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Ist es noch Liebe? Fernbeziehung

E
Ich habe mich ganz frisch hier angemeldet, weil ich dringend einen Rat oder Hilfe brauche.
Ich bin seit etwas über einem Jahr mit meinem Freund zusammen. Er wohnt 40 km weit weg.
Wir haben uns beim Kennenlernen gleich gut verstanden und waren uns bereits am zweiten Abend sicher, dass wir zusammen sein wollten. Wir waren über eine längere Zeit sehr verliebt. Konnten nicht genug von einander bekommen und haben uns daher trotz der räumlichen Distanz so oft es ging gesehen. Er hat mir soviel gegeben, hat sich so sehr bemüht, war total zärtlich. Wir haben jeden Abend oft stundenlang miteinander telefoniert. Natürlich haben wir die drei Tage am Wochenende total genossen, haben zusammen etwas unternommen, sind viel spazieren und tanzen gegangen, in den Urlaub gefahren . . . alles super.
Da ich viel mehr Zeit habe (Teilzeitjob) als er, war ich mehr bei ihm.
Als wir ein Jahr zusammen waren, hat er mir einen riesigen rote Rosenstrauß mitgebracht. Ich weinte vor Glück. Er war immer so aufmerksam, schickte viele Nachrichten. Ruft jeden Abend an und morgens kommt immer eine Nachricht Guten Morgen Schatz. Sie wiederholt sich aber ich freute mich immer riesig.
Mir ist schon bewusst, dass diese Verliebtheit abkühlen wird und so war es dann auch. Ich habe öfter Zweifel angemeldet, aus Angst ihm würde das alles zuviel, er räumte diese aber immer aus dem Weg und sagte, er freue sich, wenn ich kommen würde.
Nun ist es seit ein paar Wochen irgendwie alles anders. Wir telefonieren zwar wie immer jeden Abend, aber die Gespräche sind etwas gezwungen. Auch die Nachricht am Morgen kommt wie gewohnt. Ansonsten ist alles merklich weniger geworden. Im Laufe des Tages kommt keine Nachricht, wenn ich schreibe, kommt nur ein Küsschen als Antwort.
Ich bin eigentlich oft sehr eifersüchtig, was er überhaupt nicht mag und er wird auch merken, dass ich nicht gut allein sein kann. Er hat mir auch schon gesagt, dass er trotz seiner positiven Art manchmal Schwierigkeiten hat mit meiner negativen Art.
Er erzählt in letzter Zeit öfter mal, dass die Wochenenden alleine ruhiger waren. So muss er alles an Hausarbeit usw. in der Woche erledigen um die Wochenenden dann mir zu widmen. Auch in der Woche sehen wir uns kaum noch, die Ferne wird vorgeschoben, ich fahre auch in der Woche eigentlich nicht mehr hin, traue mich nicht.
Es ist alles sehr abgekühlt, er fasst mich nicht mehr oft an und Zärtlichkeiten sind sehr viel weniger geworden. Er gibt sich einfach nicht mehr soviel Mühe.
Wahrscheinlich macht mich das Alles unzufrieden und wir haben deshalb schon ein paarmal Auseinandersetzungen gehabt. Einmal war es kurz vor der Trennung aber ich habe gesagt, wir können das doch jetzt nicht aufgeben, wir lieben uns doch.
Wir hatten also vor 3 Wochen eine richtige Krise und ich habe das Gefühl, seitdem ist der Wurm drin. Vielleicht mögen wir beide nicht mehr richtig was sagen um nichts falsch zu machen.
In mir sieht es so aus, dass ich Bauchweh habe. Ich weiß nicht, was ich tun soll? Soll ich die ganze Geschichte abtun und sagen, nach einem Jahr wird es nun mal weniger. Soll ich ihn ansprechen, auf die Gefahr hin, dass er wieder sagt, dass ich unzufrieden bin. Oder er macht Schluss?
Oder soll ich es beenden, damit es nicht mehr ganz so doll weh tut.
Ich möchte, dass alles wieder so ist, ich möchte mit ihm zusammen sein, sowie es vor ein paar Wochen war. Habe ich eine Chance?
Ich freue mich auf Eure Antworten und Meinungen

11.06.2018 11:08 • #1


Kummerkasten007
Schreibe Dir mal auf, wie für Dich eine Beziehung aussieht. Und dann schreib mal auf, was Du bekommst.

