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Keine Liebe, aber Vergessen geht auch nicht

M
Hallo zusammen,
ich richte mich mit einem Problem an euch und hoffe, es kann jemand helfen. Wobei ich tatsächlich annehme, dass die Hilfe auf therapeutischer Ebene stattfinden muss.

Ich möchte das Thema mit meinem Ex nicht völlig neu aufrollen. Wir waren nur drei Monate zusammen, online kennengelernt, er gab Gas wie verrückt und ich war erstmal zurückhaltend. Er wirkte auf mich sehr ambivalent, forderte sehr viel Aufmerksamkeit und wertete mich aber oft ab, wenn er sich angegriffen fühlte. Was ständig der Fall war. Allerdings war er auf oft sehr lieb und fürsorglich. Ich bin ein sehr intuitiver Mensch und die ganze Zeit war da so ein Gefühl, ich vertraute ihm nicht. Es stellte sich heraus das ich Recht hatte, da er in der gesamten Zeit weiterhin Kontakt online zu anderen Frauen hatte. Mit manchen telefonierte und ich nehme auch an, traf.
Wir trennten uns.
Ich wollte ihn nicht aufgeben. Es würde jetzt ausufern zu erklären warum. Stark zusammengefasst, konnte ich seine Ambivalenz verstehen - nicht die Sache mit den Frauen - und ich nahm an, es würde besser werden.
Es folgte ein langes Hin und Her. Ich war nicht in der Lage die KS konsequent durchzuziehen. Dauernd hatte ich Angst, er findet eine Andere. Und das obwohl ich weiß, dass er auch mit anderen Frauen nicht glücklich würde. Eigentlich sollte es nicht mein Problem sein. Ich konnte aber einfach nicht loslassen. Konnte nicht aufhören an ihn zu denken.
Wichtig zu erwähnen ist, dass ich beruflich in diesem Jahr in einer sehr schweren Phase steck(t)e. Neuer Chef, fachlich und sozial eine Katastrophe. Er begann mich zu mobben. Das Schlimme, meine Kollegen die ich seit 15 Jahren kenne, haben es nicht begriffen. Die Firma geriet in Schieflage. Ich baute immer mehr ab. Erst der anstrengende Freund, dann die Trennung mit dem langen Hin und Her. Ich baute immer mehr ab. Hatte schon Anwalt und Rechtsschutzversicherung besorgt.
Ich glaube, ich hielt auch deswegen so lange an ihm fest, weil trotz der miesen Situstion mit ihm, es immer noch eine Ablenkung war. Vom Job. Denn ich machte nicht krank und ging jeden Tag hin.
Der Chef musste nach 10 Monaten gehen. Er hinterließ nur Scherben. Mit meinem Ex war das Hin und Her dann auch beendet, da er wieder den Kontakt zu anderen Frauen suchte.
Ich dachte, nun kann ich zur Ruhe kommen. Die brauchte ich dringend. Doch dann kam leider das Loch. Es war wie eine Nachwehe der letzten Monate. Ich zog mich total zurück, machte keinen Sport mehr. Ich konnte nur noch an meinen Ex denken. Ich weinte jeden Tag. Nicht immer wegen ihm. Manchmal wusste ich nicht mal warum. Ich begriff, ich rutsche in eine Depression.
Nach einer Weile habe ich Ablenkung versucht. Wieder etwas Sport. Datingportale. Ab und zu was mit Freunden. Aber ich spürte die Einsamkeit knallhart. Immer wieder gab es Kontakt mit meinem Ex. Mal begann er zu schreiben. Mal ich. Recht oft wies ich ihn wieder in die Schranken, da ich annahm, dass er eh wieder andere Frauen parallel hat.
Mein Problem ist: ich kann einfach nicht aufhören an ihn zu denken. Ab und an Kontakt zu suchen. Hin und wieder zu stalken (schauen ob er online ist, ob es was neues auf FB gibt). Mich treibt immer die Frage an, ob er eine andere hat. Eine die besser ist als ich. Die es schafft ihn zu halten. Dabei weiß ich sehr genau, was das für ein Quatsch ist. Er ist sehr schwierig, sagt er selbst. Ich war selten glücklich mit ihm. Er hat mir teilweise den letzten Nerv geraubt. Und dennoch bekomme ich ihn nicht aus meiner Birne.
Ich glaube langsam, es geht gar nicht um ihn. Sondern um die gescheiterte Beziehung. Beschäftige ich mich so sehr mit ihm, damit ich mich nicht mit mir beschäftigen muss?
Kennt das jemand? Ich muss damit aufhören! Spätestens wenn er mir vor den Latz knallt, dass er wirklich jemanden hat, wird es mich . ja ich weiß nicht. umhauen?! Ich habe offenbar Selbstwertprobleme, weshalb andere Frauen für mich eine krasse Abwertung darstellen.
Dabei finden mich sehr viele sehr attraktiv. Ich selbst sehe das eher nicht so und das scheint Teil des Problems.
Ich bin schon dabei, eine Therapie zu beginnen. Denn so geht es nicht weiter. Mit ihm war ich nur kurz zusammen. Ich habe Trennungstechnisch mit meinen 36 Jahren noch nicht wirklich schlimmes erlebt. Wenn ich mir die Schicksale anderer durchlese. meine Güte, warum kriege ich denn diese kleine Trennung und diesen Mann nicht aus meinem Kopf.

