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Hingabe und einfach mal fallen lassen aber wie?

phanero
Hallo ihr Lieben!

Ich habe bereits ein Thema für meine Trennungsbewältigung, aber hier denke ich mal um die nächste Ecke und fand, das wäre einen eigenen Thread wert. Wahrscheinlich ist das eher etwas für Frauen, aber wenn sich Männer angesprochen fühlen. hey, sagt mir, wann ihr eure Freundin mal so richtig glücklich gemacht habt und sie in euren Armen dahin geschmolzen ist !

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Habt ihr jemals über Hingabe und fallen lassen nachgedacht? Ein Freundin gab mir gerade den Impuls, darüber nachzudenken und wenn ich das nun im Kopf betrachte, hab ich ich in jeder Beziehung immer nur agiert, getan, gemacht, geplant, organisiert, geredet und gewollt. Hingeben konnte ich mich nur, wenn alles in meinem Sinne geordnet war. Aber mit Rückhalt ist es eigentlich keine echte Hingabe mehr.

Ich denke, viele Frauen finden sich in diesem Denken wieder. Wir erwarten immer soviel und neigen trotzdem dazu, unsere Partner in alltäglichen Dingen als unzulänglich zu empfinden (und die Männer beklagen sich dann, dass sie es ihrer Freundin nicht recht machen können).

Ganz ehrlich mal, die meisten Frauen haben alles schon dreimal durchdacht, bevor beim Partner überhaupt ein Handlungsbedarf entsteht. Fazit: In der heutigen Zeit erledigt Frau ihren Kram lieber selbst als irgenwem damit auf die Ketten zu gehen, ist es nicht so? Also für mich trifft es auf jeden Fall zu!

Die Kunst scheint ja eher darin zu liegen, mal nichts zu wollen und alles auf sich zukommen zu lassen.
Ich habe wirklich keinen Plan, wie das gehen soll!

Warum? Ich hab seit 10 Jahren meine eigene Wohnung, meine Möbel hab ich selbst ausgesucht und zusammengebaut, ich kann Auto fahren und eine Bohrmaschine benutzen (kenne mich auch ausgezeichnet mit Hohlraumdübeln aus, mal so am Rande), eine Stichsäge besitze ich auch, eigentlich einen ganzen Werkzeugkasten. Ich kann bei meinem Fahrrad den Schlauch wechseln und zahle meine Rechnungen alle selbst. Ich kann gut kochen und backen und wechsle regelmäßig meine Bettwäsche und die Handtücher. Ich kann nach 6 B. noch nach Hause laufen. Dank IT-Job kann ich sogar meine Computerprobleme selbst lösen, auch wenn das Internet kaputt ist. Ich reise viel und weiß wie man einen Urlaub plant, habe Checklisten und vergesse nie die Sonnencreme und was zu Essen einzupacken. Mein Musikgeschmack ist eigen, aber ich habe einen. Ich rufe vorher an, wenn ich in ein gut besuchtes Restaurant gehen will und ich bin dann auch pünktlich. Freunde hab ich viele und die laden mich gerne ein, weil ich so unterhaltsam und unkompliziert bin. Ich komme auch wirklich gut mit Menschen zurecht und führe gerne lange Gespräche. Ich mache sogar Sport und bin gern aktiv.

Das sind alles ganz alltägliche Dinge, mit denen ich bestens alleine zurecht komme.

Aber da liegt auch schon das Problem, denn ganz ehrlich. ich wünsche mir jemanden, der mir Regale anbringt, mir auch mal was Leckeres kocht und morgens den Kaffee ans bringt. Jemand, der den nächsten Urlaub organisiert und mich dahin fährt, der mich ins Restaurant einlädt und pünktlicher als ich zur Verabredung erscheint. Jemand, der seine Socken selbst wegräumt und die Picknickdecke trägt, nachdem er das Sandwich dafür vorbereitet hat. Jemand, der meinen Lieblingswein kennt und mir Tee kocht, wenn ich krank bin. Vielleicht würde er sogar die Bremsen an meinem Fahrrad erneuert, weil er sie quietschen hört? Jemand, der Kommunikation mit mehr als drei Worten betreibt und vielleicht auch mal proaktiv Probleme anspricht.

