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Im Stich gelassen nach Streit - SVV

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Hallo ihr,
ich möchte einfach mal meine Situation etwas ausführlicher schildern als ich es bisher in Gesprächen konnte und freue mich sehr falls sich jemand die Zeit nimmt das zu lesen. Ich habe leider sonst niemanden dem ich das so im Detail erzählen kann.

Ich möchte allerdings eine Triggerwarnung für selbst verletzendes Verhalten aussprechen!

Vor genau einer Woche hat mein Freund mich nach fast 4 Jahren Beziehung verlassen. Auslöser dafür war ein Streit am Sonntag davor, allerdings war der Grund vermutlich eher, dass es eben ein Streit zu viel war. Der Tropfen der das Fass zum überlaufen gebracht. Wenn euch der Text zu lang ist könnt ihr den Part mit dem Streit auch überspringen.

Der Streit verlief folgendermaßen, es ging mit den gesamten Samstag über nicht gut und ich war niedergeschlagen, er war müde und so sind wir zu Hause geblieben obwohl der Plan eigentlich war abends in eine Bar zu gehen, da ich am Sonntag Geburtstag hatte. Wir saßen also zusammen auf der Couch und ich habe geweint, als es 0 Uhr war hat er versucht mir vorsichtig zu gratulieren, da er in dem Moment unsicher war wie er mir gegenübertreten kann. Ich war durch diese Vorsichtigkeit und dadurch dass er sich keine wirkliche Geste für mich überlegt hatte irgendwie zusätzlich verletzt und habe mich weggedreht. (Sein Geschenk war wie vorher abgesprochen ein mündlicher Gutschein für einen bestimmten Laden, also die Absprache dass er mir bei unserem nächsten Besuch dort etwas kauft.) Auf dieses Wegdrehen hin meinte er nur Ach das finde ich jetzt aber doof. Was mich zusätzlich verletzt hat. Ich habe ihm gesagt dass ich mir eine romantische Geste irgendeiner Art gewünscht hätte, auch da ich zu seinem Geburtstag mir ganz viele Gedanken gemacht hatte. Daraufhin haben wir ewig diskutiert, weil er das irgendwie nicht eingesehen hat und wir beide sehr dickköpfig sind. Irgendwann habe ich ihm gesagt dass er ins Bett gehen soll da er ja sowieso müde war. Ich habe dann alleine weinend im Wohnzimmer gesessen und B. getrunken und irgendwann ging es mir so schlecht dass ich mich selbst verletzt habe. Als ich irgendwann eine Decke und ein Kissen aus dem Bett in dem er schlief holen wollte um auf der Couch zu schlafen ist er aufgewacht und hat mich nach dem Pflaster gefragt. Als ich ihm gesagt habe wovon das ist hat er geschrien (nicht mich angeschrien, sondern aus Verzweiflung), hat irgendwann seinen Kopf gegen die Wand geschlagen und als er sich irgendwann wieder beruhigt hatte habe ich ihn getröstet und gestreichelt und wir sind gemeinsam eingeschlafen.
Am Morgen als ich aufgewacht bin habe ich es in der Küche klimpern gehört und dachte er macht Frühstück, da ich mir das am Abend zuvor explizit gewünscht hatte und wir extra Sachen für das Frühstück eingekauft hatten. Als ich ihn die Küche kam hat er aber gerade irgendetwas anderes gemacht und mich auch nicht begrüßt, also bin ich wieder ins Bett gegangen und habe geweint. Irgendwann kam er dann hinterher und ich habe ihm gesagt wieso ich weine und dann gingen die Diskussionen von vorne los, im Grunde haben wir den ganzen Tag nur diskutiert. Er hat darauf beharrt dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten agiert, dass ihm mein Wohlbefinden wichtig ist, er aber einfach nach dem was in der Nacht vorgefallen ist aktuell nicht fähig ist eine romantische Geste zu erbringen. Ich habe das partout nicht verstanden und so haben wir uns die ganze Zeit im Kreis gedreht. Im Laufe des Tages hat er auch nochmal seinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Abends haben wir aber wieder gekuschelt bevor ich zu mir gegangen bin.
Als ich zu Hause war habe ich ihn im Chat gefragt ob er mich noch lieb hat. Er wollte darauf nicht antworten und ich wusste dass etwas ganz falsch ist, da er mir das noch nie nicht sagen wollte. Er bat mich um Zeit für sich, da habe ich geahnt dass er plant sich zu trennen. Trotzdem hat ein Teil von mir das nicht für möglich gehalten, da er mir am Abend vor dem Streit noch gesagt hat wie sehr er mich lieb hat. Wir haben in der Woche zuvor noch gemeinsame Dinge geplant etc.

