Hallo ihr Lieben,
ich habe mich hier gerade angemeldet, weil ich im Moment sehr schlecht über das Erlebte reden kann und mir gerne ein paar Meinungen von Außenstehende anhören würde. Ich hoffe, dass mein Text nicht allzu langatmig wird Wahrscheinlich muss ich aber auch etwas weiter ausholen, damit ihr alles nachvollziehen könnt.
Wir (beide Anfang der 20er) waren nun fast 6 Jahre zusammen. 6 Jahre, in denen wir uns durchgehend gut verstanden haben, uns geliebt haben. Wir haben uns immer gesagt, wie sehr wir uns lieben und dass wir froh sind, dass wir einander haben. Streit war bei uns kaum Thema, was ich selbst manchmal auch befremdlich fand. Ich meine, jeder streitet sich doch mal, abgesehen von den kleinen Zickereien. Besonders, weil ich seine erste Freundin war. Vorher hatte er kaum Erfahrungen gemacht. Aber irgendwie war es perfekt. Ich habe mich super mit seiner Familie verstanden und er sich auch mit meiner. Alles friede, freude, Eierkuchen.
Ich muss wirklich sagen, dass ich alles für meinen Freund getan habe, wirklich alles. Und er auch für mich, eigentlich. Er hat oft sein eigenes Ding durchgezogen, aber ich habe ihn auch dabei unterstützt. Mein Freund war einer von der Sorte Everybody's Darling, er wollte es allen recht machen und hat sich dadurch immer sehr viele Sachen angenommen. Es hat sich mehr oder weniger immer in der Waage gehalten bei uns, bis vor ein paar Monaten.
Wir haben seit ca. 4 Jahren eine eigene Wohnung gehabt, allerdings im Haus meiner Eltern. Also nichts halbes und nichts ganzes. Uns war klar, dass wir bald auch mal was richtiges, eigenes haben wollten.
Nun starben seine Großeltern und hinterließ ein wunderschönes großes Haus, welches direkt neben dem meiner Schwiegereltern liegt. Es musste aber kernsaniert werden. Trotzdem: Das war unsere Chance.
Ich hatte sehr viele Bedenken, weil wir beide noch so jung waren und ich als Studentin kein Einkommen in die Beziehung mitbringen konnte. Wir haben oft und lange darüber gesprochen. Aber wir waren letztendlich der Meinung, wir schaffen das!
Gesagt, getan. Wir haben Kisten gepackt, Tapeten abgerissen etc. Einige Sachen umgeplant, Badezimmer und Küche ausgesucht und so weiter.
Aber irgendwann gab es zwischen uns kein anderes Thema. Er hat seine komplette freie Zeit für den Umbau geopfert, was ich auch total nachvollziehen kann. Aber ich war der Meinung, ein paar Stunden in der Woche hätte er auch mal mit mir verbringen können. Er hat in dieser Phase auch nichts in unserer ursprünglichen Wohnung getan, was eben im Alltag so anfällt. Das blieb alles an mir hängen. Krass gesagt, das einzige was ich in dieser Zeit von ihm hatte, war die dreckige Wäsche und dass er nachts neben mir lag, mehr nicht
Ich habe es ihm oft gesagt und dass ich es mir wirklich wünschen würde, wenn er mehr Zeit mit mir verbringen würde. Er war von morgens bis abends, immer und zu jeder Zeit mit dem Umbau beschäftigt. Es kam dann soweit, dass er seine freien Tage immer auf die Tage gelegt hat, wenn ich nicht da war. Und das tat richtig weh. Und wenn wir mal was zusammen unternommen haben, dann waren das Sachen wie: Fliesen anschauen, Tapeten aussuchen usw.
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war echt verletzt und bin dann auch nicht mehr mitgefahren, um ihm beim Umbau zu helfen. Ich hätte ohnehin nicht mehr viel tun können. Trotzdem habe ich im Hintergrund sehr viel getan, zB habe ich mich um die Rechnungen etc. gekümmert.