Das mag sehr verwirrend klingen. Kann das jemand nachvollziehen? Gibt es vielleicht einen Tipp?

Danke

09.11.2017 23:21 • #1


Luto
Zitat von mitsubi:
forderte sehr viel Aufmerksamkeit und wertete mich aber oft ab, wenn er sich angegriffen fühlte. Was ständig der Fall war.

wie sah das konkret aus?

ansonsten ist es öfters so, dass wenn die Beziehung nicht aus Liebeserkaltungsgründen scheitert, das Loslassen schwieriger ist, vielleicht weil man das Gefühl hat, eine nicht gelebte Liebe verpasst zu haben ...

10.11.2017 07:15 • x 2 #2


A


Keine Liebe, aber Vergessen geht auch nicht

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Kummerkasten007
War es eine Online-Beziehung oder habt ihr euch regelmässig getroffen?

10.11.2017 07:30 • #3


M
[quote=Luto]
wie sah das konkret aus?

Er ist starker Egozentiker. Begeistert sich schnell an etwas oder jemanden und wertet es aber schnell wieder ab. Er wollte mich dauernd sehen und fuhr, auch als wir schon zusammen waren, nur fürs Kino zu mir (125km Entfernung). Später dann hing ihm das Fahren zum Hals raus. Ich fuhr natürlich auch zu ihm.
Oft interpretierte er normale Aussagen meinerseits als Abwertung. Ich wollte eine normale Entwicklung und nichts überstürzen und wenn ich in diesem Zusammenhang mal sagte, Wir sind doch erst zwei Monate zusammen, begann er ab dann den Rückzug.
Wenn ich sagte, auf einem aktuellen Foto sieht er müde aus, begann er zu diskutieren. Nie würde er ein Foto hochladen, dass ihm nicht gefällt.
Er sendete mir ständig Updates seiner sportlichen Leistungen. Reagierte ich nicht bewundernd genug, war er beleidigt.
Blödes Beispiel aber passend: zunächst fand er mich körperlich sehr toll, meinen Rücken gut, paar Wochen später sollte ich mal meinen Rücken trainieren. Ich sei zu dünn. Zu Beginn freute er sich, dass ich so viel Sport mit ihm treibe, so eine Freundin hätte er noch nie gehabt, dann aber war es ihm nicht genug. Ich war nicht schnell genug, er hätte mich für ehrgeiziger gehalten.
Könnte noch viele solcher Beispiele nennen.
Er war allerdings auch höflich (wenn er nicht gerade anmaßend war) und wollte viel mit mir unternehmen. Meine Leute kennenlernen. Meinen Arbeitsplatz...
Er war oft sehr überdreht, in Gesellschaft sehr präsent, wollte im Mittelpunkt stehen. Er kritisierte viel. An der Gesellschaft. An allem. Dann wieder gab es Momente, in denen er wie ein kleiner verletzlicher Junge war.
Warum er so ist, kann ich mir selbst gut erklären und irgendwann begann ich, ihn quasi mit Persönlichkeitsanalysen zu bombardieren. Nach der Trennung, als er sich sehr feige verhielt und ich sehr wütend wurde. Er sagte immer, ich habe Recht mit meiner Sicht der Dinge über ihn. Es wäre vieles dran an meinen Ausführungen.
Darum weiß ich auch, dass es nie besser werden würde mit ihm. Solange er sich nicht helfen lässt. Und das tut er nicht. Er stürzt sich in Sport. Und datet und flirtet wieder. Da bin ich mir sicher. Ich würde nie glücklich mit ihm.
Ja, vielleicht habe ich das Gefühl eine Chance verpasst zu haben. Es gab ja viel Gutes. Aber eben auch seine andere Seite, die zu ihm gehört. Daher kämpfe ich nicht mehr um ihn, habe das völlig aufgegeben. Dennoch suche ich hin und wieder Kontakt. Und fühle mich nicht wert genug. Wäre ich schöner, lieber gewesen oder hätte ich mein Bauchgefühl einfach mal angesprochen? Wäre es dann anders gekommen? Hätte ich anders mit seinem Betrug umgehen sollen? Konsequenter sein bestimmt. Dieses Hin und Her nervt ja mich selbst ebenfalls und damit macht man sich gegenseitig nicht gerade attraktiver.

