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Kein richtiger (Be)Zug zum eigenem Leben

B
Hallo liebe Foris,

mich nimmt seit Jahren ein Gedanke/Gefühl ein, das ich wie meinen Titel beschreiben würde kein richtiger Bezug zum eigenem Leben Dieses Gefühl des Unbezogenseins meinem eigenem Leben gegenüber bereitet mir große Schmerzen und ebenso große Sorge. Ich bin seit Jahren an diesem Thema dran, aber was ich auch tue, ich habe es bisher nicht vermocht, diese Problemtik aufzulösen.

Mir ist aufgefallen, dass ich wenn ich in einer Beziehung stecke, ein wenig mehr Ruhe vor diesem Thema habe denn dann fühle ich mich auch was mein eigenes Leben betrifft, bezogener. Aber sobald ich single bin, fühle ich es wieder mit voller Wucht und aus diesem Grund habe ich den Entschluss gefasst, keine Beziehung mehr einzugehen, solange ich nicht auf meiner Spur bin denn die Basis einer gesunden Beziehung ist u.A. das Gefühl, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

An manchen Tagen denke ich, dass ich doch nicht ein so schwerwiegendes Problem habe, wie ich oft annehme. Dann denke ich, dass doch vielen, die keine Beziehung haben und auch keine Familie (ich habe keine), es grundlegend an einem Sinngefühl mangelt. Zwischenmenschlichkeit, Liebe ist ja unabdingbar für das Glück. Viele fühlen sich unbefriedigt wenn sie lange Zeit keinen liebenden Menschen an ihrer Seite haben.

An anderen Tagen jedoch denke ich, dass mein Problem schwerwiegend ist. Ich schaue auf mein eigenes Leben wie auf etwas fremdes, nicht mir zugehöriges (nicht immer). Ich betrachte es wie von Außen und finde keinen Zugang, keine selbstverständliche Identifizierung mit meinem Tun, mit meinen Beziehungen (Freunde). Dieser Zustand ist sehr qualvoll für mich, zumal er schon Jahre anhält. Sobald ich aber in einer Beziehung bin, lindern sich diese Qualen.
Ich bin inzwischen tief erschöpft durch dieses Gefühl, ich arbeite seit Jahren daran und komme nicht richtig voran.

Es mangelt mir übrigens überhaupt nicht an Interessen, an Themen, Tätigkeiten, die mich begeistern, im Gegenteil aber immer wieder ist es, als löste ich meine Seele aus mir heraus und betrachte mein eigenes Tun wie von außen. Und das hat zur Folge, dass ich so sehr leide dass ich auch nicht mehr fähig bin, diesen Dingen mit Freude oder überhaupt nachzugehen. Es geht einfach schon zu lange Zeit so. Ich fühle eine große Erschöpfung.

Manchmal stehe ich morgens auf, schaue auf das was vor mir liegt, auch auf das, auf das ich mich eigentlich freute (Verpflichtungen, Unterhaltung, Freundschaften...) und ich fühle einfach keinen Bezug. Es ist ein Gefühl von Was habe ich damit zu tun?! In letzter Zeit bin ich dadurch so ausgelaugt, dass ich mich manchmal gehen lasse, oft aber diszipliniere ich mich auch und erledige dennoch alles. Ich mache es dann wie eine Marionette aber da fehlt jemand schmerzlich und das bin ich Es ist, als würde ich alles andere sehr ernst nehmen, nur mein eigenes Leben nicht. Da ist eine Stimme in mir, die mich auslacht und etwas sagt wie Das soll Dein Leben sein? Das ist ja lächerlich! Das ist ja nicht ernst zu nehmen!

In seltenen Momenten bin ich einfach nur, so bescheuert das klingen mag und dann bin ich voller Energie, verstehe garnicht mehr, wieso mir der Zugang zu meinem eigenen Leben fehlte, dann geht mir alles ganz leicht von der Hand, dann bin ich die Lebensfreude pur. Aber kurze Lichtblicke sind eben kein Leben.