Vor knapp zwei Wochen hat es dann richtig geknallt. Ich hatte seit Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen und er hatte das auch kaum bemerkt, weil er wie gesagt so selten zu Hause war. Abends im Bett habe ich ihn darauf angesprochen und wir kamen ins Gespräch. Er war total geknickt, dass es mir im Moment so schlecht geht. Ich habe auch gemerkt, dass es ihm echt nahe ging.
Wir haben dann am nächsten Tag, Donnerstag, nochmal darüber gesprochen und er meinte zu mir, dass es ihm total leid tut, aber dass er im Moment nicht weiß, wo er die Zeit für mich her nehmen soll. Er möchte sich die Zeit für mich nicht nehmen, weil er nicht wüsste, wie. Und dass uns etwas Abstand vielleicht ganz gut tut. Daraufhin habe ich ihm dann gesagt, dass er dann erstmal nicht mehr hier wohnen kann, wenn er Abstand möchte. Also hat er einige Sachen genommen und ist dann gegangen.
Danach war erstmal Funkstille. Sonntags schrieb er mir dann eine SMS, dass er nicht weiß, ob und wie es weitergeht und wann er einige Sachen abholen kann. Er kam dann am nächsten Tag zu einer Zeit, wo ich nie daheim bin. Er hat noch kurz mit meiner Mutter gesprochen, dass es ihm so leid tut und er gar nicht weiß, wo ihm im Moment der Kopf steht. Und dass er hofft, falls es mit uns nicht mehr klappt, dass dann der Kontakt trotzdem gut bleibt (und so naiv ist er wirklich!).
Er hatte an dem Tag schon sehr viele Sachen mitgenommen, was mich total geschockt hat. Ich dachte, wir hätten eine kurze Pause und klären diesen Streit, nachdem wir beide da etwas Abstand gewonnen haben.
Danach war wieder Funkstille, weil ich einfach wollte, dass er sich meldet. Aber er hat sich natürlich die ganze Woche nicht gemeldet, kein Ton. Mir ging es total beschissen und konnte diesen Zustand nicht mehr ertragen, sodass ich vergangenen Sonntag ihm eine SMS geschrieben habe: dass ich unheimlich enttäuscht von ihm bin und dass ich es nie gedacht hätte, dass er es so weit kommen lässt. Und dass er am nächsten Tag die restlichen Sachen abholen soll. Er hat dann geschrieben, ob wir nochmal reden können und das haben wir dann vorgestern auch gemacht.
Er kam her und war wie ausgewechselt. Die Wortwahl und wie er es gesagt hat, war einfach nicht das, wie ich ihn kannte. Es klang wie auswendig gelernt. Er meinte sofort, dass wir uns wohl auseinander gelebt haben und er nicht mehr so viele Gefühle für mich hat wie am Anfang. Und dass er so enttäuscht darüber ist, dass ich ihm beim Haus nicht so sehr unterstützt habe. Ich habe ihn gefragt, warum er mir das nie gesagt hat. Warum er mir nicht die Chance gegeben hat, das zu ändern. Aber er konnte sich nicht klar äußern.
Ich habe ihn dann gefragt, mit welcher Absicht er zu mir gefahren ist, weil sich doch bestimmt vorher schon Gedanken dazu gemacht hat. Und da hat er mich angeschaut und zu mir gesagt, dass er sich eine Zukunft mit mir vorstellen kann. Sonst hätte er das mit dem Haus auch nicht auf sich genommen.
Ich war total verwirrt und habe ihn gefragt, warum er vor zwei Minuten was ganz anderes gesagt hat, aber dazu hat er nichts gesagt. Wir haben beide so geweint. Er meinte dann wieder, dass es vielleicht ganz gut so ist. Und im nächsten Satz sagte er, dass wir es ja nochmal versuchen können, er hätte sich dazu Gedanken gemacht. Dass wir nochmal von vorne anfangen sollten. Es ging dann die ganze Zeit hin und her, bis ich irgendwann gefragt habe: Liebst du mich denn noch? Darauf hat er nichts gesagt und auch auf Nachfrage meinerseits meinte er nur: Darüber muss ich erstmal nachdenken.
