Ich hab mich getrennt - er verhält sich wie neu geboren

Hallöchen,

ich bin 26 Jahre alt und habe mich vor einem halben Jahr in einen Kollegen verliebt. Ich muss dazu sagen, dass ich mit 20 erst eine Beziehung hatte, ich war erst einmal richtig verliebt, meine damalige Beziehung hielt 2 Jahre, weil er fremd ging. Seit her hatte ich Affären, wirklich zu viele, bin nicht stolz drauf und habe nach 15 Typen aufgehört zu zählen. Der S. war jedesmal furchtbar, ich war nie verliebt und es entwickelte sich garnichts. Ich kenne es also nur so: Keine Fragen, keine Antworten. Das muss man wissen, um den weiteren Text zu verstehen. Ich habe immer mein Ding gemacht, nie hat mich jemand kontrolliert oder gelöchert, wollte etwas über mich oder die Vergangenheit wissen.

Dann traf ich meinen Kollegen. Ein absolut gut aussehender Typ, charmant, toller Charakter, eine treue Seele, könnte viele Frauen haben, lehnt aber ab und ist sehr sehr wählerisch. Keine Affären, nur Beziehung, super sportlich, steht voll im Leben, ist 29 Jahre alt. Eigentlich der Typ Traummann.

Wir lernten uns näher kennen und kamen zusammen, ich war noch nie so glücklich im Leben. Leider hab ich schnell gemerkt, dass er wirklich keine Affäre ist, war für mich alles extrem ungewohnt. Er fragte mich über meine Vergangenheit sehr viel, wollte alles wissen, er merkte sich auch alles, wirklich alles. Das war ich nicht gewohnt, ich fühlte mich überfordert und habe nach 1 Monat die Beziehung beendet. Ich habe nur getrauert, aber gemerkt, ich kann mit einem Menschen nicht zusammen sein, der immer alles mögliche von mir wissen will. Für ihn war das normal. Jetzt kommt hinzu, wir wohnen fast 50km auseinander, er wusste, dass ich viele Kerle (Affären) in meinem Ort hatte, hatte auch Bedenken, weil ich wirklich zu vielen Kerlen noch persönlichen Kontakt habe. Aber ich denke mir dabei nichts, ihm ging es schlecht dabei, das sah ich. Im Gegenzug bin ich eigentlich sogar noch eifersüchtiger als er, ich war sogar eifersüchtig, wenn er sich mit einer Kassiererin beim Aldi kurz unterhielt. Ich glaube sogar, dass ich deutlich eifersüchtiger bin als er.

Wir sprachen auch viel darüber, und im Nachgang betrachtet hat er sogar recht, denn er hat mit allen Frauen nie etwas gehabt, auf die ich eifersüchtig war, ich dagegen hatte mit den Kerlen S., bei denen er ein ungutes Gefühl hatte, wenn ich denen über den Weg lief.

Irgendwie passte das nicht, er meinte, ich verheimliche zu viel, sei zu verschlossen, damit komme er kaum klar, somit ging es eben zu Ende.

Das Ende hab ich Ende November eingeleitet. Ich habe gesehen, wie er gelitten hat, ich habe noch nie so bereut, einen Mann verlassen zu haben, er ist so ein toller Kerl - ein Typ mit dem ich mir vorstellen könnte Familie zu gründen, und das sage ICH, ein absoluter Affärentyp. Ich habe ihn gehen lassen.

Nun ging es hin und her, wir sehen uns ja weiterhin täglich im Büro. Zuerst kam es immer noch zu körperlichen Annäherungen, er wollte unbedingt die Beziehung aufnehmen und versprach mit mehrfach, er gebe mir mehr Freiraum. Ich habe ihn unbewusst zappeln lassen und nicht reagiert, ich wollte einfach keinen Neustart, aus Angst verletzt zu werden, weil ich seine Fragerei als Kontrolle betrachtet habe. Das ist bei mir absolut rotes Tuch. Er konnte nie verstehen, wieso ich deshalb die Beziehung beende.

Ich hatte schon den Eindruck, dass er mir mindestens Dezember noch hinter her lief. Wir sprachen im Büro noch viel über uns, er war so emotional und teilte mir oft mit, wie sehr er mich noch mag und es bereue, mich so eingeengt zu haben. Ich zeigte mich eher kühl, war aber innerlich total berührt.

Nun hat er seit Januar jedes Ritual abgebrochen, wir grüßen uns noch, ich schaue ihn auch immer noch gern an, er ist verdammt hübsch und der S. mit ihm war himmlisch, so guten S. werde ich wohl nie wieder mit einem Mann haben, so einfühlsam......
Während er bis Dezember noch oft mit mir in der Pause spazieren war, kam er im Januar einfach nicht mehr, er sprach mit mir nur noch oberflächliches Zeug, scherzte zwar herum, aber nur so wie mit allen anderen auch, er stellt mich seit diesem Jahr bewusst auf die Stufe jeder anderen Kollegin.

