Hallo @Scheol , wie immer ein sehr schönes Thema von Dir
Ich bin mir nicht sicher aber ich denke ich kann auch über das ein oder andere berichten, was sich zumindest für mich, sehr traumatisierend für mein Leben wirkte.
Geboren in Griechenland, dort bis zu meinem 11 Lebensjahr lebend, in einer Gesellschaft wo Gewalt täglich präsent war.
Es war normal dass der Nachbar einen eine Backpfeife gab, die Mutter einen quer durch die Wohnung jagte, sei es mal ein Schuh, der Besen, der Kochlöffel oder sonstiges. Am Ende bekamen sie einen doch.
In einer Gesellschaft wo es sehr wichtig war was andere von einem Denken. Der Ruf der eigenen Familie. Es war immerhin das einzige was man hatte, so dachte man. Seinen Namen.
Wie oft ist es vorgekommen dass die Nachbarin sich über mich bei meiner Mutter beschwerte, während wir draußen spielten und sie gerade von der Arbeit kam. Ohne zu hinterfragen, ohne mich zu verteidigen oder sonst was wurde auf mich eingedroschen. Oft sogar bis Nase und/oder Zähne bluteten.
Selbst in der Schule hatten Lehrer das Recht uns Kinder zu schlagen, zu bestrafen in dem man uns/mich an die Wand stellte, das Buch haltend und auf einem Bein stehend, für den kompletten Unterricht.
Ich kann gar nicht zählen wie oft ich während des Unterrichts raus zum Schulhof musste, um mir meinen eigenen Zweig zu holen mit dem mich mein Klassenlehrer anschließend bestraft hat.
Irgendwann verkniff ich es mir zu fragen ob ich auf die Toilette darf, den das hatte eine ordentliche Ohrfeige zu Folge mit den anschließenden Satz: Jetzt darfst du gehen.
Ich war in einem Sportverein wo wir nach kurzer Zeit, mich eingeschlossen, in die Nationalmannschaft nominiert worden.
Das Training fand täglich Montag bis Freitag von 19 bis 22 Uhr statt. Manchmal auch Samstag und Sonntag wenn Turniere waren.
Unsere Trainerin kam aus Russland. Sie war noch nicht lange in Griechenland und sollte den Sport bei uns populär machen.
Täglich, immer und immer wieder, seien es Gummischläuche, Sandalen, springseile oder sonst was womit die auf mich/uns ein prügelte. Das festbinden der Beine um sie zusammen zu lassen während ich einen Handstand machte, so lange bis die Hände und Arme zitterten und ich zusammenbrach.
Im April 1988 gewann ich bei der griechischen Meisterschaft im Alter von gerade knapp 10 Jahren die Silbermedaille.
Die anschließenden Beschimpfungen und Ohrfeigen in der Kabine kann sich keiner vorstellen weil ich nicht Gold holte. So erging es uns allen.
Ein Jahr später 1989 in Athen, holte ich dann Gold. Knapp zwei Monate danach wanderten wir nach Deutschland aus.
Anfang der neunziger war das glaube ich, (bin mit aber nicht 100% sicher) wurde die Prügel in den Schulen seitens der Erwachsenen (Lehrer), per Gesetz verboten. Da war ich schon in Deutschland.
Es brachte nichts sich bei den Eltern zu beschweren, es wurde meist schlimmer danach. Früher war ich sauer und wütend auf sie, heute nicht mehr. Ich habe ihnen schon vor vielen Jahren innerlich bereits verziehen. Sie wussten es nicht besser.
Das alles hatte auch dazu geführt, dass ich was körperliche Gewalt angeht sehr abgestumpft war. Sie machte mir nichts aus.
Ein anderes traumatisches Erlebnis ist mir im Alter von 16 Jahren passiert. Es war 1994, Sommer und sehr heiß.
Wir beschlossen mit meinen besten Freund und zwei anderen, in die Nachbarstadt mit dem Zug zu fahren um ein wenig Spaß zu haben. Es handelte sich dabei um eine Großstadt und wir liefen rum und gingen dabei auf einer großen Brücke wo sich darunter ein großer See befand. Mein bester Freund wollte sich auf dem Geländer setzen und sich eine Zig. rauchen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte hinab.
Es war Stockdunkel und wir konnten nichts sehen.
Ertrinken ist ein stiller Tod. Mein bester Freund konnte nicht schwimmen, wir nichts sehen um irgendwas zu tun.
Drei Tage später fand man seine Leiche.
Oft gab ich mir anfangs die Schuld. Ich hätte hinterher springen müssen.
Heute weiß ich dass das dann auch für mich den Tod bedeutet hätte. Ich konnte zwar schwimmen, aber bei weitem nicht jemanden aus dem Wasser ziehen.
Es gab keine Psychologen die uns zur Seite standen, oder Eltern die uns auffingen. Wir mussten selbst zurecht kommen. Die Zeit heilt alle Wunden. Ja das stimmt schon, aber die Narben sorgen dafür dass man nicht vergisst.
Gruß
Herakles