Kein Feuer ohne Rauch oder Vom Wert der
Eigenerfahrung
Eines Nachts setzte sich der Meister mit seinen Schülern zusammen und bat sie, ein Feuer anzuzünden.
»Der spirituelle Weg gleicht dem Feuer, das vor uns brennt«, sagte er.
Der Mensch, der es anfachen will, muß den anfänglichen Rauch in Kauf nehmen, der einem das Atmen erschwert und Tränen in die Augen treibt.
Brennt das Feuer jedoch einmal, verschwindet der Rauch, und die Flammen erleuchten alles ringsum, schenken uns Behaglichkeit und Frieden.Aber es könnte doch jemand anderes das Feuer für uns anfachen, meinte einer der Schüler. Und jemand uns zeigen, wie man es anstellt, daß kein Rauch entsteht.
Tut er dies, ist er ein falscher Meister. Er kann das Feuer hintragen, wohin er will, oder es löschen, wann er will. Da er aber niemanden gelehrt hat, wie es angezündet wird, kann es gut sein, daß alle im Dunkeln bleiben.
Von müßigen Gedanken
Der Schüler sagte zum Meister:
»Ich habe den größten Teil des Tages damit verbracht, über Dinge nachzudenken, über die ich nicht nachdenken sollte, mir Dinge zu wünschen, die ich mir nicht wünschen sollte, Pläne zu schmieden, die ich nicht schmieden sollte.«
Der Meister lud den Schüler ein, ihn auf einen Spaziergang im Wald hinter seinem Haus zu begleiten. Er zeigte auf eine Pflanze am Wegrand und fragte den Schüler, was für eine Pflanze das sei. »Belladonna«, sagte der Schüler. »Sie tötet jeden, der ihre Blätter ißt.«
»Aber sie kann niemanden töten, der sie einfach nur ansieht«, sagte der Meister. »Ebensowenig können verwerfliche Wünsche dem etwas anhaben, der sich nicht von ihnen verführen läßt.«
LG
Timeless :-/ :D
25.06.2003 18:16 •
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