Keine Antworten

A
Hallo.
Ich muss erst mal ein bisschen ausholen. Ich war mit meinem Freund 7 Monate zusammen. In dieser Zeit gab es öfters Krisen, weil wir nicht miteinander reden konnten, bzw. war immer ich die, die über Gefühle gesprochen hat oder Probleme klären wollte. Wenn mit ihm was war hat er es nicht gesagt und auf Nachfragen genervt reagiert, weil ich mir das alles bloß einbilde (z.B. wenn er fast 2 Tage im Urlaub nicht mit mir redet und mich nicht anfasst). Da er für mich immer undurchsichtig war und ich es nicht geschafft habe Vertrauen aufzubauen, habe ich oft mit unbegründeter (?) Eifersucht reagiert und seine Zuneigung bezweifelt - er wiederrum hat sich daraufhin nochmehr verschlossen. Ich muss dazu sagen, ich bin auch -leider- ein misstrauischer Mensch und brauche viel Zeit, Gespräche und emotionale Offenheit um mich mit einem Menschen wohl zu fühlen. Die letzten Wochen unserer Beziehung ging es mir nur noch miserbel und mich haben die Kommunikationsprobelme so belastet, dass ich das Gute gar nicht mehr sehen konnte und diese Unverbundenheit so gestresst, dass ich am Schluss auch körperlich krank geworden bin...und auch so hab ich mich nur noch beschissen gefühlt. Aus diesem Grund hab ich mich vor ca. 5 Wochen getrennt. Nicht, weil ich ihn nicht mehr mag...im Gegenteil...weil ich nicht wollte dass alles noch schlimmer wird und aus reinem Selbstschutz, weil ich gar nicht mehr klar sehen konnte was da eigentlich abläuft. Wir haben seitdem 1x telefoniert und er meinte auch, dass er es am Anfang nicht wollte aber mittlerweile froh ist, dass er seine Freiheit wieder hat und ihn die Beziehung belastet hat (...wahrscheinlich mein ständiges schlecht-drauf-sein, traurig sein usw.) und wir beide wohl nicht glücklich waren (er hat mir das aber nie gesagt, es war immer alles ok). Das Gespräch lief oberflächlich - wie immer - und ich wollte auch nicht zu sehr erzählen wie es mir geht, denn wenn ich mit ihm rede hab ich immer das Gefühl ich bin die gefühlsdusslige mit den verrückten Gefühlen. Naja - jedenfalls hab ich mich in den ersten Wochen ganz gut gefühlt - körperlich gings auch rasend schnell wieder bergauf. Langsam aber kommt so die Traurigkeit durch, auch weil ich ziemlich kalt Schluss gemacht habe und ihn nicht mehr sehen wollte (kam bei ihm so an als würde ich nix mehr von ihm wissen wollen). Hab mich kürzlich per sms dafür entschuldigt. Ich hab mich aber noch nicht richtig verabschiedet und wir haben über alles noch nicht gesprochen - ich hab noch soviel Fragen - was er überhaupt von mir wollte, ob er jemals mehr für mich empfunden hat oder eher eine Affaire wollte (dieses Gefühl hatte ich), ob die Eifersucht begründet war, weil er sich nicht tiefer einlassen wollte, wie er mich in der Beziehung erlebt hat, was es war was ihn belastet hat, warum er nicht glücklich war, was er überhaupt für mich gefühlt hat, wies ihm jetzt geht, ob er schon abgeschlossen hat, ob es schon jemand anderen gibt, warum er nicht über sich reden konnte, warum er nicht ehrlich sagen konnte was in ihm vorgeht, warum er mir nicht vertraut hat, ob wirklich nie was in ihm vorgeht, warum ich immer traurig geworden bin in seiner Gegenwart, wer er eigentlich ist...etcetc. Ich weiß, dass mich diese Fragen noch lange verfolgen werden und dass ich keine Antwort darauf bekomme - ich habs Gefühl ich muss das alles für mich selber klären und bin doch keine Hellseherin. Ich will nicht nachbohren, weil ich denke wenn er mir noch was sagen will wird er es mir sagen. Er meldete sich jedenfalls nicht mehr bei mir und ich hab schon Angst davor ihm mal zufällig zu begegnen. Da er das Gespräch nicht sucht, auch nicht gekämpft hat, habe ich das Gefühl es war ihm alles nicht wichtig. Das macht mich wütend und traurig. Und ich hab keine Lust auf so einen Schlussstrich wo die Dinge nicht klar und ausgesprochen sind. Ich wäre bereit für Offenheit, auch wenn ich dann verletzlich bin - aber ich war immer die die sich verletzlich gemacht hat ... irgendwann muss auch mal Schluss sein...
Danke fürs Lesen
Anaconda

