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Warum bin ich immer der Sündenbock nach der Scheidung?

L
Hallo liebe Leute. Befinde mich gerade in der unschönen Situation einer Scheidung. Ich war 10 Jahre verheiratet und habe 3 Kinder. Aufgrund derer wollte ich die Dinge eigentlich freundschaftlich und korrekt regeln. Generell bin ich ein ruhiger und gutmütiger Typ Frau. Leider klappt es, wie so oft in meinem Leben, nun gar nicht mit dem freundlichen Regeln. Mein Nochmann stellt sich quer wo er nur kann, zieht die Kinder mit auf die Bühne, gebärdet sich bockig und macht unnötiges Drama. Ausserdem gönnt er mir nicht den Dreck unter seinen Nägeln und ist der Meinung, mir zustehende Dinge würden ihm gehören. Ich habe mich darauf hin an eine Beratungsstelle der Caritas gewandt, um eine friedliche Lösung schon wegen der Kinder zu finden. Leider war dort der Tenor genauso, ich solle doch des lieben Frieden Willens einlenken, um meinen Mann nicht noch aggressiver zu machen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Zu allem Übel hatte ich vor kurzem einen Autounfall, was nun ebenfalls vor Gericht landet, obwohl ich die Geschädigte bin. Was läuft hier falsch? Kann man heutzutage wirklich nichts mehr im Guten regeln? Muss immer aus allem ein riesiger Konflikt entstehen? Zugegeben, ich hasse Konflikte und mich zu streiten, doch es scheint sich mir regelrecht aufzudrängen. Ich will es so nicht, bin selber auch grosszügig und habe meinem Mann zB vorgeschlagen, auf diverse Dinge zu verzichten und auch die Kosten der Scheidung zu übernehmen, da ich sie ja wollte, trotzdem hasst er mich scheinbar nun nur noch umso mehr und lässt keine Gelegenheit aus, mich zu schikanieren und vor den Kindern schlecht zu machen. Was läuft hier falsch, was kann ich nur tun?

Liebe Grüsse an euch alle
Liesel

11.01.2020 20:40 • #1


C
Liebe Liesel. Das tut mir unendlich leid für dich.

Als ebenfalls Verlassener und Vater zweier Kinder kann ich seine Einstellung nicht nachvollziehen. Ja, es ist unglaublich schmerzhaft, wenn sich der Partner trennt. Und ja, es gibt Momente, in denen man dem anderen die Pest an den Hals wünscht.

Ich für meinen Teil habe mich so arrangiert, dass ich der Kinder zuliebe aber auch aufgrund der Tatsache, dass ich ein vernünftiger Mensch bin, einen friedvollen Umgang mit meiner Ex pflege. Wie dein Mann reagiert, kann ich in Teilen vielleicht nachvollziehen. Das macht es für dich aber nicht leichter.

Ein Weg könnte sicherlich sein, ihm Zeit zu geben zu akzeptieren. Ich weiß nicht, wie frisch eure Trennung ist oder welche Hintergründe dazu führten. Zu verstehen, weshalb sich der Partner trennt, trug für mich aber einen großen Teil dazu bei, vernünftig zu bleiben. Im Leben läuft nicht alles nach Plan. Und man sollte immer nach vorn schauen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für deine Zukunft und hoffe für dich, dass sich dein Leben wieder in geordnetere Bahnen lenken lässt.

11.01.2020 20:49 • x 1 #2


A


Warum bin ich immer der Sündenbock nach der Scheidung?

