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Ich verstehe mich selbst nicht, verwirrt

M
Hallo Leute,

Ich habe vor kurzem schon mal etwas hier gepostet:
beziehung-wegen-mir-zerbrochen-schuldgefuehle-vorwuerfe-t47434.html

Je mehr Gedanken ich mir darüber mache wie ich in unserer Beziehung war umso mehr Sachen fallen mir auch, die ich im Endeffekt selbst nicht verstehe. Von dummen Denkweisen bis hin zu keine Lust auf meine Freundin haben.

Mit dummen Denkweisen meine ich z.B., dass ich immer sehr drauf geachtet habe, dass ich nicht wie ein Typ wirke der klammert oder anhänglich ist. Haben ich sie z.B. Montag gefragt ob wir uns sehen und wir haben uns dann gesehen, dachte ich mir Dienstags: Okay du kannst jetzt nicht schon wieder fragen ob du noch zu ihr kommen kannst. Doch anders herum hat sie sehr oft von ihrer Seite aus gefragt oder eben einfach gesagt sie kommt jetzt vorbei. Und da habe ich auch nicht gleich gedacht sie klammert oder so. Oder ich wollte auch nie der Typ sein der seine Freunde vernachlässigt. Habe ich auch nicht getan, aber ich habe meine Freundin deshalb glaube ich oft hinten angestellt. Ich habe nicht daran gedacht, dass es einer Freundschaft im Endeffekt nichts ausmacht wenn man sich mal 1 - 2 Wochen nicht sieht, aber mit dem Partner ist das vielleicht etwas anderes.

Ich hatte auch manchmal einfach keine Lust meine Freundin zu sehen. Einfach keinen Bock gehabt. Gut, das kann mal vorkommen, aber ich glaube bei mir war das zu oft so. Und ich glaube ich hatte manchmal auch das Problem, dass ich nur das gesehen habe was ich nicht habe. Damit meine ich die Vorzüge des Singlelebens. Manchmal wenn meine Freundin bei mir war oder ich bei ihr dachte ich mir: Mensch, ich könnte jetzt mit meinen Kumpels abhängen, das machen oder dies machen. Es hat mich dann eher genervt gerade Zeit mit meiner Freundin zu verbringen. Ich kann mich auch noch gut an einen Urlaub erinnern. Da habe ich einen Kumpel in den USA besucht und sie konnte nicht mit weil sie nicht frei bekommen hat. Im Endeffekt habe ich mich fast gefreut das ich nun im Urlaub keine Rücksicht auf sie nehmen musste. Und natürlich hat sie das denke ich auch gemerkt. Im Nachhinein verstehe ich es selbst nicht, jetzt wünsche ich mir nichts sehnlicher als mit ihr einfach nur im Bett zu liegen und eine Serie anzuschauen.

Mir ist auch aufgefallen, dass ich alles drum herum nicht richtig wertgeschätzt habe. Ihr Freundeskreis mit dem ich super klar kam, ihre Eltern, dass sie mit meinen Eltern und Freunden tip top klar kam. Einfach ihr ganzes Umfeld. Da hat einfach alles gepasst. Mir fällt gerade auch, dass ich so viel mehr verloren habe als nur die Beziehung.

Ich frage gerade wie ich so dumm sein konnte. Wie geht sowas!? Ich habe mich auch schon selbst kritisch hinterfragt, ob ich sie denn noch so geliebt habe und ob sie mir so wichtig war. Aber warum leide ich dann jetzt so sehr!?

Ich habe die wichtigste Person in meinem Leben nicht genug wertgeschätzt, ich habe nicht daran gedacht, was mir diese Beziehung gibt, sondern oft nur das negative gesehen. Ich habe jetzt auch ziemlich Angst wie das in meiner nächsten Beziehung wird, wenn es irgendwann mal wieder so weit ist. Was wenn ich mich dann irgendwann wieder genervt von meiner Freundin fühle und lieber irgendwas anderes machen will als sie zu sehen? Und zwar nicht nur ab und zu sondern andauernd. Davor habe ich Angst.

Das klingt alles ziemlich paradox. Ich bin gerade echt durch den Wind und verstehe mich selbst nicht.

Danke schon mal fürs Lesen und eure Antworten und Tipps.

