Ich habe meinen Partner betrogen

Hallo zusammen,

bislang war ich immer nur stille Mitleserin, aber ich brauche nun einfach einen Rat.
Seit Oktober 2012 waren/sind wir (Ich 25/Er 26) ein Paar, mit zwischenzeitlicher Unterbrechung von ca. 2 Monaten im Dezember 2017.
Damals habe ich mich von ihm getrennt. Ich war mit meinem gesamten Leben zu der Zeit überfordert. Unzufrieden im Job, Abendschule und ich hatte das Gefühl meinem Partner fehlt das Verständnis dafür. Er war einfach noch nie ein Mensch der offen über seine Gefühle sprechen kann. Ich habe innerhalb der zwei Monate Trennung gemerkt, dass wir zusammengehören und das ich ihn furchtbar vermisse. Im April 2018 sind wir dann wieder zusammengezogen.

Ich war sehr glücklich in unserer Beziehung.

Schon immer war ich ein Mensch der viel Bestätigung benötigt. Sowohl in der Beziehung, als auch von Freunden, Familie usw. In der Schule wurde ich früher gemobbt und ich habe das nie richtig aufgearbeitet. Mir wurde als Kind immer gesagt wie hässlich ich sei. Das einzige für mich positive war, dass Menschen sagten ich sei so dünn. Für mich bedeutet Schön sein nichts anderes als dünn zu sein. Bin ich nicht dünn, bin ich nicht schön. Für mich war es immer besonders wichtig, dass ich in irgendeiner Art und Weise Bestätigung bekomme. das nur schon mal am Rande.

Im August letzten Jahres ist mein Partner in eine andere Stadt gegangen um dort zur Meisterschule zu gehen. Wir haben uns nur am Wochenende gesehen und auch da blieb die Pärchenzeit ziemlich auf der Strecke. Es gab Treffen mit der Familie und Freunden und dann war da noch sein Sport. In der Zeit in der ich unter der Woche alleine zuhause war habe ich mich furchtbar gefühlt. Unvollständig und einfach nur leer. Habe kaum noch etwas gegessen. Wir haben darüber gesprochen und seine Antworten darauf waren Wir schaffen das. Wir müssen das machen. Wir tuen das für unsere gemeinsame Zukunft. Aber ich hab es nicht geschafft. Und irgendwann hatte er nur noch recht wenig Verständnis. Jedenfalls habe ich davon nicht mehr viel bemerkt.

Und irgendwann war da ein Bekannter meines Partners. Wir haben uns einfach immer gut verstanden und nie hätte ich selbst damit gerechnet was passiert ist. Wir hatten täglich Kontakt und er hat mich irgendwie verstanden bzw mir nette Nachrichten geschrieben. Da habe ich mich wieder wichtig gefühlt und einfach nicht so allein. Und irgendwann konnte ich nicht mehr Stand halten. Ich habe meinen Partner betrogen (es ging so ca. 3, 4 Tage) und er hat es auf eine schlimme Art und Weise herausgefunden. Er kam unerwartet nach Hause als ich nicht da war und hat Sachen von seinem Bekannten gefunden

Daraufhin hat mein Partner mich erstmal gemieden. Da das alles kurz vor Weihnachten passiert ist, blieb ihm nicht mehr übrig, als seiner Familie und Freunden mit denen er Silvester gefeiert hat, zu erzählen was passiert ist. Im Januar gab es einen kurzen Hoffnungsschimmer seinerseits. Ich bekam irgendwann eine Nachricht, dass ich seine Große Liebe bin und er mir sogar das verzeihen würde. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich selber einfach nicht was ich will. Wir hatten dann bis März kaum Kontakt und ich habe mich zwischenzeitlich, ich weiß, es war dumm, nochmal mit dem anderen Mann getroffen. Aber ich war einfach einsam ohne meinen Partner.