Aber irgendwie kommen mein Handeln und meine Erwartungen nicht so recht zusammen.

Da war noch niemand, dem ich das alles auch zugetraut hätte. Es ist wirklich schwer, sich über etwas zu freuen, dass man selbst besser/schneller/früher hinbekommen hätte. UND DAS IST AUCH SCHON DAS GANZE PROBLEM!

Ich bin nicht zufrieden, aber warum nicht? Wie gehe ich ich denn diesen Schritt zurück und lasse einfach mal machen? Wie kann ich mich fallen lassen und genießen, ohne Opfer meiner eigenen Erwartungen zu werden?

Hat jemand solche Probleme schonmal für sich erkannt und konnte sich aus dieser Schleife rausarbeiten? Das betrifft ja nicht nur eine Paarbeziehung, sondern jede Beziehung, die man führt.

Liebe Grüße und fröhliches Grübeln!

28.04.2019 17:30 • x 6 #1


M
Worum geht es Dir bei all dem, was Du kannst? Perfektion? Autonomie?
Ich glaube, bevor Du eine Veränderung anstreben kannst, musst Du wissen, auf welchem Fundament die Ausgangslage steht.

28.04.2019 17:37 • x 1 #2


A


Hingabe und einfach mal fallen lassen aber wie?

x 3


A
Es scheint sich in Deinem Leben alles um Leistung und Perfektion zu drehen.
Woher kommt das?

28.04.2019 17:43 • x 1 #3


Lebensfreude
hört sich nach Handlungstyp an.
Kostenloser Test unter www.psychografen.de

28.04.2019 17:46 • #4


K
Das kenne ich alles. Ich habe das nie abgelegt. Eben, weil ich alles nicht unbedingt besser aber mindestens schneller konnte. Naja, das Meiste jedenfalls Mir fehlte oft die Geduld, meinem Partner den Raum zu geben, den er brauchte, um einfach mal loszulegen.

Wenn ich mich dazu zwang, ging das irgendwie auch immer nach hinten los, was mich nur darin bestätigte, doch lieber alles selber zu machen.

Dann traf ich den Ex, wegen dem ich hier bin und konnte meinen Anspruch/Perfektionismus fast wie von selbst loslassen. Erst war das ungewohnt, doch sehr schnell fühlte es sich ganz natürlich an. Er hat all das gemacht, was Du beschrieben hast (und noch mehr), ohne dass ich ihn dazu aufgefordert hätte oder darauf hätte warten müssen oder er wie ein bedürftiges Weichei wirkte.

Wow, dachte ich, SO kann Beziehung also auch sein. Bis dahin kannte ich das allenfalls vom Zusehen. Es gibt tatsächlich einen Menschen für mich, mit dem Aufgabenteilung eine ganz natürlich und von selbst funktionierende Sache ist. Man (Ich) kann eine Beziehung leben, in der wir beide anerkennen können, dass es Dinge gibt, die der Andere eben besser kann und dementsprechend werden sie erledigt und das auch noch jenseits von typisch weiblichen / männlichen Rollenverteilungen. Perfekt.

Ich kann meinen Ex also Werkzeug zum Loslassen an die eigenen Ansprüche wärmstens empfehlen. Allerdings musst Du ggf. auch Deine Ansprüche an Exklusivität loslassen, denn da gibt es bestimmt eine, die er noch besser unterstützen kann.

Was ich sagen will: mit dem richtigen Mann passiert das alles wie von selbst; manchmal auch erst mit Ende 40 wie bei mir. Ich habe daran nicht gearbeitet oder mich verbiegen müssen.

28.04.2019 17:52 • #5


phanero
Zitat von arjuni:
Es scheint sich in Deinem Leben alles um Leistung und Perfektion zu drehen.
Woher kommt das?


