Liebe Carmen,
wie mutig von dir, dir Hilfe zu suchen! Eine Therapie ist eine große Herausforderung. Vor allem die erste Zeit, wenn man über die besonders schmerzhaften Themen spricht und es förmlich ungezügelt aus einem herausbricht.
Sarah Kuttner schreibt, dass es ist wie ein eiternder Weisheitszahn. Der Psychologe setzt einen kleinen Schnitt und der Eiter bricht raus. Es ist häßlich, schmerzhaft und stinkt. Aber endlich kümmert sich jemand darum und eine saubere Wunde kann heilen.
Die fiese Hoffnung...ich habe sie angeschrien. Also im Geiste, laut war ein erbärmliches Wimmern...
Ich kann dich sehr verstehen, dass du nicht glauben willst/ kannst, dass er dich
1. mal geliebt hat
2. von den Problemen wusste
und sich trotzdem nicht meldet/erkundigt. Das verletzt und ich wünsche dir, dass du deswegen wütend sein kannst. Stell dir vor, dass würde eine Freundin machen. Da wärst du doch sauer...
Überlege vielleicht mal in die Richtung:
Von wem wolltest du in deiner Kindheit Beachtung erfahren und wie hast du um die Aufmerksamkeit gekämpft? Warst du vielleicht besonders brav? Wie kannst du dich mehr beachten/dir mehr Aufmerksamkeit geben?
Auch deine gefühlte Hilflosigkeit mit deinem Sohn kann ich nachempfinden...Vielleicht hilft dir das:
Er wird älter werden, irgendwann erwachsen sein. Auch er wird sich mal verlieben und auch er wird sicherlich mal eine harte Trennung durchmachen. Du zeigst ihm heute, wie man mit einer harten Trennung umgehen kann, dass er trotzdem vom ganzen Herzen geliebt wird und liebenswert ist.
Du kannst ihn vor solchen Erfahrungen nicht beschützen, aber ihm heute ein Vorbild und eine Hilfe sein! Sei stolz auf dich, was du da leistest, es ist wirklich schwer.
Zitat von Carmen:Wie geht es dir denn?
Es wird langsam aber sicher besser. Ich weine noch fast täglich und werde von einer großen Hoffnungslosigkeit überschwemmt. Diese Zeiten muss ich schlicht und einfach überleben und dann geht es mir eigentlich wieder recht gut. Ich arbeite wie du daran, mein Leben zu erneuern. War bei einer Farm-und Schminkberatung, daraufhin shoppen, habe mir einen erreiche deine Ziele-Coaching Kalender gekauft, ein Coaching-Sachbuch (kann ch gerade einfach nicht lesen...der versucht zu motivieren, aber Trauer macht so kraftlos...naja, hoffentlich bald), ein Liebeskummer-Selbsthilfe-Buch, naja...all so ein Kram. Ich fahre dann jetzt auch allein in den Urlaub über Weihnachten...ab und an macht mich der Gedanke traurig, aber meistens denke ich, dass es auf jeden Fall besser ist als hier...