Hallo!
Ich suche Rat, weil ich mich gerade jetzt an den Weihnachtstagen nach den Ereignissen der letzten Zeit ein wenig einsam fühle. Ich habe mich verliebt, und zwar in meine beste Freundin, und diese Liebe wurde nicht erwidert. Und nun muss ich eigentlich ein paar Entscheidungen treffen, wie es in Zukunft weitergehen soll, aber ich weiß nicht, was ich machen soll.
Das Ganze ausführlich: Ich habe meine beste Freundin vor vier Jahren kennengelernt. Es ging mir damals nicht besonders gut, weil meine Mutter schwer krank war (Pflegefall) und meine spätere beste Freundin war einfach schon immer ein Schatz. Als wir uns etwas besser kannten, hat sie mich unter ihre Fittiche genommen und sich ganz oft furchtbar lieb um mich gekümmert, wenn es mir nicht gut ging. Ich hatte damals wirklich noch keine romantischen Gefühle für sie, aber auf freundschaftlicher Ebene hat vom ersten Tag an einfach alles zwischen uns gestimmt. Es gab eine Chemie zwischen uns, die unglaublich war, und ich glaube es vergingen Monate, bis es mal den ersten kleinen Streit gab, weil wir uns fast immer einig waren. Und diese Streits waren dann auch nur Kleinigkeiten, die nach einer Stunde wieder vergessen waren. Da wir auch noch im selben Beruf arbeiten, haben wir mehr als genug Gemeinsamkeiten und Gesprächsstoff gehabt. Schließlich haben wir uns sogar angewöhnt, uns immer gemeinsam zu denselben Fortbildungen in unserem Fachbereich anzumelden und es auch dadurch öfter gesehen und beruflich miteinander zu tun gehabt.
Meine beste Freundin hatte damals noch einen Freund, als wir uns kennengelernt haben, aber die Beziehung lief nicht besonders gut. Ihr Freund war oft eifersüchtig auf mich und ich muss ganz offen dazu sagen, dass ich ihn da sogar ein wenig verstehen kann. Meine Freundin hat mich nämlich manchmal sogar vorgezogen. Wenn meine Mutter mal wieder ins Krankenhaus musste, dann hat sie alles stehen und liegen gelassen und ist mitten in der Nacht zu mir gefahren. Das hat ihrem Freund . der in meinen Augen übrigens ein arroganter Ar. war, der eine so nette Frau gar nicht verdient hatte - natürlich nicht gepasst.
Nun ja, nach etwa einem Jahr war dann auch Schluss zwischen den beiden. Sie hat Schluss gemacht, weil sie herausgefunden hat, dass er sie betrogen hat. Und das offenbar nicht nur einmal. Natürlich ging es meiner besten Freundin in der folgenden Zeit nicht gut und nun war ich derjenige, der für sie da war und mitten in der Nacht zu ihr gefahren ist, wenn es sein musste. Wir haben in dieser Zeit nach der Trennung ein unfassbar starkes Band zueinander aufgebaut. Obwohl wir keine Beziehung hatten, habe ich mich ihr mehr verbunden gefühlt als all meinen Exfreundinnen. Wir haben dann sogar mal einen Wochenend-Urlaub nach Hamburg gemacht und später eine Woche in Südtirol verbracht. Jeweils im Doppelzimmer, aber mit getrennten Betten, also praktisch in Zwei-Bett-Zimmern.
Sie ist nach der Trennung auch wieder in eine eigene Wohnung gezogen und zwar war diese nur vier Kilometer von mir entfernt. Wir haben uns fortan also fast jeden Tag gesehen und sogar mal überlegt, zusammen eine WG aufzumachen. Vor allem abends haben wir oft zusammengekocht, Filme geschaut. Als dann der Vater meiner besten Freundin einen Schlaganfall hatte, war sie fix und fertig. Ich bin damals um ein Jahr in der Nacht zu ihr gefahren und habe sie verweint im Bett vorgefunden. Und in dieser Nacht sind wir eng aneinander gekuschelt eingeschlafen. Es kam nicht zum S., aber wir haben gekuschelt und uns auch geküsst. Und da habe ich mich in sie verliebt. Das war ein solcher Donner. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass diese Frau einfach mein absoluter Traum ist. Ich war wirklich wie verzaubert und zwar so, wie ich es noch nie war.