Wenn Du nicht zufrieden bist mit dem, was Du hast, dann musst Du es ansprechen. Ruhig, in der Ich-Form, und keine sofortigen Antworten erwarten.

Wenn die Schmetterlinge weniger werden oder sich verflüchtigen, sollte eigentlich die nächste Stufe der Vertrautheit oder Innigkeit eintreten.

Zitat von Esquire:
dass er trotz seiner positiven Art manchmal Schwierigkeiten hat mit meiner negativen Art

Was meint er mit negativen Art? Wenn er oft das Gefühl hat, Dich aufbauen zu müssen, kann das an der Substanz zehren.

11.06.2018 11:48 • x 1 #2


A


Ist es noch Liebe? Fernbeziehung

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B
Das hier ist, meiner Meinung nach, ein Paradebeispiel für die Verliebtheitsphase und was passiert, wenn diese irgendwann abkühlt und weniger wird. Das ist genau das, was ich (auch privat) immer sage: Verliebtheit ist keine Liebe und doch verwechseln so viele das Gefühl der Verliebtheit mit Liebe.

Ein kleines Beispiel:

Ein Freund ist, wenn er extrem verliebt ist (eine Explosion statt gefunden hat - das passiert aber meistens nur, wenn die Optik stimmt - ja, er ist ein Augenmensch und erst dann kommt der Charakter - dann verliebt er sich sofort, auch wenn das charakterliche nicht stimmt, was dann erst später, nach der Verliebtheit auffällt) sehr aufmerksam und schenkt Zuneigung ohne Ende. Das flacht, gewzungenermaßen, nun mal irgendwann ab und dann sind die Damen sehr verwöhnt. Sein Grundcharakter ist das nämlich einfach nicht, er schenkt nicht mal Blumen oder hinterlässt was schönes romantisches (nur am Anfang, wenn er verliebt ist, dann macht er das). Er zeigt einen kaum, dass er einen mag oder liebt hat oder liebt. Er ist eher der Typ, den man zwingen muss bzw. bei dem man sich einfach nimmt, was man braucht. Das srört Ihn dann auch nicht, weil er würde es einem nicht geben, wenn er keine Lust dazu hätte oder er das nicht geben will (das ist dann wiederum der Beweis, dass er einen lieb hat, sonst würde er es so nicht zulassen).

Was ich damit sagen will ist, dass Menschen unterschiedlich sind und unterschiedlich Ihre Zuneigung zeigen. Erst nach der Verliebtheitsphase kommen Charaktereigenschaften ans Licht, die man vorher nicht kannte. Deswegen fallen dann auch so viele von der berühmten Wolke 7 und sind erschüttert über Ihren Gegenüber und merken, dass man so gar nicht zusammenpasst. Deswegen sind Beziehungen, die aus Wolke 4 (nenne ich jetzt einfach mal so - ich fand das Lied und den Text immer doof, bis ich Ihn verstanden habe) entsanden sind viel beständiger und langlebiger, weil man sich unter ganz anderen Umständen kennenlernt, ohne das ganze Chemiezeug usw.

Tja, du wirst mit deinem Freund mal reden müssen, was anderes bleibt dir wohl nicht übrig.

11.06.2018 12:14 • x 1 #3


VictoriaSiempre
40 km Distanz würde ich nicht als Fernbeziehung bezeichnen; viele andere fahren längere Strecken 2 x am Tag, um zur Arbeit und zurück zu kommen. Für mich klingt das vorgeschoben, um nicht auf die tatsächlichen Probleme gucken zu müssen.

In ner guten halben Stunde (okay, je nach Verkehrsanbindung und -aufkommen) kann man da beieinander sein. Das halte ich nun wirklich nicht für so unüberwindbar, um sich ausschließlich auf Wochenenden zu konzentrieren. Und Urlaub habt Ihr ja sicher auch gehabt in dem Jahr, wo ihr zusammen seid.