Hat jemand Rat für mich? Ich möchte so gerne etwas verändern, fühle mich aber regelrecht behindert und die Zeit läuft und läuft...davon. Als sei mein eigenes Leben ein Zug, der bereits fährt und ich stehe immer noch am Bahnhof und springe nicht auf. Viele Stationen liegen schon hinter mir ohne das ich dabei war, meine Verzweiflung wächst und ich möchte wenigstens irgendwo einmal einsteigen.

Danke

22.07.2014 14:29 • x 1 #1


M
Ob ich das richtig verstehe

Falls ja geht's mir auch so, ich brauche was wie Spiegel. Empfinde das allerdings als normal.

22.07.2014 14:41 • #2


A


Kein richtiger (Be)Zug zum eigenem Leben

x 3


I
Sehr interessant geschrieben. Du findest den Weg nur, wenn du was machst. Steh auf und tue etwas. Sei wie eine Lokomotieve, die läuf und läuft und läuft. Die steht nicht und ihr Sinn ist sich zu bewegen. Dann sieht sie auch was und nimmt noch Personen oder Güter mit. Am Abend ist sie müde und steht.

Dann läuft und läuft und läuft sie wieder. Und ist glücklich, weil sie an der frischen Luft war und sich bewegt hat und noch hin und wieder den einen oder anderen mit bewegt hat. Ganz einfach. Die Bewegung hält dich im Geist und körperlich fit.

Da spielt es manchmal keine grosse Rolle, wohin die Reise geht. Hauptsache in Bewegung und auf Tour.

Das klärt den Geist und entschlackt die Lymphe, was wichtig für deine Gesundheit ist.

22.07.2014 14:47 • #3


H
Hallo,
hast Du Dir schon einmal professionelle Hilfe gesucht?

Beste Grüße!

22.07.2014 15:07 • #4


D
Lieber blinder Passagier,

dein Text hat mich sehr beeindruckt. Zwei Passagen möchte ich herausheben: jene, in der von Gedanken/Gefühlen die Rede ist, die dich einnehmen, dann die, welche auf ein temporär schwindendes Sinngefühl abstellt. Lange schreiben werde ich dazu nicht, doch kann ich nicht an mich halten, zwei Assoziationen, die leider nur auf Literaturempfehlungen hinauslaufen, zum Besten zu geben. Die erste betrifft die Frage, ob und wie Gedanken von Gefühlen getrennt werden können, die zweite, damit verbunden, den Sinn, der erkannt und erlebt werden will. Ans Herz legen möchte ich dir eine Reflexion des Begriffs »Gefühl« – vielleicht kann der Sammelband »Philosophie der Gefühle« von Sabine A. Döring ein Anfang sein, zum Sinn Viktor Frankls »Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn«. Es steht mir nicht zu, zu professioneller Hilfe zu raten – ich kenne dich ja gar nicht –, doch habe ich das Gefühl, dass so etwas für dich interessant sein könnte.

Liebe Grüße

Desmitis

22.07.2014 15:27 • #5


E
ich kann meinen Vorschreibern nur beipflichten!

Ich kenne diesen Zustand aus meinem eigenen Leben. Lange Jahre habe ich so empfunden:

Deine Erwartungen an das Leben sind sehr hoch. Und Deine Erwartung an Dich und andere auch. Das Leben ist nicht nur dann Leben, wenn es Dir was Schönes bietet. Und Du musst nicht den ganzen Tag mit Dauergrinsen herumrennen oder Action machen, nur damit Du Dich spürst. Ebenso wenig sind die anderen für Dein Wohlbefinden zuständig.

Mit Deinen Erwartungen setzt Du Dich selbst sehr stark unter Druck und kannst daher das kleine Glück nicht genießen. Denn in dem Moment, wo Du diesen Glücksmoment erlebst, denkst Du bereits schon daran, dass er kurz und vergänglich ist. Du jagst von einer Action zur nächsten, immer auf der Suche nach dem Kick. Dies macht Dich auf Dauer müde und erschöpft. Da Du nicht genau weißt, was Du eigentlich suchst, empfindest Du auch viel Leere.