Sie dagegen ging nach dem Kuscheln erstmal ein wenig auf Abstand, bis sich alles mit ihrem Vater wieder normalisiert hatte, und hat mir dann gesagt, wie unendlich wichtig ich ihr bin - als bester Freund. Ich hatte dann noch eine Zeit lang mit meinen inneren Gefühlen und Widersprüchen zu kämpfen, aber nach etwa zwei bis drei Monaten habe ich ihr schließlich meine Gefühle gestanden. Sie war davon sehr gerührt und hat eigentlich sehr sensibel reagiert. Sie hatte sich so etwas schon gedacht, weshalb sie ursprünglich auch auf Abstand gegen war. Wir haben dann in dieser Nacht endlos miteinander geredet. In dieser Nacht hat Sie mir auch noch anvertraut, dass ihr Ex - die Trennung lag mittlerweile fast ein Jahr zurück - sie manchmal geschlagen hat. Und dann hat sie einen Satz gesagt, den ich nie vergessen werde - nämlich dass die letzten zwei Jahre, in denen wir uns seitdem kannten, 100-mal schöner waren als all ihre Beziehungen, die Sie bisher hatte. Ich hatte nach diesem Satz natürlich die Hoffnung, dass das mit uns beiden doch noch etwas werden könnte. Ich habe ihr dann dabei geholfen, seelisch wieder auf die Beine zu kommen und sie zu einem Psychologen begleitet. Dort hat sie dann ihre letzte Beziehung aufgearbeitet und sehr viel über sich selbst gelernt.
Sie hat mir dann gestanden, dass sie auch mehr als Freundschaft für mich empfindet, aber sich ihrer Gefühle nicht ganz sicher ist. Wir haben es dann eine Zeit lang als Paar probiert, aber meine Freundin hat relativ schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert - sie liebt mich zwar, aber wie einen Bruder. Da ist von ihrer Seite aus einfach keine s.uelle Anziehungskraft da. Mich hat das dann wiederum in eine Krise gestürzt. Ich kam mir ein bisschen ausgenutzt vor und habe um ehrlich zu sein auch an meiner Männlichkeit gezweifelt. Ich hatte das Gefühl, als bester Freund und Trostpflaster bin ich gut genug - ich meine Sie hat mir wirklich alles erzählt, selbst wann sie ihre Periode hat. Aber als Mann im Bett bin ich ihr dann zu soft. Das jedenfalls war meine Denkweise damals. Ich hab dann angefangen Sport zu treiben, weil ich mein Softie-Image loswerden wollte. Und ich habe auch an meinem Auftreten und an meinem Charakter gearbeitet. Mit ihr hat das alles nur zu Streit geführt, weil sie mir vorgeworfen hat, ich hätte mich so verändert und sie wolle mit diesem neuen Menschen gar nicht mehr befreundet sein.
Wohl gemerkt: Obwohl es daraufhin so viel Streit gab, waren wir doch immer noch befreundet. Alle meine Bekannten haben mir geraten, den Kontakt zumindest vorübergehend abzubrechen, weil ich sonst niemals von dieser Frau loskomme. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich habe es versucht, aber nach spätestens einer Woche habe ich mich wieder bei ihr gemeldet. Ich habe einfach noch nie eine Frau so sehr geliebt wie sie. Ich würde einfach alles für sie tun. Und sie hat mich auch darum gebeten, den Kontakt nicht abzubrechen, weil sie mich nicht als besten Freund verlieren wollte. Sie hat manchmal sogar Dates für mich abgesagt, weil sie den Abend dann doch lieber mit mir verbringen wollte. Also ganz schön verwirrend ihr Verhalten und ihre Signale.
Jedenfalls war sie nach Beendigung der Psychotherapie dann irgendwann natürlich so weit, dass sie doch wirklich wieder einen festen Freund und eine Beziehung wollte. Zwischen uns hat das natürlich zu Streit geführt, weil ich Verlustängste hatte, und ich habe schließlich sogar in ihren Tagebuch gelesen. Ich weiß, dass ist ein absoluter Vertrauensbruch und eigentlich unverzeihlich. Ich bin mir bewusst, was das für ein Fehler war. Danach war dann auch eine Zeit lang Funkstille.
