Ich halte meine Gefühle nicht mehr aus

A
Hallo liebe Community,
ich habe ein echtes Problem. Ich bin 33, gerade erst geworden, und fühle mich wie ein Teenager. Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren. Ich fühle mich innerlich zerrissen und emotional am Ende, einfach nur, weil ich Emotionen habe, die ich nicht mehr in den Griff bekomme, seitdem ich diesen Menschen getroffen habe. Diesen Menschen kenne ich nicht lange. Wir haben oft Kontakt, und jedesmal spüre ich dabei einen permanent wachsenden Verliebtheitsgrad. Es nervt mich nur noch. Es kommt mir falsch vor, denn zwischen uns gibt es nur geschriebene Worte. Mein Leben und sein Leben ist vermutlich nicht mal besonders gut miteinander kompatibel. Ich fühle mich wie ein Idiot, der vor einem großen Hochsicherheitszaun steht und nicht weiß wie er rüber kommen soll. Ich möchte natürlich zu ihm auf die andere Seite, aber ich schaffe es nicht. denke nur noch daran wie ich die Grenze überwinden kann, ohne mich dabei am Zaun aufzuschlitzen. Ich habe große Angst vor Schmerzen und außerdem große Verlustängste. Außerdem zweifle ich an meinem Verstand. Ich schätze, er weiß das sehr genau, er provoziert das geradezu, er gibt mir allen Grund dazu, ihn zu mögen, mehr als nur zu mögen.
Wir chatten nur. Ich weiß so gut wie gar nichts über ihn. Er hält sich mit Informationen sehr zurück. Wenn wir quatschen, ist es immer lustig und unterhaltsam, manchmal auch sehr tief. Ich gebe mir Mühe locker zu sein, vermutlich wirkt das nur noch aufgesetzt. Ich habe gehofft, dass wir eine freundschaftliche Basis behalten können ohne Gefühle. Aber es funktioniert nicht, nicht bei mir. Als wenn ich einen Ballon habe in mir, der immer größer wird. Ich habe Angst, ihm diese Gefühle unbeabsichtigt zu zeigen. Ich habe inzwischen größere Angst vor meinen Gefühlen als vor seinen. Mit jedem Satz, den ich äußere, habe ich Panik, dass er dahinterkommt oder diese Gefühle nicht erwidern will. Ich möchte ihn nicht verlieren, nicht als Mensch nicht als Freund. Vorgestern habe ich Andeutungen gemacht, dass ich demnächst Zeit hätte, (also für ein treffen), doch darauf geht er überhaupt nicht ein. Ich fühle mich deswegen wie ein Versager. Vielleicht war es mein fehler: ich habe ihn nicht direkt gefragt, ob wir uns sehen wollen, sondern nur erwähnt, dass ich vielleicht dann und dann Zeit habe. Mehr nicht. Außerdem befürchte ich, falls wir uns mal verabreden, dass ich kalte Füße bekomme und eine halbe Stunde vorher absage, denn ich wüsste nicht wie ich ihm gegenübertreten soll, ohne mich schon am Anfang zu benehmen wie ein Idiot. Das würde ich nicht ertragen, Unfug zu reden aus Unsicherheit, oder ins Stottern zu kommen. Eigentlich bin ich ein lockerer umgänglicher Mensch. Ich mag ihn so sehr ... was kann ich machen, um mir die Angst davor zu nehmen?

23.01.2016 19:24 • #1


N
Deine emotionale Instabilität zeugt a) von großer Sehnsucht nach einer Beziehung b) von großer Bedürftigkeit. Beides ist dir mehr oder weniger auch klar. Einen Rat zu geben ist schwierig.

Was du über ihn indrekt zwischen den Zeilen schreibst, klingt ebenfalls auch stark nach Manipulation durch ihn, andererseits kann deine Extremhaltung auch ein solches Extrembild vom Gegenüber erzeugen.

In jedem Fall hat dein Verhalten für meine Begriffe suchtartigen Charakter. Ich würde mich öfters mit Männern umgeben, um lockerer zu werden. Unter den von dir beschriebenen Bedingungen bist du ja nicht mehr du selbst, völlig ausser dir, das kann m. E. nach nicht gut gehen. Entweder überrollst du den anderen oder er missbraucht deine Bedürftigkeit für seine.

Die Glorifizierung deines Gegenübers halte ich für unrealistisch und ist daher m. E. nach ungesund.

Wenn du das Beste für dich willst, dann nimm dich zurück und achte auf SEINE Reaktion, ich könnte mir vorstellen, dass er dann anfängt zu baggern. Vielleicht ist es aber einfach auch nur ein Mensch, der nichts weitergehendes von dir will als etwas Kontakt zu machen. Hier ist es unumgänglich wieder klarern Kopf zu bekommen, um andere Menschen wieder vernünftig einschätzen zu können. Alles andere hat doch keinen Sinn und endet womöglich im Desaster, was soll dir das denn bringen ausser Problemen? Werde dir klar darüber, was du wirklich für deine Zukunft willst und was nicht.

