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Ist das ein Trauma?

R
Als ich 8 Jahre alt war ging meine Mutter mit mir Nachts in den Park. Sie nahm mich mit, als sie sich dort mit den Obdachlosen traf.
Sie ging dann mit Einem weg. Ich wusste nicht, wo sie war. Ich ging mit einem fremdem Mann mit. Er nahm mich mit zum Kiosk. Im Nachhinein war er sehr nett. Aber ich hatte in dem Moment große Angst.

Wenn ich heute Verlust spüre, zerreißt es mich. Ich habe Angst, mich zu trennen und es gibt keinen größeren Schmerz für mich. Ich fühle mich zu älteren Männern hingezogen.
Hat das etwas damit zu tun?
Hat meine Mutter mich zerstört?

12.12.2020 22:37 • x 1 #1


MrXYZ
Ja, eventueller Wahrscheinlichkeit könnte es damit zusammenhängen, allerdings würde ich dir eine Art dieser Diagnose nur von professionellem Fachpersonal empfehlen.

Ob deine Mutter dich zerstört hat, sollte hier auch niemand bewerten, eines allerdings kann man sehr wohl als Laie und Außenstehender sagen:

Sie hat hier an der Stelle nicht nur ihre Aufsichtspflicht verletzt, leider...

12.12.2020 23:14 • #2


A


Ist das ein Trauma?

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Gorch_Fock
Ich würde auch sagen, dass sich daraus in der Tat ein Trauma / PTBS entwickeln kann. Du warst zu diesem Zeitpunkt ein Kind. Ein Park zur Nachtzeit ist nicht ohne, als Kind hast Du dort auch keine Orientierung. Dazu halten sich dort Obadachlose auf, die ggf. auch gefährlich sein könnten, da sie in der Regel nichts zu verlieren haben. Gerade ein Mädchen in so ein Umfeld zur Nachtzeit mitzunehmen ist daher schon grenzwertig. Dazu hat sich Deine Vertrauensperson ohne weitere Hinweise von Dir entfernt und Dich in dieser pot. bedrohlichen Umwelt zurückgelassen. Dazu wurdest Du mit unbekannten Männern konfrontiert. Natürlich hattest Du Angst, denn dieser Mann hätte mit schlechten Absichten Dich ggf. missbrauchen bzw. auch töten können. Alleine diese Situation des Ausgeliefertsein und das plötzliche, unerklärte Verschwinden der Mutter (hatte sie Sechs mit einem Obdachlosen oder was war ihre Intention?) können dies ausgelöst haben. Ich würde hier auch prof. Hilfe empfehlen.

13.12.2020 00:26 • #3


J
Zitat von rinchen:
Hat das etwas damit zu tun?
Hat meine Mutter mich zerstört?

Schau ins ICD-10, Kapitel F, Abschnitt 4 - F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
Dort stehen die Kriterien, die erfüllt sein müssen.
Wenn schon das erste Kriterium - Wiedererleben in Form von Flashbacks, Intrusionen oder Albträumen - nicht passt, kannst Du die PTBS knicken. Kann aber sein, dass Du unmittelbar danach vielleicht eine akute Belastungsstörung oder eine Anpassungsstörung hattest. Die gibts auch im Kindesalter - ist allerdings nicht mein Spezialgebiet, bin kein KJPler.

Was Du da beschrieben hast, ist für ein kleines Kind in der Tat kein besonders schönes Erlebnis.
Ob allerdings Deine Verlustangst und die Präferenz für ältere Männer auf genau dieses eine Ereignis zurückzuführen ist, wage ich mal zu bezweifeln. Dazu gehört schon noch bisschen mehr.

13.12.2020 00:34 • x 1 #4


Gorch_Fock
Jaqen, zur PTBS gehören aber ggf. auch Körpererinnerungen. Ich würde das so pauschal nicht negieren. Versetz Dich mal in die Lage, Deine Mutter ist weg und ein möglicherweise nach B. stinkender Mann / Dir ansonsten unbekannter erwachsener Mann spricht Dich dort an und nimmt Dich an einen Dir ebenfalls unbekannten Ort mit. Auch wenn der Kiosk als sicherer Hafen gewertet werden kann, ist der Mittelteil schon heftig. Dazu wusste die TE ja auch dann nicht, wo ihre Mutter war.

13.12.2020 00:40 • #5


E
Das ist eine seltsame Geschichte... Hast Du mal mit Deiner Mutter darüber gesprochen? Was wollte sie im Park und warum hat sie Dich unter Aufsicht eines Fremden gelassen? Aber viel mehr noch interessiert mich, warum Dich diese Episode heute noch so belastet. Wir alle hatten als Kinder Momente, in denen wir uns alleine gelassen und orientierungslos fühlten und Dir ist ja auch nichts zugestoßen. Was steckt dahinter, dass Du Deiner Mutter bis heute so große Vorwürfe machst?
Ich finde Du solltest mit ihr sprechen.

13.12.2020 00:43 • x 1 #6


Scheol
Zitat von rinchen:
Als ich 8 Jahre alt war ging meine Mutter mit mir Nachts in den Park. Sie nahm mich mit, als sie sich dort mit den Obdachlosen traf.
Sie ging dann mit Einem weg. Ich wusste nicht, wo sie war. Ich ging mit einem fremdem Mann mit. Er nahm mich mit zum Kiosk. Im Nachhinein war er sehr nett. Aber ich hatte in dem Moment große Angst.

