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Ich liebe meinen Mann nicht mehr

G
Liebe Leser.

mein Mann und ich sind 17 Jahre zusammen und 10 Jahre verheiratet. Unser Kind wird 9 Jahre alt.

Vor 2 Jahren hatten wir eine schlimme Krise. Er verliebte sich in eine andere Frau, hat sich mit ihr einmal getroffen und einmal geküsst.

Ich wollte ihn unbedingt zurück. Er ist dann auch geblieben und hat den Kontakt zu der anderen Frau abgebrochen.

Aber danach haben sich meine Gefühle geändert. Je mehr er mir zeigte, dass er mich liebt, desto gleichgültiger wurde er mir.

Ich mag ihn wirklich sehr und ich wünsche mir, dass er eine neue Frau kennen lernt. Ich möchte gern allein leben (mit Kind natürlich ).

In wenigen Jahren ist unser Kredit abgezahlt und jeder hat dann genug Geld, um allein gut leben zu können.

Ich warte nur darauf, aber ich denke, für ihn wird eine Welt zusammen brechen, da er seit der Frau alles für mich tut, um mich glücklich zu machen.

Ich weiß nicht, ob die Gefühle wieder zurück kommen. Er ist für mich eher wie ein bester Freund. Das geht nun seit einem Jahr so.

29.12.2014 08:25 • #1


Disappointed_m
Also bleibst du nur aus wirtschaftlichen Gründen noch mit ihm zusammen?

29.12.2014 10:28 • #2


A


Ich liebe meinen Mann nicht mehr

x 3


Rose-32
..... oder auch aus Mitleid ... ?!

Ich würde mich mit ihm zusammensetzten und offen über deine Gefühle sprechen , liebe Gästin .... wenn du das vielleicht nicht eh schon gemacht hast ...
Ich denke Offenheit und Ehrlichkeit hat er verdient - genauso wie deine Tochter und du selber natürlich auch !

17 Jahre wischt man natürlich nicht so einfach weg - nur Gefühle können sich eben ändern - uns allen kann das passieren - und ich denke, auch wenn es ev verletzend werden kann - Offenheit ist einfach sehr wichtig ....
Den Kontakt muss man ja deswegen nicht abbrechen !

Aber vielleicht findet ihr ja doch wieder zusammen -

Ich wünsche dir alles Gute !

L.G. Rose

29.12.2014 10:38 • #3


S
Hallo,

ich kann Rose nur zustimmen. Kind und wirtschaftliche Interessen sind die denkbar schlechtesten Argumente, um eine Beziehung weiterzuführen. Entweder Du emfpindest noch ein wenig mehr als Freundschaft und Ihr redet viel miteinander, denkt vllt über eine Paartherapie nach, probiert neue Sachen aus, um Euch neu zu entdecken und so die Liebe wieder zu finden, oder Ihr trennt Euch.

Und dafür gibt es nie einen idealen Zeitpunkt. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende...das sagt man nicht ohne Grund. Es wäre auch für Ihn in dem Fall das Beste, denn das gibt Ihm die Chance, schneller jemanden kennenzulernen, der Ihn liebt, das wäre nur fair. Und das hat auch er verdient, denn wir haben nur ein Leben und das ist zeitlich auch noch beschränkt!

Viele Grüße und mach das Richtige!
SecondMe

29.12.2014 11:24 • x 1 #4


miaaa
Hallo,

Ich finde auch du solltest mit ihm drüber reden.
Es wäre unfair nur wegen der oben genannten Gründe mit ihm zusammen zu bleiben. Wenn du wirklich keine Gefühle mehr für ihn hast, ziehst du das Leid nur unnötig in die Länge. Ein ehrliches Gespräch ist aufjedenfall besser als ihm jetzt irgendetwas vorzuspielen.
Redet miteinander, alles andere wird sich dann zeigen :p
Liebe Grüße!

29.12.2014 11:35 • #5


Tiefes Meer
Hallo Gast,

Was mich an Deiner Geschichte stolpern lässt ist das hier
Zitat von Gast, weiblich:
Aber danach haben sich meine Gefühle geändert. Je mehr er mir zeigte, dass er mich liebt, desto gleichgültiger wurde er mir.

