Hallo Franz,
ich nehme mal an, heute Nacht kreisen deine Gedanken nur immer wieder um deine Noch-Frau.
Man spürt richtig beim Lesen deiner Beiträge, wie verzweifelt du bist. Wie du nach Lösungen suchst, um nicht ganz den Halt zu verlieren. Als ob du nun mitten im Meer schwimmst, und die rettende Boje sich immer weiter entfernt... immer wieder versuchst du, danach zu greifen, irgendwie.
Oder man könnte es auch so sehen, dass du irgendwie zusammenhalten möchtest, was nicht mehr zusammengehört. Weil du dich so verdammt verloren fühlst alleine.
Deiner Noch-Frau geht es nicht so. Sie hat dieses Gefühl nicht zu ertragen, denn da ist schon wieder jemand, an dem sie sich festhält. Das meiste, was du in dieser Zeit an schlimmen Gedanken und Gefühlen hast, hat sie nicht.
Vielleicht geht es ihr zur Zeit sogar richtig gut. Sie bekommt zwar mit, wie du versuchst, eure Verbindung, die mal da war, nicht ganz zu kappen, aber sie braucht dich nicht mehr in ihrem Leben. Das klingt hart, ich weiß. Und es tut einfach höllisch weh, es so zu sehen, auch das weiß ich.
Sie hat den für sich leichteren Weg gewählt. Und sie hat eine Entscheidung getroffen, die euch alle betrifft. Ob sie richtig oder falsch ist, spielt im Grunde keine Rolle. Du und deine Kinder müssen nun die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen.
Sie ist nicht mehr deine Boje. Eigentlich ist sie nicht mal eine Boje. Du empfindest das nur so im Moment. Sie erscheint nur stark, weil sie gleich wieder jemanden hat, der ihr Halt gibt. Während du immer noch um sie herumkreist. Dankbar für jedes noch so dünne und brüchige Seil bist, das dir das Gefühl gibt, sie lässt dich da nicht verzweifelt alleine herumpaddeln...
Weißt du, ich denke, jeder würde lieber ganz anders mit so einer Situation, ähnlich wie die, in der du gerade bist, umgehen können. Aber es gibt Situationen im Leben, die einem die eigenen Grenzen aufzeigen. Und die einen in eine Lebenskrise stürzen. Gerade auch, wenn man Menschen loslassen muss, die mal zu einem gehörten, und die man doch gar nicht loslassen wollte. Wie man es schafft, aus so einer Krise herauszukommen, wird die Zeit zeigen. Und manchmal muss man sich auch einfach eingestehen: sie ist zu groß für mich, ich schaffe es nicht, einfach so weiterzuleben, als wäre nichts passiert.
Es ist schon mal gut, dass du hier schreibst. Über deine Gedanken und Gefühle. Über das, was dich gerade so furchtbar quält. Aber wenn ich du wäre, würde ich mir noch andere Hilfe holen. Jemanden, der dir zuhört, der mit dir redet. Denn für mich sieht es aus, als wenn du kurz vor einem Zusammenbruch stehst. Hast du deinem Hausarzt schon von deiner ungeheuren momentanen Belastung erzählt? Es wäre vielleicht ein erster Schritt.
Manchmal merkt man selbst gar nicht, wie anstrengend es ist, immer nur im Kreis zu schwimmen. Wie sehr einen das letztendlich schwächt. Oft mehr, als hätte man ein erreichbares Ziel, auf das man sich zubewegt, egal wie klein die Schritte dorthin sind.
Vergessen geht nicht. Aber loslassen, wer einen selbst schon längst losgelassen hat.
Lieben Gruß
seamless
30.08.2014 04:39 •
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