Er nimmt auch keinerlei Rücksicht mehr darauf, ob ich es hören will, er erzählt von Partys am Wochenende und die jungen Kolleginnen im Büro himmeln ihn an, er flirtet gern herum und das weiß er auch, dass er gut ankommt. Ich finde es total rücksichtslos.

Und die Rollen sind plötzlich vertauscht, er datet sich viel mit Frauen, neulich hat ihn eine Kollegin mit einer hübschen gut gebauten Blondine in der Stadt in einem Café gesehen, das hat mich total aufgewühlt, als sie mir das erzählt hat.

Ich sprach ihn darauf an, er meinte, ich hätte nicht mehr das Recht, meine Eifersucht zu zeigen. Er sei durch mich verändert worden und ließ offen, wie er das meint, er meinte, er habe Spaß daran gefunden, mit Frauen zu flirten und vielleicht auch mehr.

Ich habe das Gefühl, er tobt sich jetzt aus, ich weiß es nicht. Aber das Austoben war immer mein Part, ich finde das passt nicht zu ihm.

Jeden Tag strahlt er, kommt neuerdings 2 Stunden später zur Arbeit als sonst, viele Kolleginnen glauben er hat jemanden kennen gelernt.

Ich schreibe ihm ab und an noch per SMS, er antwortet nur noch ab und zu und dann sachlich. Er verrät mir nicht mehr, was er am Wochenende so vor hat, ich erfahre es oft von anderen, mit denen er scheinbar mehr spricht als mit mir.

Ich erwische mich dabei, wie sehr mich das ärgert, dass er mir nicht mehr nachrennt - ok, das kann wohl keiner erwarten, aber ich grübel und überlege, ich vermisse ihn total, alles an ihm, aber ich will ihn nicht zurück, weil ich mit seinem Kontrollwahn nicht umgehen kann.

Ich bin total hin und hergerissen. Mittlerweile hab ich mich versucht sogar mit einem anderen Kerl abzulenken. Der S. war einfach grauenvoll mit ihm, das war eine meiner früheren Affären, es tat alles weh, ich musste ständig an meinen Ex Freund denken. Er war so zärtlich und so einfühlsam.

Mir wird jetzt bewusst, was ich verloren habe, aber ich denke es ist eh zu spät. Wie soll ich das bloß überleben? Wie soll ich mit ihm umgehen, mich macht seine Fröhlichkeit so sauer, die Vorstellung, dass eine andere Frau seine Zärtlichkeit und Zuneigung genießen darf, macht mich richtig rasend. Mittlerweile merke ich, wie ich auch auf ihn sauer werde, dass er nichts mehr fragt, mich nicht mehr in seine Wochenendpläne einweiht, mir nur oberflächliches Zeug erzählt, ich habe keine Ahnung ob er mit anderen Frauen S. hatte oder hat, auch wenn es mich nichts mehr angeht, versuche ich ihn durch eine alte Affäre zu vergessen, aber es gelingt mir einfach nicht.

Denk niemals, dass etwas zu spät ist, eher zu nicht weißt, ob es zu spät ist...

Was da passiert ist,ist ganz einfach. Er ist aus seiner bisherigen Rolle ausgebrochen und zeigt, dass er anders ist. Du warst bisher die Dominante in eurer Beziehung und er eher der Unterwürfige. Darauf hat er keinen Bock mehr gehabt und demonstriert sich und den anderen jetzt: Voila, ich kann auch anders. Dass du dich davon angezogen fühlst, is klar, weil du jetzt einen attraktiveren kerl vor dir hast, der dir eben nicht mehr hinterherrennt.

Du hast in der Tat jedes Recht verloren ihm böse zu sein, nur weil er jetzt nicht so ist, wie du ihn eigentlich kennst. Du sagst, das passt nicht zu ihm. Bist du sicher, dass es so ist, oder siehst du die Dinge einfach anders?

Du gönnst ihm nicht glücklich ohne dich zu sein. Klingt sehr narzisstisch, darüber würde ich mir mal Gedanken machen ich glaube auch, dass du ein kleines Nähe-Problem hast, denn einige Sachen kamen mir bei deiner Beschreibung bekannt vor.

Danke für die ehrlichen Worte.

Ja, ich bin Nähe echt nicht mehr gewohnt, die Männer, die ich kannte, stellten keine Fragen, die wollten S., ich zwar auch, aber ich bin nicht gewohnt, dass jemand wissen will, was ich mache oder ungeplant mal vor der Tür steht, das ist nichts für mich, aber ich bin immernoch sehr in ihn verliebt, das war mir umso mehr klar, als ich eine meiner alten Affären wieder aktiviert hatte, hinterher dachte ich Total überflüssig, ich will keinen emotionslosen S. mehr.

