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Kindheit im Wandel - von der Gnade der frühen Geburt

Blanca
Bin gerade nochmal über einen Artikel gestolpert, den ich seit vielen Jahren wirklich liebe - da gehen bei mir alle nostalgischen Lampen an und mehr:


Kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten

Auszüge:

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst.
[...]
Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein.
[...]
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!


welt.de/welt_print/article1468743/Kaum-zu-glauben-dass-wir-so-lange-ueberleben-konnten.html


Viel Freude beim Lesen.


Yeah!

14.08.2016 14:52 • x 1 #1


E
Und nun hat der Artikel einen weiteren Fan ...
Ich wünsche den Kindern von morgen die Kindheit von gestern zurück.
Einen größeren Gefallen könnten wir unserer Gesellschaft, die dabei ist, verwöhnte Egomanen zu produzieren, nicht tun.

Frage mich nur angesichts des Artikels: Warum sind viele Kinder der 50er, 60er, 70er (und dann oder aber erst recht die späteren Jahrgänge) so andere (ich wollte erst sagen schlechtere) Eltern geworden?

14.08.2016 17:37 • x 3 #2


A


Kindheit im Wandel - von der Gnade der frühen Geburt

x 3


338
Zitat von Elerya:
Frage mich nur angesichts des Artikels: Warum sind viele Kinder der 50er, 60er, 70er ....so andere ....Eltern geworden?


Weil sich u.a. die Rahmenbedingungen geändert haben?
Was Autos betrifft, gab es früher im Verhältnis zur Anzahl der Autos schon mehr Verkehrstote als heute (Statistiken kann man sich ergoogeln), Gurte für das Auto haben genauso Sinn wie Helme für Moped/Motorad usw.

Ich erinnere mich auch gern an meine Kindheit zurück (na gut gerade noch die 70er mit meiner Kindheit erwischt).
Wobei ich sagen muss, dass vieles aus dem Artikel doch heute noch zutrifft

...Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche, und niemand starb an den Folgen...

...Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter, und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus...

...Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen...

Der Artikel ist nett zu lesen, etwas nostalgisch und er pauschalisiert für mich zu viel. Nur weil einige Eltern über ihren Kindern schweben, machen das längst nicht alle. Es kommt auch darauf an, wo man wohnt. Auf dem Lande ist es sicherlich anders als in einer Mio-Großstadt.
Die Kindheit unserer Kinder gestalten wir Eltern mit

15.08.2016 11:30 • x 2 #3


V
ach komm, die Welt wird nicht schlechter, sondern nur anders

Mir fehlen auch so einige Dinge aus meiner 70er Jahre Kindheit. Die Warteschlange vor der einzigen Dorf-Telefonzelle ist es allerdings nicht !

Und wenn ich meine Neffen sehe wie selbstverständlich die in der Welt verreisen, Studieren, dort ausländische Freunde finden (und per Internet auch halten) dann ist das eine ausgesprochen positive Entwicklung. Das gabs damals nicht oder nur sehr selten.

15.08.2016 18:03 • x 1 #4


Blanca
Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.

Leitungswasser ist besser als sein Ruf.

15.08.2016 18:49 • x 1 #5


338
Die Trinkwasserqualität wird in Deutschland penibel überwacht.
Einziger Unsicherheitsfaktor sind hauseigenen Leitungen (uralt aus Blei, aber kaum noch anzutreffen).
Ich finde, Leitungswasser hat keinen schlechten Ruf und trinken sehr viele (auch Ewachsene einschl. ich)

@ Blanca
Du klingst etwas wehmütig?

16.08.2016 07:34 • #6


L
Früher war nicht alles besser.

Aber vieles.

16.08.2016 07:59 • #7


P
Ich vermisse diese Zeit sehr. Unter dem Blumentopf lag der Schlüssel, wir mussten nicht klingeln. Woran ich mich gut erinnere. Die Gruppengröße. Wir waren zwischen 6 und 12 Kinder die zusammen spielten.

04.09.2016 09:40 • #8


Blanca
Zitat von Elerya:
Ich wünsche den Kindern von morgen die Kindheit von gestern zurück.