Also bin ich an seinem Geburtstag zurück nach Hause gekommen. Ohne das wir es jemals ausgesprochen haben, haben wir es miteinander probiert. Aber meiner Meinung nach nie so richtig. Ich hatte das Gefühl, dass er nur die Vorteile genossen hat. Aber sobald es darum ging sich tagsüber mal bei mir zu melden oder meine Nachrichten zu beantworten, war es als wären wir kein Paar. Ich habe wirklich alles gegeben und tue es bis jetzt noch. Es gab gute Phasen, aber auch schlechte. Oftmals hatten wir Themen, da sprach er über sich als mein Freund. Dann wiederum sagte er mir, wir seien nicht zusammen. Ich glaube er wusste/weiß einfach selber nicht was wir sind. Ich habe ihn jederzeit auf mein Handy schauen lassen, wenn er es wollte. Habe ihm immer gesagt wo ich bin, mit wem, bin pünktlich nach Hause gekommen. Manchmal lagen wir morgens stundenlang im Bett und haben gekuschelt, wir haben gemeinsam Veränderung an unserem zuhause geplant und umgesetzt.an anderen Tagen konnte er nicht mal eine Umarmung zulassen.

Letzte Woche gab es plötzlich einen Rückschlag und ich weiß nicht was passiert ist. Er sagte, er kann nicht mehr und das es vielleicht am Besten wäre, wenn wir Abstand von einander gewinnen, damit er für sich entscheiden kann was er will. Er sagt, dass er nicht mehr so fühlt, wie es sein sollte. Das seine Gefühle nicht mehr so sind, wie sie sein sollten. Und das er niemand ist, der seine Partnerin kontrollieren möchte. Ich habe ihm gesagt, dass diese Kontrolle aber ja kein Dauerzustand sein muss und das ich alles dafür gebe um sein Vertrauen wieder zu gewinnen. Ich war dann auf seinen Wunsch für zwei Tage bei einer Freundin und habe es einfach nicht ausgehalten. Also bin ich zurück und er konnte zu keiner Zeit aussprechen, dass ich gehen soll. Wir haben den ganzen Sonntag miteinander verbracht und auch miteinander geschlafen. Währenddessen, ich weiß, blöder Zeitpunkt, habe ich ihn gefragt, was ich in dem Moment für ihn bin. Ich wollte einfach wissen, ob ich einfach nur ein Mittel zum Zweck bin. Seine Antwort: Meine große Liebe. Abends begann dann wieder die schlechte Stimmung. Schlussendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich nun wirklich zu einer Freundin gehe und wir uns in 2 Wochen treffen um miteinander zu sprechen. Er sagte, wenn mir danach ist soll ich ihm schreiben, er schaut dann ob er antwortet oder nicht
Ich habe ihn gebeten nicht zu kämpfen, da sagte er Das tue ich nicht, sonst würde ich den Abstand nicht in Betracht ziehen. In zwischen ist er einfach nur genervt von mir. Ich bin ein Mensch der über Gefühle spricht und reden, reden, reden muss. Da treffen aktuell Welten aufeinander.

Ich weiß, dass ich an dieser ganzen Sache selbst Schuld bin. Ich habe auch jedes Verständnis dafür, dass er Zeit braucht um das ganze aufzuarbeiten und habe vorgeschlagen, dass wir zur Paartherapie gehen. Aber das möchte er nicht. Er spricht nicht mal mit Freunden darüber, wir soll er da mit einer fremden Person sprechen. Das ist sein Argument.

Keine Ahnung was ich noch tun soll. Ich habe einfach furchtbare Angst, dass er in diesen 2 Wochen merkt, dass er ohne mich besser dran ist. Sorry vorab für das eventuelle durcheinander. Ich habe versucht alles so kurz wie möglich zu fassen.

Ich habe übrigens einen Termin für eine Einzeltherapie und möchte gerne mein schlechtes Selbstwertgefühl aufarbeiten, weil ich der Meinung bin, dass das bei meinem Betrug eine sehr sehr große Rolle gespielt hat. Er sagte übrigens, dass er mit unserer Beziehung voll und ganz zufrieden war und sich niemals sonst getrennt hätte. Ich hätte ihn quasi dazu gezwungen. Das verstehe ich auch. Aber umso schwerer ist es für mich die Hoffnung aufzugeben und loszulassen.

Wir waren immer so ein gutes Team.

Zitat von ness_123:

Schon immer war ich ein Mensch der viel Bestätigung benötigt. Sowohl in der Beziehung, als auch von Freunden, Familie usw. In der Schule wurde ich früher gemobbt und ich habe das nie richtig aufgearbeitet. Mir wurde als Kind immer gesagt wie hässlich ich sei.

Das sind Sachen für deren Aufarbeitung DU verantwortlich bist. Nicht dein Partner, nicht deine Freunde und nicht deine Familie sind dafür zuständig und auch nicht dafür dich ganz fest zu bestätigen, zu loben, zu hätscheln und zu tätscheln.