Das genau ist es nun nicht unbedingt, es gab in meiner Vergangenheit keine besonderen Antrieb zur ständigen Verbesserung. Ich bin auch ziemlich un-ehrgeizig
Ich weiß aber, was du meinst und erkenne das auch bei anderen. Ich bin aber grundsätzlich mit dem, was ich mir selbst erarbeite, zufrieden, ganz ohne Perfektion. Ich kann auch die Leistungen anderer anerkennen und würdigen, ohne dass da irgendwo eine Messlatte hinge, bis hin zur Begeisterung.

In einer Partnerschaft kann es aber nur schwer zulassen, dass diese Leistung überhaupt erbracht wird. Ich nehme es einfach vorweg... von wegen Handlungstyp, genau. Wer soll er mich denn zurfrieden machen, wenn er gar keine Chance bekommt? Es ist eher meine Ungeduld und Unruhe, die mich Handeln lässt, nicht der Hang zur Perfektion.

So wie @KBR es sagt:
Zitat:
Mir fehlte oft die Geduld, meinem Partner den Raum zu geben, den er brauchte, um einfach mal loszulegen.


Ja, mein Ex konnte auch sehr gut mit mir umgehen und ich hab mich bei ihm sehr geborgen gefühlt. Aber seine Depressionen haben viel zunichte gemacht und mich doch irgendwie immer handeln lassen - weil er nicht konnte. Ich habe teils nicht mal gemerkt, wie ihn das überfordert haben muss. Das ist u.a. auch ein Grund, jetzt darüber nachzudenken.
Aber auch in meinen Beziehungen davor war es ein Schema.

28.04.2019 18:17 • #6


phanero
Zitat von KBR:
Ich kann meinen Ex also Werkzeug zum Loslassen an die eigenen Ansprüche wärmstens empfehlen. Allerdings musst Du ggf. auch Deine Ansprüche an Exklusivität loslassen, denn da gibt es bestimmt eine, die er noch besser unterstützen kann.


Uh, der kam um die Ecke. Nett formuliert. Danke, aber ich schaue dann lieber anderweitig

Zitat von KBR:
Was ich sagen will: mit dem richtigen Mann passiert das alles wie von selbst; manchmal auch erst mit Ende 40 wie bei mir. Ich habe daran nicht gearbeitet oder mich verbiegen müssen.


Sowas hoffe ich ja auch... kann auch meiner derzeitigen Situation geschuldet sein, dass ich mich einfach falsch fühle.

28.04.2019 18:26 • #7


A
Zitat von phanero:
Das genau ist es nun nicht unbedingt, es gab in meiner Vergangenheit keine besonderen Antrieb zur ständigen Verbesserung. Ich bin auch ziemlich un-ehrgeizig
Ich weiß aber, was du meinst und erkenne das auch bei anderen. Ich bin aber grundsätzlich mit dem, was ich mir selbst erarbeite, zufrieden, ganz ohne Perfektion. Ich kann auch die Leistungen anderer anerkennen und würdigen, ohne dass da irgendwo eine Messlatte hinge, bis hin zur Begeisterung.

In einer Partnerschaft kann es aber nur schwer zulassen, dass diese Leistung überhaupt erbracht wird. Ich nehme es einfach vorweg... von wegen Handlungstyp, genau. Wer soll er mich denn zurfrieden machen, wenn er gar keine Chance bekommt? Es ist eher meine Ungeduld und Unruhe, die mich Handeln lässt, nicht der Hang zur Perfektion.


Du sprichst nur von Leistung! So wie Du Dich oben beschreibst, was Du alles kannst, was der Partner können soll und für Dich machen soll etc. : Leistung, Leistung, Leistung.

Ich würde auf so was überhaupt nicht kommen und es fällt mir echt schwer, Dich zu verstehen. Was hat das alles mit Liebe zu tun?

Wie kommst Du auf die Idee, ein Partner müsse Dich zufrieden machen? - Wieder geht es nur um Leistung!
Es liest sich für mich, als sei eine Liebesbeziehung für Dich nur ein Austausch von Dienstleistungen.

Was genau ist denn Hingabe für Dich? Hast Du schon mal einen Zustand der Hingabe erlebt? Magst Du das beschreiben?