Ich habe dann nur gemeint, dass die Antwort dann ganz klar auf der Hand liegt, wenn er darüber nachdenken muss. Und er meinte dann ganz zögerlich: Dann ist es vielleicht so. Da war das Gespräch eigentlich durch. Aber auf einmal hat er mich gefragt, ob er mich nochmal in den Arm nehmen kann. Ich war so perplex und habe ja gesagt - und er hat mich sehr lange umarmt und ist dann gegangen.
Gestern hat er dann seine restlichen Sachen abgeholt. Wir haben nochmal kurz miteinander gesprochen, ganz vernünftig. Und dann hat er mich nochmal ganz lange in den Arm genommen und anschließend meine Hände genommen und mich ganz lange angeschaut. Er meinte ein paar Mal, dass es sehr schwer ist für ihn und dass er immer für mich da ist. Dann ist er gegangen.
Nachdem er weg war, kam sein Vater vorbei und hat noch ein paar größere Gegenstände von ihm abgeholt. Meine Eltern und ich haben auch noch mit ihm gesprochen und für seinen Vater war die ganze Sache schon Schnee von gestern. Das hat mir echt den Boden unter den Füßen weggezogen. Er war knapp eine Stunde da und hat nicht mal gefragt, wie es mir im Moment geht. Hat nur gefragt, wie mein Studium so läuft. Er hat auch nicht gesagt, dass es ihm leid tut. Nur, dass es nun mal so ist. Das fand ich sehr krass, weil wir uns immer super verstanden haben und über alles reden konnten. Er war immer zu jeder Zeit sehr verständnisvoll und einfühlsam. Freudestrahlend hat er erzählt, dass mein Ex-Freund diese Woche auch richtig viel im Haus geschafft hat. Und dass er ihm nun ganz viel mithilft.
Ich hatte den Eindruck, als ob sein Vater ihn in diese Richtung gedrängt hat. Die beiden hatten schon immer ein sehr inniges Verhältnis und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass da vielleicht auch Eifersucht im Spiel war. Von seiner Schwester weiß ich, dass er nur mit seinem Vater und einem Freund darüber geredet hat.
Mein abschließender Eindruck ist einfach, dass mein Ex-Freund sehr verletzt war und selbst nicht wusste, was er möchte. Und dass sein Vater diese Situation mehr oder weniger ausgenutzt hat und ihm eingeredet hat, dass es sowieso keinen Sinn mehr macht. Weil ich ja auch so gut wie nie beim Umbau geholfen habe, so in dem Sinne. Obwohl er gar nicht wusste, was sich hinter den Kulissen alles abgespielt hat.
Schließlich ist jetzt endlich sein verlorener Sohn zurück gekehrt.
Ich kann das ganze einfach nicht verstehen. Er hat vor ein paar Wochen noch von Verlobung gesprochen und von den zukünftigen Kinderzimmern in unserem Haus und nun ist er so komisch. Und ich habe so Angst, sollte sich mein Eindruck wirklich bestätigen, dass er sich immer mehr reinreden lässt und nicht auf sein Herz hört.
Es ist so eine merkwürdige Situation. Er hat einige Sachen von sich noch hier in der Wohnung gelassen, obwohl sie quasi direkt vor der Nase stehen und er ja auch einige Male hier war. Seinen Facebook-Status hat er nach wie vor nicht geändert, aber andere Sachen in seinem Profil schon. Die Umarmungen und Blicke. Ich erkenne ihn einfach nicht mehr wieder und weiß nicht mehr, was wirklich von ihm kam und was nicht.
Ich weiß selbst nicht, was ich nun von euch hören möchte. Ich bin einfach nur froh, dass ich mir das von der Seele schreiben konnte.
Vielen Dank fürs Lesen!
03.07.2013 14:27 •
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