Gruß

20.06.2018 09:30 • #1


C
Nun, dazu fällt mir nur ein: Das Gras auf der anderen Seite des Hügels ist immer grüner. Sprich - das was man hat, nimmt man als selbstverständlich, manchmal nervig und es wäre immer toller, genau das zu haben, was man gerade NICHT hat. Scheinbar ist es jetzt bei Dir anders herum. Du hast jetzt Deine Freundin nicht mehr und kannst all das unbelastet machen, was Du vorher nicht konntest - und jetzt fehlt Dir die Freundin, die Beziehung, die sozialen Randbedingungen. Mit beiden Szenarien bist Du scheinbar nicht zufrieden.

20.06.2018 09:43 • x 2 #2


A


Ich verstehe mich selbst nicht, verwirrt

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M
Zitat von Carima:
Nun, dazu fällt mir nur ein: Das Gras auf der anderen Seite des Hügels ist immer grüner. Sprich - das was man hat, nimmt man als selbstverständlich, manchmal nervig und es wäre immer toller, genau das zu haben, was man gerade NICHT hat. Scheinbar ist es jetzt bei Dir anders herum. Du hast jetzt Deine Freundin nicht mehr und kannst all das unbelastet machen, was Du vorher nicht konntest - und jetzt fehlt Dir die Freundin, die Beziehung, die sozialen Randbedingungen. Mit beiden Szenarien bist Du scheinbar nicht zufrieden.


Danke für deine Antwort. Der Spruch: Das Gras auf der anderen Seite des Hügels ist immer grüner passt denke ich sehr gut.

Das ist etwas, dass ich unbedingt ablegen muss. Dankbar sein und das wertschätzen was ich habe und nicht immer nach Links und Rechts schauen auf das was ich nicht habe.

20.06.2018 09:56 • x 2 #3


M
Vielleicht warst Du noch nicht reif genug für die Beziehung?
Vielleicht hast Du auch innerlich gespürt das Ihr Beide keine Zukunft habt ?
Aber vermutlich hat @Carima recht. Der Mensch will immer mehr....Und er will das was er gerade nicht hat
Das wichtigste für Dich ist aber:

Lerne daraus !

20.06.2018 09:59 • x 1 #4


M
Zitat von Mike45:
Vielleicht warst Du noch nicht reif genug für die Beziehung?
Vielleicht hast Du auch innerlich gespürt das Ihr Beide keine Zukunft habt ?
Aber vermutlich hat @Carima recht. Der Mensch will immer mehr....Und er will das was er gerade nicht hat
Das wichtigste für Dich ist aber:

Lerne daraus !


Ich habe an unsere Zukunft gedacht, wollten Ende des Jahres zusammen ziehen. Und auch so hat alles gepasst: Haben uns in der Uni kennen gelernt, gleicher Bildungsweg, seit letztem Semester sind beide fertig und arbeiten, viele gleiche Interessen etc. Also das hätte schon alles sehr gut gepasst.

Daraus lernen werde ich definitiv, so dumm werde ich kein zweites mal sein.

Danke für deine Antwort.

20.06.2018 10:02 • #5


K
Zitat von Max91:
Mit dummen Denkweisen meine ich z.B., dass ich immer sehr drauf geachtet habe, dass ich nicht wie ein Typ wirke der klammert oder anhänglich ist. Haben ich sie z.B. Montag gefragt ob wir uns sehen und wir haben uns dann gesehen, dachte ich mir Dienstags: Okay du kannst jetzt nicht schon wieder fragen ob du noch zu ihr kommen kannst. Doch anders herum hat sie sehr oft von ihrer Seite aus gefragt oder eben einfach gesagt sie kommt jetzt vorbei. Und da habe ich auch nicht gleich gedacht sie klammert oder so. Oder ich wollte auch nie der Typ sein der seine Freunde vernachlässigt.


Hier hast Dich schlicht zu sehr nach einer vermeintlich angenommenen äusseren Meinung oder vermeintlichen Idealen gerichtet - statt einfach nur Du selbst zu sein. Das ist immer dämlich. Und geht immer nach hinten los. Denn selbst wenn Du nach irgend einem Masstab oder Ideal dann das Richtige tust wird es eben dazu führen, dass das was Du selbst wirklich willst, verloren geht und das was Du eigentlich gar nicht willst, bei Dir bleiben wird. Jemand anders zu sein als man ist, ist halt eben dämlich.