Ich kann an dem Punkt nur herumraten, aber da Du da einen Zusammenhang hergestellt hast, wird da auch einer bestehen und es lohnt sich hinzusehen, was da unter der Haube vor sich geht, um zu prüfen, ob man das irgendwie knacken kann.

Kann es sein, er sich derzeit zu sehr um Dich bemüht ? Es gibt unterschiedliche Gründe, warum das auf ein Gegenüber abstoßend wirkend kann.

ich bin sicher die letzte, die jemandem raten würde, in einer Beziehung zu bleiben, in der sie/er schlecht behandelt wird. Aber das ist bei Euch beiden ja nicht der Fall und zumindest Freundschaft ist von Deiner Seite nach wie vor gegeben. Auch besteht der Wunsch, daß ihr nach einer möglichen Trennung beide wirtschaftlich gut dasteht. Daher lohnt es sich schon sehr genau hinzusehen.

Miteinander reden halte ich auch für richtig. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es für eine gute Idee halte, da gleich mit der definitiven Ansage einer Trennung reinzugehen. Bislang weiß er ja von Deinen Gefühlen ja wohl noch gar nichts und hatte damit auch keine Chance, damit umzugehen.

Wenn sovieles auf dem Spiel steht wie bei Euch ist auf jeden Fall eine Eheberatung eine gute Idee. Sei es, um vielleicht doch noch einen Weg zueinander zu finden, sei es, um eine gute Trennung hinzubekommen, bei der sich alle Beteiligten hinterher noch gut in die Augen sehen können.

Alles Gute,
Tiefes Meer

29.12.2014 13:42 • x 2 #6


K
Hallo liebe Gästin,

wirf nicht gleich alles weg. Gefühle ändern sich, dass ist richtig. Das heisst nicht, dass man den Partner nicht mehr liebt, vielleicht ist die Liebe nur eine andere geworden. Das wichtige ist doch das man genau überprüft, was anders geworden ist, was nicht mehr passt!?!? Eine Beziehung muss nicht daran zerbrechen weil die vermeintlichen Schmetterlinge nicht mehr im Bauch vorhanden sind. Nach solanger Zeit gewinnt die Liebe an Tiefgang. Vielleicht meinen wir dann, dass wir für den anderen nicht mehr so fühlen wie zuvor. Aber das ist meistens nicht so. Es ist nur anders geworden. Hier lohnt es sich genau hinzusehen! Vielleicht auch hilfe in Form von einer Paartherapie anzunehmen. Ich lese so häufig das Paare sich trennen, weil das kribbeln vermisst wird. Weil einer von beiden in der Beziehung etwas vermisst. Meistens ist das doch nur ein Problem in der Kommunikation zwischen beiden! Der einfache Weg ist es, sich neu zu verlieben. Wieder die Schmetterlinge zu spüren. Das Aufregende erste Mal usw. Ich denke, Beziehung fängt da an, wo die Schmetterlinge stumm werden. Meiner Erfahrung nach gibt es gute und schlechte Zeiten. Vielleicht, und das wünsche ich euch, seid Ihr in einem Tal eurer Beziehung angekommen. Aber Ihr habt es in euren Händen! Ihr könnt gemeinsam daran arbeiten, dann werdet Ihr auch wieder glücklich miteinander sein könnt.

LG

29.12.2014 15:05 • x 1 #7


G
Vielen Dank für Eure Antworten!

Ich liebe meinen Mann schon noch, aber eher wie einen Bruder oder besten Freund.

Ich habe auch keinerlei Interesse an einem anderen Mann. Ich bin auch nicht unglücklich, weil wir harmonieren. Er ist ein netter Kerl und ich wünsche ihm das Beste.

Ich weiß nicht, ob er allein glücklich wäre. Deshalb würde ich mir wünschen, dass er eine neue Frau kennen lernt.

Vielleicht ist das alles auch nur eine Phase. Aber ich habe seit einem Jahr wirklich den großen Wunsch, allein zu leben.

Ich will ihn nicht unglücklich machen.