Ich habe das Gefühl, er hat mir gezeigt, wie schön Nähe und Gefühle sein können, ich vermisse ihn total, aber ich komme halt nicht klar mit dieser Fragerei, Kontrolliererei und ausserdem glaube ich auch, dass das langfristig zum Problem werden könnte - weiß man alles nicht. Wir lachen viel gemeinsam, haben die gleiche Chemie, nun ja.....aber ich habe Angst, ihn wieder in meine Nähe zu lassen.

Ich weiß auch nicht, ob ich ihn wieder bekommen könnte, er gibt sich mittlerweile recht uninteressiert, obwohl er vor wenigen Wochen noch die Äußerung begangen hatte, dass er gern wieder mit mir einen zweiten Neustart probieren würde, als ich darauf nicht einging, sprach er es nie wieder an.

Man sagt auch;

Jeder bekommt das, was er verdient.

Du hattest viel S. die keinen Spaß gemacht haben, und dennoch hast du immer weiter gemacht.

Rache an den Männer ?

Gleiches mit gleichen vergelten ?

Keine Ahnung.

Würde ich dich kennenlernen und ein Teil deiner Geschichte kennen, wäre ich ehrlich zu sagen, ich würde dir nicht trauen.

Ich glaube auch, dass du erstmal dich finden muss

Grüß

Wo war da denn ein Kontrollwahn bei ihm? Davon hast Du nichts geschrieben.
Wenn man jemanden kennenlernt und eine Beziehung mit ihm eingehen möchte, dann ist es ehrliches Interesse, wenn man ihn nach seinem Leben fragt.

Verliebtsein ist eine Sache, aber ob man dann zusammenpasst und sich wirkliche Liebe entwickeln kann, das findet man erst heraus, wenn man sich richtig kennenlernt. Und das wollte er.

Wie Du ihn beschreibst, ist das ein richtig guter Typ, der völlig bei sich ist. Du solltest diese Erfahrung nutzen, um an Dir zu arbeiten.
Wenn Dir normale Kommunikationsformen schon fremd sind, wie z.B. mit einer Aldi-Kassiererin ein paar nette Worte zu wechseln (die sind ja eh immer im Stress), hast Du viel zu tun. Solchen künstlichen und unerwachsenen Stress braucht kein Mensch.

Die Sache ist einfach die, wenn man nichts mit den Männern anfängt, wo man denkt, dass sich etwas entwickeln könnte, kann man es sicher nicht herausfinden und das habe ich eine Zeit lang sehr exzessiv betrieben. Bis ich eben ihn kennengelernt habe......ja, ich bin es nicht gewohnt, dass mich ein Typ etwas fragt, das war eben in Affären unüblich, ich habe nichts gefragt, ich wurde nichts gefragt. Einfache Regel, Treffen...S....bis zum nächsten Mal.

Bei meinem Ex Freund war es eben so, er wollte viel wissen, wer meine Freunde sind, die ich ihm nie wirklich vorgestellt habe, bis auf zwei, die recht umgänglich sind, er wollte mich besuchen kommen, spontan, das war überhaupt nichts für mich, er nannte es Überraschung. Klar .... ich bin eben gewohnt, mein Ding zu machen und hatte das Gefühl, er überrollt mich mit seiner Zuneigung.

Jetzt wo sie auf ganzer Linie weg ist, vermisse ich sie, seine Nähe. Er war so viel anders als die ganzen Typen, die eben nur S. von mir wollten, sonst nichts. Er wollte mich ganz, so wie ich bin, mit ihm konnte ich echt tiefgründig sprechen, der S. war sicherlich der beste, den ich mir vorstellen kann und ich habe viele viele Vergleichsmöglichkeiten. Ich vermisse aber nicht den S. als Vorgang, sondern den S. speziell mit ihm.

Ich hänge immernoch an ihm, aber wie schon geschrieben, diese extreme Nähe ist neu und für mich sehr ungewohnt.

Eine Beziehung ohne die Nähe, Zuwendung und Zuneigung hat kaum Chancen zu bestehen, und somit ein wichtiger bestandteil dessen was es ausmacht.

Ich weiß das besser, als ich es eigentlich Wissen will. Habe dadurch ein sehr lieben Menschen verloren in mein Leben.

ich erinnere dich an dein ersten Statement :

... weil deine damalige Beziehung fremd ging, hattest du danach unzählige Affären... ohne Gefühl..ohne nichts....

Und dann willst du ihn wieder haben, der bereit ist dir das zu geben, aber du nicht ?! Und nachdem er dich verlassen hat, vermisst du es nun plötzlich ?!

Du bist in Moment genauso Beziehungsunfähig wie ich.

Du hasten bindungsproblem, angst vor nähe. Beschäftige dich mal mit dem Thema