Ist es noch Liebe oder nur Angst vor dem Alleinsein?

Hallo,
brauche mal die Meinung Außenstehender zu meinem Problem. Ich bin 22 Jahre alt und seit drei Jahren mit meinem Freund zusammen. Er ist meine erste große Liebe und eigentlich war ich mir sicher, ihn für immer behalten zu wollen. Er ist sehr lieb, vernünftig und ruhig. Er trägt mich auf Händen. Definitiv ein Kandidat, mit dem man eine Familie gründen kann. Aber was mir wirklich an ihm fehlt ist, dass er mal unvernünftig, spontan und offen ist für neue Dinge. Ich habe das Gefühl, noch vieles Erleben zu wollen bevor ich irgendwann familiär werde. Und manchmal denke ich, es wäre schön, mal wieder single zu sein mit viel Zeit für mich und ohne Verpflichtungen. Ich sehne mich nach Schmetterlingen im Bauch, nach dem Frischverliebtsein, nach s.ueller Anziehungskraft. Mein Freund sieht auf jeden Fall gut aus und ich finde ihn auch anziehend, aber was mir wirklich zu schaffen macht ist, dass ich mich seit einiger Zeit von anderen Männern angezogen fühle. Manchmal kommen mir beim S. mit meinem Freund andere Männer in den Kopf, wofür ich mich wirklich schäme! Ich bin hin und her gerissen. Manchmal denke ich, dass eine Trennung vielleicht besser wäre, aber an anderen Tagen bin ich wiederum total glücklich und will ihn nicht verlieren. Ich weiß wirklich nicht, ob ich meinen Freund noch liebe oder ob ich einfach Angst davor habe, allein zu sein. Ohne Fels in der Brandung, ganz auf mich allein gestellt. Mein Freund und ich passen gut zusammen. Was gibt mir die Gewissheit, dass ich nochmal jemanden finde, der so gut zu mir passt? Ist es überhaupt möglich, eine lange Beziehung zu führen und sich wahrhaftig zu lieben, sich nach all der Zeit noch anziehend zu finden? Oder ist der Mensch nicht dafür geschaffen, sein Leben an der Seite einer einzigen Person zu verbringen? Ich bin ratlos und weiß nicht was ich tun soll!

Hallo Marie,

ich denke bei deinem Thread können nur verschiedene Sichtweisen zusammengetragen werden. Es gibt hier ja weder gut noch böse sondern einfach deine Gedanken - die erstmal nicht schlecht sind.

Meine Sichtweise ist:

Jeder Mensch trägt eigentlich mehr in sich als das was man sieht. Wenn du deinen Freund nur als lieb, langweilig, vorhersehbar usw ansiehst, dann ist das sicherlich ein Teil der Wahrheit. Aber würdest du dich jetzt trennen...er hätte vielleicht in 6 Monaten eine andere und dann merkst du wie sehr er dir fehlt. Wenn du dann zurückwillst - er aber nicht mehr, dann wäre deine Sicht auf ihn eine ganz andere: Unerreichbar, begehrenswert, unvorhersehbar. (und wie fühlt sich der Gedanke an, dein Freund hätte eine andere?)

Vielleicht würde dich das kämpfen lassen, vielleicht an nichts anderes mehr denken lassen als ihr zurückzuwollen...aber glücklich machen würde dich das nicht.

Was du möchtest: Sicherheit und Geborgenheit, gepaart mit

Zitat:

dass er mal unvernünftig, spontan und offen ist für neue Dinge.

dem. Das geht nicht. Männer, die unvernünftig, spontan und offen für neue Dinge sind, die sorgen oft für Nervenkitzel aber auch Unglück. Gibt hier tausende von Beispielen.

Das heisst natürlich nicht, dass du jetzt in deinem gefühlten Unglück verharren sollst. Aber versuche, deinen Mann darauf hinzuweisen dass du mehr unternehmen willst, vielleicht auch ab und zu mal was alleine. Mach dir dein Leben auch ausserhalb deiner Beziehung interessant. Versuche beim Se x vielleicht einfach mal die Innitiative zu ergreifen und Abwechslung hereinzubringen. Guck dir mal alte Fotos an als ihr euch kennengelernt habt. Erinnere dich an deine Gefühle damals und überlege was eigentlich alles noch da ist aber was du nicht mehr siehst.

Ich glaube, wenn irgendwann die Luft raus ist, es nur noch Streit gibt, dann sollte man sich trennen. Aber die Flinte ins Korn werfen ohne darum zu kämpfen dass du deine Gefühle wiederfindest. Das hat er nicht verdient...und ganz ehrlich: Du auch nicht. Was dir fehlt weisst du nämlich erst später.

Eigentlich hört sich deine Beziehung gesund und glücklich an. Und dass du mit deinen 22 Jahren Lust auf Aufregung und was Neues hast ist sicherlich ganz normal. Und solange es bei den Gedanken an andere Männer bleibt, kann ich daran nichts falsches finden. Das ist menschlich.

Ich empfehle Dir nur eins: Spiele mit offenen Karten.

Ich spreche aus Erfahrung und weiß, was es für ein Gefühl ist, wenn einem bewusst wird, dass man die ganze Zeit quasi eine Beziehungslüge gelebt hat. Du solltest ihm das nicht antun, weil es sein Grundvertrauen zerstören wird, wenn er irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Deine Gedanken werden nämlich nicht einfach so verschwinden, sondern irgendwann zur Realität werden.

Bei mir war es so, dass hinter meinem Rücken sogar mit meiner eigenen Schwester zum Thema gesprochen wurde, sie dann aber dann den Mund verboten bekam, damit ich mich weiter in Sicherheit wiegen konnte.
Und jetzt stehe ich da und bin nicht nur wütend, sondern auch bitter enttäuscht ob des Spiels, dass mit mir gespielt wurde. Vergebene Zeit.

Und wenn es im Rückblick ein Fehler war, aus der Beziehung zu flüchten, dann musst Du eben mit den Konsequenzen leben. Aber lass ihn nicht länger Teil des Fehlers sein. Bitte!