Ich auch.

Erinnerst Du Dich noch an die hier?



Das stammt wiederum aus der Kinderzeit meiner Eltern (bzw. sogar noch ein wenig davor).

Aber wie's ausschaut, wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben. Leben ist Wandel.

28.09.2016 19:46 • #9


R
Kann mich gut erinnern, ich hatte so Durst nach der Schule, ich trank aus der Wasserleitung als ich unser Haus betrat. Danach gabs eine Flasche Wasser. Schöne Zeit damals.

28.09.2016 19:57 • #10


F
Und all die flotten jungen Muttis und Väter auf unserer jugendweihe! Da waren die Augen gross! Alle Anfang dreissig.

29.09.2016 18:23 • #11


B
Es muss einem bewusst sein, dass das Gehirn mehr gute als schlechte Erinnerungen speichert. Daher rühren Nostalgie und früher war alles besser-Qualifizierung.

Ich bin für meine Brut froh, dass Ohrfeigen und wenn Du da runterfällst, gibts einen Ar. obendrauf heute nicht mehr normal sind.

Ich bin froh, dass die Wissenschaft in den letzten 30 Jahren so viel erforscht hat, dass heute dumme Sprüche von damals (von nach Kirschen kein Wasser trinken über nicht mit vollem Bauch schwimmen bis zu Ach das bisschen ... macht doch nichts aus) widerlegt wurden.

Ich bin froh, dass neben der körperlichen Unversehrtheit, heute auch die seelische von Gewicht ist.

Ich bin froh, dass gebildete Menschen heute (im Gegensatz zu früher) wissen, dass Härten und Stress im Leben nicht abhärten, sondern schwächen, dass nicht Disziplin das Lernen ermöglicht sondern gewecktes Interesse (hier mal ein freundlicher Gruß von der sog. Spaßgesellschaft an die sog. Leistungsgesellschaft) und dass Kinder nicht als leeres Blatt zur Welt kommen und zum perfekten Menschen erzogen werden können und müssen, sondern schon eigene Begabungen, Vorlieben und Charakter haben, bevor die Eltern sich ans Werk machen.

Ich freue mich für meine Brut, dass ihnen wirklich die Welt offen steht. Vor allem die Welt der Information.

Es tut mir für sie aber leid, dass in den 80ern und 90ern die ihrer Generation zustehenden Ressourcen von meiner und der meiner Eltern für Subventionen an Kraftwerke, Werften, Automobilhersteller, kostenlose Zahnspangen, Brillen und Rentengeschenke etc. verfrühstückt wurden und sie sich mit Atommüll, Nanopartikeln und vielfältigem anderem Unrat herumschlagen müssen, den wir einfach mal so, weils für uns halt günstiger war, rausgeblasen haben, in völliger Ignoranz deren Gefährdungspotential, Folgekosten und krankmachenden Eigenschaften für kommende Generationen.

Leid tut es mir für die Brut, dass gerade meine Generation Mensch und Umwelt so sehr optimiert hat, dass heute niemand mehr als Teenager durchhängen und dann darauf hoffen kann, noch mit einer Pförtnerstelle auf niedrigem Niveau eine Familie ernähren zu können.

Die Möglichkeiten der Jungen sind größer geworden - aber die Anforderungen an sie auch.

Die Gnade meiner frühen Geburt war, dass ich, mein Körper und mein Lebenslauf nicht perfekt sein mussten, um in der Konkurrenz bestehen zu können.
Meine Cousins sind nur 12 Jahre jünger und haben ein System vorgefunden, in dem viel härter aussortiert wird und der Anpassungsdruck viel höher ist.

Da mag ich von den Älteren, die nach einem Partystudienabschluss (ja, ja, das war alles total politisch und voll gesellschaftskritisch und wichtig) mit 3er-Note dennoch einen Job sicher hatten, der sie als Alleinverdiener ein ganzes Haus abbezahlen ließ, trotz jährlichen Urlaub und Familienkombi, zum Thema Leistung und Verweichlichung lieber nichts hören.

30.09.2016 00:41 • x 1 #12


A


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