Was mir geholfen hat: Ich habe mich sozial engagiert. Da dreht sich nichts mehr um mich, sondern um andere und ihre Probleme. Ich fühle mich gebraucht und bin abgelenkt. Das ist ein wunderbares Gefühl. Da ist es völlig nebensächlich, ob ich auf dem Bahnsteig stehe, in welchen Zug ich einsteige, wo er hinfährt und wann er ankommt.
Worauf muss ich dennoch achten: Dass ich mein Engagement nicht als Therapie für mein Ego sehe. Dass ich die Grenzen auch hier sehe. Es gibt Menschen, die arbeiten sich im Engagement auf bis zur Erschöpfung und wollen von allen Dank und Anerkennung dafür erhalten. Die sollten lieber eine Therapie machen.

Wenn es darum geht, sich zu orientieren und einen Lebenssinn zu spüren, dann ist ein soziales Engagement was wunderbares. Du findest bestimmt etwas, was zu Dir passt.

22.07.2014 18:57 • #6


B
Hallo Miteinander,

ich danke euch für eure interessanten Antworten. Ich habe sie ganz bewusst ersteinmal auf mich wirken lassen, eine Nacht drüber geschlafen...in der Hoffnung, Klarheit zu gewinnen. Ist mir leider nicht gelungen :roll: :herz:

Hallo MannmitBekannter

Zitat:
Ob ich das richtig verstehe Augen rollen

Falls ja geht's mir auch so, ich brauche was wie Spiegel. Empfinde das allerdings als normal.


sehr interessante Antwort. Meinst Du, mir mangelt es an Spiegelung durch andere oder verstehe ich das falsch? Und ich denke, ganz gleich, wie verquer wir leben, wenn es uns damit gut geht, wenn wir damit ganz bei uns sind, ist es gut so bzw. wir empfinden es als normal. Aber mit mir stimmt etwas nicht.

Hallo Ich...

Zitat:
Du findest den Weg nur, wenn du was machst. Steh auf und tue etwas. Sei wie eine Lokomotieve, die läuf und läuft und läuft. Die steht nicht und ihr Sinn ist sich zu bewegen. Dann sieht sie auch was und nimmt noch Personen oder Güter mit. Am Abend ist sie müde und steht.

Dann läuft und läuft und läuft sie wieder. Und ist glücklich, weil sie an der frischen Luft war und sich bewegt hat und noch hin und wieder den einen oder anderen mit bewegt hat. Ganz einfach. Die Bewegung hält dich im Geist und körperlich fit.


Schau, über soclehn Aussagen habe ich gestern nachsinnend gesessen aber mir fällt nichts rechtes dazu ein. Denn ich bin mir meiner selbst gerade sehr unsicher.
Ich mache ja Dinge, ich habe einen Alltag, ich treffe Freunde...
Aber es fühlt sich eben sehr häufig so an, als sei das, was ich mache nicht meins. Es fühlt sich lediglich wie eine Erledignung an, die man zwischendurch macht. Ja, das trifft es sehr genau. Nahezu alles was ich tue fühlt sich wie ein Davor an oder wie eine Erledignung, die man macht, bevor man sich auf das Wesentliche besinnt. Und dieses Gefühl des Unbezogenseins gegenüber meinem eigenem Tun, verursacht den Gedanken, dass ich selbst nicht in meinem Leben drinstecke, so verrückt das klingen mag.

Zitat:
Da spielt es manchmal keine grosse Rolle, wohin die Reise geht. Hauptsache in Bewegung und auf Tour. zwinkern


Damit hast Du sicherlich Recht. Das nahm ich auch lange Zeit an aber trotz dass ich einfach mache und tue, stehe ich nach wie vor wie eine Fremde vor meinem eigenem Leben, denke immer, mein wirkliches Leben hat noch nicht begonnen. Nicht dass ich irgendwelche grandiosen Ideen hätte, wie mein wirkliches Leben auszusehen hätte...nein, das ist es nicht...Es ist, als stünde ich- während ich etwas tue- daneben und gucke befremdet zu.

Zitat:
Das klärt den Geist und entschlackt die Lymphe, was wichtig für deine Gesundheit ist.


:D Ich deke, mein Geist ist alles andere als geklärt :wink: Danke Dir!

Hallo Hinrich,

Zitat:
hast Du Dir schon einmal professionelle Hilfe gesucht?


ja, ich bin seit langem in Behandlung.