Und nun zum aktuellen Sachverhalt: Vor etwa einem Monat hat sie sich wieder bei mir gemeldet und um ein Treffen gebeten. Bei dem Treffen hat Sie mir dann erzählt, dass sie jetzt wieder einen Freund hat. Sie hat gesagt, dass ich ihr immer noch sehr wichtig bin. Immerhin verdankt sie mir in gewisser Weise ihr Leben. Ohne mich hätte sie nie den Mut gehabt, sich von ihren Ex zu trennen und auch nie die Psychotherapie begonnen. Und weil wir in dieser Zeit so ein unendlich tiefes Band entwickelt haben, möchte sie auch nicht unsere Freundschaft verlieren. Die Freundschaft zu mir sei für Sie genauso wichtig wie ihre jetzige Beziehung und Sie könne ihr Glück nicht genießen, wenn dafür das Band zwischen uns beiden zerschnitten werden sollte.
Sie hat mich eingeladen, ihren Freund kennennzulernen. Sie hat gemeint ihre Tür steht mir immer offen und vielleicht mag ich ihren Freund ja sogar und werde eines Tages zu ihm auch eine Freundschaft aufbauen. Ihr neuer Freund soll wohl, was ich von anderen Bekannten bislang gehört habe, tatsächlich sehr nett und grundehrlich sein. Ich allerdings habe immer noch Gefühle für diese Frau. Es ist nicht mehr der ganz große Verliebtheitssturm von früher, aber ich möchte immer noch mehr von ihr. Und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Ich habe eingesehen, dass wir niemals ein Paar sein werden, aber ich kann meine Gefühle nicht einfach ausstellen. Soll ich versuchen, mit ihr weiterhin einfach so befreundet zu bleiben? Und soll ich ihren neuen Partner kennenlernen? Ich meine Sie ist meine beste Freundin. Wir kennen uns jetzt seit noch nicht ganz vier Jahren, also schon eine relativ lange Zeit, und haben so viel zusammen durchgemacht. Sie kennt mich besser als alle anderen Menschen und es gibt so viele gemeinsame Unternehmungen, Ausflüge, Fotos. Das alles will ich nicht einfach wegwerfen. Außerdem verstehe ich mich auch mit ihren Eltern fantastisch und die sind fast so etwas wie Ersatzeltern für mich geworden. Ihre Eltern mögen mich auch sehr und ich weiß, dass Sie sich gewünscht hätten, dass wir ein Paar werden. Wir haben auch einen sehr identischen Freundschaftskreis mittlerweile, also ich müsste eigentlich alles in meinem Leben komplett umkrempeln, wenn ich den Kontakt abbreche. Selbst umziehen müsste ich eigentlich, weil wir wohnen hier auf dem Land und da sieht man sich ständig, wenn die Wohnungen nur drei, vier Kilometer auseinander liegen.
Aber ich weiß nicht, ob ich auf Dauer dazu in der Lage bin, nur mit einer Freundschaft zu leben? Und dabei zusehen zu müssen, wie ihr jetziger Freund natürlich Vorrang hat. Früher haben wir automatisch jedes Wochenende zusammenverbracht. Jetzt muss sie vorher erst mal ihren Freund fragen, ob der am Wochenenden Pläne hat, und alle anderen müssen dann mit den Ersatzterminen leben. Die Abendtelefonate, wie der Tag so war, führt Sie jetzt mit ihrem Freund und nicht mehr mit mir. Und während wir Heiligabend letztes Jahr noch zusammen mit zwei anderen Freunden verbracht haben, feiert Sie Weihnachten heuer mit der Familie ihres neuen Freundes. Das sind alles ziemlich harte Schläge für mich. Ich weiß nicht ob ich das auf Dauer aushalte. So wie früher wird es wohl nicht mehr sein, aber vielleicht klappt es ja auch und ich kann wirklich wieder nur Freundschaft für sie empfinden? Was meint ihr? Ich bin ziemlich verzweifelt und orientierungslos. Mir fehlen jedenfalls die Dinge, die wir zusammen unternommen haben.
Vor allem weiß ich bis heute nicht, was genau das eigentlich zwischen uns war die letzten drei, vier Jahre. Es war mehr als Freundschaft, eher so eine Art Nichtbeziehung oder On-Off-Beziehung. Sie selbst hat mal den Begriff Beziehung minus gewählt - weil wir eben alles zusammengemacht und geteilt haben, außer S. zu haben (abgesehen von den paar Wochen, wo wir es ernsthaft als Paar miteinander versucht haben, da hatten wir natürlich auch S.).
Dass ich mich in Sie verliebt habe ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her. Seitdem ist diese ganze Achterbahnfahrt passiert.
Liebe Grüsse und frohe Weihnachten
Frederik
24.12.2017 04:59 •
#1