Das gehört zum erwachsen werden dazu, dass man für sein Gefühlsleben, für die Psyche, für ein stabiles Inneres, Eigenverantwortung übernimmt. Kein Partner kann deine Defizite ausgleichen. Auf Dauer kann das kein befriedigender Zustand sein, Nähe und Bestätigung im Bett anderer zu suchen und damit wirst du irgendwann in Zugzwang kommen. Lernst du wieder einen Mann für eine Beziehung kennen dann wirst du irgendwann wieder an dem Punkt sein wo du mit dir selbst zurechtzukommen musst.

Damals habt ihr euch getrennt weil er nicht über seine Gefühle sprechen kann und dir gegenüber zu wenig Verständnis hatte. Er wird kein grundlegend anderer Mensch. Er ist wie er ist und du bist wie du bist. Du schreibst ihr ward immer so ein gutes Team. Wäre das so gewesen, hätten sich einige negative Entwicklungen gar nicht ergeben.

Im Endeffekt muss er jetzt entscheiden was er will und wozu er noch bereit ist aber ich würde an seiner Stelle gehen. Nicht mal wg. dem Betrug sondern aufgrund des Rattenschwanzes der da dran hängt und der final erst zu dem Betrug geführt hat. Trotz Therapie, die irgendwann stattfinden wird wirst du dein Bedürfnis nach Bestätigung nicht von heute auf morgen ablegen und selbst eine Therapie ist kein Garant dafür. Das ist noch ein langer Weg. Nicht Tage oder Wochen oder Monate sondern Jahre.

Zitat von ness_123:

Ich war sehr glücklich in unserer Beziehung...

Warum geht man fremd, wenn man sehr glücklich ist?

Ness, erstmal musst Du mal lernen, dass Deine Beziehung nicht das gelbe vom Ei war. Von Deinen Problemen mal abgesehen. Niemand braucht Partner, die nicht über Gefühle reden können. Das sind Defizite Deines Ex die eine Beziehung deutlich erschweren und auch er müsste einiges Lernen. Das ist aber seine Aufgabe. Du siehst selber, das Du durch Dein Klammern (offensichtlich Angst vo dem Alleinsein) die Abwärtsspirale weiter angefeuert hast. Und ja, das hängt mit Deinem Selbstwert zusammen. So wie Du schreibst warst Du am Schluss eigentlich nur für den Sechs dar, alles andere war unwichtig. Schon das zeigt Dir, dass hier etwas gewaltig nicht stimmt. Sprich Du jetzt mal die Trennung aus und beginne dann mit der Therapie.

Du kannst keine Gefühle und gute Zeiten auf ein Konto einzahlen. Wenn Du fremdgehst ist es immer das Gefühl einer Trennung für den Partner. Wenn der Partner darüber hinweg ist, ist es ironischerweise einfacher für diesen eine Beziehung (nachhaltig) zu beenden. Was soll schon noch passieren, wenn ich mich doch außerhalb dieser Beziehung sicherer fühlen kann?

Dein Problem sind die nicht nur nicht aufgearbeiteten Probleme aus deiner Vergangenheit. Du kannst nicht das positive als Beziehungsrelevante Argumente nehmen und deine Probleme als Legitimation die Beziehung zu torpedieren. Eine ausgeführte Handlung bedarf eben auch immer einer gewissen Planung mit dem eigenen Gewissen. Glücklich sein ist immer ein Gefühl des Moments, echte Zufriedenheit und Seelenfrieden hingegen umso schwieriger zu bekommen. Ich denke hier solltest Du deinen Ex ziehen lassen, eben weil er vielleicht nicht solche Traumata hatte wie Du. Das wäre fair.

Zitat von ness_123:

eit Oktober 2012 waren/sind wir (Ich 25/Er 26) ein Paar

Du warst also 17 und er erst 18 als ihr zusammen gekommen seit.
Da er sowieso nicht der Romantiker war und du immer noch deinen Märchenprinzen suchst denke ich mal das es das gewesen war. Menschen die eh nicht so gut ihre Gefühle äußern können triften in einer Beziehung halt schnell in die Selbstverständlichkeit und Alltagsleben ab, was bei deinem Partner der Fall war/ist.
Ihr hättet vorher mal reden müssen, jetzt ist das Kind nun mal in den Brunnen gefallen und eine Wiederbelebung wird schwierig sein und werden weil er ja auch nicht daran mitarbeitet oder dir entgegen kommt.