Keinen Plan haben / Persönliche Krise

F
Hallo in die Runde.

Ich muss etwas ausholen, um das Problem präzise darlegen zu können und hoffe, dass ich ein paar Antworten bekomme.

Meinen Partner (m/ Anfang 30) habe ich (w/ Ende 20) vor ein paar Jahren auf der Arbeit kennengelernt. Damals waren beide vergeben und wir tauschten lediglich berufliche Kontaktdaten aus. Als wir uns wieder trafen, waren beide Single und im darauffolgenden Monat sind wir uns näher gekommen.
Es war von vorneherein klar, dass bei uns beiden berufliche Veränderungen anstehen würden. Er hatte gerade eine neue Stelle in einer anderen Stadt angenommen und freute sich sehr darauf. Er hatte mit meiner Stadt eigentlich abgeschlossen. Als es zwischen uns ernster wurde, beschlossen wir, dass wir eine Fernbeziehung führen würden und er an den Wochenenden pendeln würde.
Leider war die Stelle überhaupt nicht so, wie besprochen und die Wohnungssuche gestaltete sich in der neuen Stadt mehr, als schwer. Das habe ich alles unter der Woche per Telefon / Messenger mitbekommen und am Wochenende war die Laune meines Partners sehr schwankend. Freude darüber, dass wir uns sahen wechselte sich häufig ab mit Traurigkeit und Unzufriedenheit mit der eigenen Situation.

Nach kurzer Zeit beschloss er, die Stelle aufzugeben, weil sie absolut nicht dem entsprach, was am Anfang besprochen wurde. Nahtlos bekam er eine neue Stelle in einer anderen Stadt, die noch weiter weg ist. Das Modell Fernbeziehung + Pendeln blieb bestehen und es stellte sich eine kurzzeitige Besserung seiner Launenhaftigkeit ein.
Ich muss dazu sagen, dass es in dieser Zeit seiner Unzufriedenheit böse gesagt fast ständig um ihn und seine Probleme ging. Ich habe meine zeitweise zurückgestellt, weil ich gemerkt habe, dass ihn derzeit alles sehr mitnimmt - und das obwohl es bei mir beruflich privat ebenfalls rundgeht.
Nun sind ein paar Wochen seit der Annahme der neuen Stelle vergangen. Er war einige Tage zuhause (er kommt ursprünglich aus einer ganz anderen Ecke in Deutschland) und ist seit dem wieder sehr unzufrieden.
Ich habe erst nicht darauf angesprochen, aber ich wollte nicht schon wieder meine Bedürfnisse hinten anstellen und ich habe seine Unzufriedenheit nicht verstanden, beziehungsweise den erneuten Wandel dorthin.

Wir haben in den letzten Tagen zwei sehr ernste Gespräche geführt. Ausgelöst wurden sie, weil er sehr traurig war, dass es einem wichtigen älteren Familienmitglied zuhause nicht gut gehen würde. An dem Abend sagte er, dass er nicht wisse, wie er diesem Familienmitglied beistehen solle, weil sein Lebensmittelpunkt ja in meiner Stadt wäre und nicht zuhause. Auf meine Frage hin, was im Falle eines Umzugs nach Hause mit unserer Beziehung passieren würde, wusste er keine richtige Antwort, außer die, dass er generell aufgrund der unsicheren beruflichen Situation (die Stelle im Moment ist projektweise befristet) nicht wissen solle, wie alles weitergehen soll. Auf eine spätere Frage hin antwortete er, dass es ihm generell schwer fallen würde, über seine Gefühle zu sprechen, weil er Angst habe, Schwäche zu zeigen.
Am Abend darauf sagte er, dass er unzufrieden sei mit seiner Gesamtsituation und er weiterhin überlegen würde, wie er näher bei seiner Familie sein könne. Er stellte unsere Beziehung und die Familie in eine entweder-oder-Position, quasi entweder sei er am Wochenende bei mir oder bei der Familie zuhause. Dies hat mich sehr traurig gemacht und ich habe ihm später mitgeteilt, dass ich nicht auf einer Seite einer entweder-oder-Entscheidung stehen wollen würde. Dass ich verstehen würde, dass ihm die Familie wichtig sei und dass man als Paar, wenn man über die Sachen reden würde, vieles zusammen schaffen könne. Ich will nicht, dass er zwischen mir und seiner Familie wählen muss und habe das auch nie verlangt!
Nach langem Schweigen sagte er mir, dass ich ihn emotional überfordern würde, woraufhin unsere Diskussion begann.

