch. Ich streite eigentlich ungern. Ich glaube, dass wir von Streit auch unterschiedliche Definitionen hatten. Für mich war es oft eine Meinungsverschiedenheit, oder ich oder er waren aufgrund des Verhaltens des anderen unsicher. Ihm fiel es schwer das zu klären und seine Bedürfnisse nicht zickig vorzutragen. Er war oft sehr empfindlich und unsicher und hat dann schnippisch reagiert. Er konnte es nicht gut aushalten, wenn ich wütend war. Aus welchem Grund auch immer. Ich habe mich durch sein Verhalten und seine Reaktion dann oft nicht ernst oder wahrgenommen gefühlt.
Nach der Trennung im Sommer haben wir das etwas besser hinbekommen. Ich habe mich damit auseinandergesetzt warum ich oft so fühle wie ich fühle und konnte dann etwas entspannter mit ihm umgehen. Er sah da kein Handlungsbedarf bzw. vermutlich wusste er nicht wie er es angehen sollte.
Meine Freundin sagte neulich zu mir, sie hätte mal eine Situation mit uns gehabt wo sie es schwer auszuhalten fand zu sehen, dass ich jedes Wort bedacht wähle und er es auf sie Goldwaage lege.

01.01.2020 15:48 • x 1 #6


OxfordGirl
Zitat von Wombat85:
Ich habe ihm immer versucht zu erklären, dass bei mir oft eher ein inneres Kind schreit, dass sich gerade verletzt fühlt, als dass ich ihn böswillig angreifen will, und dass ich mich bemühe das zu beachten und ruhiger zu werden

Hey Wombat, das scheint mir ein ganz zentraler Punkt zu sein. Der Knackpunkt ist, dass jeder Mensch eines in sich trägt, auch dein Freund Und da beginnt das Dilemma. Für mich sieht es sehr danach aus, dass sich eure inneren Kinder ( bildlich gesprochen) in einer Art Kampfmodus befinden. Ihr scheint euch regelrecht zu triggern, sobald ihr in der kleinsten Konfliktsituation seid? Kennst du Stephanie Stahl?
Am inneren Kind kann man arbeiten. Jeder für sich.

01.01.2020 16:25 • #7


pepatty
Zitat von Wombat85:
Herz oder Kopf, wer ist der bessere Ratschlaggeber ...

Sofern das Herz einen nicht zu großen Einfluss auf den Kopf hat; der Kopf.

01.01.2020 17:05 • #8


W
Zitat von OxfordGirl:
Hey Wombat, das scheint mir ein ganz zentraler Punkt zu sein. Der Knackpunkt ist, dass jeder Mensch eines in sich trägt, auch dein Freund Und da beginnt das Dilemma. Für mich sieht es sehr danach aus, dass sich eure inneren Kinder ( bildlich gesprochen) in einer Art Kampfmodus befinden. Ihr scheint euch regelrecht zu triggern, sobald ihr in der kleinsten Konfliktsituation seid? Kennst du Stephanie Stahl?
Am inneren Kind kann man arbeiten. Jeder für sich.


Ja, ich habe das Buch gelesen und für mich viel rausgefunden. Es hat mir gut geholfen nicht mehr so viel Wut in mir zu haben.
Aber es gehören ja immer zwei dazu. Ich glaube bei seinem inneren Kind ist viel los. Auch der Erwachsene hat fiel mit seinem Wert und dem gesehen werden zu kämpfen.
Mir tut das weh, weil ich sehe wieviel Potenzial da steckt aber durch so viel Angst und Ungeschütztheit blockiert wird.

01.01.2020 17:44 • #9


OxfordGirl
Zitat von Wombat85:
weil ich sehe wieviel Poten. da steckt aber durch so viel Angst und Ungeschütztheit blockiert wird.

Ich denke genau da entsteht der Zwiespalt, das Nicht-Loslassen- Wollen. Und ja, jeder für sich kann daran arbeiten. Am anderen, unreflektierten Partner kann man sich lediglich abarbeiten, leider.

01.01.2020 18:03 • x 3 #10


W
Ja, dass ist das was ich nicht mehr mag. Ich bin kein Psychologe.
Man kann auf Päckchen die jemand mitschleppt hinweisen, auspacken muss er sie allein. So schwer es für einen auch ist.

01.01.2020 20:05 • #11


W
Zum Thema Päckchen anpacken:
Der feine Herr hat 5 Tage nach der Trennung schon eine Neue kennengelernt.
Ich erinnere: er beendete die Beziehung mit Ich kann gerade keine Beziehung führen
4 Woche später hat er ne neue Freundin. Ich bin verliebt, es war nicht geplant...( hab ich vor einem Jahr über mich auch gehört)
.... ohne Worte....definitiv der Falsche für ein Leben. Das man sich so verändern kann. Das man sich so täuschen kann....

23.01.2020 02:06 • x 1 #12


T
Muster ich höre dir trapsen. Tut mir leid. Wie lange seid ihr getrennt?

23.01.2020 06:18 • #13


W
Seit einem guten monat

23.01.2020 07:00 • #14


T
Zitat von Wombat85:
Seit einem guten monat

Das ging schnell. Manno warum bestätigen Männer immer wieder das Klischee, dass sie nicht alleine sein können. Ich kenne sehr viele Frauen, die sich Zeit nehmen nach einer Trennung. Männer kenne ich nur einen und sonst fallen mir nur hier die Männer im Forum ein. Ist nicht repräsentativ, aber die Forschung bestätigt das.

23.01.2020 07:15 • #15


A


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