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Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

Scheol
Gestern war in einem Thema , meiner Meinung nach , wieder ein sehr interessanter Austausch über das Thema Trauma.

Dieses Thema kommt immer wieder auf, in verschiedenen Themen , wo dann einige ihr Wissen über das Thema preisgeben und einige dann sich auch trauen über ihre Themen zu schreiben.

Meist ist dieses Thema dann off Topic , da es mitten in ein Thema aufgegriffen wurde und man sprengt sonst das eigentlich Thema.

Ich dachte mir , das es eine Idee ist , dafür extra ein Thema zu eröffnen . Damit sich member auch über das Thema austauschen können .

Ich selbst habe einen schweren Motorradunfall erlitten und habe deshalb meine Erfahrung damit gesammelt.

Ich war bei einem Traumaspezialisten und mir haben aber auch die Videos von Professor, Dr. Franz Ruppert geholfen , und auch finde ich Verena König sehr stark in ihrer Aufklärung zu dem Thema und auch inzwischen Damir Sharif.

Viel Spaß bei dem Austausch untereinander.

28.10.2021 13:29 • x 33 #1


L
Schöne Idee!

28.10.2021 15:09 • x 3 #2


A


Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

x 3


Scheol

28.10.2021 15:15 • x 10 #3


Scheol

28.10.2021 15:16 • x 4 #4


Scheol
Und hier zwei von Dami Charf




28.10.2021 15:19 • x 9 #5


T
...nicht immer haben Traumata mit schweren Unfällen oder so zu tun, auch nicht nur Soldaten...die menschliche psyche ist so differenziert wie jeder Mensch persönlich anders ist...ergo, es lösen Ereignisse für den einen Traumen aus, was für den anderen als normal erscheint...darum wird dieses Thema oft unterschätzt...dieses Thema gehört oft direkt zum Thema Inneres Kindthema, hier werden die meisten Traumen erzeugt...es gibt ein gutes Buch von Verena König...Bin ich Traumatisiert?...leicht verständlich und hilfreich seine eigenen Muster verstehen zu lernen...

28.10.2021 17:53 • x 8 #6


Scheol
Zitat von TimTayler:
...nicht immer haben Traumata mit schweren Unfällen oder so zu tun, auch nicht nur Soldaten...die menschliche psyche ist so differenziert wie jeder Mensch persönlich anders ist...ergo, es lösen Ereignisse für den einen Traumen aus, was für den anderen als normal erscheint...darum wird dieses Thema oft ...

Das Buch ist seit 3 Wochen ca. auf dem Markt und schon vergriffen.

eine Situation / Ereignis , ist ein subjektives Empfinden. Was der eine für Belanglos hält , kann für den anderen traumatisch sein.

ein Gefühl , und ein Ereignis , ist nicht abkoppelbar. Man lernt nur damit umzugehen.

28.10.2021 20:52 • x 4 #7


H
Hallo @Scheol , wie immer ein sehr schönes Thema von Dir

Ich bin mir nicht sicher aber ich denke ich kann auch über das ein oder andere berichten, was sich zumindest für mich, sehr traumatisierend für mein Leben wirkte.

Geboren in Griechenland, dort bis zu meinem 11 Lebensjahr lebend, in einer Gesellschaft wo Gewalt täglich präsent war.
Es war normal dass der Nachbar einen eine Backpfeife gab, die Mutter einen quer durch die Wohnung jagte, sei es mal ein Schuh, der Besen, der Kochlöffel oder sonstiges. Am Ende bekamen sie einen doch.
In einer Gesellschaft wo es sehr wichtig war was andere von einem Denken. Der Ruf der eigenen Familie. Es war immerhin das einzige was man hatte, so dachte man. Seinen Namen.

Wie oft ist es vorgekommen dass die Nachbarin sich über mich bei meiner Mutter beschwerte, während wir draußen spielten und sie gerade von der Arbeit kam. Ohne zu hinterfragen, ohne mich zu verteidigen oder sonst was wurde auf mich eingedroschen. Oft sogar bis Nase und/oder Zähne bluteten.

