Hallo Löwin,
mir ging es letztes Jahr so ähnlich.
Nach 12 Jahren Beziehung, davon 9 verheiratet, kam die Trennung. Initiiert hat sie mein Mann... aber es kam nicht völlig überraschend für mich. Ich hatte selbst schon darüber nachgedacht... Wir haben uns nicht mehr gut getan. Obwohl da noch immer Zuneigung war, Vertrauen und Respekt. Aber unsere Wünsche und Erwartungen lagen so weit auseinander, da waren so viele Kompromisse erforderlich, mit denen wir langfristig beide nicht glücklich waren. Und irgendwann hat dann auch einfach die Bereitschaft abgenommen, dem anderen zuliebe dieses oder jenes zu machen oder zu lassen, und wir haben eher nebeneinander her als miteinander gelebt.
Der Verstand hat gesagt, es ist besser so. Für uns beide. Und trotzdem war die Trennung schmerzhaft, weil das Herz dem Kopf nicht hinterhergekommen ist. Von daher kenne ich diese Stimmungsschwankungen sehr gut. Trauer über das Verlorene, schreckliches Vermissen, Freude über die Chance auf einen Neubeginn und dann wieder Angst vor genau diesem Neubeginn, vor dem Unbekannten.
Falls Du magst, kann Du hier den Beitrag nachlesen, den ich damals in diesem Forum geschrieben hab... direkt am ersten Tag nach der Trennung:
https://www.trennungsschmerzen.de/trennu ... 18858.html
Was mir geholfen hat?
Hier im Forum lesen. Tagebuch schreiben. Mit Freunden reden. Kuscheln mit meinen Katzen. Mich beim Sport austoben. Lange Spaziergänge machen. Weiter zur Arbeit gehen, auch wenn es mit der Konzentration nicht weit her war... es war doch eine gewisse Ablenkung, und daheim rumzusitzen kam mir schlimmer vor. Den direkten Kollegen hab ich erzählt was los ist, die hatten auch echt großes Verständis und haben mir den Rücken freigehalten wenn sie gemerkt haben, dass es mir zuviel wird.
Ein großes Problem waren für mich die körperlichen Symptome - Übelkeit, kaum essen können, das wenige was rein ging nicht bei mir behalten. Ich bin sowiso nur ein Fliegengewicht und hab dadurch noch weiter abgenommen. Dazu noch die Schlafprobleme, Zittern, Heulkrämpfe, Herzrasen. Ich hatte echt Angst, zusammenzuklappen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das nicht einfach aussitzen kann. Über den Tipp eines Bekannten bin ich zu einer Therapeutin gekommen, die eine spezielle Streßtherapie anwendet, die sogenannte Energetisch-Vegetativer Stressreduktion nach Herbst (EVSR). Hier kann man ein bisschen was darüber nachlesen: stress-und-burnout-ambulanz.de/index.php?page=Unser-Ansatz Ich war skeptisch, hab es aber auf einen Versuch ankommen lassen. Und tatsächlich habe ich sehr gut auf die Behandlung angesprochen. Schon nach dem ersten Termin war ich deutlich entspannter, konnte in der Nacht durchschlafen und bin am Morgen das erste Mal seit Wochen mit Frühstückshunger wachgeworden. Eine Wunderheilung war es nicht, in den Tagen darauf hatte ich auch immer wieder Durchhänger, aber es ging bergauf, langsam aber merklich.
Nachdem ich aus dem Gröbsten raus war hab ich mir eine Auszeit genommen und im Bayrischen Wald bei einem 4-tägigen Gesundheitskurs mitgemacht. Auf das Angbot bin ich über meine Krankenkasse gestossen, die solche Präventionskurse bezuschusst. Ich hab mir eine Kombination Reaktive Walking und Progressive Muskelentspannung nach Jakobsen ausgesucht, und beides als sehr wohltuend empfunden. Was mir an der Muskelenspannung gut gefällt ist, dass hier (ähnlich wie bei der oben genannten Stresstherapie) der Entspannungszustand über Körperarbeit herbeigeführt wird. Man muss also nicht erst im Kopf loslassen können um zu entspannen (was ich besonders zu dem Zeitpunkt als sehr schwierig empfunden habe) sondern reguliert sich über körperliche Reize runter und dann kommen auch die Gedanken zur Ruhe. Diese Tage haben mir sehr gut getan...