Ich habe gestern den Begriff Depersonalisierung gegoogelt und fand das

Zitat:
Die Depersonalisierung beschreibt den Verlust und die Veränderung des ursprünglichen Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Man versteht unter diesem Syndrom eine bestimmte Form von psychischer Störung. Diese trifft bei Betroffenen auf, welche die eigene Person oder aber auch Personen innerhalb der Umgebung als verändert und fremd wahrnehmen. Oft geht damit auch ein Gefühl von Unwirklichkeit einher. Entfremdungserlebnisse, die sich speziell auf die Umwelt beschränken, werden dabei auch oft als Derealisation bezeichnet. Die Störung wird laut dem Katalog für Krankheiten dem neurotischen Formenkreis zugeordnet und offiziell unter die dissoziativen Störungen gerechnet.
Wie äußert sich die Krankheit?

Es gibt kaum eine andere Erkrankung, die so unterschiedliche und vielfältige Symptome aufweist. Daher muss man sich für die offizielle Diagnose auf die Kernsymptome beschränken. Beinahe alle Betroffenen beklagen eine emotionale Taubheit. Die eigenen Gefühle werden hierbei immer als flach oder auch unwirklich beschrieben. Die Wahrnehmung von anderen Personen erscheint oftmals ebenfalls sehr kalt. Emotionen können nur sehr schwer wahrgenommen werden. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Betrachten eines Sonnenuntergangs, das den Betroffenen nicht im Ansatz berührt. Auch das Körpererleben tritt sehr verändert auf. Der eigene Körper wird durchweg als verändert wahrgenommen. Viele Betroffene beschreiben, dass sich der Körper selbst leblos und nicht-zugehörig anfühlt. Das eigene Spiegelbild und auch die Stimme wirken entfremdet, so als würde man sich selbst nicht erkennen. Bei der visuellen Wahrnehmung haben Betroffene oftmals die Empfindung nicht im eigenen Körper zu wohnen. Sie stehen neben sich und beobachten die Umwelt aus einer anderen Perspektive. Bewegungen wirken oftmals sehr kontrolliert und beinahe wie die eines Roboters. Erkrankte haben oftmals das Gefühl sich nicht willentlich zu bewegen. So wird beschrieben, dass sie die Bewegung der Hand als ferngesteuert empfinden. Weiterhin werden Erinnerungen häufig nur sehr schwach wahrgenommen. Sie entfremden sich und schon Erlebnisse, die wenige Stunden zurückliegen sind so nicht mehr greifbar. Es gibt noch viele weitere Symptome, welche sich auf verschiedener Ebene äußern können.


So ähnlich fühle ich mich während dieser Phasen. Wenn ich bei mir bin, verschwinden diese Symptome gänzlich. Die Entfremdungsgefühle beziehen sich allerdings fast ausschließlich auf mich selbst, auch auf meine Umgebeung, aber weniger auf andere Menschen. Sie lassen mich emotional nicht kalt.

Ich will mich mit diesem Zitat nicht selbst pathologisieren 8) , so schwerwiegend ist es nicht immer aber irgend etwas ist dran. In guten Phasen fühle ich mich ganz normal, sehr lebendig, sehr im Kontakt und werde übrigens von meinen Freunden und meinem Therapeuten immer so wahrgenommen- Feedback vom Thera (Freunde würden das, was ich hier schreibe, als haltlosen Quatsch abtun). Aber oftmals komme ich dann Heim und es ist wie ein switchen in einen abgespaltenen Zustand. Ich bin mir dann selbst unzugänglich und finde schwer wieder hinaus. Und das empfinde ich eben als nicht meines. Immer wieder schlüpfe ich aus meinem eigenem Leben heraus.

brigens ist mir klar, dass ihr bei so einem schwerwiegendem Problem wohl wenig raten könnt aber mir ist der Austausch mit Menschen, die aus einer ganz anderen Gefühlslage heraus empfinden wichtig.