Zur Trennung: Am Mittwoch nach dem Streit wollte er sich dann an einem öffentlichen Ort treffen, da wurde mir immer klarer dass er sich wahrscheinlich trennen wird, trotzdem hatte ich noch Hoffnung in mir. Als wir uns dann getroffen haben hat er kurz in ein zwei Sätzen gesagt dass er viele gute Sachen mit der Beziehung verbindet aber so ein Streit unweigerlich irgendwann nochmal auftreten wird und er deswegen die Beziehung nicht weiter führen möchte. Ich war total schockiert trotz der vorherigen Befürchtung. Habe ihn am Anfang angebettelt dass ich mir Mühe gebe dass sowas nicht nochmal vorkommt, aber er wirkte total kalt und emotionslos und vor allem sehr sehr sicher in seiner Entscheidung.

Warum ich die Trennung verstehe: Das Ding ist, dass ich weiß dass der Streit sehr toxisch war, dass ich mich falsch verhalten habe, dass ich zu hartnäckig geblieben bin und zu sehr auf diese Geste gepocht habe. Ich hätte mich nicht selbst verletzen dürfen, das ist mir bewusst. Ich habe mich dafür auch entschuldigt und er hat mir explizit gesagt dass mich keine Schuld trifft. Im Grunde verstehe ich dass er die Beziehung beendet hat, solche Streits wegen Nichtigkeiten sind leider im Abstand einiger Monate schon ein paar mal aufgetreten (wenn auch ohne Selbstverletzung meinerseits). Ihn haben die Streits immer sehr lange noch runtergezogen, während ich unter sowas ziemlich schnell einen Schlussstrich setzen kann. Außerdem habe ich in der Vergangenheit selbst regelmäßig an der Beziehung gezweifelt und bis auf die Verliebtheitsphase habe ich nicht gedacht dass er der eine ist und wir auf ewig zusammen bleiben. Es gab häufiger Situationen in denen ich meine Bedürfnisse nicht erfüllt gesehen habe, womit er leider gar nicht umgehen konnte.
Trotzdem war die Beziehung sehr schön, wir haben uns wirklich geliebt uns häufig ganz viel Nähe und Zuneigung geschenkt, konnten wir selbst sein und auch das innere Kind ausleben. Wir haben uns häufig sehr stark gegenseitig unter die Arme gegriffen und hätten für den anderen regelmäßig alles stehen und liegen gelassen um da zu sein.