Macht nichts. Kann man lernen und eine Weile bewusst drauf achten, dann verlieren sich solche Denkweisen.


Zitat von Max91:
Einfach keinen Bock gehabt. Gut, das kann mal vorkommen


Zuerst mal - ein wichtiger Part. Kann vorkommen. Auch in Beziehungen braucht jeder Mensch seinen Freiraum. Der ist sogar elementar wichtig, ohne den wird es irgendwann zu eng und man beginnt sich unwohl zu fühlen. Also mal keinen Bock auf seine Freundin zu haben und einfach mal was Anderes zu machen ist vollkommen okay.


Zitat von Max91:
aber ich glaube bei mir war das zu oft so


Schwer zu sagen. Vielleicht ja, vielleicht nein. Kommt auf die gesamte Beziehung an, auf Deine Partnerin und auch auf die Ursachen. Ein bisschen Bindungangst hat jeder. Bindungsangst äussert sich eben so, dass man bei Nähe irgendwie lieber wieder weg will. Das kann man aber leicht lernen, indem man in der Beziehung gesunde Grenzen setzt. Meisst vernachlässigt man genau das. So nach dem Motto - ich darf mich in der beziehung nicht abgrenzen - und fühlt sich dann schrägerweise durch den Anderen vereinnahmt. Es ist also elementar wichtig in der Beziehung Grenzen abzustecken und ein klares und eindeutiges - ich bin ich, ich bin so und so, Du bist Du, Du bist so und so, zu kommunizieren und zu vertreten.

Insgesamt gesehen vermute ich, Du gehörst zu den Menschen die das Glück in die Zukunft verlagern und statt den Moment geniessen und das was man gerade erlebt, statt dessen gedanklich woanders ist und sich somit ein Ideal im Morgen oder nachher oder einem anderen Ort schafft. Letzten Endes führt das immer zu einer Art Getriebenheit, da man im Jetzt und Hier unglücklich ist und das erfundene Ideal zu glauben braucht und somit dem Verpassen dessen was man eigentlich hat. Ein in unserer Gesellschaft sehr verbreitetes Phänomen (und äusserst dämliches).
Aber auch das kann man lernen. Zufriedenheit und Glück im Jetzt und Hier. Eigentlich ist es nur eine Übungssache.


Zitat von Max91:
Ich habe jetzt auch ziemlich Angst wie das in meiner nächsten Beziehung wird, wenn es irgendwann mal wieder so weit ist.


Die Birne brauchst Dir eigentlich nicht machen. Die Rechnung hast bekommen und die Grundlage ein paar Dinge im Leben zu ändern ist damit gelegt. Was Dir immer passieren kann, ist dass diese Gedanken auftauchen, dort sein zu wollen wo man eben nicht ist. Aber Du kannst lernen zu entscheiden Dich aktiv wenn Du das bemerkst wieder auf das Jetzt und Hier einzulassen. Das kannst jederzeit. Denn letzten Endes ist der Gedanke Jetzt mit Deiner Partnerin zusammen sein zu wollen, der Gleiche. Das ist nun vorbei. Jetzt steuer halt auch bewusst dagegen. Und tu das, was Du alleine tun wolltest und Dich glücklich macht. Nicht Träumen oder Phantasien nachhängen, sondern aufstehen und tun.

In einer späteren Beziehung wäre es genau das Gleiche, nur dass eben die Situationen in denen Du Dich befindest andere sind. Lern bewusst das Jetzt zu geniessen und die Birne die Du Dir jetzt machst, braucht es nicht mehr.

Zitat:
Der Mensch will immer mehr. Und er will das was er gerade nicht hat


Das ist eine blödsinnige Floskel. Das ist keine grundsätzliche menschliche Eigenschaft sondern ein antrainierter Unsinn unserer Gesellschaft. Kann man ablegen.

20.06.2018 10:07 • x 1 #6


M
Hallo Knutuschi,

Vielen Dank für deine Antwort.

Ja, die Rechung habe ich bekommen und das wird mir eine Lehre fürs Leben sein.

Danke für deine Tipps.

Gruß

20.06.2018 10:11 • #7




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