Keine Zeit für Beziehung Freund macht Schluss

D
Hallo zusammen,

ich bin neu in diesem Forum, habe an den letzten Tagen viel als Gast mitgelesen. Was ich mir erhoffe? Vielleicht ein paar Tipps, vielleicht etwas Köpfchenstreicheln oder Kopfwaschen, etwas Mutzusprechen Bitte entschuldigt jetzt schon, dass der Text lang wird.

Bis Dienstag war ich etwas über 1 ½ Jahre mit einem Freund zusammen und überwiegend glücklich. Von Anfang an war da ein starkes Band: Wir konnten über Gott und die Welt reden, haben den gleichen Humor, die gleichen Werte und Vorstellungen für die Zukunft. Von der körperlichen Anziehung mal ganz zu schweigen Von Anfang an habe ich ihm vertraut, konnte mich fallen lassen.

Dabei waren die Voraussetzungen für die Beziehung alles andere als rosig: Ich kam aus einer zehnjährigen Beziehung (keine Kinder), in der ich betrogen wurde. Er hatte eine mehr als 20-jährige Beziehung (17 davon verheiratet) mit drei Kindern hinter sich. Seine Mutter ist schwer demenzkrank, der Vater baut auch immer mehr ab. Der Job fordert uns beide extrem.

In den ersten drei Monaten haben wir uns jeden Tag gesehen, nach einer Woche sagte er schon, dass er mich liebt (was mich leicht überfordert hat), sprach von Zusammenziehen und Heiraten. Dann zog seine Nochfrau mit dem jüngsten Kind zu ihrem neuen Partner, die beiden größeren wollten beim Papa bleiben. Auch das haben wir hingekriegt. Irgendwie jedenfalls: Es gab viele spontane Planänderungen, wir haben uns seltener gesehen, hatten die ersten Auseinandersetzungen. Er wollte direkt Familienleben und suchte nach einem Haus, ich wollte die Kinder lieber erst mal in Ruhe kennenlernen und weder sie noch mich überfordern.

So ging es die vergangenen Monate immer weiter, die Herausforderungen in seinem privaten und beruflichen Umfeld wurden immer größer, der Stress mehr. Von Zusammenziehen war immer weniger die Rede, dafür zog er sich immer mehr zurück. Im Januar wurde bei ihm eine Überlastung diagnostiziert. Manchmal hat er sich tagelang eingeigelt und ist aus seiner Höhle nur rausgekommen, wenn es um seine Eltern und seine Kinder ging. Alles verständlich! Auch wenn ich zugeben muss, dass mich mein Rang in seiner Prioritätenliste oft verletzt hat. Hilfe und Unterstützung hat er aber nicht angenommen (allerdings auch nicht von anderen), sich von mir immer weiter zurückgezogen, mich zig Mal versetzt ich bin gefühlt gegen Tausende Wände gelaufen. Habe geheult und gekämpft, war wütend und verletzt, habe versucht, sein manchmal tagelanges Schweigen auszuhalten. Eine extreme Zeit, echt. Denn ich halte es nicht aus, Menschen, die mir nahestehen, leiden zu sehen, möchte da sein, selbst wenn ich nur schweigend danebensitze. Das Gefühl, ausgeschlossen zu werden, zermürbt mich total. Aber dieses Verhalten ist wohl typisch für jemanden, der in eine Depression schlittert.

Die vergangenen drei Wochen im Schnelldurchlauf: Ich habe mir das Sprunggelenk gebrochen und darf insgesamt sechs Wochen überwiegend liegen, kann nur das Nötigste allein stemmen, ohne Hilfe von außen wäre ich aufgeschmissen. Ihm fordert der Alltag mit Corona alles ab: Im Job sind mehr als 12 Stunden momentan quasi normal, die Kids müssen durch den Schulausfall deutlich mehr betreut werden, Vater ist aktuell im Krankenhaus. Kurz: nur Stress und keine Zeit.

Und mit dieser Begründung hat er am Telefon Schluss gemacht: Er liebt mich, kann mir momentan aber nicht das geben, was ich mir wünsche und verdiene, und keine Liebe zeigen oder geben, er fühlt sich nur noch leer und hat keine Zeit für eine Beziehung. Er hat keine andere und will keine andere. Nach dem Telefonat hat er mir noch Nachrichten geschickt, dass wir noch mal richtig reden müssen und er sich auch nicht vorstellen kann, dass ich nicht mehr in seinem Leben bin.

Ja, und nun? Mist, verdammter, ich liebe diesen Kerl, er war trotz der nicht leichten Zeit und der fordernden Familienkonstellation mein Perfect Match. Probleme gibt es in jeder Beziehung und Lösungen gibt es auch. Dass er aktuell keine Zeit hat, verstehe ich auch wenn es in meiner derzeitigen Situation richtig weh tut. Aber das ist doch kein Grund, eine Beziehung zu beenden. Oder doch? Übersehe ich irgendwas? Ist der Grund vielleicht nur vorgeschoben? Wie gehe ich am besten damit um? Was würde ein persönliches Gespräch bringen, außer noch tiefer im Tränental zu landen? Wofür braucht/will er das? Und ja auch die Frage habe ich: Gibt es irgendwann einen Weg zurück, wenn bei beiden noch Liebe da ist (wenn der Zeitgrund nicht vorgeschoben ist)?

Danke an alle, die sich alles durchgelesen haben ich hoffe, ich habe nicht zu wirr geschrieben, weil ich nur noch Spaghetti im Kopf habe und das Knäuel nicht entwirren kann. Vielleicht habe ihr ja Tipps für mich.

Liebe Grüße
D.

10.04.2020 00:53 • #1


Lebensfreude
ihr seid 1 1/2 Jahre zusammen und keine Teenies mehr. Verstehen kann ich das Ganze auch nicht.
Zieh Dich zurück. Und schau, was von ihm noch kommt, aússer Ausreden.

10.04.2020 01:01 • #2


S
Hey Dori, ja ich habe mir alles durchgelesen. Erstmal möchte ich auch dich hier willkommen heißen, fühl dich gedrückt und ja.. es sind gerade echt mickrige Zeiten, gerade für Beziehungen.
Weißt du, wir werden sicher noch öfter reden und bestimmt wirst du noch etwas mehr erzählen aber für den Moment kann ich dir nur sagen:

Deine Gegenseite ist erwachsen und er hat eine Entscheidung getroffen. Ja, das schmerzt ungemein und ich denke, ich hab auch eine Ahnung, wie sehr dir das gerade weh tut, aber das müssen wir jetzt so, wie es ist, erstmal hinnehmen. Ich sage bewusst wir, weil du nicht mehr allein mit deinem Problem bist.
Wollen wir erstmal schauen, dass du die nächsten Tage halbwegs gut herum kriegst, hast du dir was vorgenommen`?. Ich weiß, die Situation gerade ist echt mies.
Ich schlage vor, du schreibst ruhig weiter deine Nöte von der Seele. Ich versichere dir, es wird gelesen.

10.04.2020 01:42 • #3




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