28.04.2019 18:29 • #8


K
@arjuni
Hingabe wäre jetzt auch nicht das Wort gewesen, was mir als erstes eingefallen wäre, denn das verorte ich eher im Bereich der körperlichen oder auch musischen Genüsse.

28.04.2019 18:31 • #9


L
Zitat von phanero:
Aber da liegt auch schon das Problem, denn ganz ehrlich. ich wünsche mir jemanden, der mir Regale anbringt, mir auch mal was Leckeres kocht und morgens den Kaffee ans bringt. Jemand, der den nächsten Urlaub organisiert und mich dahin fährt, der mich ins Restaurant einlädt und pünktlicher als ich zur Verabredung erscheint. Jemand, der seine Socken selbst wegräumt und die Picknickdecke trägt, nachdem er das Sandwich dafür vorbereitet hat. Jemand, der meinen Lieblingswein kennt und mir Tee kocht, wenn ich krank bin. Vielleicht würde er sogar die Bremsen an meinem Fahrrad erneuert, weil er sie quietschen hört? Jemand, der Kommunikation mit mehr als drei Worten betreibt und vielleicht auch mal proaktiv Probleme anspricht.


Dann solltest du es vielleicht mal mit ner Frau probieren?

Für mich hört sich das eher so an, dass du nach einer Art männlichen Mama suchst, aber all das bei einem einzigen Menschen (und dazu noch einem Mann zu finden), den du ja auch noch irgendwie 6y finden solltest, bleibt ein mutiges Unterfangen...

28.04.2019 18:34 • x 2 #10


A
Zitat von KBR:
Hingabe wäre jetzt auch nicht das Wort gewesen, was mir als erstes eingefallen wäre, denn das verorte ich eher im Bereich der körperlichen oder auch musischen Genüsse.


@KBR
Ich schreibe gern noch später, was Hingabe für mich bedeutet, mag aber erstmal abwarten, wie die TE das sieht.

Zitat von leilani1801:
Für mich hört sich das eher so an, dass du nach einer Art männlichen Mama suchst,


Gut zusammengefasst, @leilani1801
Ich dachte bei der Beschreibung an einen Butler.

28.04.2019 18:35 • x 1 #11


S
Was ist eigentlich das Gegenteil von Hingabe.
Weil, das scheint irgendwie die Voraussetzung zu sein, dass der eine sich hingibt und der andere aber nicht?

Wenn es um Hausarbeit geht, hätte meine Ex bei mir sehr gut Geduld, sch. drauf und Leichtigkeit lernen können

28.04.2019 18:42 • #12


L
Zitat von arjuni:
Ich dachte bei der Beschreibung an einen Butler.


Genau! Die Queen lässt bitten... Pretty hard to amuse her

28.04.2019 18:43 • x 1 #13


Gretchen
Im weitesten Sinne könnte aber die Hingabe schon passen- nämlich einen kontrollverlust erstmal teilweise auszuhalten um den anderen machen zu lassen muss man ja Verantwortung abgeben und sich dem hingeben/ anvertrauen.

Das ist ziemlich schwierig wie ich selber finde.

Weil der andere macht es ja vielleicht nicht genau wie man selbst sondern anders und da hat man ja wenig Einfluss.

Daher fand ich die Frage um welches Bedürfnis es geht schon gut. Leistung glaube ich nicht nur, Autonomie, bzw vertrauensthema schon eher.

Spannendes Thema und zum Teil erkenne ich mich wieder.

Nachtrag: ich würd die wünsche eher als Wunsch nach Bindung interpretieren als Wunsch nach Butler. Sowas wie stilles verstehen oder so?

28.04.2019 18:43 • x 4 #14


L
Bin da nicht so streng...

Wenn er mir die Reifen wechselt, darf er auch im Stehen pullern... Es bleibt ein Geben und Nehmen!

Echt jetzt... bin schon froh mal einen Mann zu erwischen der handwerklich begabt und/oder sich mit Computern auskennt. Dann übernehme ich auch gerne den Damenpart

28.04.2019 18:46 • x 1 #15


A


x 4




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