Hallo Desmitis

Zitat:
dein Text hat mich sehr beeindruckt. Zwei Passagen möchte ich herausheben: jene, in der von Gedanken/Gefühlen die Rede ist, die dich einnehmen, dann die, welche auf ein temporär schwindendes Sinngefühl abstellt. Lange schreiben werde ich dazu nicht, doch kann ich nicht an mich halten, zwei Assoziationen, die leider nur auf Literaturempfehlungen hinauslaufen, zum Besten zu geben. Die erste betrifft die Frage, ob und wie Gedanken von Gefühlen getrennt werden können, die zweite, damit verbunden, den Sinn, der erkannt und erlebt werden will. Ans Herz legen möchte ich dir eine Reflexion des Begriffs »Gefühl« – vielleicht kann der Sammelband »Philosophie der Gefühle« von Sabine A. Döring ein Anfang sein, zum Sinn Viktor Frankls »Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn«. Es steht mir nicht zu, zu professioneller Hilfe zu raten – ich kenne dich ja gar nicht –, doch habe ich das Gefühl, dass so etwas für dich interessant sein könnte.


Danke Dir für Deine Antwort. Sie hat mich sehr berührt. Sehr schön geschrieben. Ja, diese Bücher sind ganz gewiss interessant für mich :) Vielen Dank! Ich denke, bei mir geht es tatsächlich in erster Linie um die Trennung zwischen Gedanke und Gefühl. Rein rational mangelt es mir alles andere als an Sinngefühl. Ich sehe in allem, in jedem Sinn. Ich empfinde sogar Sinn wenn ich meine Küche putze :D

Hallo einfachsein,

auch Dein Beitrag lässt mich nicht aufhören zu grübeln 8)

Zitat:
Ich kenne diesen Zustand aus meinem eigenen Leben. Lange Jahre habe ich so empfunden:

Deine Erwartungen an das Leben sind sehr hoch. Und Deine Erwartung an Dich und andere auch.


Ich weiß nicht, ob das stimmt...Ich meine sogar, dass ich faktisch keine großen Erwartungen ans Leben habe...sehr wohl aber emotional. Heißt, ich möchte das Gefühl haben Das ist mein Leben Ganz gleich ob ich ein kleines Licht bin oder nicht :D

Zitat:
Das Leben ist nicht nur dann Leben, wenn es Dir was Schönes bietet. Und Du musst nicht den ganzen Tag mit Dauergrinsen herumrennen oder Action machen, nur damit Du Dich spürst. Ebenso wenig sind die anderen für Dein Wohlbefinden zuständig.


Oh das erwarte ich nicht von mir oder anderen. Ich bin sehr oft ernst und auch traurig und kann damit sehr gut leben- so ich dann dabei bin :wink: Und von Action kann garnicht die Rede sein. Wenn dann bin ich aktiv, in Bewegung. Im Idealfall stehe ich nicht außen vor dieser Aktivität und dann ist alles gut wie es ist.

Wie kommst Du darauf, dass ich andere für mein Wohlbefinden verantwortlich mache? Ich sehe mich allein dafür verantwortlich und renne nie in blinder Betriebsamkeit zu anderen wenn ich mich unausgefüllt fühle. Dann ziehe ich mich zurück und warte solange, bis ich mich wieder besser fühle.

Zitat:
Mit Deinen Erwartungen setzt Du Dich selbst sehr stark unter Druck und kannst daher das kleine Glück nicht genießen. Denn in dem Moment, wo Du diesen Glücksmoment erlebst, denkst Du bereits schon daran, dass er kurz und vergänglich ist. Du jagst von einer Action zur nächsten, immer auf der Suche nach dem Kick. Dies macht Dich auf Dauer müde und erschöpft. Da Du nicht genau weißt, was Du eigentlich suchst, empfindest Du auch viel Leere.


Ich weiß nicht....Ich suche ehrlich gesagt nie einen Kick. Rennen tu ich auch nicht. Aber es ist wohl so, dass ich in Glücksmomenten (die übrigens durch ganz unspektakuläre Dinge zustande kommen wie z.B. einfach einen Tag in mir zu ruhen, eine schöne Begegnung...) traurig bin weil dieser Moment wieder vergeht. Nicht immer aber oft denn ich weiß inzwischen dass ich mir selbst nie lange erhalten bleibe und mehr möchte ich doch gar nicht.