06.11.2003 13:20 • #1


E
Hallo Annaconda,

du schreibst, als hättest du versagt. Ich war/bin in einer ähnlichen Situation wie du, nur hab ich nicht einmal mir zu liebe den Absprung geschafft.... oft genug kreisen meine Gedanken auch in diesen Bahnen, wie du sie beschreibst.
ABER ich denke, ich sehe mittlerweile desöfteren klarer und möchte dir daher antworten.
Du schreibst wir konnten nicht reden... . Nach dem, was du schreibst, konnte er nicht mit dir reden... er hat einfach gar nicht mit dir geredet... noch schlimmer, er hat deine Gefühle nicht ernst genommen und ist darüber hinweg gegangen. Das klingt nicht beziehungsreif, denn Beziehung bedeutet ja auch, den anderen ernst zu nehmen und mit ihm zu reden, damit sich eine tiefere zwischenmenschliche Ebene entwickeln kann. Womit wir beim Vertrauen angelangt sind.
Du schreibst, du hättest es nicht geschafft Vertrauen aufzubauen... in Wirklichkeit hast du alles dafür getan, was dir möglich war. Aber dazu gehören nunmal 2 und er hat dir kein Vertrauen gegeben, er hat sich nicht mitgeteilt und dir dadurch die Möglichkeit genommen, ihm vertrauen zu können... du wolltest ja vertrauen... Letztendlich konnte nur er dir vertrauen, hat dir aber diese Option nie eingeräumt... wie sollst du auch jemandem vertrauen, der dir nichts von sich zeigt ? Und das ist das Schlimme bei der Sache... er wusste, mit wem er zusammen war, du nicht... das ist jedenfalls ein Gedanke, der mir oft kommt und mir Angst macht. Wie solltest du unter diesen Umständen abschätzen können, ob deine Eifersucht begründet ist ? Das ging einfach nicht. Und komm nicht auf die Idee zu glauben, du wärst nun unerträglich wegen deiner Eifersucht... wenn du gewusst hättest, woran du bist, dass er dich liebt, dann hättest du vielleicht über manche Situation lachen können... du hättest ihm dann vertraut.

Nun schreibst du auch, du wärst leider ein misstrauischer Mensch... du scheinst Misstrauen darüber zu definieren, dass du viel Zeit benötigst, dich auf einen anderen Menschen einzulassen, dass du das Gespräch brauchst und emotionale Offenheit.... das ist in meinen Augen der normale Weg einen Menschen kennenzulernen... jemand steht einem nicht plötzlich nahe, weil man ein paar romantische Gefühle oder einfach Sympathie für ihn hegt... beide Personen müssen sich in Gesprächen in der Atmosphäre emotionaler Offenheit aufeinander zu bewegen... das braucht Zeit und beide müssen es wollen. Dein Ex wollte oder konnte das nicht. Aber sicher nicht, weil du eine Person bist, der man nicht vertrauen kann. Du hast das Potential, dich einem anderem Menschen anzunähern, also mach dir diese Stärke bewusst und versuch dich von ihm zu lösen.

Du hast noch eine weitere wichtige Stärke... du kannst dich selbst schützen... dafür zieh ich vor dir den Hut...

Dass er sich nun befreit sieht... naja... man sieht daran, wie wenig er sich in diese Beziehung eingebracht hat. Er war wohl unglücklich ? Aha... schön, dass er das jetzt in der Form von tausend Vielleichts mitteilen kann... er gehört wohl zu den passiven Menschen, die auf ihr Glück warten... denen es irgendwann zufällt und bei denen es dann einfach so für immer bleibt, weil es sich so wohlfühlt...klar... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Im Übrigen bist du in meinen Augen auch nicht die verrückte Gefühlsduselige... Gefühle sind nicht rational, sie kommen und gehen in Irrung und Wirrung...bahnen sich ihren Weg... sie haben ein Eigenleben... du bist ein gefühlsbetonter Mensch, der das auch zeigt und das ist ok. Setz dein Maß nicht an einem Menschen an, der dich nicht geliebt und dein Gefühlsleben mißachtet hat. Vielleicht mißachtet er seine Gefühle genauso ? Und noch eines... umso kälter er ist, umso gefühlsduseliger wirst/wurdest du wahrscheinlich... ich stell mir das immer so vor:
Zwei Menschen sind wie zwei Röhrchen, die in individueller Höhe eine Andockstelle haben... die Beziehung ist das andockende Verbindungsröhrchen zwischen beiden.... in den Röhrchen befindet sich eine Flüssigkeit... wenn er kalt zu dir ist, dann sinkt die Flüssigkeit in seinem Röhrchen und steigt aufgrund der Verbindung gleichzeitig bei dir... du reagierst dann noch gefühlsstärker, als du es normalerweise tätest... das gibt dir das Gefühl, schwach oder sogar irre zu sein, dabei ist das total normal. Umso tiefer der andere seine Andockstelle angesiedelt hat, umso mehr reagierst du über. Also ist es nun einfach wichtig für dich, das Verbindungsröhrchen zu zerschlagen, dann pendelst du dich auch wieder im gewohnten Gefühlsbereich ein.