10.11.2017 08:59 • #4


M
Zitat von Kummerkasten007:
War es eine Online-Beziehung oder habt ihr euch regelmässig getroffen?

siehe unten

10.11.2017 09:00 • #5


Luto
Zitat von mitsubi:
Und fühle mich nicht wert genug. Wäre ich schöner, lieber gewesen oder hätte ich mein Bauchgefühl einfach mal angesprochen? Wäre es dann anders gekommen? Hätte ich anders mit seinem Betrug umgehen sollen?

wenn Deine Wertschätzung von einem Mann abhängt, hast Du wirklich keinen Wert.
wenn der Mann dann auch noch psycho ist, dann ist das der Tod.
und nein, es wäre niemals anders gekommen, wenn Du Dich anders verhalten hättest.
es wäre anders gekommen, wenn Du seinen Totalschaden gesehen hättest, bzw. Dich deswegen weit von ihm fern gehalten hättest. Vielleicht wäre es nicht schlecht, mal dahinter zukommen, warum Du an einer Person hängst, die Dich abwertet, und die Dir mit Sicherheit nicht gut tut. Sonst wird der nächste Beziehungsversuch ein ähnliches Muster haben.

10.11.2017 19:02 • #6


M
@Luto
Meinen Wert mache ich nicht von einem Mann abhängig. Mein Selbstwertproblem ist ein generelles. Würde ich meinen Wert von einem Mann abhängig machen, könnte ich mir ja einfach den Nächsten suchen. Darum geht es mir ja nicht. Ich möchte aus diesem Dilemma raus, so schwer loslassen zu können obwohl ich weiß, es bringt nichts.

10.11.2017 19:14 • #7


Ronja85
@mitsubi ich fühle aktuell auch sehr ähnlich wie du. Die Trennung von meinem ex lässt mich nicht los, obwohl ich vom Kopf weiß dass es wohl das beste ist. Auch ich will mir therapeutische Unterstützung suchen, hatte schon ein erstgespräch mit der diagnose abhängige Persönlichkeitsstörung. Hier geht es um das Selbstwertgefühl welches in der Kindheit nicht richtig gelernt wurde. Ich fand es einleuchtet nach dem ich mich etwas darüber informiert habe. Gerade habe ich das Buch von Stefanie Stahl das Kind in dir muss Heimat finden gelesen. Ich wünsche Dir viel Glück. Man kann nur sich selbst ändern und so die richtigen Entscheidungen Treffen, auch die Stärke sich zu trennen. An der praktischen Umsetzung arbeite ich aber auch noch

10.11.2017 19:34 • x 1 #8


M
@Ronja85
Hallo Ronja, tut mir leid das es Dir auch so geht. Wenn Du sagst, die Trennung sei wohl besser so, dann interpretiere ich das Wörtchen wohl so, dass diese Einsicht noch nicht zu 100% bei Dir angekommen ist. Ist das so?
Das ist bei mir anders. Die Trennung ist gut, soweit bin ich schon. Die beschriebenen Handlungen von mir in seine Richtung, werden immer weniger. Dennoch vergeht nicht ein Tag ohne an ihn denken zu müssen. Das nervt.
Das Buch von S. Stahl lese ich auch derzeit. Habe noch mehr von ihr bestellt. Wie lange bist Du getrennt?