Zitat:
Was mir geholfen hat: Ich habe mich sozial engagiert. Da dreht sich nichts mehr um mich, sondern um andere und ihre Probleme. Ich fühle mich gebraucht und bin abgelenkt. Das ist ein wunderbares Gefühl. Da ist es völlig nebensächlich, ob ich auf dem Bahnsteig stehe, in welchen Zug ich einsteige, wo er hinfährt und wann er ankommt.


Das sind sehr interessante Gedanken. Denn zum einen, denke ich, dass ich mich tatsächlich zu sehr um mich selbst kreise (aber nur weil ich mich unerlöst fühle. Es ist wie wenn man einen körperlichen Schmerz empfindet: solange die Wunde nicht verheilt ist, ist man auf sie konzentriert und der Blick von der Welt abgewandt).

Die andere Seite der Medaille sieht so aus: ich habe aus familiären Gründen den Großteil meines Lebens damit zugebracht, für andere zu sorgen. Zeitweise so intensiv, dass ich gar nicht mehr zu mir fand. So auch beruflich. Es macht mir große Freude, für andere da zu sein. Ich bin sogar die Anlaufstelle für schwierige Situationen :D Und vielleicht komme ich hier dem Problem näher.... :herz: ..... :roll: .....Ich habe gelernt, mich in andere hinein zu fühlen, immer den Blick nach Außen zu wenden...nach dem Wohlbefinden meiner Liebsten Ausschau zu halten...und mit der Zeit wuchs und wuchs die Sehnsucht danach, für mich selbst zu sorgen. Jetzt kann ich es und weiß nicht wie- emotional. Daher denke ich, dass ein soziales Engegemant für mich eher ein Wiedereinstieg in eine alte Rolle wäre. Denn das kann ich, darin fühle ich mich so sicher und vertraut aber es hinterlässt eine Leere weil das wesentliche ungetan bleibt.

Liebe Grüße und herzlichen Dank :)

23.07.2014 14:43 • x 1 #7


N
,

Ich meine sogar, dass ich faktisch keine großen Erwartungen ans Leben habe...sehr wohl aber emotional.

da find ich mich wieder, den Rest versteh ich nicht wirklich....


nur mal so

23.07.2014 22:36 • #8


E
Wenn du schreibst, dass du nur dann keine Leere spürst, wenn du in einer Beziehung bist, dann meine ich, dass du irgendwie dem anderen die Verantwortung zuschiebst für Dein Glück. Das ist kein Vorwurf! Ich denke, das passiert unbewusst. Umgekehrt verausgabst Du Dich, damit andere glücklich sein können. Beides tut Dir nicht gut. Das meine ich auch mit zu großen Erwartungen. Und das sind emotionale Erwartungen. Auf der anderen Seite erwartest Du wieder nicht viel vom Leben. Damit Du nicht enttäuscht wirst? Das sind diese Ambivalenzen. Weil man zuviel erwartet, erwartet man dann lieber nichts, damit man nicht wieder unter der Enttäuschung leiden muss. Das Leben von außen zu betrachten, ist dann auch zunächst entlastend. Man muss sich emotional nicht auf die Situation einlassen, kann Enttäuschungen wieder vermeiden. Um dann festzustellen, dass man die Situation nicht wirklich durchlebt hat, was wiederum traurig macht.

So kenn ich das zumindest aus meinem früheren Leben. Und so lebte ich ich immer in Phasen- wenn ich sie Mond und Sonnenphasen nenne, kommt das vielleicht hin. Mit einer langjährigen Beziehung überwogen zunächst die Sonnenphase. Aber die Mondphasen haben mich irgendwann eingeholt. Und eswurde mir immer mehr bewusst, dass ich diese Leere verspüre, weil ich Angst davor hatte, ich könnte mein Leben nicht mit mir allein füllen. Zum Beispiel mit NIchtstun und Nichtgrübeln.

Dann habe ich mich bewusst solchen Situationen ausgesetzt. Habe ganz klein angefangen. Nur mal dasitzen. Schlafen. Spazierengehen, nichts denken. Irgendwann hae ich sogar einganzes Wochenende geschafft mit mir allein zu verbringen ohne mir was sinnvolles vrozunehmen.

