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Immer dieses Bauchgefühl

Carmen
Hallo Zusammen,

eigentlich habe ich mir ja vorgenommen, hier irgendwann einmal eine Ex-Back-Geschichte schreiben zu können. Leider war ich da ziemlich naiv, oder es war wieder einmal mein Bauchgefühl, dem ich nicht mehr trauen kann.

Vor gut drei Monaten hat sich mein Lebensgefährte nach ca 5 Jahren von mir getrennt. Wir haben eine Fernbeziehung geführt (ca 400 km) uns aber jedes Wochenende, an Feiertagen und in Urlauben gesehen.
Wir hatten eine überwiegend harmonische Beziehung und besonders er hat immer wieder gesagt, wie gut wir zusammen passen. Er hat zuerst von Zukunftsplänen usw gesprochen und ich habe mich bei ihm wohl und angekommen gefühlt. So wie noch nie vorher in einer Beziehung (bin Mitte 40).
Zusammen ziehen konnten wir aus verschiedenen Gründen nicht.

Er hat sich von mir getrennt, als ich übers Wochenende bei ihm war. Das ganze Wochenende scheint darauf aufgebaut gewesen zu sein, denn er war vom ersten Tag an komisch und hat mich behandelt, als wäre ich ein lästiger Verwandtenbesuch. Sonntag platzte mir dann der Kragen, ich habe ihn um Klarheit gebeten und dann trennte er sich. Ihm ist die Fahrerei zu stressig, meine Probleme (beruflich, Kind krank seit diesem Jahr. ) etc nerven ihn und ob er noch Gefühle hat weiß er nicht.
Wie ich von dort mit dem Auto nach Hause gekommen bin, kann ich gar nicht mehr genau sagen.

Ein paar Tage später hat er nochmal angerufen und unter Tränen und mit ständiger Nennung meines Kosenamens die Trennung bestätigt, weil es ihm zu stressig ist. Wir hätten eine tolle Zeit gehabt und ich wäre eine tolle Frau. Eine Andere ist nicht im Spiel.

Genau das war nämlich häufiger ein Grund für mein ungutes Bauchgefühl. Doch wenn ich ihn gefragt habe, warum er z.B. einer Bekannten von ihm (Landschafts-, Sonnenuntergangs-) Bilder von unserem Urlaub schickt und sie über jede Kleinigkeit von Abfahrt bis zur Ankunft informiert war (hat er mir zufällig erzählt) dann bekam ich sofort Ärger, dass er es nicht leiden kann wenn ich ihm nicht vertraue.
Solche Geschichten gab es in unserer Zeit häufiger.
Da war schon dieses komische Bauchgefühl, was er immer zerredet hat.

Doch dann gab es natürlich auch immer die Phasen, in denen er mich so mit positiven Aussagen überschüttet hat, dass ich laut Bauchgefühl mit einem baldigen Heiratsantrag gerechnet habe.

Tja und seit diesem Telefonat vor drei Monaten habe ich gar nichts mehr von ihm gehört. Ich habe mich nicht gemeldet. Das hat mir mein letztes bisschen Stolz verboten. Es tut aber verdammt weh, dass er sich nicht mal nach mir erkundigt. Schließlich wusste er ja von allen Problemen, die ich zur Zeit zu bewältigen habe. Ich fühle mich einfach nur weggeworfen oder ausgetauscht. Denn natürlich habe ich das Gefühl, ersetzt worden zu sein. Es macht mich aber wahnsinnig, nicht zu wissen, ob mich mein Bauchgefühl immer im Stich gelassen hat, oder nicht. Hat er mich während der Beziehung betrogen, oder nicht? Wenn ja, ab wann? Warum bin ich ihm jetzt egal?

Anfangs war ich mir sicher, dass er sich nach ein bis zwei Monaten erkundigt, was ich so mache. Natürlich hatte ich auch die Hoffnung, dass er mich zurück möchte. Natürlich weiß ich, dass das nicht gut wäre etc.