Warum die Trennung so weh tut: Wahrscheinlich brauche ich nicht extra zu erwähnen, dass wir beide psychisch krank sind. Er war den Großteil unserer Beziehung in einer mittelschweren Depression. Ich habe ihm in der Zeit sehr viel geholfen, habe ihn immer im Arm gehalten, habe ihm geholfen eine Therapie zu finden. Ich bin an seiner Seite geblieben obwohl er von zwei lockeren Ex-Geschichten wegen S. Nötigung angezeigt wurde (meiner Ansicht nach haltlos - wurde irgendwann auch eingestellt). Bin mit ihm zur Anwältin gegangen, habe ihm da über Monate hinweg mit dem Stress und Angst durch diese Anzeigen geholfen. Dann habe ich monatelang mehrere Tage die Woche stundenlang seine Wohnung renoviert, die Tapete abgekratzt, die Küche und alle Möbel mit ausgesucht und aufgebaut. Auch danach war er wieder/noch depressiv und auch da habe ich ihm geholfen den Schritt zu gehen und Antidepressiva auszuprobieren, und schließlich auch motiviert unterstützt auf einer psychiatrischen Station aufgenommen zu werden.
Durch die Psychiatrie geht es ihm jetzt deutlich besser wieder, er hat einen riesigen Wandel hingelegt, die Therapie scheint also wirklich angeschlagen zu haben. Allerdings geht es mir seit einigen Monaten wieder schlechter, ich bin auch wieder in Therapie, allerdings noch nicht sehr lange. Er weiß dass ich gerade eine sehr schwere Zeit durch mache und seine Unterstützung brauche.
Dass er mich ausgerechnet dann verlässt wenn es ihm zum ersten mal wieder gut geht und er mich nicht mehr braucht, obwohl es mir gerade schlecht geht und er sich jetzt quasi revanchieren könnte tut unendlich weh. Dass er mich verlässt obwohl er mich noch liebt weil das Leid anscheinend überwiegt tut weh. Es war wirklich schwer und hat mich viel Kraft gekostet für ihn so lange da zu sein und stark zu sein. Jetzt bin ich leer und bräuchte ihn damit er stark für mich ist und er nimmt all seine neu gewonnene Kraft und konzentriert sich nur noch auf sich. Wahrscheinlich ist das gesund, wahrscheinlich ist es langfristig besser so, wahrscheinlich wären wir nie wirklich glücklich geworden, trotzdem tut es so weh und fühlt sich so unfair an. Er ist leider meine einzige Bezugsperson und ich habe keine wirklichen Freunde oder Familienangehörige mit denen ich reden kann.

Vorgestern habe ich ihm gesagt dass ich gerne ein abschließendes Gespräch nächsten Mittwoch führen würde um nochmal gemeinsam zu reflektieren was nicht gepasst hat und was vielleicht auch schön war, Verständnis für seine Entscheidung zu äußern und noch ein paar Fragen zu klären. Ich habe ihm gesagt dass es mich interessiert wie es ihm geht, ich aber nicht weiß ob ich damit umgehen kann und dass ich ihm gerne sagen würde wie es mir geht. Er hat dem Gespräch zugestimmt, meinte aber er denkt mir würde die Antwort auf die Frage wie es ihm geht nicht gefallen. Er wirkte so distanziert und kalt, es scheint ihm wirklich gut zu gehen mit der Entscheidung.

03.11.2021 17:49 • #1


FloraVita
Darf ich fragen wie alt ihr seid?

03.11.2021 18:33 • #2


A


Im Stich gelassen nach Streit - SVV

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A
Ich bin 25 und er ist 29

03.11.2021 18:39 • #3


Z
Omg

Bitte sei mir jetzt nicht böse, aber haltet beide Abstand voneinander und lasst euch bitte beide behandeln.
Dein Verhalten ist nicht normal und seins mit dem Kopf auch nicht.
Keiner von euch beiden sollte in einer Beziehung sein. Ihr tut niemanden gut. Es war sehr vernünftig das er sich getrennt hat.

03.11.2021 18:45 • x 2 #4


KäptnNemo
@akkera

Puh - das ist schon eine heftige Geschichte. Ich kann Deinen Schmerz verstehen und eigentlich hast Du auch gut erkannt, dass er eine gesunde Entscheidung getroffen hat - für Euch Beide!
Es ist gut, dass Du in Behandlung bist und Dir auch helfen lassen willst - damit gehst Du einen Schritt in die richtige Richtung. Ihr tut Euch Beide nicht gut und ich denke, dass dieses Selbstverletzende Verhalten auch ganz schlimm für Deinen Ex gewesen sein muss - auf der anderen Seite tickt er ja ein wenig ähnlich, denn warum haut man seinen Kopf gegen die Wand?
Du sagst es geht ihm besser, aber offensichtlich benötigt er auch noch Hilfe - denn sonst würde er sowas ja nicht machen.

Ich wünsche Dir, dass Du ganz schnell die Hilfe bekommst die Du dringend benötigst!

Hier im Forum kannst Du Dir auf jedenfalls auch alles von der Seele schreiben, so bist Du zumindest nicht ganz allein!

Alles Gute

03.11.2021 20:09 • x 1 #5




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