Ich kann mal meine Erfahrungen beschreiben, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Ich war auch in einer Beziehung (5 Jahre) und mir ging es in dieser Zeit (Studium, Corona usw.) wirklich nicht gut (ich denke jetzt mit Abstand war das ziemlich sicher eine Depression). Mein Partner war immer für mich da und hat mich unterstützt, so gut, wie er konnte.
Dann, Richtung Ende unserer Beziehung, hat es bei mir *klick* gemacht und ich wusste, dass mein Leben so, wie es war, nicht weiterleben konnte. Ich musste raus. Aus dieser Beziehung, aus der Wohnung, aus meinen Trott. Und das wegen mir, nicht wegen ihm.
Dann passierte, was passieren musste. Ich verliebte mich in einen Typen (der war allerdings - oh Wunder! - überhaupt nicht mit sich selbst im Reinen und extrem emotional unreif) und trennte mich nach 2 Monaten von meinem Freund. Ich wusste schon damals, dass das alles totale Projektion sein musste, ich kannte ihn ja überhaupt nicht. Aber es war genau der Hormoncocktail, den ich brauchte, um mich aus meiner damaligen Lebenssituation zu lösen. Mit ihm war das dann auch genau so schnell wieder vorbei, wie es angefangen hatte. Liebe war das absolut nicht, so etwas brauche ich auch nicht nochmal. Da ist nichts geblieben - weil ja eben keine Tiefe da war.
Es hat mir aber geholfen, mich zu bewegen und mich weiterzuentwickeln. Mein damaliger Freund hatte mit der Sache tatsächlich sehr wenig zu tun. Ich habe mich einfach selbst aus meiner emotionalen Schräglage befreit und brauchte eine neue Perspektive aufs Leben. Dass ich ihn auf diese Weise zurücklassen musste, tut mir bis heute selbst sehr weh. Es ist nicht fair und macht keinen Sinn. Aber es ist das Leben und seine Entwicklungsprozesse.
Was ich dir nun aus meiner Sicht sagen kann: Unser Körper hat schon wahnsinnig starke Mechanismen entwickelt, die dafür sorgen, dass man sich im Leben bewegt. Sollte man diesen blind folgen? Nein. Es ist aber so unfassbar schwer, sich von seinen Emotionen in solchen Situationen zu distanzieren und einen klaren Blick zu bewahren. Du kannst dir sicher sein, dass deine Frau gerade ÜBERHAUPT NICHTS realistisch sehen kann. Sie ist in ihrem Hormontunnel gefangen und rennt aus eigenen Mängeln einer Wunschvorstellung hinterher. Wahrscheinlich wird sie dies auch irgendwann begreifen. Nämlich, dass der neue Mann tatsächlich sehr wenig mit ihrer Innenwelt zu tun hat.
Sei nun gut zu dir, indem du den Fokus versuchst auf dich zu lenken, auf deine Emotionen, auf deine Geschichte. Sei dir bewusst, dass das, was da gerade bei deiner Frau abläuft, ist reine Biologie. So funktioniert der Mensch. Dieser Mann wird ihr nichts geben können, was sie nicht von dir hätte empfangen können. Sie scheint in einer Krise und das einzige, was du tun kannst, ist sie zu lassen und nun deinen Weg für dich weitergehen. So schwer es ist. Du wirst daran wachsen. Es hat nichts mit dir zu tun (auch, wenn es sich so anfühlt).
Fühl dich gedrückt! Ich wünsche dir sehr viel Kraft