Jetzt sitze ich hier mit Mitte 40 und leide seit Monaten wie ein Teenie. Bei ihm fühlte ich mich endlich angekommen und mit ihm wollte ich alt werden. Diese Trauer und zugleich die Hoffnung, dass er sich wenigstens mal meldet, macht mich fertig. Natürlich ist mir in meinem Alter klar, dass man über eine Trennung hinweg kommt. Aber das kriege ich emotional nicht umgesetzt. So gelähmt und hilflos kenne ich mich gar nicht. Alles, was ich bisher an Erfahrungen mit Trauer oder Trennung habe, scheine ich nicht mehr umsetzen zu können.

Ich weiß, dass viele von Euch hier nach sehr langer Zeit von Partnern verlassen wurden, oder auch nach heftigen Geschichten. Daher ist es mir fast etwas unangenehm, hier nach fünf Jahren Fernbeziehung zu jammern, aber das Lesen im Forum hilft mir in letzter Zeit so sehr und es gibt so tolle Ratschläge und Ansichten, dass ich hoffe mit Eurer Hilfe auch etwas zur Ruhe kommen zu können.

LG
Carmen

08.10.2018 22:58 • x 3 #1


Femira
Hallo Carmen,

willkommen hier.
Ich möchte dir sagen, dass mir auffällt, dass du dich hier degradierst und das nicht in Ordnung ist.
5 Jahre sind eine ordentliche Zeit!
Im Schmerz ist es auch egal, wie alt wir sind! Warum erwartest du von dir, eine Trennung einfach wegzustecken, weil du im Alter XY bist. Ich mein, ich hab sicherlich mit 16 anders gelitten als heute, aber sonst ist der Liebeskummer immer sehr schmerzhaft und ich bin immer wieder überrascht, wie schlimm er ist und wie langsam er sich verabschiedet.
So!

Dein Bauchgefühl schwankte also zwischen Heiratsantrag und er hat eine Geliebte? Kann doch beides sein...mal so mal so... Klar, dass du dich schlimm fühlst, wenn du die letzten zwei Monate Hoffnung hattest...deswegen hört ja auch der Kummer nicht auf.

Was brauchst du, um abschließen zu können?

08.10.2018 23:05 • #2


A


Immer dieses Bauchgefühl

x 3


Carmen
Hallo Femira,

Danke für Deine schnelle Antwort

Das Degradieren habe ich leider in meiner Beziehung gelernt. Ich habe- warum auch immer- immer mehr das Gefühl gehabt, ihm alles Recht machen zu müssen.

Was ich brauche, um Abzuschließen? Ich denke, zuerst die Einsicht, das ein Abschluss das Beste ist

08.10.2018 23:09 • #3


Femira
Also. öhm. ich musste jetzt etwas lachen. ich zeig dir mal, wieso:

Zitat von Carmen:
Was ich brauche, um Abzuschließen? Ich denke, zuerst die Einsicht, das ein Abschluss das Beste ist


Zitat von Carmen:
Das Degradieren habe ich leider in meiner Beziehung gelernt. Ich habe- warum auch immer- immer mehr das Gefühl gehabt, ihm alles Recht machen zu müssen.

Tadaa!
also wenn dich ein Partner so fühlen lässt, dann die Beziehung beendet und wahrscheinlich Next am Start ist. was wäre gut daran, weiter zu warten?

EDIT: Hör mal hier rein zum Einschlafen oder Wäsche aufhängen oder so:

08.10.2018 23:19 • x 2 #4


M
Zitat von Carmen:
Ich habe- warum auch immer- immer mehr das Gefühl gehabt, ihm alles Recht machen zu müssen.


Warum nur? Warum nicht einfach sagen, ich mag die Treffen mit dir, aber ich hab ein Kind zuhause, das auf mich wartet und das ist fast wichtiger. Wir sollten uns nicht zurücknehmen nur weil wir es von uns erwarten. @drakwing hat recht. Beziehung ist keine Partnerschaft.

09.10.2018 05:50 • #5


Carmen
Danke für Deine Meinung mcteapot,

natürlich darf man sich in einer Beziehung nicht zurück nehmen. Oft passiert so etwas aber schleichend. Gerade in einer Fernbeziehung ist bei den gemeinsamen Zeiten das Bedürfnis nach Harmonie sehr groß- zumindest bei uns war es so. Ich bin da halt zu weit reingerutscht und habe mich ihm und seinen Wünschen immer mehr angepasst...