Irgendwann verschwinden die Schmetterlinge und es entscheidet sich, ob aus Verknalltsein Liebe wird. Ihr scheint in Eurer Einstellung sehr unterschiedlich zu sein, wenn Du schreibst, dass er Deine negative Sicht bemängelt. Ich denke, hier hilft nur ein Gespräch, das möglichst ohne Vorwürfe laufen sollte.

Du findest, er sei nicht mehr so aufmerksam. Bist Du es denn? Beziehungspflege ist keine Einbahnstraße...

11.06.2018 12:39 • x 2 #4


E
Zitat von Kummerkasten007:
Wenn Du nicht zufrieden bist mit dem, was Du hast, dann musst Du es ansprechen. Ruhig, in der Ich-Form, und keine sofortigen Antworten erwarten.


Ich war bis vor ein paar Wochen mehr als zufrieden mit dem was ich bekommen habe. Deshalb ist es ja so schwer, wie es im Moment läuft. Ich habe es angesprochen und damit wurde es eher schlechter, weil er meint, ich wäre unzufrieden

Zitat von Esquire:
dass er trotz seiner positiven Art manchmal Schwierigkeiten hat mit meiner negativen Art

Was meint er mit negativen Art? Wenn er oft das Gefühl hat, Dich aufbauen zu müssen, kann das an der Substanz zehren.[/quote]

ich habe sehr viel mitgemacht in den letzten Monaten, Tod meines Vaters und Haustier, neuer Job uvm er hat mir da immer bei geholfen, mich unterstützt. Im Moment kommt es rüber, als wenn ihn das nicht mehr so sehr interessiert. Ich habe oft Ängste eben jetzt auch, dass er mich verlässt

11.06.2018 13:20 • #5


E
Zitat von VictoriaSiempre:
40 km Distanz würde ich nicht als Fernbeziehung bezeichnen; viele andere fahren längere Strecken 2 x am Tag, um zur Arbeit und zurück zu kommen. Für mich klingt das vorgeschoben, um nicht auf die tatsächlichen Probleme gucken zu müssen.

Stimmt, eine Fernbeziehung ist es nicht. Ich habe die Überschrift falsch gewählt. Aber es ist eine Wochenendbeziehung, da ich vormittags arbeite und er nachmittags. Und wie ich erwähnt hatte, einen Tag in der Woche hat er frei, da bin ich auch hingefahren aber mittlerweile traue ich mich nicht mehr so recht.


Du findest, er sei nicht mehr so aufmerksam. Bist Du es denn? Beziehungspflege ist keine Einbahnstraße...


Ja doch, manchmal komme ich mir schon albern vor, weil ich ihn verwöhne und zärtlich bin

11.06.2018 13:28 • #6


Butterkrümel
Hallo liebe Esquire,

Zitat von Esquire:
Er wohnt 40 km weit weg.


40 km finde ich keine Fernbeziehung. Das und mehr pendeln viele Leute jeden Tag zur Arbeit.

Zitat von Esquire:
so oft es ging gesehen.

Zitat von Esquire:
Wir haben jeden Abend oft stundenlang miteinander telefoniert.

Zitat von Esquire:
Natürlich haben wir die drei Tage am Wochenende total genossen,

Zitat von Esquire:
Ruft jeden Abend an und morgens kommt immer eine Nachricht


Zitat von Esquire:
So muss er alles an Hausarbeit usw. in der Woche erledigen um die Wochenenden dann mir zu widmen.


Wow. Ihr wart/seid also praktisch ständig in Kontakt. Wenn er Vollzeit arbeitet, seid ihr praktisch vom Ende der Arbeitswoche bis zum Start zusammen, telefoniert an den anderen Abenden stundenlang und tagsüber werden auch noch diverse Nachrichten ausgetauscht. Ich bekomme Beklemmungen vom Lesen. Und das sage ich als jemand, der auch eher Nähe und nicht Distanz in einer Beziehung möchte. Wann habt ihr denn mal Zeit, anderen Interessen nachzugehen? Freunde treffen? Sport? Hobby? Du arbeitest Teilzeit, da hast du auch Ich-Zeit aber er macht ja nichts anderes mehr als zu arbeiten und sich mit dir zu beschäftigen. Und irgendwie dazwischen muss er auch noch Haushalt quetschen, schnell einkaufen und die Wohnung sauber machen, bevor das abendliche Telefonat ansteht.