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L
Vielen Dank für deine Antwort. Ich bin im April aus unserem gemeinsamen Haus ausgezogen, in eine Wohnung in der Nähe. Die Kinder, das Haus, alles bleibt für ihn so wie es ist. Er ist nach wie vor voll berufstätig, während ich auch weiterhin nicht arbeite um mich um die Kinder zu kümmern. Geld, so meint er, habe ich keines zu verlangen, da ich es nicht verdiene, denn ich wollte ja gehen. Auch damit habe ich nachgegeben, um ihn milde zu stimmen, da ich wusste, dass er seinen Ärger sonst an den Kindern auslässt, denn ich bin ja jetzt nicht mehr greifbar. Nun erklärte mir aber meine Anwältin, auf Unterhalt DÜRFE ich garnicht verzichten, da ich sonst unrechtmässig dem Staat zur Last falle. Sie riet mir dazu, ihn sofort über sie zur Zahlung aufzufordern. Ich bin eigentlich vehement dagegen, denn ich möchte meinen Nochmann nicht noch extra reizen und quälen, da er schon unter der Trennung extrem leidet. Jedoch möchte ich den Betrag fürs Haus wieder haben, da ich hart dafür gearbeitet hatte. Nun auf einmal heisst es von ihm, er würde mir da auch höchstens den halben Betrag erstatten wollen. Ich kann nicht verstehen, warum ich nun als geldgierig hingestellt werde. Beim Notar sollte ich vor kurzem einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen, was ich dann ablehnte, da ich von Nochmann UND Notar allen Ernstes ausgelacht wurde. Da kamen mir wirklich Zweifel, ob das alles so noch richtig ist.

11.01.2020 21:08 • #3


P
Liebe @Liesel
irgendwie kommt mir deine Beschreibung bekannt vor, auch die des Mannes (alles was dein ist, ist seins). Wenn man friedliebend ist darf man anscheinend lernen auch zu kämpfen und sich zu verteidigen.

Zitat von Liesel:
Da kamen mir wirklich Zweifel, ob das alles so noch richtig ist.

Sehr gut! Endlich!

Darf ich dich fragen, warum du ausgezogen bist? Magst du etwas über deine Ehe schreiben?
Gab es da auch dieses Gefälle, das du für jetzt beschrieben hast?

11.01.2020 21:19 • #4


Vera3000
Ich habe mal ein paar Fragen zum Verständnis.
Wer hat das Haus gekauft und wann? Alles was in der Ehe gekauft wurde muss nach der Trennung geteilt werden. Wenn deinMann im Haus wohnen bleibt, muss er dir dann den halben Geldwert des Hauses abbezahlen.
Für die Kinder ist er unterhaltspflichtig. Wenn er sich momentan weigern sollte zu zahlen kann man beim Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss beantragen. Die holen sichdie Kohle dann irgendwann von ihm zurück bzw. klagen sie ein.
Was genau solltest du beim Notar unterzeichnen?Dass du nicht die 1/2 des Wertes eures Hauses bekommst sondern nur 1/4? Das wäre auf jeden Fall frech.
Wegen deinem Prozess kannst du (falls du es nicht schon getan hast) Prozesskostenhilfe beantragen. Das müsste in deinem Fall eigentlich bewilligt werden, da du ja nicht erwerbstätig bist. Frag am besten mal deine Anwältin

11.01.2020 21:40 • #5


L
Ich hatte im Jahr vor der Trennung einen Burn out, wo ich 12 Wochen in einer Klinik verbracht habe, in denen sich mein Mann auch vorbildlich um alles gekümmert hat. Doch als ich wieder zuhause war, hat er erwartet, dass alles weiter läuft wie bisher. Diese Belastung, die mein Mann verlangt, konnte ich aber einfach nicht mehr bewältigen. Da mein Mann nicht bereit ist, auch nur ein Gespräch mit mir zu führen, wollte ich dann die Trennung haben. Es konnte einfach so nicht mehr weitergehen. Ich habe im Endeffekt nun zwar auch nicht weniger zu tun, aber die allabendliche Standpauke fällt zumindest weg. Mein Nochmann ist ein sehr harter Mensch, streng zu sich selbst und zu allen anderen. Ich denke, eine Ehefrau ist für ihn dazu da, um sich an ihr abzureagieren und seinen Frust an ihr auszulassen. Ich weinte oft, und dann tat es ihm auch alles leid und er ruderte zurück, doch mit der Zeit hat das alles mich immer trauriger gemacht. Ja, man kann sagen, ich bin tief traurig, wie das alles gekommen und verlaufen ist und denke, ich hätte ihm mehr die Stirn bieten sollen oder müssen und vielleicht auch jetzt. Doch liegt es mir nicht, einen geliebten Menschen anzuschnauzen oder gar vor Gericht zu zerren. Muss ich es aber einfach machen? Liege ich da falsch, wenn ich mich um Frieden bemühe? Bei der Beratung meinten sie, es wäre richtig so und deeskalierend. Die Anwältin hingegen meint, ich solle kämpfen für Dinge, die mir zustehen. Mir wäre am liebsten, mein Mann würde einfach seinen Anstand wieder finden und auch mal nachgeben. Begreift er es denn vielleicht erst, wenn ich sozusagen einmal meine Muskeln spielen lasse oder wird ihn das nur noch mehr gegen mich aufbringen? Was meint ihr?