Mein Kind musste übrigens nie zu Hause auf mich warten. Ich war natürlich nur dann ein komplettes Wochenende bei ihm, wenn der Vater des Kindes seine Papazeit hatte. An den anderen Wochenenden, Urlauben etc haben wir ja als Familie hier bei mir gelebt.

09.10.2018 10:21 • x 1 #6


Femira
Zitat von Carmen:
Ich bin da halt zu weit reingerutscht und habe mich ihm und seinen Wünschen immer mehr angepasst...

Ich sammeln mal weiter fleißig Argumente für dich, die dir sagen, warum der Schluss das Beste für dich ist.

Es sieht aber so aus, als wüsstest du da bereits eine Menge...hast du es schon mal mit einem Abschiedsbrief versucht?

09.10.2018 10:46 • #7


Carmen
Du hast vollkommen Recht: wenn ich in einem mutigen Moment versuche sachlich zu denken (was momentan für mich echt anstrengend ist ) fallen mir mehr Gründe für einen Abschluss als für ein Festhalten ein.

Aber mein Verstand hat momentan keinen Zugang zu meinen Emotionen. Wenn er sich jetzt mit einem klitzekleinen positivem Zeichen melden würde, wäre ich sofort wieder voll dabei (emotional).

Einen Abschiedsbrief habe ich geschrieben und feierlich verbrannt. Abschicken wollte ich ihn nicht, da ich Angst davor hatte, keine Antwort zu bekommen.

Am Liebsten wäre mir eine Tablette ich-vergesse-ihn-und-werde-glücklich

Ich glaube, mein größtes Problem ist, dass ich mich entsorgt fühle, weil er sich überhaupt nicht mehr meldet....

09.10.2018 10:57 • #8


Femira
Zitat von Carmen:
wenn ich in einem mutigen Moment versuche sachlich zu denken (was momentan für mich echt anstrengend ist ) fallen mir mehr Gründe für einen Abschluss als für ein Festhalten ein.

Gleich aufschreiben! Das hilft ein bisschen.
Hier sind noch weitere Tipps:
https://www.ted.com/talks/guy_winch_how ... oken_heart
Deutscher Untertitel lässt sich einstellen.


Zitat von Carmen:
Ich glaube, mein größtes Problem ist, dass ich mich entsorgt fühle, weil er sich überhaupt nicht mehr meldet....

Eine Trennung geht immer als Selbstwertgefühl, ich verstehe das sehr gut. Vielleicht noch eine Liste, was generell toll an dir ist und eine, warum deine tolle Partie bist?!

09.10.2018 11:05 • #9


M
Zitat von Carmen:
Ich glaube, mein größtes Problem ist, dass ich mich entsorgt fühle, weil er sich überhaupt nicht mehr meldet....

An dieser Kontaktsperre kannst du reifen, die Sache beleuchten, gut und schlecht abwiegen, seine Fehler - deine Fehler. Klar ist der erste Kummer immer extrem, wird aber immer leichter, um so mehr Wochen ins Land gehen. Und manches, was du ihm heute positiv auslegst, ist dann im nachhinein gar nicht so positiv

11.10.2018 03:01 • x 1 #10


Der-Sucher
Hallo Carmen,
Du fühlst dich entsorgt? Ich habe das gleiche Gefühl nach 5 Jahren Beziehung und Zwei Jahren Ehe, sagt meine noch Frau, das sie nicht mehr möchte und ich keine Schuld daran trage.
Ich suche jetzt eine Wohnung und fühle mich echt sch... mit 54 Jahren heule ich wie ein Schoßhündchen. Ich zerfließe in Selbstmitleid.
Aber ich fühle auch, das ich mit der Zeit Stärker werde. Innerlich baut sich bei mir eine Wand auf.
Das Forum hier hilft mir, meinen verlußt Schmerz zu ertragen. Dafür bin ich Dankbar
Du bist eine starke Frau, du hast 5 Jahre Stärke bewiesen, eine Fernbeziehung zu führen. Versuch dir keine Gedanken zu machen was bei euch falsch gelaufen ist. Die Zeit ist zu kostbar
Und es bringt dir nichts. Versuche neu zu starten und nach vorne zu schauen.
Andere haben immer gute Sprüche parat ich weiß.