An einem hatte ich allerdings zu knabbern: völlig gegen meine Erwartung, bei sowas eher auf Alleinreisende zu stoßen, waren außer mir NUR Paar da! 15 Kursteilnehmer: sieben Pärchen, und ich.
Im ersten Moment hab ich mich da schon verdammt fehl am Platz gefühlt, aber das hat bald nachgelassen. Während der Entspannungskurse war eh jeder mit sich selbst und den Anweisungen des Trainers beschäftigt, und beim Walking hat sich die Gruppe bunt durchmischt, je nach persönlichem Tempo. Das einzig wirklich blöde waren die Mahlzeiten.... da war vom Hotel aus jedem Zimmer ein Tisch zugewiesen, diese Tische waren so klein, dass nur zwei Leute daran Platz hatten und zusammenrücken konnte man sie auch nicht. Folglich sass ich beim essen als einzige alleine, das war schon sehr unangenehm. Hab mir dann was zu lesen mitgenommen und mich hinter dem Buch versteckt... und nebenbei auch so ein bisschen die anderen beobachtet. Das war dann wiederum interessant zu sehen, wie die Dynamik bei den einzelnen Paaren so war. Die einen - meist die älteren - haben sich über die ganze Mahlzeit nur angeschwiegen, bei anderen hat quasi nur einer geredet und der andere einsilbig geantwort... so eine richtige Unterhaltung gab es nur bei zwei von den jüngeren Pärchen. Das hat auch ein bisschen geholfen, dass der Neid und die Sehnsucht nicht zu gross wurde
Beim ersten längeren Urlaub - mein erster richtiger Urlaub allein - hab ich mir dann etwas ausgesucht, was ich mit meinem Mann zusammen nie gemacht hätte: Urlaub auf einem Pferdehof. Und mir den langgehegten Traum erfüllt und meine ersten Reitstunden genommen. Eine tolle und auch heilsame Erfahrung. Der Umgang mit diesen Tieren hat wirklich etwas therapeutisches.
Ach ja, und die Bücher... ich bin ein Bücherwurm. Besonders hilfreich fand ich Trennung ohne Rosenkrieg von Gisela Hötker-Ponath. Da sind einige gute Gedankenübungen drin, die bei der Trennungsbewältigung und Neuausrichtung helfen können. Und später dann Mindf. Love von Petra Bock.
Im großen und ganzen hab ich die Trennung gut überstanden. Mein Mann und ich haben es tatsächlich ohne Rosenkrieg geschafft. Wir haben noch gelegentlich Kontakt und der Umgang ist freundschaftlich und wertschätzend. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Inzwischen haben wir auch beide neue Partner, und bislang läuft es gut
Der Scheidungstermin wird im September sein. Ich denke, das wird trotz allem noch mal ein schwerer, sehr emotionaler Moment... aber auch wichtig und irgendwie gut... der Schlusspunkt, der endgültige Abschied von diesem Lebensabschnitt.
Sehr passenden finde ich da die Abschiedsworte nach Jellouscheck (ebenfalls in Trennung ohne Rosenkrieg zu finden). So frisch nach der Trennung hab ich sehr gezweifelt, ob ich das mal so werde empfinden können. Heute kann ich es, und auch dafür bin ich dankbar.
Zum Abschied
Ich nehme, was du mir gegeben hast
Ich danke dir und werde es mitnehmen.
Was ich dir gegeben habe, habe ich dir gern gegeben.
Für das, was zwischen uns schiefgelaufen ist,
übernehme ich meinen Teil der Verantwortung
und lasse dir deinen.
Schade, dass es mit uns beiden nicht geklappt hat.
Geh du deinen Weg, ich gehe den meinigen
Und jetzt lasse ich dich in Frieden.
Dir liebe Löwin wünsche ich ganz viel Mut und Kraft auf Deinem Weg. Du wirst es schaffen!