Richtig gut hat das erst jetzt geklappt, nachdem ich aus einer langjährigen gescheiterten Beziehung heraus bin. Nach vielen vielen Jahren habe ich jetzt das Gefühl mehr Sonnenphasen zu erleben.

Und ich leide nicht mehr so unter den Mondphasen. Ich denke mir: Ich bin eben so, das gehört zu mir. Eine Therapie habe ich auch gemacht. Allerdings ohne eine bestimmte Diagnose oder Einordnung in ein Krankheit-oder Störungsbild. Will ich auch gar nicht wissen. Solange ich ohne Medikamente auskomme und meine Strategien ausreichen, muss ich nicht wissen, was ich hab. Aber ich leide auch nicht mehr so sehr unter dieser Sitution.

Ich weiß natürlich nicht, ob Dich das weiter bringt.

Aber vielleicht hilft Dir eine solche Denkweise ein wenig. Wenn Du Dich und Deine Leere und Distanziertheit ein Stück weit als für dich normal und zu Dir gehörig begreifst, wird es vielleicht etwas erträglicher und leichter.

24.07.2014 00:11 • #9


A
Zitat von blinder Passagier:
Aber oftmals komme ich dann Heim und es ist wie ein switchen in einen abgespaltenen Zustand. Ich bin mir dann selbst unzugänglich und finde schwer wieder hinaus. Und das empfinde ich eben als nicht meines. Immer wieder schlüpfe ich aus meinem eigenem Leben heraus.
hallo bP

warum du in bestimmten situationen aussteigst, bzw. ein teil oder teile deiner persönlichkeit kannst nur du selbst herausfinden, es kommt meist vor wenn dich irgendetwas -oft unbewusst- antriggert.

was kann dich in der situation halten ? was läßt dich gehen ?
irgendetwas willst du dann nicht fühlen und so entsteht das fremdheitsgefühl oder ein gefühl von leere - weil ja etwas von dir fehlt.
du kannst versuchen nach innen zu gehen und dann frag doch mal wo diese anteile hin sind und wovor sie sich schützen wollen ?

für diese spaltung hat es urprünglich mal eine axt gebraucht. manchesmal hilft es die ursache(n) herauszufinden und diese anteile anzunehmen, zu akzeptieren und zu integrieren als teile deiner selbst - lehnst du sie ab, willst sie nicht haben - fehlt dir was und du fühlst dich nicht als einheit, suchst das im aussen, im anderen zu finden.

es gibt viele möglichkeiten da herauszufinden, in diesen momenten kann bewusstes wahrnehmendes atmen hilfreich sein weil es leben in den körper bringt und entspannt.

es gibt übungen wie du lernen kannst im körper zu bleiben und dich besser wahrzunehmen, ein (übungs)buch von peter a. livine : vom trauma befreien ... könnte dir vielleicht weiterhelfen oder ein therapeut, der körperarbeit beherrscht oder ein guter schamane...

alles gute!

24.07.2014 01:02 • #10


M
Zitat:
Ich weiß nicht, ob das stimmt...Ich meine sogar, dass ich faktisch keine großen Erwartungen ans Leben habe...sehr wohl aber emotional. Heißt, ich möchte das Gefühl haben Das ist mein Leben Ganz gleich ob ich ein kleines Licht bin oder nicht


Blinder Passagier

Der Knackpunkt liegt bei den großen Erwartungen

Die kindliche Sozialisation von man kann was und wenig Erwartungen i.S.v. eingeforderten Ansprüchen an liebe und nicht so liebe Mitmenschen (inkl. Partnerin) ist Gurke. Vereinfacht ungefähr:

Mama war zwar besonders, das Essen brachte sie dann doch noch auf den Tisch.

Jetzt vergehen Jahre über Jahre und Mann gräbt an Mädels rum, hat ein Arbeitsumfeld, Freundeskreis und Freizeitumfeld.

Mit Empathie, Leistungsfähigkeit, auch Hormonlagen geht's auf die Menschheit los.

Dachte und Denkste

Da fehlt was, die Sensoren für den Gegenwert. Die Austauschrelation im zwischenmenschlichen Kontext ist strukturell aus der eigenen Aufstellung defizitär, wenn nicht desaströs.