11.01.2020 21:42 • #6


L
Zitat von Vera3000:
Ich habe mal ein paar Fragen zum Verständnis.
Wer hat das Haus gekauft und wann? Alles was in der Ehe gekauft wurde muss nach der Trennung geteilt werden. Wenn deinMann im Haus wohnen bleibt, muss er dir dann den halben Geldwert des Hauses abbezahlen.
Für die Kinder ist er unterhaltspflichtig. Wenn er sich momentan weigern sollte zu zahlen kann man beim Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss beantragen. Die holen sichdie Kohle dann irgendwann von ihm zurück bzw. klagen sie ein.
Was genau solltest du beim Notar unterzeichnen? Ich würde an deiner Stelle nichts ohne meine Anwältin unterzeichnen.
Wegen deinem Prozess kannst du (falls du es nicht schon getan hast) Prozesskostenhilfe beantragen. Das müsste in deinem Fall eigentlich bewilligt werden, da du ja nicht erwerbstätig bist. Frag am besten mal deine Anwältin

Das Haus wurde kurz vor der Heirat gekauft, mehrheitlich von meinem Geld. Die Kinder leben bei ihm, somit fordert er Unterhalt von mir. Beim Notar sollte ich eine Scheidungsfolgevereinbarung unterzeichnen, einen festen Betrag x, mit dem dann alles erledigt sein sollte. Dass ich es dann nicht getan habe, hat er offenbar als Kriegserklärung aufgefasst. ICH möchte nach wie vor keinen Prozess.

11.01.2020 21:45 • #7


Vera3000
Zitat von Liesel:
Doch liegt es mir nicht, einen geliebten Menschen anzuschnauzen oder gar vor Gericht zu zerren. Muss ich es aber einfach machen? Liege ich da falsch, wenn ich mich um Frieden bemühe? Bei der Beratung meinten sie, es wäre richtig so und deeskalierend.

Die Frage ist halt auch; kannst du es dir leisten darauf zu verzichten? Wovon lebst du denn momentan?

Zitat:
Das Haus wurde kurz vor der Heirat gekauft, mehrheitlich von meinem Geld. Die Kinder leben bei ihm, somit fordert er Unterhalt von mir.

Hm...in dem Fall weiss ich leider nicht wie es rechtlich aussieht. Denke mal der Kaufvertrag ist ausschlaggebend also ob ihr beide im Grundbuch steht oder nur du. Was rät dir denn deine Anwältin diesbezüglich?

11.01.2020 21:52 • #8


L
Momentan lebe ich vom Kinder- und Familiengeld, welches auf mein Konto läuft. Die Anwältin sagt, da wir ein Wechselmodell praktizieren, bin ich nicht unterhaltspflichtig und darüber hinaus auch nicht leistungsfähig (Kind unter 3), sondern bedürftig. Nun steht dann eben die Scheidung an und eine Lösung muss auf den Tisch. Geld fürs Haus bekomme ich, aber laut ihm eben nur weniger, da es ihn sonst ja auch ruiniert und ich es ja auch nicht mehr wollte.

11.01.2020 22:00 • #9


P
Zitat von Liesel:
Ausserdem gönnt er mir nicht den Dreck unter seinen Nägeln und ist der Meinung, mir zustehende Dinge würden ihm gehören.

Ist das seine Grundhaltung oder seiner 'Verletzung' geschuldet?
Bei ersterem wirst du nie Ruhe vor ihm finden und er dir einfach nichts gönnen, egal wie friedlich du bist und bleibst.
Bei zweiterem scheint ihm jegliche Reflektionsfähigkeit bzw Empathie zu fehlen, denn sein Verhalten hat ja anscheinend zu deiner Verfassung und deinem Weggang - maßgeblich - beigetragen. Das wird er aber wohl nicht in Zusammenhang bringen und nur auf seine 'Verletzung' setzen.

11.01.2020 23:37 • #10


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