10.11.2017 19:40 • x 1 #9


Luto
Zitat von mitsubi:
Ich möchte aus diesem Dilemma raus, so schwer loslassen zu können

Ich kann das übrigens auch überhaupt nicht gut, habe viel Selbstwertgefühl, null Trennungsängste in einer Beziehung, aber brauche nach einer Trennung oft viiiiiiel zu lang um loszulassen... weiß auch nicht, woher da kommt, ist aber mit Sicherheit auch nicht ganz gesund... aber man kann das Loslassen kaum beschleunigen. Es dauert eben so lange, wie es dauert. man kann sich höchstens zu totaler Kontaktsperre zwingen. Das ist bei den meisten Leuten effektiver, bei mir hat's nie wirklich den Unterschied gemacht...

10.11.2017 19:45 • #10


Ronja85
@mitsubi ich muss sagen dass ich in der Beziehung auch viele Fehler gemacht habe und mich jetzt auch klarer sehe. Ich glaube ich hätte jetzt ein Fundament an der Beziehung zu arbeiten aber er meinte die Gefühle sind weg. Deshalb sehe ich auch keinen Grund zu kämpfen. Auf der anderen Seite hat er auch Fehler gemacht aber ich denke das sieht er nicht so. Deshalb hätte es wohl keine Zukunft. Die Trennung ist erst 3 Wochen her, aber mir geht es kein Stück besser obwohl ich innerlich damit abschließen will. Da du dir ja eigentlich sehr sich bist, liegt die Wurzel bestimmt bei deinem Selbstwertgefühl. Die Bücher von Stahl finde ich super, da ich so einfach vieles verstehen kann und hoffe mir so auch selber aus dem Loch zu helfen aber die Gedanken sind auch immer noch da und bei mir schon das zweite mal dass ich so reagiere. Es nervt mich auch sehr

10.11.2017 19:51 • #11


M
@Luto
Was genau macht es Dir denn so schwer? Gar keine Idee?
Es gibt ja 1000 Ratschläge wie das Loslassen besser klappen kann. Grundprinzip scheint Konsequenz. Dumm nur, wenn man die nicht hat. Wobei ich die nur dann ablege, wenn mein Gegenüber ebenfalls so ist.
Ich hatte eine vierjährige Beziehung mit einem, wie sich dann rausstellte, Depressiven. Er war sehr lieb und fürsorglich, aber extrem unsicher und sozial zurückgezogen. Ich trennte mich zweimal von ihm. Bei der ersten Trennung fühlte es sich richtig und gut an - bis ich herausfand, dass er schnell eine Neue hatte. Ab dann war der Liebeskummer da. Vier Monate lang. Ich meldete mich gar nicht bei ihm, bis er schrieb. Wir kamen wieder zusammen, aber leider waren seine Probleme größer als zuvor. Nach einem Jahr trennte ich mich wieder, ich liebte ihn nicht mehr. Die Trennung war sauber und alles war gut. Loslassen kein Problem, da man damit wohl schon während der Beziehung anfing.
Gestern überlegte ich, ob es daran liegt, dass so viel unanausgesprochen ist. Wir sind war im Kontakt gewesen eine Weile und er hat mal kurz erklärt, was in ihm vorging. Aber grundsätzlich ist er sehr verschlossen was sein Inneres angeht. Ich denke, er weiß vieles selbst nicht.
Allerdings ist er recht empathielos. Würde ich ihn konkretes fragen, könnte die Antwort sehr unangenehm für mich werden. Darum lasse ich es lieber und hoffe, die Zeit wird es richten.

10.11.2017 19:57 • #12


M
@Ronja85
Oh, noch so frisch. Na da wären viele noch nicht weiter. Gib Dir mal ruhig mehr Zeit. Manchmal erwartet man vielleicht zu viel von sich selbst.

10.11.2017 20:07 • x 1 #13


A


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