29.12.2014 19:40 • #8


T
Ich kenne dieses Gefühl. Alles ist in bester Ordnung, die Dinge gehen ihren Weg, finanziell ist alles in Ordnung, die Partnerschaft funktioniert. Und trotzdem gibt es eine Art Sehnsucht, die an und für sich nicht mal genau definierbar ist. Menschen, die vor allem finanziell unabhängig sind und auch so sehr selbständig und selbstbewusst sind, einfach auf eigenen Beinen stehen, im Job ihre Erfüllung haben und in der Partnerschaft absolut gleichberechtigt und auf Augenhöhe sind, entwickeln sich oft zu Suchenden.
Aber nach was suchen wir denn? Ich kann es nicht mal sagen. Nach jemanden der einem doch hin und wieder überlegen ist? Der eine Mensch, der es schafft doch mal die schwache Seite an einem rauszukitzeln und es genießt. Es liebt, dass die starke Partnerin an seiner Seite auch einfach mal nur in den Arm genommen werden möchte, Hilfe annimmt und nicht alles selber kann (auch wenn sie es könnte). Dieses sich fallen lassen (könnten/wollen) kenne ich nicht. Ich bin diejenige die auffängt und die Fahne immer und eisern hoch hält. Kann kommen was will.

Ich lebe das gleiche Leben wir Du, ohne Kind dafür mit einigen gemeinsamen Haustieren. Manchmal wünsche ich mir er würde wenigstens mal mit einer anderen flirten. Er ist so eine treue und aufmerksame Seele. Ist es vielleicht das? Man ist sich ihrer so was von sicher, dass es langweilt? Auch ich wünsche mir immer mal wieder er würde eine andere kennenlernen und sich verlieben. Auch ich kann mir gut vorstellen alleine zu leben. Ich habe meinen Beruf, viele Freunde, ich würde ein schönes Leben haben.

Meine Beziehung (14 Jahre) geriet ziemlich genau vor 1 Jahr ins schlingern. Wir nahmen eine Auszeit und ich zog für kurze Zeit aus. Er litt wie wahnsinnig, er war aber auch derjenige der die Beziehung ins wanken brachte. Schon damals fühlte ich mich eigentlich wohl in meiner Haut und baute bereits an meinem neuen Leben. Aber ich ging zurück und kämpfte mehr als er um unser Leben. Es ging länger bei ihm aus der Schockstarre raus zu kommen, er hatte nicht damit gerechnet das ich gehen würde, sondern viel mehr das ich mich seinen Wünschen beugen würde. Aber ich beugte mich nicht, und da wurde ihm klar das unser Leben nicht alles für mich ist, aber für ihn ist es alles.

Er ist immer noch unsicher, und er traut mir nicht wirklich zu 100%. Es gab keine Affären, es war ausschließlich sein Benehmen das mich damals aus dem Haus trieb. Warum er jetzt einen anderen Mann, den es definitiv nicht gibt, hinter jeder Verspätung, hinter jedem Umweg vermutet, ist mir ein Rätsel.
Aber es nervt. Ich weiß nicht was er von mir will, nur, ich glaube er versucht mich wieder mit seinen komischen Attacken zu beeinflussen. Ich soll mich wieder beugen, seinen Vorstellungen und vor allem seiner Pünktlichkeit und manchmal schon krankhafter Genauigkeit. Es ziehen alte Verhaltensmuster in neuem Kleid verpackt ein. Ich gebe aber nicht auf. Ich halte die Fahne oben und werde nicht untergehen. Sollte er auf der Strecke bleiben, was ich mir wirklich nicht wünsche (trotz der Fantasien), werde ich ihm aber kein 2. Mal die Hand reichen, sondern meinen Weg weiter gehen.
Vielleicht spielt es auch eine Rolle das man schon einmal gespürt hat, es geht auch gut alleine. Man ist sehr nah bei sich selbst und weiß wozu man fähig ist und was man eigentlich gar nicht braucht. Das ist ein tiefes Gefühl von Sicherheit, die einem ein anderer Mensch nicht geben kann.