Selbst in der Schule hatten Lehrer das Recht uns Kinder zu schlagen, zu bestrafen in dem man uns/mich an die Wand stellte, das Buch haltend und auf einem Bein stehend, für den kompletten Unterricht.
Ich kann gar nicht zählen wie oft ich während des Unterrichts raus zum Schulhof musste, um mir meinen eigenen Zweig zu holen mit dem mich mein Klassenlehrer anschließend bestraft hat.
Irgendwann verkniff ich es mir zu fragen ob ich auf die Toilette darf, den das hatte eine ordentliche Ohrfeige zu Folge mit den anschließenden Satz: Jetzt darfst du gehen.

Ich war in einem Sportverein wo wir nach kurzer Zeit, mich eingeschlossen, in die Nationalmannschaft nominiert worden.
Das Training fand täglich Montag bis Freitag von 19 bis 22 Uhr statt. Manchmal auch Samstag und Sonntag wenn Turniere waren.
Unsere Trainerin kam aus Russland. Sie war noch nicht lange in Griechenland und sollte den Sport bei uns populär machen.

Täglich, immer und immer wieder, seien es Gummischläuche, Sandalen, springseile oder sonst was womit die auf mich/uns ein prügelte. Das festbinden der Beine um sie zusammen zu lassen während ich einen Handstand machte, so lange bis die Hände und Arme zitterten und ich zusammenbrach.

Im April 1988 gewann ich bei der griechischen Meisterschaft im Alter von gerade knapp 10 Jahren die Silbermedaille.
Die anschließenden Beschimpfungen und Ohrfeigen in der Kabine kann sich keiner vorstellen weil ich nicht Gold holte. So erging es uns allen.
Ein Jahr später 1989 in Athen, holte ich dann Gold. Knapp zwei Monate danach wanderten wir nach Deutschland aus.

Anfang der neunziger war das glaube ich, (bin mit aber nicht 100% sicher) wurde die Prügel in den Schulen seitens der Erwachsenen (Lehrer), per Gesetz verboten. Da war ich schon in Deutschland.

Es brachte nichts sich bei den Eltern zu beschweren, es wurde meist schlimmer danach. Früher war ich sauer und wütend auf sie, heute nicht mehr. Ich habe ihnen schon vor vielen Jahren innerlich bereits verziehen. Sie wussten es nicht besser.

Das alles hatte auch dazu geführt, dass ich was körperliche Gewalt angeht sehr abgestumpft war. Sie machte mir nichts aus.

Ein anderes traumatisches Erlebnis ist mir im Alter von 16 Jahren passiert. Es war 1994, Sommer und sehr heiß.
Wir beschlossen mit meinen besten Freund und zwei anderen, in die Nachbarstadt mit dem Zug zu fahren um ein wenig Spaß zu haben. Es handelte sich dabei um eine Großstadt und wir liefen rum und gingen dabei auf einer großen Brücke wo sich darunter ein großer See befand. Mein bester Freund wollte sich auf dem Geländer setzen und sich eine Zig. rauchen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte hinab.
Es war Stockdunkel und wir konnten nichts sehen.
Ertrinken ist ein stiller Tod. Mein bester Freund konnte nicht schwimmen, wir nichts sehen um irgendwas zu tun.
Drei Tage später fand man seine Leiche.
Oft gab ich mir anfangs die Schuld. Ich hätte hinterher springen müssen.
Heute weiß ich dass das dann auch für mich den Tod bedeutet hätte. Ich konnte zwar schwimmen, aber bei weitem nicht jemanden aus dem Wasser ziehen.

Es gab keine Psychologen die uns zur Seite standen, oder Eltern die uns auffingen. Wir mussten selbst zurecht kommen. Die Zeit heilt alle Wunden. Ja das stimmt schon, aber die Narben sorgen dafür dass man nicht vergisst.

Gruß

Herakles

30.10.2021 02:10 • x 41 #8


Scheol
Zitat von Herakles:
Hallo @Scheol , wie immer ein sehr schönes Thema von Dir Ich bin mir nicht sicher aber ich denke ich kann auch über das ein oder andere berichten, was sich zumindest für mich, sehr traumatisierend für mein Leben wirkte. Geboren in Griechenland, dort bis zu meinem 11 Lebensjahr lebend, in einer ...

Hallo Herakles,

erstmal danke schön für deine Geschichte.

Und es tut mir leid über diese Erfahrung die du sammeln musstest.

ich kenne solch Geschichten aus der Schule von meinem Vater der ist 87 und ist im dritten Reich zu Schule gegangen. Ich wusste nicht ansatzweise wie das in Griechenland in der Schule gehandhabt wurde.