Ich erlebte ihn zum ersten Mal emotional und zutiefst gerührt. Er sagte, dass er nicht wisse, wie er es allen recht machen könne. Dass er die Familie in den letzten 2 Jahren voller Arbeit vernachlässigt hätte. Dass seine Freunde zuhause ihm sehr wichtig wären und er jedes Mal traurig wäre, wenn er wieder fahren müsse, obwohl er sich sehr freuen würde, Zeit mit mir zu verbringen. Dass er das Gefühl habe, dass auch wir zu wenig Zeit hätten und ihn die unsichere berufliche und persönliche Zukunft sehr fertig mache. Dass er in meiner Stadt keinen richtigen Freundeskreis habe, ich die Stadt jedoch damit, dass ich in sein Leben gekommen sei, erst wieder lebenswert für ihn gemacht hätte. Dass er mich sehr gern habe, dass es sich richtig mit mir anfühle und er gerne etwas Ernstes mit mir aufbauen wollen würde, aber derzeit einfach keinen Plan habe, wie er alles unter einen Hut kriegen solle.

Zwar haben wir in diesem sehr emotionalen Moment festgestellt, dass uns beiden viel an dem anderen liegt und dass wir zusammenbleiben möchten, jedoch weiß ich nicht so richtig weiter. Die Hoffnung, dass die Unzufriedenheit und Launenhaftigkeit mit dem Jobwechsel weniger werden, hat sich nicht erfüllt, da jetzt neue Probleme da sind, die ihn wieder aus meiner Stadt ziehen. In traurigen Momenten denke ich, er würde eine Ausrede suchen, um wegziehen zu können. In rationalen Momenten verstehe ich, dass er hier nur mich hat, in der Stadt in der er arbeitet, nur die Arbeit und alles andere, was ihm wichtig ist, eben zuhause ist.

Ich bin mit der Situation überfordert, ich habe mich wirklich sehr in diesen Menschen verliebt. Am liebsten würde ich ihm helfen, aber die Krise hat er mit sich selbst und außerdem ist er ein Mensch, der sich nicht gerne helfen lässt und Hilfe häufig mit Bevormundung gleichsetzt.
Ein Stück weit habe ich auch Angst, mit ihm über meine Probleme / weitere Pläne zu sprechen, da er mir zu verstehen gibt, dass er gerade ganzheitlich nicht planen kann.
Auf der einen Seite kann ich ihm die Entscheidung nehmen, in dem ich mich trenne und er sich dann voll auf Beruf / Familie konzentrieren kann; auf der anderen Seite empfinden wir etwas füreinander und ich will diese Beziehung, so frisch sie auch ist, nicht einfach so aufgeben.

Danke an jede/n, die/der soweit gelesen hat.
F

06.05.2019 09:13 • #1


Sari17
Hallo,

Schön das du hier ins Forum gefunden hast. Bestünde die Möglichkeit, das ihr in der Nähe seiner Familie einen Neustart beruflich wie in der Beziehung hinlegt. Es wäre sicherlich mit vielen Risiken verbunden, vermutlich mehr für dich, da du sicher auch ein persönliches Umfeld in deiner Stadt hast, daher die Frage. Wäre es dennoch eine Option?

06.05.2019 09:21 • #2


F
Hi und danke fürs Lesen und deine Antwort!

Per se wäre das eine Option für mich. Dadurch, dass ich freiberuflich bin und nicht so stark familiär gebunden bin, könnte ich mir das prinzipiell vorstellen.

Durch dieses ganze ich kann derzeit ganzheitlich nicht planen und die emotionale Überforderung hätte ich Angst, mit so einem Vorschlag zu weit zu gehen. Vor allem, weil wir nicht lange zusammen sind.

06.05.2019 09:24 • #3




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