Wenn ich heute Verlust spüre, zerreißt es mich. Ich habe Angst, mich zu trennen und es gibt keinen größeren Schmerz für mich. Ich fühle mich zu älteren Männern hingezogen.
Hat das etwas damit zu tun?
Hat meine Mutter mich zerstört?



Von dem was ich die letzten Jahre über Trauma gelernt und erlebt habe , würde ich sagen das es möglich ist.

Die Situation muss Lebensbedrohlich, existenziell bedrohlich sein.

Da hier die schützende , beschützende Mutter plötzlich weg war , und ein Kind schwer Zeit , Distanz usw. einschätzen kann , kann es sein das diese Situation so eingeschätzt wurde das du dich in deiner Existenz bedroht fühltest.

Allein für ein Erwachsene kann solch Situation mit Obdachlosen schlecht einschätzbar sein , wie diese reagieren. Vor allen wenn noch Alk. , Gerüche usw. dazu kommen.

Dir wurde hier schon oben ein paar Tipps gegeben , schau mal unter Verlusttrauma, und Traumafolgestörung, was dieses auslöst und anrichtet.

13.12.2020 10:36 • #7


J
Zitat von Gorch_Fock:
Jaqen, zur PTBS gehören aber ggf. auch Körpererinnerungen.

Kein Symptom im Sinne vom ICD. Was Du meinst, sind positive oder negative dissoziative bzw. somatoforme Symptome.
Sorry, aber wenn hier nach der Wahrscheinlichkeit einer Diagnose gefragt wird, kann man die Kriterien nicht mal eben so verbiegen, bis es denn passt.
Ist leider für mich wieder ein Beispiel, wie inflationär der Begriff der Trauma heute benutzt wird, um jede kleine Befindlichkeitsstörung zu erklären.

Zitat von Gorch_Fock:
Versetz Dich mal in die Lage,

Versetz Du Dich doch mal in die Lage derer, die tatsächlich ein Trauma erlitten haben. Solche Küchentisch-Psychologie ist ein Schlag ins Gesicht derer, die definitiv eine klassische oder komplexe PTBS haben.

Zitat von Scheol:
Von dem was ich die letzten Jahre über Trauma gelernt und erlebt habe , würde ich sagen das es möglich ist.
Die Situation muss Lebensbedrohlich, existenziell bedrohlich sein.

Das ist die Grundvoraussetzung und da fängt es schon an, bisschen schwierig zu werden.

Bisher hat die TE sich noch nicht weiter zu den aufgeworfenen Fragen geäußert und bevor keine weitere Rückmeldung von ihr vorliegt, bleibe ich bei dem, was ich geschrieben habe.

13.12.2020 10:41 • x 2 #8


Heffalump
Zitat von jaqen_h_ghar:
Bisher hat die TE sich noch nicht weiter zu den aufgeworfenen Fragen geäußert und bevor keine weitere Rückmeldung von ihr vorliegt, bleibe ich bei dem, was ich geschrieben habe.

Außerdem gibt es da Fachpersonal um dieses festzustellen - Ferndiagnosen sind hier sehr problematisch

14.12.2020 07:20 • #9


J
Zitat von Heffalump:
Fachpersonal

Passt scho ...

14.12.2020 08:20 • x 1 #10


S
Hey, so Erlebnise in der Kindheit kann schon viel verursachen. Ich selbst hatte auch ein Erlebnis an das ich Jahre lang nicht gedacht habe, welches mich aber verändert hat.

Das Erlebnis kam erst in einer psychologischen Behandlung zum Vorschein. Bis dahin habe ich nie bewusst daran gedacht.
Hab meine Mutter darauf angesprochen und sie sagt, dies war nie so. Ich weiß aber noch jedes Detail ( ich muss damals ca.5 Jahre alt gewesen sein) und habe mich mal schlau gemacht. Es war damals in einem Autohaus und genau dort war damals ein Autohaus sogar die Marke die ich wusste stimmt. Wie gesagt sehe es noch wie ein Film vor mir, von daher gehe ich davon aus, dass es stimmt.

Durch die Situation ist wohl mein Grundvertrauen zerstört worden. Wie gesagt, mir ist schon aufgefallen, dass ich ein Problem damit habe, aber an diese Situation habe ich niemals gedacht.

14.12.2020 10:51 • #11


K
Ich behaupte mal frech, wenn Deine Mutter ihre 8 jährige Tochter mitnimmt und im Park alleine lässt während sie sich mit Obdachlosen vergnügt, dürfte die gesamte Kindheit recht verstörend gewesen sein. Von daher würde ich jetzt als Ursache nicht zwangsläufig ein einzelnes Erlebnis suchen sondern die Kindheit als gesamtes betrachten.

14.12.2020 18:51 • x 1 #12


I
Ich habe im ähnlichen Alter einmal meinen Vater im Großstadtgewimmel verloren und es hat Stunden gedauert bis wir wieder beisammen waren. Ich war sehr verweint und verängstigt.
Das Ereignis hat bei mir keine mir bekannten Nachwirkungen hinterlassen und war nach kurzer Zeit in der Bedeutungslosigkeit versunken.

Ich vermute in deinem Fall auch eher, dass dein gesamtes Umfeld wenig Sicherheit vermittelt hat. Da hat es es nicht nur dieses spezielle (zugegebenermaßen sehr verstörende) Ereignis gebraucht um deine jetzigen Probleme zu erklären.
Wie ist deine Kindheit ansonsten verlaufen?
Wenn die Mutter solche Dinge getan hat , lag wohl auch anderweitig einiges im Argen.

14.12.2020 19:04 • #13


A


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