11.10.2018 22:26 • x 1 #11


Carmen
Danke für die lieben Worte @Der-Sucher ,

es tut mir leid, dass du die gleichen Gefühle hast entsorgt worden zu sein und von deiner Frau verlassen wurdest.

Warum soll man mit 54 Jahren nicht wie ein Schoßhündchen weinen. Liebeskummer ist in jedem Alter unglaublich schmerzhaft. Ich habe sogar fast den Eindruck, dass es bei mir mit fortgeschrittenem Alter schlimmer wird. Auch der Neustart erscheint mir immer schwieriger.

11.10.2018 22:37 • #12


Carmen
Warum kommen immer so Rückfälle in den Gefühlen? Ich bekomme heute nichts auf die Reihe. Er fehlt mir einfach so sehr.

Ab Freitag haben wir uns ja immer übers Wochenende gesehen. Ich weiß. dass es besser so ist. Aber seit 3 Monaten nichts zu hören und im Hinterkopf immer eine kleine Hoffnung zu haben macht mich fertig.

Wie kann man von einem Menschen so abhängig werden? Er kommt ja anscheinend gut ohne mich aus. Sonst wäre im Zeitalter von WA ein kurzer Kontakt ja immer möglich gewesen.

Ich hasse diese Angst vor der Zukunft, diese Hilflosigkeit und auch meine Haltung dazu. Wenn ich nicht selber aktiv werde mein neues Leben zu sortieren wird es nie klappen. Aber ich habe keine Kraft. Dafür hat mich das ganze Jahr zu sehr hin und her gebeutelt.
Alle sagen zu mir, dass dieses Jahr gezeigt hat, wie stark ich bin. Das bin ich aber nur nach außen. Je stärker ich nach außen wirke, desto schwächer wird es in mir.

Zeit heilt alle Wunden- aber nur dann, wenn man genau diese Zeit übersteht...

12.10.2018 14:33 • #13


Femira
Zitat von Carmen:
Warum kommen immer so Rückfälle in den Gefühlen?

Liebeskummer kommt immer in Wellen. Das ist gut, denn sonst hätte man nie auch nur einen kurzen Moment Pause.
Zitat von Carmen:
Aber seit 3 Monaten nichts zu hören und im Hinterkopf immer eine kleine Hoffnung zu haben macht mich fertig.

Normal.

Zitat von Carmen:
Ich hasse diese Angst vor der Zukunft, diese Hilflosigkeit und auch meine Haltung dazu. Wenn ich nicht selber aktiv werde mein neues Leben zu sortieren wird es nie klappen. Aber ich habe keine Kraft. Dafür hat mich das ganze Jahr zu sehr hin und her gebeutelt.

Fühle in dich hinein. Du musst eine Balance zwischen einigeln und ablenken finden.
Sich eine Weile zurückzuziehen und zu trauern, finde ich normal, gesund und wichtig. Aber irgendwann muss man wieder kleine Schritte raus machen. Hast du eine Idee, was ein kleiner Schritt sein könnte?

Es ist schönes Wetter....geh laufen?

Zitat von Carmen:
Je stärker ich nach außen wirke, desto schwächer wird es in mir.

Du Schummeltrine! Erlaube den Menschen, die dich lieben, für dich da zu sein! Mach ihnen dieses Kompliment!

13.10.2018 08:04 • x 1 #14


Carmen
Hallo Femira,
vielen Dank für deine lieben Worte. Du schaffst es immer wieder, das alles ziemlich gut zu analysieren.

Gerade die Balance zwischen einigeln und ablenken fällt mir schwer. Aber seit einiger Zeit habe ich ja einen Hund, der sowohl mein Personal Trainer (er geht mit mir joggen ) als auch mein Motivator (der möchte doch tatsächlich mehrmals täglich raus ) ist und mir immer zuhört und einfach da ist.
Das hilft mir schon sehr.

Ich befürchte, ich muss einfach etwas geduldiger werden, bis es besser wird.
Er meldet sich nicht, er hat sich getrennt und bei ganz genauer Überlegung ist das auch gut so. Denn sehr oft hat er mir einfach nicht gut getan. Aber diese Erkenntnis muss erst noch vom Verstand aus bei meinem Herzen ankommen.

13.10.2018 08:13 • x 2 #15


A


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