Zitat von Esquire:
Im Laufe des Tages kommt keine Nachricht,


Ich bin erstaunt, dass er das seit über einem Jahr überhaupt hinbekommen hat. Er ist doch auf der Arbeit! Da kann er dir doch nicht ständig schreiben.

Zitat von Esquire:
Ich habe oft Ängste eben jetzt auch, dass er mich verlässt


Und da liegt mE der Hase im Pfeffer. Du scheinst starke Verlustängste zu haben und klammerst. Wenn du nicht aufpasst, erdrückst du ihn. Du lässt ihm ja schon jetzt keine Luft mehr zum Atmen.

Ich weiß, ich habe harte Worte geschrieben und ich hoffe, dass ich dich damit nicht angreife.

Gib ihm Raum, damit er die Dinge, die er sehr liebevoll für dich tut auch wieder genießen kann und sie nicht als Pflichterfüllung erscheinen. Lass ihm auch Mal Zeit, um sich mit Freunden zu treffen oder nach einer stressigen Woche den Haushalt mal in Ruhe machen zu können. 40 km, darum habe ich gesagt, es ist keine Fernbeziehung. Du hast die Chance, ihn statt von Freitag Abend bis Montag Morgen auch mal Dienstag Abend zu besuchen, ihr kocht zusammen, das muss er ja sowieso und er kann dafür seinen Freitag Abend in Ruhe verbringen und verplanen und ausschlafen und den Haushalt erledigen und sich dann auf dich zum Samstag Nachmittag freuen. Du wirst sehen, dann hat er ganz schnell auch wieder Freude daran, Zeit mit dir zu verbringen.

Und wie wäre es denn, wenn du dir auch etwas suchst, was dich beschäftigt? Triff dich doch mal mit Freundinnen an einem Samstag Vormittag zum Brunch oder gehe mit ihnen zum See, statt zu checken, ob er schon auf deine Nachricht gesntwortet hat, wie ausführlich die Antwort ist und wie lange er zum Antworten gebraucht hat.

Ich wünsche dir alles Gute!

11.06.2018 14:14 • x 2 #7


E
Liebe Brotkrümmel, du hast so toll geantwortet und so Recht.
Ich werde deine Antwort, wenn es mir mal wieder nicht gut geht, mehrmals lesen und in mich gehen.
Du bist mir nicht zu nahe getreten, ich sehe gerade alles aus einem anderen Blickwinkel.
Ganz lieben Dank für deine Antwort. Ich hoffe, ich kann noch was retten. Ich wünsche dir auch alles Gute

11.06.2018 14:25 • x 1 #8


E
Ich habe das, was Brotkrümmel so toll geschrieben hatte, versucht einzuhalten.
Ich war eine Woche allein verreist und auch sonst habe ich mich viel mehr zurückgehalten.
Leider habe ich im Urlaub auch nur die Pflicht-WA's erhalten und davon sehr wenige.
Nun bin ich wieder zuhause und habe auf seiner WA-Kontaktseite gesehen, dass er mit einer neuen Bekannten (die tauchte auch mit einem Mal bei FB auf) geschrieben hat.
Ich habe immer mehr das Gefühl, dass er sich rar macht, die Gespräche wirken seinerseits sehr gezwungen aber es kommt wie immer eine WA Nachricht am Morgen mit Herzen und das Gespräch am Abend. Er hat mich auch vom Flughafen abgeholt und wir hatten dann noch einen schönen Sonntag. Ich dachte, es sei alles in Ordnung.
Trotz allem habe ich einen Verdacht, was diese neue Frau anbelangt. Kann er denn wirklich so abgebrüht sein und mir weiterhin etwas vormachen?
Nun wollen wir das Wochenende verreisen, ein Städtkurztrip. Soll ich mitfahren?

05.07.2018 09:42 • #9


A


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