Zu deinen ganzen Fragen, die sich um ihn drehen kann ich dir sagen, dass ist auch völlig ok... du hast dich ununterbrochen mit ihm beschäftigen, weil er sich dir nicht geöffnet hat... er hat dir viel zu Denken gegeben, du hast dich im Verhältnis zu ihm hinterfragt ... 1000 Rätsel... dein Glaube daran, dass er ein Mensch ist, der sich zum gegebenen Zeitpunkt öffnen wird... du wolltest ihm Zeit geben und ihn unterstützen... du wolltest für ihn da sein...usw. usw...... du hast an ihn und mit ihm gedacht, weil man das auch so tut in einer Beziehung, es wird nur unproportional, weil der andere das nicht tut.... du hast dich auf ihn mit ganzem Herzen eingelassen und deswegen hast du die Fragen immer noch. Er jedoch hat genau das nicht getan und deswegen fragt er sich solche Dinge nicht. Das ist hart, aber so ist es. Und es ist gut, dass dich das wütend macht, denn so etwas hast du bestimmt nicht verdient.

Du hast keine Lust auf diesen völlig miserablen Schlussstrich ? Du wirst keinen anderen bekommen... zwischenmenschliche Beziehungen ohne Abschluss sollte man meiner Meinung nach nicht kultivieren, aber manchmal gibt die Situation einfach nicht mehr her und so scheint es auch bei euch zu sein.

Und wen interessiert eigentlich, was er denkt, dachte, fühlte ?? Was hätte er dir zu sagen ?? Er kann dir nichts sagen, weil er nicht bei dir war. Warum das so ist, kann nur er selbst herausfinden, aber er sieht dazu eben keinen Anlass. Du kannst nichts mehr für ihn tun :(.
Du ABER, DU hast eine Menge zu sagen und zwar den Menschen, die dich verstehen können. Du kannst eine Menge an die Menschen geben, die es auch annehmen können. Du bist mit Sicherheit ein wunderbarer Mensch, einer der wenigen, die sich verletzlich zeigen können und dabei dennoch für sich einstehen !!!!!!!!!!!!!!!

Ich wünsche dir, dass du das Verbindungsröhrchen zwischen euch bald zerbrochen hast und dass du bald über ihn hinweg kommst, um frei für die Liebe zu einem anderen Menschen zu sein... jemand, der mit dir redet und sich in einer ähnlichen emotionalen Erlebniswelt befindet.

Bleib wie du bist.

Liebe Grüße
Susa3










06.11.2003 20:54 • #2


A
Liebe Susa3,
vielen Dank für deine Antwort, ich kann dir gar nicht sagen wie gut es tat, das zu lesen.
Ich such die Fehler ständig bei mir und war auch wieder nah dran für das Scheitern der Beziehung die ganze Verantwortung zu übernehmen. Jetzt bin ich ganz schön wütend auch darüber, dass ich ihn so einfach davonkommen lassen hab ohne ihm mal zu sagen was ich wirklich davon halte, ... jedenfalls nicht direkt sondern eher wieder liebevoll/freundlich. Ja ich finde es schwierig zu seiner Verletzlichkeit und Schwäche zu stehen und sich damit auch stark zu fühlen, nicht nur in einer Beziehung sondern überhaupt im Miteinander mit Menschen. Ich erlebe das gerade auch auf einer anderen Lebensbühne, wo ich doch wieder die Erfahrung mache, dass anscheinend die mit der größten Klappe und dem größten aufgesetzten Selbstbewusstsein bzw. die die am wenigsten Gefühl, Sensibilität, Schwäche zeigen, am Meisten Eindruck schinden und am Meisten gefördert werden. Gut - es liegt an mir, mich darüber nicht so zu ärgern und weiterhin meinen weichen Weg zu gehen, auf dem ich mich noch nicht so lang befinde, aber ohne mich zum Opfer zu machen oder den anderen auch noch die linke Backe hinzuhalten sondern einfach souverän, innerlich stark zu bleiben. Das ist ein schwieriger Balanceakt finde ich. Das hat jetzt alles nicht soviel mit dem Thema zu tun aber ich steck gerade in so einer Erfahrung, dass jetzt das mit meinem Ex im Moment nicht so im Vordergrund steht.
Ich könnt mich nur manchmal in den Ar. beißen, dass ich immer noch sooolange brauche um meinen Gefühlen zu vertrauen, denn ich hab schon am Anfang gemerkt, dass da was total faul ist, bin über meine Grenzen gegangen bis zum burnout als ich dann endgültig das Handtuch geschmissen hab...
Ich werd bei Gelegenheit mal deine Geschichte lesen denn die Parallelen interessieren mich schon, vorallem weil du meintest, du konntest dich nicht selbst schützen...
Liebe Grüße und Danke nochmal,
Anaconda

12.11.2003 15:03 • #3




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