Zu der Geschichte mit der Brücke .

Von außen betrachtet, hast Du hast völlig richtig entschieden , die Umstände waren nicht so das du etwas hättest tun können. Jeder Rettungsschwimmer hätte gesagt , keine Möglichkeit.

wenn du etwas getan hättest , wäre die Wahrscheinlichkeit sehr groß gewesen das dir auch etwas passiert wäre.

Und dann würdest du, heute , nicht ab und an etwas im Arm halten , was die Freude macht und du gerade so stolz darauf bist.

30.10.2021 07:49 • x 7 #9


A
Das iat ein hochbrisantes und wichtiges Thema, Danke dass Du den Thread eröffnet hast!

Nun, mit Traumata kenne auch ich mich zu genüge aus (ich versuche keine allzu krassen Details zu schreiben).
Als Kind wuchs ich in einem schwer toxischen Elternhaus mit einer narzisstisch-sadistischen Mutter und einem eiskalten brutalen Vater auf. Aktive und passive Gewalt (in Form von wüsten Beschimpfungen) gehörten zur Tagesordnung.
Als ich mein Elternhaus endlich verlassen konnte, geriet ich an echt schlimme Männer.
Mein erster richtiger Freund tickte aus und versuchte mich umzubringen, der 2te fixte mich mit Hero.in an. Es war eine sehr schwere Zeit.
Mit ca 30 Jahren litt ich unter einer Tat, die ich im Alter von ca 6,7 Jahren machte. Damals machte ich extreme Spiel mit meinem Cousin, der ca 4 oder 5 war. Als Mädchen wusste ich schon dass das nicht richtig war und als Erwachsene fühlte ich mich deswegen wie ein Monster.
Ich sprach mit einer meiner Schwestern darüber und sie sagte so oft Du warst selbst noch ein Kind, frag Dich warum Du das getan hast, bis ich zusammen brach und ärztliche Behandlung benötigte.
Ich hatte tagelang ein Fremdkörpergefühl und erneut schwere Depressionen.
Ich war zu dem Zeitpunkt Mama von einem 4jährigen Mädchen und einem 5 jährigen Jungen. Aber ich konnte meinen Kindern nichts mehr geben und war schwer selbstmordgefährdet. Meinen Kindern zuliebe beschloss ich mich zu einer stationären Therapie, die fast 5 Monate dauerte.
Es war die beste Entscheidung meines Lebens, da ich zuerst wegen meinen Kindern ging, die letzten 2,5 Monate allerdings mir zuliebe blieb.
Natürlich war danach nicht alles gut. Ich erlitt Rückschläge, musste Ehrenrunden drehen, aber ich verlor mich nicht mehr gänzlich in der Dunkelheit.
Mit ca Mitte 30 entdeckte ich die heilsame Wirkung von Frequenzen, binauralen Beats Meditation. Dies hat vieles in mir vielleicht nicht geheilt, aber ordentlich zusammen geflickt.
Ich betrachte mich in der Zwischenzeit nicht mehr als völlig kaputten Menschen, sondern als Mensch, dessen Seele wie eine Patchworkdecke zusammen gesetzt ist:)

Ich glaube das wichtigste bei einer Traumatisierung ist die Akzeptanz dass jedes einzelne Gefühl seine Daseinsberechtigung hat und man darf es berühren, fühlen und dann ordentlich wieder in eine Kiste legen und verstauen (sinnbildlich). Aber man darf sich auch dazu zwingen zu akzeptieren, dass es nur ein Gefühl, aber nicht die Realität ist.

30.10.2021 08:46 • x 15 #10


L
Nur kurz, da es mich sonst wieder den ganzen Tag beschäftigt.
Zum Thema Dissoziation, das war bei meinem Ex der Fall, das zieht sich durch mein ganzes Leben, selbst als Kind verstand ich die Zusammenhänge nicht oder verdrängte sie.

Wenn ich in den Augen meines Vaters einen Fehler machte, wurde nicht nur zugehauen, sondern er zerrte mich an den Ohrläppchen die Treppe rauf, bis sie bluteten.
Das war ein Ritual.
Passierte immer wieder, so dass sie jahrelang nicht anwuchsen und jahrelang verkrustet und offen waren (der untere Ansatz).

Ich dachte, das sei normal, dass die Strafe meines Vaters der Auslöser dafür war, verstand ich als Mädchen nicht.