30.12.2014 17:30 • #9


Tiefes Meer
Liebe Gast,

Du schreibst:
Zitat von Gast, weiblich:
Ich liebe meinen Mann schon noch, aber eher wie einen Bruder oder besten Freund... Er ist ein netter Kerl und ich wünsche ihm das Beste.


Bruder und Netter Kerl klingt ziemlich reizlos. Wie oben schon gesagt - ich kann nur herumraten, heißt mich in Deine Situation hineinfühlen und mich fragen, wie es mir damit ginge. Wenn ich das tue, drängt sich mir das Bild eines schuldbewußten kleinen Jungen auf, der echten Bock-Mist gebaut hat und nun mit Wohlverhalten bei seiner Mama den Schaden wieder gut machen will. Nur, daß Du dummerweise nicht seine Mama bist, sondern seine Partnerin und schon ein Kind hast und vermutlich kein zweites brauchst.

Das würde auch das hier erklären:
Zitat von Gast, weiblich:
Vielleicht ist das alles auch nur eine Phase. Aber ich habe seit einem Jahr wirklich den großen Wunsch, allein zu leben.


Du schreibst:
Zitat von Gast, weiblich:
Ich will ihn nicht unglücklich machen


Liebe Gast,

wer will schon einen anderen Menschen unglücklich machen ? Darin finde ich mich sosehr wieder. Leider gibt es manchmal keinen Weg, um das zu vermeiden.

Vielleicht hilft es Dir, den Zusammenhang zur ursprünglichen Verletzung - dem Fremdgehen - herzustellen. Letzlich scheint die Dynamik, die zwischen Euch läuft - ja da ihre Ursache zu haben. Manchmal kann man die Dinge, die man im Leben macht, nicht mehr vollständig heilen und muss dann die Konsequenzen tragen. Das ist bitter und der einzige Trost liegt darin, daß es dazu beiträgt erwachsener und reifer zu werden, wenn man die Herausforderung des Lebens begreift, die darin liegt.

Das klingt jetzt ein wenig schwarz, wird mir gerade klar. Ich (das ist aber nur meine Sicht) mag nicht ausschließen, daß es für Eure Ehe noch Hoffnung gibt. Es ist ja offen, wie er auf eine Aussprache und ggf. Eheberatung reagiert. Es ist auch offen wie es Dir mit seiner Reaktion dann geht. Kann ja auch dazu führen, daß sich die Beziehungsdynamik nochmal dreht. Immerhin gab es Zeiten, in denen Du so stark an ihm gehangen hast, daß Du diejenige warst, die die Beziehung unbedingt halten wollte. Vielleicht gelingt es ihm ja, sich wieder in den Mann zu verwandeln, den Du mal anders geliebt hast, als Frau.

Alles Gute für Dich, für Euch drei
wie auch immer Dein Weg ist - Ich wünsche Euch sehr, daß ihr gut und alle möglichst unbeschadet durch diese schwere Zeit kommt.

31.12.2014 13:53 • #10


H
Liebe Gastschreiberin,
ich kenne meinen Nochmann 30 Jahre und 20 davon sind wir zusammen (9 verheiratet). Unsere Scheidung läuft. Ich kenne das Gefuehl was du beschreibst zu deinem Mann. Wir haben eine Freundschaft, ein Bruder/Schwesterverhaeltnis und harmonieren als Familie in einem gemeinsamen Haus auf W
zwei Etagen fuer unsere Tochter. Ihr geht es gut und die Trennung ist fuer sie kaum spuerbar. Mir fehlt jedoch ein Partner und meine erste Beziehung nach der Trennung zu meinem Nochmann ging vor drei Wochen in die Brueche.

Ich werde nicht mein Leben auf lange Sicht so leben koennen, denn die Freundschaft ersetzt keinen Partner. Ich denke ue er kurz oder lang werde ich mich auch zur räumlichen Trennung entscheiden muessen um mein eigenes Leben mit Kind und evt neuem Glueck finden und leben zu koennen. Noch bin ich nicht so weit.

Dir alles Liebe und viel Kraft fuer die Zukunft!

Hope

31.12.2014 14:12 • #11


H
Hallo in die Runde!