Der mit viel Einsatz und viel Entwicklungsfähigkeit für andere Menschen, auch Genügsamkeit, der läuft gegen die Wand. Gegen die Wand von Menschen mit wenig erbrachter Leistung für einen selbst. Die Schlappgurken lässt der Rest der Menschheit einfach stehen und man selbst nicht, man kann es ja.

Diese neuen Mamas im Größeralter die bringen kein Essen auf den Tisch, sie nehmen viel und sie geben wenig oder nicht, zur Aufklarung der vernebelten Grundstruktur braucht es einige Zeit und Entwicklung in ihr, das Ergebnis ist unterm Strich desaströs

Eigene Leistung verknüpft sich mit mangelnden Erfolgen, Entzug, vielleicht gar Bestrafung.

Nun ist der Mensch ein lernendes Wesen und lernt vor allem über den Schmerz.

Auch wieder schlecht, im ersten Ansatz

Aus der negativen Erfahrung verliert sich die Lust an der Leistung, zum eigentlichen Punkt besserer Grenzsetzungsfähigkeit und damit eigener Ausgrenzung von nicht so guten Strukturen, Menschen... vom eigenen SELBST kommt es nicht.

Es wird geleistet für Bahnhofstr. bis Schlossallee und belohnt wird es mit Badstr. oder gehen sie ins Gefängnis, schauen sie beim Leben zu

Den Ausfall von Glück, Erfolg tütet Mann sich selbst ein.

Wie soll ein Mensch das ertragen?

Geht nicht.

Da streikt die menschliche Glücksproduktion, schon besser als über 432 Schritte der eher unverständlichen Art immer wieder Unglück zu produzieren. Intuitiv ist das gar richtig!

Nur den Streik zu verlagern ist besser, der Schnitt ist selbst zu bringen, mehr fordern von der Welt und falls nein geht's mit ihr in die

Fi.... -Eusch- Allee

Blinder Passagier, wenn wir beiden Hübschen uns gegenseitig coachen bauen wir die Welt für uns um. Allein vor der Menschheit sammeln wir das auch mal zerbrochene Altglas ein, Ausnahmen wären Zufall.

In dem Sinne, such oben wer nach unten schaut sieht nur die Schnecken

24.07.2014 15:04 • x 1 #11


B
Hallo Zusammen,

ich danke euch herzlich für eure Beiträge! und besonders Dir MannmitBekannter. Ich las Deine Zeilen und war :oops: :oops: :oops:

Zitat:
Nur den Streik zu verlagern ist besser, der Schnitt ist selbst zu bringen, mehr fordern von der Welt und falls nein geht's mit ihr in die

Fi.... -Eusch- Allee


:mrgreen:

Ja und dann mit Blume zwischen den Zähnen weiter wandern 8)

Zitat:
Blinder Passagier, wenn wir beiden Hübschen uns gegenseitig coachen bauen wir die Welt für uns um. Allein vor der Menschheit sammeln wir das auch mal zerbrochene Altglas ein, Ausnahmen wären Zufall.


Ich hab schon eine gefunden! :) Sie ist mir von weit Oben ZUgeFALLen :D
Dieser Satz fühlt sich pudelwohl zwischen diesen beiden Zitaten :)

Zitat:
In dem Sinne, such oben daumen hoch grinsen herz wer nach unten schaut sieht nur die Schnecken Traurig geschockt :herz:


Da wähnt man sich in einem anonymen Forum 8) und wird ganz nackig gesehen :mrgreen: :oops: Das Herz schlug auf der Zunge und...schriebst Du nicht von Abgrenzung? :D ....die war nur noch durch RückZUG (gehen Sie auf Los zurück. Da liegen auch neue Klamotten und ein Camouflageanzug :wink: ) möglich. Aber ich halte seit dem 24.7. eine Blume in der zittrigen Hand, die so langsam droht zu verwelken.
Jetzt nehme ich all meinen Mut zusammen und überreiche sie Dir: danke!

p.s. Das nächste Mal komme ich besser mit dem Nickname Camouflage wieder :mrgreen:

01.08.2014 11:37 • #12


B
:





01.08.2014 11:43 • #13


A


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