Wenn du sichergehen willst, treffe dich an einem dir bekannten Ort in einem Café, in dem aber auch 2 Freundinnen von dir in sicherer Nähe sitzen, zu denen du dich dann abseilen kannst, wenn es dir aus irgend einem Grund zuviel mit ihm wird.
Der Vorteil: du weisst nun von wem du sprichst -du entmystifizierst dein Gegenüber weil er zu einem Menschen aus Fleisch und Blut geworden ist- und kannst deine Gefühle relativieren. Angst besiegt man auch dadurch, indem man auf sie zugeht, statt sie sich immerzu anzusehen - so wird sie nur größer. Erfahrungen sammeln ist hier das Stichwort!

Nichts für ungut, aber ich finde es als Mann für eine Frau nicht unkritisch sich mit wildfremden Männern zu treffen als umgekehrt.

23.01.2016 20:00 • #2


E
Danke Niki für deinen guten Rat.

Zitat:

Was du über ihn indrekt zwischen den Zeilen schreibst, klingt ebenfalls auch stark nach Manipulation durch ihn, andererseits kann deine Extremhaltung auch ein solches Extrembild vom Gegenüber erzeugen.


es ist schwierig herauszufiltern, was davon zutrifft. Wenn es gezielte Manipulation war, hat er seine Sache echt gut gemacht.
Meiner Ansicht nach gehört eine leichte Manipulation durch Andeutungen ja irgendwie auch zum Wesen des Kennenlernens ...

Die Bedürftigkeit, wie du es nennst, habe ich ihn eben nicht gezeigt, eher umgekehrt. Habe versucht, das Tempo zu drosseln, und die Worte kontrolliert im Rahmen zu halten, es also nicht zuzulassen irgendein Gefühl.

Doch jetzt merke ich eben, dass ich das nicht mehr kann. Es geht einfach nicht mehr.

Zitat:

In jedem Fall hat dein Verhalten für meine Begriffe suchtartigen Charakter. Ich würde mich öfters mit Männern umgeben, um lockerer zu werden.


suchtartig? Wie meinst du das? Mein verhalten war/ist immer kontrolliert, zu jeder Zeit.


Ich umgebe mich auch oft mit Männern. Ihnen gegenüber bin ich meistens aufgeschlossen, aber nicht süchtig nach Bewunderung. Meistens bin ich sogar diejenige, die Gespräche eher locker angeht oder Zwischenmenschliches unverkrampft erwidert. Genau das ist eigentlich meine Stärke.

Zitat:

Unter den von dir beschriebenen Bedingungen bist du ja nicht mehr du selbst, völlig ausser dir, das kann m. E. nach nicht gut gehen. Entweder überrollst du den anderen oder er missbraucht deine Bedürftigkeit für seine.



Einen Gang runterschalten würde ich gerne, am Liebsten sogar mehrere. Ich will das selbst nicht zulassen, da mir diese Extremseite von mir sehr bewusst ist und mir wirklich zu schaffen macht. Denn - wie du schon richtig erkannt hast, erzeuge ich damit ein Extrembild des Gegenübers. Das darf nicht passieren.

Zitat:
Die Glorifizierung deines Gegenübers halte ich für unrealistisch und ist daher m. E. nach ungesund.


Ich glorifiziere ihn ja nicht. Es ist schon richtig, wie du das analysiert hast, bis auf ein, zwei Kleinigkeiten. Jemanden zu glorifizieren kann ich selbst nicht leiden und es gibt auch keinen Grund dazu, außer dass ich Menschen sehr schnell vertraue und sie sehr schnell zu schätzen wisse .. aber es fühlt sich momentan an als würde er mich in eine Sackgasse laufen lassen, die nichts anderes zulässt, außer meine Empfindungen.

Zitat:
Entweder überrollst du den anderen oder er missbraucht deine Bedürftigkeit für seine.


Also wenn man Gefühle für jemanden hat, ist es doch meistens so, dass irgendwann dieser gewisse Moment kommt, wenn man den anderen das unterschwellig mitteilen möchte. Überrollen kann man das nicht nennen. Es beruht eher auf Gegenseitigkeit, hoffe ich ..

Zitat:
Alles andere hat doch keinen Sinn und endet womöglich im Desaster, was soll dir das denn bringen ausser Problemen?


Desaster ist so ein hartes Wort. Ich möchte keine Probleme durch ihn bekommen. Ich glaube auch nicht, dass das in seinem Interesse ist.

Zitat:
Der Vorteil: du weisst nun von wem du sprichst -du entmystifizierst dein Gegenüber weil er zu einem Menschen aus Fleisch und Blut geworden ist- und kannst deine Gefühle relativieren. Angst besiegt man auch dadurch, indem man auf sie zugeht, statt sie sich immerzu anzusehen - so wird sie nur größer. Erfahrungen sammeln ist hier das Stichwort!


das ist mir auch wirklich sehr wichtig, das Ganze irgendwie zu entmystifizieren, indem wir uns sehen (sonst wird es immer schlimmer) es ist ein sehr undankbarer Zustand. wenn es denn überhaupt dazu kommt, sich mal zu sehen ... Sieht ja eher nicht danach aus.

Danke nochmal Niki für deine Einschätzung

23.01.2016 21:18 • #3




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