Ich erlaube mir einmal auf das einzugehen, was Tingeltangel beschrieben hat und was mich doch nachdenklich stimmt.
Dazu werde ich ein Beispiel zu Hilfe ziehen.

Es gab vor einiger Zeit eine zehnteilige Dokumentation auf arte, in der es um die Durchquerung der Nord-West-Passage (ein legendärer Seeweg in arktischen Gewässern) ging. Einer der Protagonisten, ein Norweger glaube ich, erlebte genau das was Du beschreibst. Er hat einen super Job und eine Partnerschaft; lebt also ein Leben, dass wir heute als erfolgreich bezeichnen. Und trotzdem war dieser Mann unglücklich, weil in ihm auch das Gefühl entstand, ach etwas auf der Suche zu sein. Er selbst bezeichnete sein derzeitiges Lebensgefühl als eine Art Depression, aus der er ausbrechen wollte. Und genau an dem Zeitpunkt bekam er das Angebot von einem Freund, mit einem kleinen Segelboot das Abenteuer Nord-West-Passage zu wagen, welches er nach einigem Zögern auch angenommen hat. Gesagt-getan. Und plötzlich befand sich dieser Mann in einer Situation, in der eben nicht alles berechenbar, steuerbar war und alles automatisch funktionierte. Stürme, Eisfelder und er Alltag an Bord lassen sich eben nicht einfach kalkulieren. Er wurde quasi wirklich auf das zurückgeworfen, was ihn als Mensch ausmacht. Und genau an dem Punkt erlebte er seine Katharsis und er begann darüber nachzudenken, wie er in seinem festgefahrenen Leben so funktionierte und eben auch in der Beziehung zu seiner Frau. Es entstand plötzlich das Gefühl der Wertschätzung für das, was wirklich wichtig ist. Materieller Wohlstand, Verantwortung und Karriere rückten in den Hintergrund. Er begann wieder zu fühlen, schrieb Lieder auf der Gitarre, Gedichte in sein Tagebuch und musste seine Rolle im Team auf dem Boot finden. Er war nicht mehr der, der alles kontrollierend im Griff hatte. Das brachte ihn am Ende der beschwerlichen Reise dazu zu sagen, dass er als besserer Mensch zurückkehren wird und auch seine Beziehung anders führen will. Seine Prioritäten hatten sich verschoben.

Ich will mit diesem verdeutlichen, dass dieses Suchen vielleicht gar nichts mit der Partnerschaft zu tun hat, sondern dass es vielleicht um etwas Tieferliegendes geht, was mehr mit einem selbst als mit der Beziehung zu tun hat. Und vielleicht ist es auch gar nicht der Alltag der Liebe, der scheinbar die Luft verliert sondern eher der Alltag, der im Job stattfindet und den wir mit in die Beziehungen schleppen. Ich lese hier ganz oft, dass zum Beispiel Menschen ihre ganze Kraft in die Karriere stecken und dann daheim eben keine mehr für sich und ihr Gegenüber haben. Und wenn ich überlastet, ausgelaugt und mies gelaunt bin, was tue ich? Ich gebe diese innere Unzufriedenheit nach außen ab. So wie ich ein Lächeln weitergebe, wenn ich mich unbeschwert und sonnig fühle.
Und dann kommt es zum nächsten Punkt. Der Partner soll doch bitte dafür sorgen, dass es mir gut geht und ich mich wahrnehme. Dabei könnte es mir viel besser gehen, wenn ich mal meine Lebensweise reflektieren würde und mal darüber nachdenke, was mich wirklich fühlen und mich selbst wahrnehmen lässt. Der Job wird es sicher nicht sein. Dort funktionieren nämlich die meisten mit einer Maske, die ihnen u.U. überhaupt nicht entspricht. In leitender Position z.B. muss man hart und berechnend sein, obwohl man vielleicht als Mensch ganz verletzlich, empathisch und eigentlich spontan ist. Und dieses Doppelleben soll glücklich machen und uns Selbstverwirklichung schenken? Ich weiß nicht... Man entfernt sich doch eher immer weiter von sich selbst bzw. von seinen Gefühlen. Da darf es dann nicht wundern, warum die Depressionen in unserer Gesellschaft zunehmen. Auch von dieser Erkrankung liest man im Forum, gefühlt in jeder zweiten Geschichte. Mir gibt das zu denken.
Mein Eindruck ist, dass viele stetig unter Strom stehen und sie kaum noch zur Ruhe kommen können oder wollen. Immer muss etwas passieren, alles muss aufregend sein, jeder Endorphinausstoß wird geifernd herbeigesehnt. Dass was verlässlich und beständig ist, wird als tödlicher Stillstand begriffen. So oft auch Partnerschaften. Um Gottes Willen keine Routine! Und wenn ich mich selbst nicht spüre, soll der Partner bitte diese Lücke füllen. Wir vergessen dabei, dass es andere Wege und Möglichkeiten gibt, die uns näher an unsere Gefühle bringen können. Das kann ein kreatives Hobby sein, spirituelle Dinge, eine soziale Aufgabe oder etwas Körperliches, dass uns herausfordert. Dort können wir unser Bedürfnis nach dem Gefühl der Schwäche, der Stärke und des Erfolgs viel besser spüren als es uns eine volle Lohntüte am Monatsende jemals vermitteln können wird. Denn Geld ist etwas Unpersönliches, Unemotionales, Unkreatives, auch wenn uns die Welt von heute etwas anderes vermitteln will. Ich schweife etwas ab...