Erst im Erwachsenenalter kam mir der Zusammenhang.

Von den Wutausbrüchen meines Ex fehlen auch ganze Stücke.

Nur ein Beispiel.
Ich finde Dissoziation zum Schutze des Selbst sehr interessant.

30.10.2021 10:45 • x 10 #11


L
Und was war nun Dein Fazit siehe Unfall ?

Man sagt ja immer, wenn man vom Pferd fällt, nicht verzagen sondern gleich wieder aufs Pferd steigen um dann eben keine permanente Angst zu entwickeln und sich ein schönes Hobby dann zu verleiden.

Man darf der Angst und Fantasie einfach keinen Raum lassen, Ängste am besten mit einer guten Erfahrungen bekämpft und die eben zulassen muss auch. Ein Risiko gibt es schliesslich immer.

Auch ein Koch wird sich mal mit dem Messer schneiden, was nicht schön ist aber deswegen nur noch mit dem Löffel das Steak zerteilen ?

Einfach daraus lernen, besser aufpassen oder akzeptieren das Sowas auch mal passieren kann bei div. Hobbys/Arbeiten etc. oder im Eifer des Gefechts generell.

Ein Trauma meist sinnlos ist, man einfach geflasht und überfordert ist und die Angst dann regiert und die kann irre Züge annehmen. Beim Kartoffeln schälen geschnitten, Durchfall/Bluthochdruck/Herzrhythmusstörungen wenn man bloß ein Messer oder Kartoffelschäler sieht ? Normal ? Bestimmt nicht !

30.10.2021 11:55 • #12


L
Zitat von Alittlebitsad:
Aber man darf sich auch dazu zwingen zu akzeptieren, dass es nur ein Gefühl, aber nicht die Realität ist.

Du bist hier in Sicherheit!
Immer und immer wieder sagen, das gräbt sich irgendwann ins Gehirn ein.

Und wie meine Therapeutin sagte, neue Bilder erschaffen, nicht in den Bildern des Traumas verbleiben, sondern neue Bilder dieses Traumas erschaffen, Konditionierung, Training.

Das ist wirklich eine Aufgabe, bin gespannt, inwiefern und ob überhaupt ich das lernen kann..

30.10.2021 13:01 • x 4 #13


C
Zitat von Lukullus:
Und was war nun Dein Fazit siehe Unfall ? Man sagt ja immer, wenn man vom Pferd fällt, nicht verzagen sondern gleich wieder aufs Pferd steigen um ...

Einfach mal ein paar stumpfe Lebensweisheiten rausholen. Man sagt ja immer usw.
Wird dem Thema hier nicht gerecht. Dann lieber gar nix posten.

30.10.2021 13:21 • x 6 #14


I
Zitat von Scheol:
eine Situation / Ereignis , ist ein subjektives Empfinden. Was der eine für Belanglos hält , kann für den anderen traumatisch sein.


Da wäre ich bei den Soldaten.
Und zwar bei mir als ehemaligem Zeitsoldaten. Zwei Einsätze von insgesamt 8 Monaten haben gereicht um mich in meiner gesamten Struktur zu verändern. Und dann immer die Frage: was hast du da schon groß erlebt!? warst du draußen? Sieh zu das du wieder klar wirst übertreib nicht so

Ich war drinnen .
Ich hatte also das Glück nicht raus zu müssen.
Maximal 50 Meter vor die Wache.
Und trotzdem kann ich eine Liste schreiben an Erinnerungen die ich heute, fast 12 Jahre nach meinem 1.ten Einsatz noch habe.
Erinnerungen an traurige verängstigte Einheimische Frauen, verletzte Vorgesetzte, Angst nach feindlichen Übergriffen auf eine UN Basis, der Operation geronimo( auch Neptun spear), Karfreitaggefecht, diverse Sprengstoffanschläge, Mörserangriff, Überflutungen, traumatisierte Kameraden und mehr als zehn gefallene Kameraden nur in Der Zeit in der ich dort war.
Natürlich, Ich wusste von vornherein was auf mich hätte zukommen können.
Aber am Ende trifft es härter als man meint
Und während andere das ganze als nicht schlimm verarbeiten konnten (wobei es sicher viele schwarze Zahlen gibt) habe ich 2015, nachträglich noch, meine Diagnose PTBS bekommen.

30.10.2021 13:28 • x 11 #15


A


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