Was ich nur sagen will ist, dass man sein persönliches Gefühl für sich selbst nicht vom Partner abhängig machen sollte. Dann passieren vielleicht auch solche Dinge nicht mehr, wie das Beenden einer Partnerschaft, nachdem die gemeinsamen Kinder flügge geworden sind und plötzlich die Inhalte im Leben fehlen. Man liest ganz oft, dass sich nach so einem Einschnitt die Leute plötzlich anfangen, sich eine sportliche oder kreative Beschäftigung suchen, in der sie sich wieder wahrnehmen. Ich frage mich dann immer, was in der Zeit der Partnerschaft passiert ist und warum man da nicht in der Lage war, ebenso für sich zu sorgen. Haben diese Menschen nur durch den Partner gelebt und sich dabei völlig aus den Augen verloren? Woran liegt das? Hat etwas mit unserem romantischen Ideal der Liebe zu tun oder etwas damit, dass wir emotional nie wirklich auf eigenen Beinen gestanden haben; erwachsen geworden sind?

Es ist viel geworden, so kurz vor dem Jahreswechsel. Aber vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt, mal ein paar Gedanken loszuwerden, die mich seit geraumer Zeit begleiten.

Ich wünsche allen einen möglichst guten Rutsch und ein erfolgreiche(re)s 2o15!

31.12.2014 15:54 • x 5 #12


Skorpion1972
Hallo,
warum suchen wir immer wieder nach den Schmetterlingen im Bauch. Ich wurde nach 22 Jahren verlassen, weil er mich nicht mehr liebt, nur noch wie eine Schwester. Ich war am Boden zerstört und machte ein Therapie. Dort sagte man mir, wenn ein Mann nach so vielen Jahren sagt er liebt mich wie seine Schwester habe ich nix falsch gemacht, denn die Gefühle ändern sich und das wäre mehr als viele andere haben die noch zusammen sind. Leider hat es mir nix gebracht, er suchte sich eine Neue, doch auch da werden die Schmetterlinge auf den Boden fallen, vielleicht noch schneller!

31.12.2014 16:13 • x 2 #13


F
Mal wieder toll geschrieben, Hinrich....ganz ehrlich! Regt sehr zum nachdenken an und betrifft sicher nicht nur uns, die Mitglieder in diesem Forum. Es greift Dinge auf, und ich denke das kann man ruhig so sagen, die für 80% unserer Gesellschaft eine mehr oder minder große Rolle spielen dürften....

31.12.2014 17:27 • x 1 #14


Tiefes Meer
Hinrich, ich mag mich da gerne den Worten von Franky anschließen.
Allen in der Runde ein gutes 2015

31.12.2014 17:56 • #15


A


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